Premiere von „Zeit der Kannibalen“ im Theater im Depot: Schwarze Komödie basiert auf dem gleichnamigen Film

Die schwarze Komödie „Zeit der Kannibalen“basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2014.
Die schwarze Komödie „Zeit der Kannibalen“basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2014. Foto: TID

Bei den Premieren im Theater im Depot geht es in hoher Taktzahl weiter: Am Samstag feiert eine Glassbooth-Theaterproduktion Premiere. Zu sehen ist „Zeit der Kannibalen“. Es ist eine schwarze Komödie basierend auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2014. Johannes Naber hat das Drehbuch von Stefan Weigl für die Bühne adaptiert.

In zehnminütigen Meetings werden Abertausende arbeits- und existenzlos

Das Stück konfrontiert sein Publikum auf schonungslose Art und Weise mit den eiskalten Strukturen ökonomischer „Dog-Eat-Dog“-Mentalitäten. Im Zentrum der Handlung stehen drei UnternehmensberaterInnen (Jens Dornheim, Dietmar Meinel und Alexandra Schlösser), deren Schwächen, Ängste, Hoffnungen und Ideale ein Spiegelbild unserer Gesellschaft darstellen.

Aus Luxushotels in Drittwelt- und Schwellenländern heraus wickeln sie Produktionsstandorte ab und verpflanzen sie an lukrativere Orte. Sie hantieren im Auftrag ihrer Kunden mit Milliardenbudgets und machen in zehnminütigen Meetings Abertausende arbeits- und existenzlos – und das alles, ohne die ewig gleichen Konferenzräume in den ewig gleichen Hotels je zu verlassen.

Da draußen droht schließlich sowieso nur Gefahr – Smog, Müll, Armut, gelegentliche Terroranschläge und Erschießungskommandos. So begegnen sie ihren Businesspartnern mit sandgestrahltem Haifischlächeln und gnadenlosem Sarkasmus, denn sie wissen, dass das, was sie tun, „nicht schön“ ist. Aber einer muss es ja machen.

Die dargestellten Unternehmensberater sind keine Abziehbilder

Julie Stearns führt bei der Produktion Regie. Foto: Alex Völkel
Julie Stearns führt Regie. Foto: Alex Völkel

Regie bei dem Stück führt Julie Stearns. Seit der Filmpremiere hat der Stoff nichts an Aktualität und Dramatikverloren. Im Gegenteil. Aber auch Witz, Komik und Absurdität sind nicht verloren gegangen.

„Die dargestellten Unternehmensberater sind keine Abziehbilder – sie kommen zu unangenehm an uns heran. Sie sind uns zu ähnlich“, macht Stearns deutlich.

Doch wie passt ein solcher Trend in ein und dieselbe Epoche, die sich auch durch rekordverdächtige Teilnehmerzahlen bei Events und Bewegungen wie Occupy oder Earth Day auszeichnet. Quasi parallel werden neue Flüchtlingsheime und neue Grenzzäune aus dem Boden gehauen.

Stearns: „Unser Wohlstand kann mit einem Fingerschnippen verschwinden“

Kann der moderne Mensch wirklich derart gespalten sein? Oder sind letztendlich alle diese Bestrebungen einfache Heuchelei? Dies und andere Themen werden in „Zeit der Kannibalen“ tiefgehend behandelt, wenn das Publikum sich mit drei Unternehmensberatern auf die Reise von Entwicklungsland zu Entwicklungsland macht.

„Wir befinden uns hier noch in der Komfortzone. Die Außenwelt ist nur zu hören, nicht zu sehen“, erkärt Stearns den Ansatz. „Aber wir werden mehr und mehr Teil des Konfliktes und der Probleme. Unser Wohlstand kann mit einem Fingerschnippen verschwinden.“

HINTERGRUND: Das freie theater glassbooth

Die freie Theatergruppe glassbooth wurde im November 2003 von Jens Dornheim gegründet. Der für den (deutschen) Betrachter zunächst ungewöhnliche Name geht zurück auf die erste Produktion der Gruppe: DER MANN IM GLASKASTEN („The man in the glassbooth“) von Robert Shaw, das im Oktober 2004 in eigener Übersetzung und deutscher Uraufführung auf die Bühne gebracht wurde. Seither adaptiert die Gruppe unter der Leitung von Jens Dornheim jedes Jahr neue Stoffe, oft ungewöhnlich oder kontrovers – für Gesprächsstoff sorgt die Theaterformation jedoch immer.

Mehr Details:

  • Premiere: SA 07.05.2016 um 20 Uhr
  • Eintritt: VVK 15 € / 8 € erm. | AK 17 € / 10 € erm.
  • Weitere Vorstellungen: Sonntag, 08.05.2016 um 18 Uhr und Sonntag, 12.06.2016 um 18 Uhr
    Eintritt:
    VVK 13 € / 8 € erm. | AK 15 € / 10 € erm.
  • Ort: Theater im Depot
  • Die Besetzung: Jens Dornheim (Frank Öllers), Dietmar Meinel (Kai Niederländer), Alexandra Schlösser (Bianca März), Sascha Zinflou (Singh), Elikem Anyigba (Hotelpage), Saghar Seyedloo /Julie Dioum (Zimmermädchen), Ric Oquita (Der neue Chef)
  • Regie: Julie Stearns
  • Assistenz: Lisa Merle Gier, Michael Skodda
  • Produktionsleitung: Alexandra Schlösser

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Reaktionen

  1. glassbooth

    Die Abschlusstournee des Theaterstücks „Zeit der Kannibalen“ (nach dem gleichnamigen Film mit Dewid Striesow) findet im Oktober statt

    Termine:
    Samstag, 8. Oktober 2016, 20h, Essen – Rü-Bühne
    Samstag, 22. Oktober 2016, 20h, Dortmund – Theater im Depot
    Mittwoch, 26. Oktober 2016, 20h, Gelsenkirchen-Buer-Schauburg Kino

    Das freie theater glassbooth bespielt die Bühnen des Ruhrgebiets nun schon seit fast 15 Jahren. Für die jüngste Produktion „Zeit der Kannibalen“ konnte die US-amerikanische Regisseurin Julie Stearns sowie ein internationaler Cast gewonnen werden.

    Weitere Infos finden Sie hier: http://www.glassbooth.de oder auf unserer facebook Seite.

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