Wegen Graffiti-Verunstaltungen bekommt die Skulptur neuen Standort

Das Löwendenkmal aus dem Westpark soll zu „Artgenossen“ in den Dortmunder Zoo umziehen

Immer wieder kommt es im Westpark zu Verunreinigungen der Skulptur durch Sprühattacken. Die Sanierung ist teuer und aufwendig.

Das Löwendenkmal im Westpark erinnert an Soldaten im Deutsch-Deutschen Krieg von 1866. Aus politischen Motiven ist es oft mit Graffiti besprüht worden. Nun soll das Denkmal an einen geschützten und aus Sicht der Verwaltung „passenden Ort“ umziehen: vor das Löwengehege im Zoo. Der Rat muss darüber entscheiden.

Die Skulptur hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich

Das Denkmal hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Und zwar im Wortsinn. Das bekannte Löwendenkmal im Westpark ist Dortmunds ältestes Kunstwerk im öffentlichen Raum und bereits mehrfach umgezogen.

Das Denkmal erinnert an zehn Dortmunder, die in der Schlacht bei Königgrätz 1866 ums Leben kamen. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Die bronzierte Eisenskulptur aus dem Jahr 1869 von Melchior Anton zur Strassen stand zunächst am Königswall, später am Westentor und seit 1952 im Westpark. Und auch dieses Mal steht dem Umzug aus Sicht der Denkmalpflege nichts im Wege, eine Genehmigung der Oberen Denkmalbehörde liegt bereits vor.

Der liegende Löwe steht wegen seiner großen kunsthistorischen Bedeutung unter Denkmalschutz. Er ist nach dem Vorbild des Grabmals von Gerhard von Scharnhorst entworfen worden, das der bekannte Bildhauer Christian Daniel Rauch gefertigt hat und das heute in Berlin steht.

Melchior Anton zur Strassen war ein Schüler Rauchs und hatte für das Dortmunder Denkmal eine Replik der Löwenskulptur seines Lehrers anfertigen lassen.

Stadtverwaltung kommt Wunsch vieler Bürger:innen nach – Rat entscheidet im Mai

Der Löwe und vor allem der Sockel werden im Westpark regelmäßig mit Farbe besprüht. Archivfoto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Auch in Dortmund liegt die Skulptur auf einem hohen Sockel. Er entstand nach Entwürfen der Architekten Hugo Steinbach und Paul Lutter aus rötlichem Granit.

Das Denkmal erinnert an zehn Dortmunder Bürger, die bei der Schlacht bei Königgrätz 1866 ums Leben kamen. An seinem jetzigen Standort im Westpark ist es aus politischen Motiven mehrfach mit Graffiti verunreinigt worden und musste immer wieder mit großem finanziellem Aufwand gereinigt werden.

Zahlreiche Bürger:innen hatten sich in den vergangenen Jahren an die Verwaltung gewandt, um das Denkmal an einen geschützteren Ort versetzen zu lassen.

Im Zoo soll das Löwendenkmal nun vor das Löwengehege platziert werden. Dort stünde es geschützt und wäre rundum begehbar. Der Rat wird in seiner Sitzung im Mai darüber entscheiden.

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Reaktionen

  1. Cornelia Wimmer

    Seltsam: Da regen sich Leute über die militaristischen Implikationen des Löwen-Denkmals so sehr auf, dass sie diese unkenntlich machen. Nun ist die Schlacht bei Königsgrätz (1866!) schon eine Weile her, ganz im Gegensatz zu den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, über die man sich oft mehr zivilgesellschaftliche Aufregung wünschte, ebenso wie über eine bisher in ihren Dimensionen unerreichte Aufrüstung Deutschlands. Auch die Ausführungen von Herrn Pistorius zum Haushaltsgesetz, man wolle künftig, wenn es Not tue, auch „an anderen Orten dieser Welt Stellung beziehen können mit unseren bewährten Maßnahmen, bestehend aus Diplomatie und Entwicklungszusammenarbeit, aber, wenn nötig, eben auch militärisch“. –ausdrücklich nennt er Konfliktherde wie Jemen, Syrien, den Balkan, den Kaukasus und den Indopazifik – (https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/newsletter-und-abos/bulletin/verteidigungsminister-haushalt-2257432) könnten zu erstauntem Nachfragen führen: „Verteidigen“ wir uns demnächst im Indopazifik? – Doch solches geschieht nicht. Aber ein Denkmal, dessen militärische Implikationen nur dem sehr aufmerksamen Betrachter auffallen, – das empört?
    Lasst den Löwen im Westpark. (Immerhin schläft er, was man von den bellizistischen unter unseren Zeitgenossen leider nicht sagen kann). – Und was soll er im Zoo? – Der Westpark-Löwe ist ein Symboltier: Größe, Macht, Stärke soll er verkörpern. Damit keiner meint, mit ihm sei ein echter Löwe abgebildet, ist er unübersehbar stilisiert mit seinen weich fallenden Locken und schönen Pranken. – Neben den Bio-Löwen des Zoos wirkt er geschmacklos, wie ein Topf Plastikblumen im Beet.
    Falls man aber wirklich auf dieser Schiene weitermachen möchte: Dortmund hat eine Nashorn-Plage zu verzeichnen. – Überall stehen sie herum. – Wie wäre es, wenn man diese das Nashorn-Gehege umstellen ließe? – Passt irgendwie nicht?? Der Löwe im Zoo auch nicht.

  2. S. Merchel

    Wenn es wirklich darum ginge, Denkmäler vor zerstörerischen Einflussen der anarchistischen Grafitti Szene zu schützen, müssten dem Löwen noch weitere Denkmäler in den Zoo folgen. Leider mangelt es in Dortmund an einem gewissen Lokalpatriotismus, der es verbieten würde, das eigene Nest zu beschmutzen. Sollte es sich bei den Farbattacken gegen die Skulptur wirklich um Protest gegen den militaristischen Ursprung des Denkmals handeln, könnte dieser auch anders erfolgen. Ich wünschte, der Löwe würde für alle sichtbar bleiben und nicht nur für die zahlende Kundschaft des Zoos. Ich hätte mir daher gut vorstellen können, auf dem Ostwall einen neuen Standort für diesen historischen Zeitzeugen zu suchen – in Ergänzung zum dortigen Schüchtermann Brunnen – um der Innenstadt ein schönes Denkmal zu erhalten!

  3. Michi

    Welche politischen Motive liegen hinter den Aktionen? Kriegsgegnerschaft nehme ich mal an, aber können Sie auch spezifizieren, wogegen genau? LG

  4. Michi

    Nachtrag von GPT-4 bringt auch nur begrenzt Klarheit:

    Das Löwendenkmal in Dortmund, welches an die bei der Schlacht von Königgrätz gefallenen Bürger erinnert, könnte aus verschiedenen politischen Gründen Ziel von Graffiti-Aktionen geworden sein. Hier sind einige mögliche Motive:

    1. **Historische Kontroversen**: Die Schlacht bei Königgrätz war ein zentraler Konflikt im Deutschen Krieg, der zur Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung führte. Dies könnte aus heutiger Sicht kritisch betrachtet werden, insbesondere in Bezug auf die Rolle Preußens in der deutschen Geschichte und dessen militaristische Vergangenheit.

    2. **Anti-Militarismus**: Denkmäler, die militärische Ereignisse oder Personen aus Kriegen ehren, können von Menschen, die pazifistische oder anti-militaristische Überzeugungen haben, als unangemessen oder glorifizierend angesehen werden.

    3. **Aktuelle politische Bezüge**: In manchen Fällen kann ein historisches Denkmal auch für aktuelle politische Aussagen genutzt werden. Graffiti kann als Mittel dienen, um Aufmerksamkeit auf gegenwärtige politische Themen oder Konflikte zu lenken, die die Verfasser des Graffitis mit der Geschichte oder Symbolik des Denkmals verknüpfen.

    4. **Kunst und Vandalismus**: Es ist auch möglich, dass die Aktionen weniger durch tiefgreifende politische Überzeugungen motiviert sind, sondern eher als Form von Vandalismus oder als Ausdruck künstlerischer Selbstentfaltung betrachtet werden.

    Um genau zu verstehen, welche spezifischen politischen Kritiken hinter den Graffiti-Aktionen am Löwendenkmal in Dortmund stehen, wäre es hilfreich, direkte Aussagen oder Bekennerschreiben der Verantwortlichen zu analysieren oder lokale Nachrichten und Berichte zu diesem Thema zu konsultieren.

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