Personeller Paukenschlag: Berthold Meyer ist nicht mehr Theaterchef im Depot – Jens Dornheim ist Geschäftsführer

Vom Vorstandsvorsitz zum Geschäftsführer: Jens Dornheim wechselt vom Ehren- ins Hauptamt. Wulf Erdmann wird neuer Vorsitzender. Foto: Alex Völkel
Vom Vorstandsvorsitz zum Geschäftsführer: Jens Dornheim wechselt vom Ehren- ins Hauptamt. Wulf Erdmann wird neuer Vorsitzender. Foto: Alex Völkel

Einschneidende personelle Veränderungen im Theater im Depot: Berthold Meyer – das bekannteste Gesicht des größten freien Theaters in NRW – ist nicht mehr Chef des Hauses. Nach 14 Jahren als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter will der Verein das Haus und die Organisation dahinter neu aufstellen. Der bisherige Vorsitzende Jens Dornheim ist neuer Geschäftsführer. Die künstlerische Leitung soll – vorbehaltlich des Mitgliederwillens – ausgeschrieben werden. Meyer bleibt dem Haus jedoch projektbezogen erhalten. 

Dissonanzen während des Veränderungsprozesses führten zum Wechsel an der Spitze

Das Theater im Depot ist in der freien Kulturszene ein wichtiger Akteur: Mit seinem vielfältigem Programm bestehend aus Eigenproduktionen und Koproduktionen in Schauspiel und Tanztheater, einem Genre übergreifenden Gastspielprogramm und Beteiligungen an Festivals, Theater- und Tanzwerkstatt mit Kursen und Workshops, Laien-Projekten, Kinder- und Jugend-Kulturarbeit, Kooperation mit Schulen, Ausbildungs- und Stadtteilprojekten kann der Verein aufwarten.

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Doch zahlreiche Veränderungen waren nötig. Das ist wesentliches Ergebnis eines 2017 begonnenen und intensiven Prozesses der Organisations- und Teamentwicklung, die mit der Frage verbunden waren: „Wo wollen wir 2030 mit dem Theater stehen?“ und „Welche Strukturen und Rahmenbedingungen sind dafür notwendig?“.  

Mit der Diskussion um neue Formate und Kooperationen sowie Zielgruppen und eine bessere Vernetzung in der Theaterszene und Stadtgesellschaft sind jetzt auch Veränderungen in der Leitungsstruktur verbunden.

Berthold Meyer ist Leiter des Theaters im Depot. Foto: Alex Völkel
Berthold Meyer war 14 Jahre Leiter des Theaters im Depot. Archivfoto: Alex Völkel

Weiterer Wechsel: Wulf Erdmann ist neuer Vorsitzender des Theaters im Depot

Jens Dornheim wurde zu Jahresbeginn 2020 vollumfänglich mit der Geschäftsleitung betraut, nachdem die Dissonanzen zwischen dem Team und dem bisherigen Leiter immer lauter wurden.

Das Konzert animierte die zahlreichen Besucherinnen und Besuchern zum Tanzen.
Berthold Meyer hob mit Ricarda Erdmann das Roma-Kulturfestival Djelem Djelem aus der Taufe. Er wird auch weiter daran mitarbeiten. Foto: Alex Völkel

Als Konsequenz wurde zum Jahresende der Vertrag von Berthold Meyer als Künstlerischer Leiter nicht mehr verlängert. Die Frage der zukünftigen Besetzung und Nachfolge ist noch offen, auch in der anstehenden Mitgliederversammlung soll darüber gesprochen werden. 

Berthold Meyer übernahm 2006 die Leitung als geschäftsführender Intendant. Unter seiner Leitung entstanden Kooperationsformate wie zum Beispiel das Roma-Kulturfestival „Djelem Djelem“ und das sehr beliebte Kinder- und Jugendtanztheaterfestival „Get on Stage“, das dieses Jahr zum 15. Mal stattfindet. Des Weiteren ist er Vorstandsmitglied im artscenico e. V. und dem „Board of Trustees der Yorick Internationalist Theatre Company“.

Nach 14 Jahren unter der Leitung wird Meyer aber auch zukünftig noch bei einigen Projekten als Dramaturg bzw. Produktionsleiter tätig sein. Zunächst bei „Taxi Driver“, das am 24. April Premiere feiert, und beim Festival „Djelem Djelem“ im Sommer.

Der ehrenamtliche Vorstand wurde ebenfalls neu besetzt. Neben Wulf Erdmann als Vorsitzender fungieren Didi Stahlschmidt und Ricarda Erdmann als stellvertretende Vorsitzende, nachdem Dornheim vom ehrenamtlichen Vorsitzenden zum hauptamtlichen Geschäftsführer des Vereins wurde.

Neuer Geschäftsführer ist seit 2007 im Haus aktiv und war seit 2015 Vorsitzender

Der neue Geschäftsführer ist in der Nordstadt kein Unbekannter: Jens Dornheim wurde 2015 zum ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden des Theater im Depot Dortmund gewählt. Seit 2007 ist er hier aktiv – Dornheim ist künstlerischer Leiter und Mitbegründer der Theatergruppe glassbooth, mit der er seit 2007 regelmäßig im Theater im Depot auftritt.

"Container Love", eine Inszenierung des Theaters "glassbooth" in Zusammenarbeit mit dem Theater im Depot in Dortmund.Premiere ist am Freitag, 29.August 2014 an der Immermannstrasse. Weitere Aufführungen sind am 30.08 und 25.09.
2015 erhielt Dornheims glassbooth-Projekt den Sonderpreis für „Container Love“ bei den Petra-Meurer-Theatertagen im Depot. Foto: Horst Müller

Geboren 1973 in Dortmund und aufgewachsen in Gladbeck, studierte er an der Universität Essen Germanistik, Anglistik und Sozialwissenschaften. Seine Magisterarbeit schrieb er über den „mad scientist in der Filmhistorie“.

Als leidenschaftlicher Filmenthusiast leitete er dort unter anderem den Uni-Filmclub, war Mitorganisator und Dozent für das autonome Kinoseminar und schrieb Filmkritiken für Szene Magazine.

Neben seiner Arbeit für glassbooth hat Jens Dornheim seine Bühnenkompetenz auch auf andere Bereiche ausgeweitet: 2007 entwickelte für den Jugendrat der Stadt Gladbeck ein Unterrichts-Theatermodul. Ab 2008 arbeitet er ebenso als Schauspieler und Theaterpädagoge für die theaterpädagogische Werkstatt (tpw) Osnabrück in Grundschulen von NRW. 

Von 2009 bis 2019 war Jens Dornheim Ausstellungsleiter der Neuen Galerie Gladbeck. Das Ausstellungsprogramm des künstlerischen Leiters Gerd Weggel zeigt so international erfolgreiche Künstler*innen wie Leiko Ikemura, Peter Doig, Thomas Scheibitz oder Candida Höfer.

 

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