Füttern Sie noch ihre Ratten – oder entsorgen Sie schon nachhaltig und bewusst ihre Abfälle aus Küche und Bad?

Peter Saßmannshausen, Kerstin Ramsauer, Klaus Heinze
Sprühaktion: Peter Saßmannshausen (EDG), Kerstin Ramsauer (VZDO) und  Klaus Heinze (EDG). Fotos: Gerd Wüsthoff

Von Gerd Wüsthoff

Im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung (bis 25. November 2018) veranstaltet Umweltberaterin Kerstin Ramsauer von der Verbraucherzentrale NRW gemeinsam mit der EDG Entsorgung Dortmund unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“ eine Graffiti-Aktion in der Innenstadt. Mit dieser Aktion zeigen die Beteiligten auf, was fälschlicherweise über WC oder Abfluss in der Kanalisation landet. Jede/r kann dazu beitragen, das Abwasser so wenig wie möglich zu belasten, damit unsere Natur und unser Trinkwasser so bleiben wie sie sind: Ganz einfach, indem der Abfall richtig entsorgt wird.

Nicht in Toiletten: Feuchttücher, Katzenstreu, Ohrenreiniger, Kondome, Babywindeln und ähnliches

Abfall in der Toilette
Abfall in der Toilette.

Flüssiger und feuchter Müll ist mitunter unappetitlich und sieht dennoch im ersten unkritischen Blick so aus, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Mitnichten: Küchenabfälle, also egal welche Art von Essensresten, locken Ratten an, die sich von diesem Zivilisationsabfall ernähren. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens doppelt so viele Ratten in einer Stadt leben als sie EinwohnerInnen hat. Die EDG schätzt für Dortmund etwas über 1,2 Millionen Ratten in unserer Stadt. Und die Nager haben die Unart, dem Essen hinterher zu klettern.

Es werden aber nicht nur Ratten unachtsamer Weise gefüttert, sondern auch die Rohre verstopft. Im Wohnhaus führt das zu unangenehmen Verstopfungen der Abflussrohre. In der Kanalisation allerdings zur aufwendigen Behebung der Verstopfung innerhalb der Kanäle, und eventuell auch zu übelriechenden Überschwemmungen. Feuchttücher, Katzenstreu, Ohrenreniger, Wattepads, Kondome, Babywindeln und ähnliches gehören nicht in die Toilette.

Aus den Augen aus dem Sinn ist die einfachste Müllentsorgung, aber diejenige mit den weitreichendsten Folgen. Die so „harmlos“ wirkenden Hygiene-Artikel haben eine Faustdicke Überraschung in der Kanalisation – in Form von Verstopfungen.

„Je verschmutzter das Wasser ist, desto tiefer müssen die Verbraucher in die Tasche greifen“, mahnt Ramsauer und wird dabei von Klaus Heise der EDG bestätigt: „Da die aufwendige Wasseraufbereitung immer kostspieliger für die Kläranlagenbetreiber wird, werden höhere Abwassergebühren fällig.“

Abwasserrohre und mögliche unerwünschte Besiedlungen

Abwasserrohre
Abwasserrohre und mögliche Besiedlungen.

Ein weiteres Problem stellt laut Ramsauer die zu hohe Arzneimittelentsorgung dar. „Chemische Stoffe aus den Arzneien sind gesundheitsschädlich, und im Fall von Antibiotika auch Resistenzen erzeugend“, verdeutlicht Heise. „Es wird zunehmend schwieriger für die Entsorgungsbetriebe diese Chemikalien aus dem Abwasser heraus zu filtern.“

Vielfach werden nicht verbrauchte Arzneimittel einfach über den Ausguss in Bad, oder Küche, (und Tabletten) über die Toilettenspülung entsorgt. Leider nehmen die meisten Apotheken teilweise verbrauchte Arzneimittel nicht mehr an, oder nehmen Gebühren dafür, da sie nicht zur Entsorgung verpflichtet sind.

Eine Entsorgung dort ist preiswerter als der Kammerjäger gegen die Ratten. „Solange nicht die Größeneinheiten für Arzneimittel gesenkt werden, stellt ein gewaltiges Umwelt- und Gesundheitsproblem dar“, beklagt Ramsauer.

Die Menge an Abfällen, die gedankenlos „entsorgt“ werden, stinkt buchstäblich zum Himmel. Ein kleiner Mülleimer im Bad, mehrmals in der Woche gelehrt, hilft die Situation in den Klärwerken zu entspannen und am Ende höhere Abwassergebühren zu vermeiden.

Jegliche Medizin, die nicht mehr gebraucht wird, sollte in der Apotheke, auch wenn es weh tut – also Geld kosten sollte. Daneben gibt es aber Sammelstellen für nicht abgelaufene Medizin, die als Spenden in Not- und Katastrophengebieten gebraucht werden können.

Haushaltschemikalien und Medikamente sind Gift für die Umwelt

Reinigungs- und Waschmittel sollten immer sparsam verwendet werden. Nicht nach dem Motto: viel hilft viel. Die wenigsten kennen noch die Schaumkronen auf den Oberflächengewässern wie sie zu Beginn der 1970er zu sehen waren. Das war das berühmte „zu viel“ an Waschmitteln. Auch wenn die Waschmittelindustrie einiges bis heute gelernt hat, was die Umweltverträglichkeit anbelangt. Aber heutzutage haben wir auch Mikroplastik in Reinigungsmitteln, damit es einfacher geht, beim Sauber-Machen …

Zudem sind die Haushaltschemikalien pures Gift für unsere Umwelt. Sie können, wie die Arzneimittel, nur zum Teil aus dem Abwasser ausgefiltert werden. Über das wiederverwendete Wasser gelangen Chemikalien und Mikroplastik in die Nahrungskette. Unter dem Motto „Keine Fremdstoffe im Abwasser“ halten die Umweltberatungen der Verbraucherzentralen NRW einen kostenlosen Flyer zum Download bereit.

Weitere Infos:

  • www.verbraucherzentrale.nrw/umweltberatung
  • www.abwasser-beratung.nrw/fremdstoffe
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