Besondere Einblicke in die Nordstadt durch „Blickwechsel“: Vernissage gleichnamiger Ausstellung in neuer Depotgalerie

Mit Spannung erwartet, und sicher nicht ohne Vorfreude bei allen Beteiligten, die sich ehrenamtlich engagieren: ein Ausschnitt dessen, was die Nordstadtblogger in den letzten gut sechs Jahren seit ihrer Gründung an Eindrücken und Einblicken aus besonderer Perspektive während ihrer Berichterstattung über die Nordstadt eingefangen haben – jetzt endlich offiziell präsentiert. An die 140 Gäste besuchten insgesamt die Vernissage der Fotoausstellung „Blickwechsel“ in der neuen Galerie des Dortmunder Depots. Es stellen aus –  die Nordstadtblogger: Wolf-Dieter Blank, Klaus Hartmann, Leopold Achilles, Carmen Körner und Alexander Völkel.

Neue Galerie als Multifunktionsraum behält bekanntes Format bei: „Das Depot stellt vor“

Depot-Vorstand Heide Kemper begrüßte die Gäste im Rahmen der Reihe „Depot stellt vor“. Foto: Alex Völkel
Depot-Vorstand Heide Kemper begrüßte die Gäste im Rahmen der Reihe „Depot stellt vor“. Foto: Alex Völkel

Begrüßung durch Heide Kemper, damals Mitinitiatorin vom Depot als Projekt, dessen letztes Projekt die neue Galerie ist, wo vor 23 Jahren noch die Ankerwickelei der Dortmunder Stadtwerke war. Später die Galerie von Dieter Fischer, der nach über 16 Jahren in den verdienten Ruhestand gegangen ist. Einmal liebgewonnen, beschloss der Depotvorstand daraufhin, die Galerie in Eigenregie zu nutzen.

Künftig solle sie ein Multifunktionsraum sein, erläutert das Vorstandsmitglied: wo Workshops, Versammlungen, Tagungen stattfinden könnten. Und natürlich weiterhin Ausstellungen. Das etablierte Format „Das Depot stellt vor“ – lokale KünstlerInnen im vierteljährlichen Rhythmus – wird erhalten bleiben.

Nachdem sich in der neuen Depotgalerie zunächst 22 KünstlerInnen des Kulturorts vorgestellt hatten, ist die Blickwechsel-Ausstellung der Nordstadtblogger die zweite in der Reihe. Möglich wurde die erforderliche Umgestaltung – es musste unter anderem etwas an der technischen Ausstattung getan werden, mobile Wände wurden angeschafft – auch mit Unterstützung der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.

Nordstadtblogger zum festen Bestandteil der Dortmunder Presselandschaft geworden

Wolf-Dieter Blank, Klaus Hartmann, Leopold Achilles, Carmen Körner und Alex Völkel zeigen fotografische Arbeiten, Foto: Sascha Fijneman
Wolf-Dieter Blank, Klaus Hartmann, Leopold Achilles, Carmen Körner und Alex Völkel zeigen fotografische Arbeiten. Foto: Sascha Fijneman

Gegründet im Jahr 2013 – kurze Zeit nach Schließung aller Lokalredaktionen der Westfälischen Rundschau – von Alexander Völkel, dem früheren Dortmunder Lokalredakteur und ehemaligen Redaktionsleiter der Tageszeitung in Siegen und Hagen, haben sich die Nordstadtblogger mittlerweile zu einem festen Bestandteil des lokalen Journalismus: sowieso in der Nordstadt, aber auch in ganz Dortmund entwickelt.

Anlässlich der Eröffnung der Blick-/Perspektivwechel-Ausstellung sollten drei kurze Redebeiträge Außen- wie Innenansichten der Initiative erörtern: zur Bedeutung des Lokaljournalismus überhaupt und speziell zur Rolle der Blogger aus dem Norden der Stadt. Prof. Wiebke Möhring vom Institut für Journalistik der TU Dortmund übernahm gern den Theorieteil. Der nahm sich wie folgt aus.

Im Verhältnis zur Situation von vor 20 Jahren sei es zwar durch die Verbreitung des Internets möglich, auf ein größeres Kommunikationsangebot zurückzugreifen. Allerdings: hier sei zu unterscheiden zwischen medialisierten Einzelinformationen und ihrer Aufarbeitung im darstellenden Zusammenhang.

Zuwenig von dem, was Menschen bewegt: es fehlt der Bericht, die Meinung übers Leben vor Ort

Prof. Wiebke Möhring vom Institut für Journalistik der TU Dortmund gab einen Einblick in den Online-Journalismus. Foto: Alex Völkel
Prof. Wiebke Möhring vom Institut für Journalistik der TU Dortmund gab einen Einblick in den Online-Journalismus. Foto: Alex Völkel

Da aber läge das Problem beim Lokaljournalismus: in letzterem Geschäft, professionell betrieben, würden die Quellen rar. Von einer Erweiterung des Angebots könne hier mitnichten die Rede sein. Diese Lücke zu schließen, sei nämlich ökonomisch schwierig zu bewältigen, aber eben „demokratietheoretisch unheimlich wertvoll“.

Die Begründung der Geschäftsführerin des Instituts für Journalistik: das Lokale sei eine Herzensangelegenheit vieler Menschen. Infolge der Transformation von Gesprächskulturen qua Atomisierung von Individuen gäbe es zur Interaktion über die interessierenden Themen vor Ort weniger Gelegenheiten.

Daher würden Medien mit lokalen Bezügen immer wichtiger. Ein lokaler Blog könne zwar keine Tageszeitung ersetzen, setze aber eine quasi gesunde Konkurrenz gegenüber dem etablierten Journalismus, so Möhring.

Ein „Portal, wo man über Jahre hinweg bestimmte Inhalte nachvollziehen kann“

Ute Ellermann (li.) vom Freundeskreis Hoeschpark würdigte das lokale Medienprojekt. Foto: Alex Völkel
Ute Ellermann (li.) vom Freundeskreis Hoeschpark würdigte das lokale Medienprojekt. Foto: Alex Völkel

Es war sicher kein Abend für ausgeprägt selbstkritische Betrachtungen: über zu lange Artikel, eine verquastete Sprache, Lektoratsfehler, unscharfe Bilder oder unpassende Bildunterschriften, und vieles mehr – alles Dinge, gegen die keine Redaktion, kein Blog gefeit ist, auch die Nordstadtblogger nicht.

Dass der Blog (dennoch bzw. gerade deshalb) versucht, möglichst sorgfältig zu arbeiten und dabei fair zu berichten, bestätigen die Zeugnisse der beiden „Innenansichten“. Ute Ellermann vom Freundeskreises Hoeschpark betont die Bedeutung der Blogger gerade für einen kleinen Verein wie den ihren. Indem sie die Möglichkeit böten, dass über dessen Projekte, Ziele oder Anliegen berichtet würde – über vieles, was für die Tagespresse gar nicht so interessant sei.

Und es hat sich etwas akkumuliert: Das Archiv der Nordstadtblogger – entstanden mit den Berichten auf der Webseite – sei „super wertvoll“, fachlich fundiert, mit politischem Hintergrundwissen gut recherchiert. Ein Fundus auch gegenüber jener Presse, die mit Negativschlagzeilen arbeite; ein „Portal, wo man über Jahre hinweg bestimmte Inhalte nachvollziehen kann“, so die Vorsitzende des Freundeskreises.

Nicht die Werbeagentur für die Nordstadt: sondern sie darstellen, wie sie ist: nämlich bunt

Fatma Karacakurtoglu (2.v.li.) ist Gründungsvorsitzende des Flüchtlings- und Integrationsvereins „Train of Hope“. Foto: Alex Völkel
Fatma Karacakurtoglu (2.v.li.) ist Gründungsvorsitzende des Flüchtlings- und Integrationsvereins „Train of Hope“. Foto: Alex Völkel

Fatma Karacakurtoglu von Train of Hope, erzählt von ihrer Ankunft in Dortmund, das war im Jahr 2012. Und von den Warnungen ihres damaligen Chefs, „nicht in die Nordstadt, schon gar nicht zum Borsigplatz“ zu gehen. Dann ging’s für sie dort einmal in den Kreisverkehr: es sei grün, schön, nicht so wie woanders in der Stadt gewesen. Nahm sich an Ort und Stelle eine Wohnung und wohnt heute immer noch da.

Die Berichte der Nordstadtblogger hätten ihr die bunte Seite der Nordstadt gezeigt. – Was er allerdings jedem sage, egal ob er oder sie es hören wolle oder nicht, ergänzt Alexander Völkel: „Wir sind nicht die Werbeagentur der Nordstadt. Darum geht es uns nicht.“ Ansatz sei gewesen, Vielfalt zu zeigen. Und das im Ehrenamt.

Der Gründer der Seite betont zu seinen Motiven: es sei „ein Stück weit auch aus Trotz“ gewesen, damals. Denn die Berichterstattung über die Nordstadt seinerzeit habe sie geärgert: zu sehr fixiert auf Rot- und Blaulicht.

Berichte – auch in dunklen Zeiten – für eine gute Sache: dabei fair und integer

Redaktionsleiter Alexander Völkel dankte den zahlreichen Gästen und den ehrenamtlichen MitstreiterInnen.
Redaktionsleiter Alexander Völkel (re.) dankte den zahlreichen Gästen und ehrenamtlichen MitstreiterInnen. Foto: Wolf-Dieter Blank

Zur vor einigen Monaten angelaufenen Steady-Kampagne macht er klar: es sei nie die Absicht gewesen, eine PayWall einzuführen. Menschen, die sich wenig leisten könnten, wolle man auch weiterhin Zugang zu gut gemachtem Journalismus bieten. Doch das Ehrenamt müsse man sich halt ebenfalls leisten können.

Und dann wäre da noch „Refugees Welcome“ – eine von wenigen Topkategorien auf der Seite der Blogs. „Was wäre Train of Hope Dortmund ohne die Nordstadtblogger“, sagt Fatma Karacakurtoglu; sie seien von Anfang an mit dabei gewesen. Berichte, die andere vielleicht gar nicht gemacht hätten, auch in dunklen Zeiten.

Wenn sie die Nordstadtblogger beschreiben müsste – dürfen sich die Beteiligten in ihrer Arbeit gewürdigt fühlen: integer, fair, sehr guter Journalismus, ein ganz anderer Blick auf die Nordstadt.

Den Aktiven von Nordstadtblogger wurde von den Gästen für ihr Engagement gedankt. Foto: Uwe Bitzel
Den Aktiven von Nordstadtblogger wurde von den Gästen für ihr Engagement gedankt. Foto: Uwe Bitzel

Hier gibt es das Programm als PDF zum Download: Blickwechsel_Flyer_WEB

 

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Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

„Blickwechsel – Die Nordstadt(blogger)-Ausstellung“ ist ab Donnerstag-Abend in der Galerie im Depot zu sehen

„BLICKWECHSEL – die Nordstadt(blogger)-Ausstellung“ ist vom 6. bis 29. Juni 2019 in der Galerie im Depot zu sehen

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