Kritik an LKW auf einer Kita- und Schulbaustelle in der Nordstadt

Eine Baufirma aus Kamen polarisiert mit rechtspopulistischen Botschaften

Lkw der Firma Stegemöller sind oft in Dortmund unterwegs - mit verschiedenen Botschaften.
Lkw der Firma Stegemöller sind oft in Dortmund unterwegs – mit verschiedenen Botschaften. Foto: Sascha Fijneman

In Dortmund wird viel gebaut. Das geht häufig mit viel Staub, Lärm und Dreck einher – und entsprechenden Beschwerden. Beschwerden ganz anderer Art gibt es bei der Kita- bzw. Schulbaustelle an der Burgholzstraße in der Nordstadt. Hier sind es populistische Botschaften auf einigen der Lkw von Subunternehmern, die sauer aufstoßen. Es sind Fahrzeuge der Spedition Stegemöller aus Kamen, die seit Jahren für Schlagzeilen sorgen.

Botschaft: „Sei stolz auf dein Land – nur lass dich als Deutscher nicht erwischen“

Die Spedition geriert sich gerne als Speerspitze gegen politische Missstände und für die Meinungsfreiheit und Zivilcourage – zumindest dann, wenn dies populistisch aufgeladen werden kann. Besonders unangenehm fiel der Laster mit der schwarz-rot-goldenen Gestaltung und der Botschaft „Sei stolz auf dein Land – nur lass dich als Deutscher nicht erwischen“ auf.

Die Kamener Baufirma Stegemöller macht mit ihren populistischen Botschaften auf ihrer Homepage aktiv Werbung. Foto: Screenshot
Die Kamener Baufirma Stegemöller macht mit ihren populistischen Botschaften auf ihrer Homepage aktiv Werbung. Foto: Screenshot von der Internetseite stegemoeller-gmbh.de

Dies ist nur eine von vielen Botschaften, die das Kamener Unternehmen auch auf der Homepage der Firma stolz zur Schau stellt. So ist für die Firma offenbar Meinungsfreiheit in Deutschland nicht mehr gegeben – auch wenn man sie offenbar ungestraft auf Fahrzeugen äußern kann. Und auf einem Lkw heißt es, dass „Meinungsfreiheit bei uns eine Mutprobe“ sei. 

Zudem preisen sie sich als Vorkämpfer für (rechtspopulistische) Zivilcourage: Für Stegemöller bedeutet dies den Mut zu haben, „für seine Meinung auch Nachteile in Kauf zu nehmen“  – ebenfalls eine der Fahrzeugbeschriftungen. 

Umso fragwürdiger ist es, dass das Unternehmen, welches nach eigenem Bekunden gerne für seine klaren Positionen Nachteile in Kauf nimmt, dann als Sub-Unternehmer mit Projekten Geld verdient, die eigentlich fast „nur“ Migrant*innen zu Gute kommen. Denn gebaut werden hier Kitas bzw. eine Grundschule unweit des Nordmarktes – die Kinder im Quartier haben zu fast 100 Prozent Migrationshintergrund.

Stadt und EDG haben auf die Unterbeauftragungen nach Vergabe keinen Einfluss

Der Abriss des ehemaligen Brüderkrankenhauses (Altbau der Anne-Frank-Gesamtschule) ist abgeschlossen. Foto: Alex Völkel
Der Abriss des ehemaligen Brüderkrankenhauses (Altbau der Anne-Frank-Gesamtschule) ist mittlerweile abgeschlossen. Foto: Alex Völkel

Bei Stadt und EDG stoßen die Parolen auf einigen der Lkw auf wenig Begeisterung. Denn die EDG – genauer ihre Tochter die DOLOG – Dortmunder Logistik- und Objektbaugesellschaft mbH hat die Abrissarbeiten an eine externe Firma vergeben. Nach Fertigstellung der Abrissleistung hat dieser Nachunternehmer selbst ein weiteres Unternehmen damit beauftragt, das sogenannte Bodenmanagement abzuwickeln.

In diesem Zuge wurde dann Stegemöller als Sub-Sub-Subunternehmen mit dem Abtransport der Böden beauftragt. Unterbeauftragungen dieser Art sind in diesem Baubereich üblich und grundsätzlich auch im vergaberechtlich zulässigen Rahmen möglich – und zwar auch ohne ein zusätzliches, nachgelagertes Ausschreibungsverfahren. 

„Die von einem Hauptunternehmer beauftragten Nachunternehmer stehen allerdings ausschließlich gegenüber ihrem jeweiligen Auftraggeber in vertraglicher Beziehung. Hier können weder die Stadt Dortmund als Bauherrin noch DOLOG als Projektsteuerer direkten Einfluss nehmen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Stadt und EDG. 

Stadt: „Die Aufschrift entspricht aber erkennbar nicht dem, wofür die Stadt Dortmund steht“

„Sei stolz auf dein Land – nur lass dich als Deutscher nicht erwischen“: Dieser Lkw war auf der Nordstadt-Baustelle der Stein des Anstoßes.

„Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist ein vergleichbarer Fall wie der, den Sie in Ihrer Anfrage beschreiben, bisher nicht vorgekommen. Die Stadt wird dies zum Anlass nehmen, die Abläufe genauer zu untersuchen und schauen, ob es Möglichkeiten gibt, um in der Zukunft potenzielle Konflikte mit den Werten der Stadt erst gar nicht aufkommen zu lassen.“ 

Die Botschaften auf den Transportern werden ausdrücklich nicht geteilt: „Die Aufschrift entspricht aber erkennbar nicht dem, wofür die Stadt Dortmund steht – als Stadt der Vielfalt, Weltoffenheit und der Toleranz. Die Stadt Dortmund distanziert sich daher ausdrücklich von der Aufschrift und behält sich weitere Schritte in dem Zusammenhang vor“, so Stadtsprecher Christian Schön.

Doch eine Lösung gibt es nicht: „Zu berücksichtigen ist allerdings auch, dass das Vergaberecht einen umfassenden und diskriminierungsfreien Wettbewerb festsetzt. Weder die Stadt Dortmund noch die DOLOG dürfen bei der Auftragsvergabe rechtswidrig bzw. diskriminierend handeln“, so Schön weiter. 

Dortmund will weiter für Vielfalt sowie eine weltoffene und internationale Stadt werben

Die Stadt Dortmund wird die Nordstadtblogger-Anfrage aber noch einmal zum Anlass nehmen, auf den unterschiedlichen Ebenen dafür zu werben, „dass die Leitbilder unserer Stadt bei Beauftragungen – im Rahmen des rechtlich möglichen – zum Tragen kommen“. 

„An der Realität Dortmunds einer vielfältigen, toleranten, weltoffenen und internationalen Stadt wird dieser einzelne Auftrag im Rahmen eines Millionenprojekts jedoch nichts ändern. Für diese Werte wird die Stadt Dortmund auch in Zukunft weiter einstehen“, so Schön.

Redaktioneller Hinweis: Das Unternehmen selbst haben wir mehrfach kontaktiert – Stegemöller hat aber nicht reagiert, obwohl wir insgesamt zwei Wochen Zeit eingeräumt haben. 

 

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Reaktionen

  1. Bode

    Meinungsfreiheit, Zivilcourage Solz auf sein Land zu sein ? Ist das verwerflich? Na Stolz auf unser Land zu sein, wird immer schwerer. Das hat aber mehr mit der Unfähigkeit unserer Politiker. Diese trauen sich auch nicht mehr Tacheles zu reden. Irgendwie wird hier alles schnell nach rechts gerückt. Kritisch Worte dürfen nicht mehr ausgesprochen werden. Doch dann gibt es auch keinen Konsens mehr. Dann sei noch eine Frage erlaubt. Die arbeiten die „nur“ Migrant*innen zu Gute kommen. Denn gebaut werden hier Kitas bzw. eine Grundschule unweit des Nordmarktes – die Kinder im Quartier haben zu fast 100 Prozent Migrationshintergrund. Das ist doch auch scheinheilig. Bestimmt nicht um den Migranten etwas gutes zu tun. Doch diese Art der Ausbeutung ist für die Politik Ok. Daran sieht man doch wie verlogen so vieles ist. Kommt scheinbar nur auf die Sichtweise an.

  2. Michael Preuß

    Endlich mal jemand der sich was traut . Stolz,Meinungsfreiheit ,ist in Deutschland nicht erwünscht.

    • Andreas Walter

      Ich finde es richtig richtig gut

      Ich, als spätaussiedler ,möchte ich auch aus das Land wo wir alle leben stolz sein.
      Warum darf ami oder Russe seine Flagge im Garten oder am Haus aufhängen und in Deutschland heißt es sofort Nazi?
      Traurig ist sowas

  3. Peter Manfred

    Wenn ihr so weltoffen und Toleranz seit, warum stört euch dann die Meinung einer Baufirma? Tolerant seit ihr wohl nur bei Meinungen die euch gefallen? In einem Land mit Meinungsfreiheit und Toleranz muss man gegensätzliche Meinungen aushalten können.
    Ich muss mir jeden Tag anhören wie tolerant, weltoffen und bunt dieses Deutschland ist, auch wenn es nicht so ist.

  4. Christian Vorbeck

    Einfach mutig, ehrlich und der Realität entsprechend! Was das mit Rechtspopulismus zu tun hat, wird mir keiner erklären können! Baustoffe brauche ich häufig für meinen Garten …. fahre ich halt nach Kamen!

  5. Patricia Bartowski

    Also ich verstehe es auch nicht, was an dem Schriftzug „Sei stolz auf dein Land“ schlimm oder rechtspopulistisch sein soll?

    Aber selbst wenn. Wäre es denn so schlimm wenn jemand „Rechts“ ist und seine Meinung äußert?

    Rosa Luxemburg sagte einst: Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.

    Auf heute bezogen wäre es die Freiheit der Corona-Querdenker oder dieser Rechten ihre Meinung zu äußern.

  6. Marc Diening

    Offensichtlich endet Pluralismus dort, wo man den linken Pfad verläßt? Selbst die geringsten Formen von Patriotismus werden Rechtsradikalismus gleichgesetzt. Nicht jeder in diesem Land, der nicht unter Nationalmasochismus leidet, ist deswegen ein Rechtspopulist.
    Schöne Grüße aus Kamen i. Westfalen

  7. Karola Ramm-Schulz

    Ich habe schon des öfteren die LKW-Aufschriften der Fa. Stegemöller gelesen und geschmunzelt, weil ich es sehr mutig fand, einen Denkanstoß darüber zu geben, dass man immer gleich in die rechte Ecke gestellt wird, wenn man eine andere Meinung hat, die nicht ins politische Konzept passt. Und ich glaube, dass es nur darum geht, die Meinungsvielfalt wieder zuzulassen ohne schräg angeschaut zu werden. Und die Fa. Stegemöller hat doch Recht gehabt, weil mit dieser öffentlichen Aktion genau das geschieht. Anders Denkende werden in die rechte Ecke gestellt und ein Dialog findet nicht mehr statt. Es muss aufhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen, um sich selbst als Gutmensch hinzustellen

  8. Alex

    Ich habe mit dieser Firma häufig zutun gehabt und kann nur sagen, die Firma ist so wenig rechts.
    In dem Laden arbeiten genügend Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, sei es als Fahrer oder in der Werkstatt. Aber so ist das leider in Deutschland. Sobald man sagt man ist stolz auf sein Land, ist man rechts.
    Ach was ist mit den anderen Hängern der Firma?
    Opferschutz statt Täterschutz. Darüber steht hier nichts.
    Also man kann sich auch über alles aufregen.

  9. L.Kleimeier

    Wenn wir nicht mehr Stolz auf unser Land sein dürfen , warum haben wir noch eine Nationalhymne. Ich war noch beim Bund und habe das Gelöbnis mitgemacht. Heute würde ich mir das überlegen. Die Deutschen machen sich selber fertig. Jedes Land in Europa hat einen Stolz, nur Deutsche dürfen nicht Stolz sein.

  10. Axel Giesbert

    Sie reden von Vielfalt, meinen aber Konformität. Auch der Rest des Artikels bestätigt einige der „rechtspopulistischen“ Botschaften. Der Schreiber ist scheinbar so trunken vom Trank der Guten und Gerechten, dass er sich selbst vorführt, ohne es zu bemerken. Im Übrigen halte ich die „Aktionen“ des Fuhrunternehmens für pubertäre Provokation, die erst durch diese Art von Berichterstattung Aufmerksamkeit erlangt, die sie nicht verdient

  11. Cornelia Schneider

    Ich als ehemalige Mitarbeiterin (gesundheitlich Ausgeschieden) der Firma Stegemöller finde solche Berichte Erstens: Rufschädigend und Zweitens: Hat mal jemand an die Arbeitsplätze gedacht.
    Im Übrigen Arbeitsplätze die aus vielen Nationalitäten bestehen.
    Ist mal jemand auf die Idee gekommen sich ein Bild vor Ort zu machen und oder auch mal die Fahrer zu Befragen.
    Zum Journalismus gehört doch wohl auch richtige Recherche und korrekte Berichterstattung und nicht nur auf Grund von einem Bild und ohne jegliche Hintergrundrecherche zu Schreiben.
    Ich fühlte mich auf jeden Fall dort immer sehr gut aufgehoben.
    Ich für meinen Teil habe noch nie rassistische Äußerungen von dem Unternehmen Stegemöller wahr genommen im Gegenteil wird sich immer für alle Mitarbeiter (egal welche Nationalität oder Geschlecht) eingesetzt.
    MAN SIEHT ALSO DAS DIE FIRMA STEGEMÖLLER AUCH FÜR VIELFALT, TOLERANZ UND WELTOFENHEIT STEHEN!!!!!!

  12. Alex Völkel

    Natürlich kann man stolz auf Deutschland sein und den auch zeigen. Die Kritik richtet sich daran, dass man so tut, als wenn man es nicht zeigen könne. Lesen heißt Sinn verstehen.

  13. Nordstadtblogger-Redaktion

    Da es keine inhaltlichen Neuerungen bei den Kommentaren gibt und sie zuletzt vor allem aus Beleidigungen bestanden, haben wir den Kommentarbereich für diesen Artikel geschlossen.

  14. Nach rechtspopulistischen Vorfällen in der Nordstadt – LINKE+ fordert Regelungen für Subunternehmer (PM)

    Nach rechtspopulistischen Vorfällen in der Nordstadt – LINKE+ fordert Regelungen für Subunternehmer

    „So geht das nicht. Da müssen wir eine dauerhafte und vernünftige Lösung finden.“ Fatma Karacakurtoglu, Ratsmitglied für die Fraktion Die LINKE+, ist genauso empört über die jüngsten Vorgänge in der Nordstadt wie Bürger*innen, Journalisten und auch Verantwortliche der Stadtverwaltung.

    Was ist passiert? In der Stadt Dortmund, die Werte wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie hoch hält und dafür sogar einen eigenen Aktionsplan ins Leben gerufen hat, rollen dicke rechtspopulistische Parolen über die Straßen – als Schriftzüge auf Lkw. Das Pikante: Die Fahrzeuge sind ausgerechnet bei einer großen städtischen Baustelle in der Nordstadt im Einsatz. Die Aufregung war groß. Sogar von einer „Nazi-Terror-Spedition“ war die Rede.

    Das Unternehmen, dessen fragwürdige Parolen auch auf deren Homepage zu sehen sind und dessen Geschäftsführung angeblich Mitglied in einschlägigen rechtradikalen Netzwerken sein soll, ist allerdings – über zwei Ecken – „nur“ als Subunternehmer beauftragt worden. Einen direkten Auftrag von der Stadt gab es nicht. Und für Subunternehmer ist die Stadtverwaltung – die sich sofort und auch deutlich von den Parolen distanzierte – als Auftraggeber nicht zuständig. Das ist Aufgabe des Auftragnehmers.

    „Wir müssen die Unternehmen besser sensibilisieren, die von der Stadt oder einer Stadt-Tochter einen Vertrag erhalten. Ihnen muss klar sein, dass nicht nur sie selbst, sondern auch Subunternehmen sich an gewisse Regeln halten müssen. Darauf muss unbedingt und immer geachtet werden“, sagt Fatma Karacakurtoglu. „Für uns als antifaschistische Partei – und nicht nur für uns – ist es wichtig, dass keine Aufträge an Firmen gehen, denen unsere Demokratie egal ist und die diese Werte nicht leben. Oder die diese Werte sogar deutlich ablehnen.“

    Wer Geld von der Stadt für eine Dienstleistung erhalte, und sei es indirekt auch als Subunternehmer, der müsse die hier gültigen Werte und Forderungen nach Toleranz, Vielfalt und Demokratie akzeptieren, so Fatma Karacakurtoglu.

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