Auch die Förderung des queeren Antidiskriminierungsprojekts geht weiter

Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt: Dortmund bekommt einen LSBTIQ*-Aktionsplan

Der Rat der Stadt Dortmund hat zwei wichtige Beschlüsse für die Gleichstellung queerer Menschen getroffen. Nach ausführlicher Debatte setzte er den Startpunkt für einen „Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“. Außerdem soll das Antidiskriminierungsprojekt „SCHLAU Dortmund“ auch im kommenden Jahr weiter unterstützt werden.

Ziel ist es, die Gleichstellung von LSBTIQ+ in Dortmund voranzutreiben

Die Ratsmitglieder beauftragten einstimmig die Verwaltung, unter Beteiligung der LSBTIQ*-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und andere queere Menschen) einen umfassenden Aktionsplan mit Handlungsbedarfen und Empfehlungen zu erarbeiten.

Demo zum CSD in Dortmund 2021. Foto: Karsten Wickern für nordstadtblogger.de

Ziel ist es, „die Gleichstellung von LSBTIQ+ in Dortmund voranzutreiben, bestehende Benachteiligungen aufzulösen und die Selbstbestimmung von LSBTIQ+ zu fördern und zu unterstützen“, heißt es dazu im beschlossenen Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/ Die Grünen und CDU.

„Damit haben sich die Ratsmitglieder deutlich zu einem Prozess bekannt, der queeren Menschen in Dortmund ein gleichberechtigtes Leben frei von Diskriminierung und Gewalt ermöglichen soll“, sagt Paul Klammer.

„Wir freuen uns über den breiten politischen Konsens und stehen bereit, um gemeinsam mit unseren Mitgliedern aktiv an der Erarbeitung des Aktionsplans mitzuwirken“, so das Vorstandsmitglied von SLADO, dem Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenorganisationen in Dortmund.

Im Alltag gibt es noch immer Benachteiligungen und Anfeindungen

SLADO-Vorstand Klammer
SLADO-Vorstand Klammer. Foto: privat

Trotz wichtiger gesellschaftlicher Fortschritte in den vergangenen Jahren sind LSBTIQ* im Alltag noch immer Benachteiligungen und Anfeindungen ausgesetzt. Jüngstes Beispiel: An mindestens drei Stellen in unserer Stadt wurden in den vergangenen Monaten Regenbogenflaggen wiederholt beschädigt oder zerstört.

„Echte Akzeptanz vor Ort würde zum Beispiel bedeuten, dass trans* Jugendliche in Dortmunder Schulen nur mit ihrem gewählten Namen angesprochen werden, dass ein lesbisches Paar nicht abwägen muss, ob es sich auf dem Westenhellweg einen Kuss gibt, und dass ‚schwul‘ im Westfalenstadion nicht mehr zur Herabwürdigung von sportlichen Gegnern benutzt wird“, erklärt SLADO-Vorstand Klammer.

Aktuell führen die Corona-Beschränkungen gerade bei queeren Menschen zu einer gestiegenen psychischen Belastung, insbesondere durch Vereinsamung und durch Spannungen im privaten Umfeld während der Lockdowns. 

„Das bestätigt nicht nur eine Studie der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, sondern das berichten uns alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die in den vergangenen Monaten in Dortmund unter schwierigen Bedingungen psychosoziale Beratung für LSBTIQ* geleistet haben“, so der SLADO-Vorstand. „Die bestehenden Beratungsangebote kommen dabei an ihre Grenzen und müssen dringend bedarfsgerecht aufgestellt werden.“

Förderung des Antidiskriminierungsprojekts „SCHLAU Dortmund“ geht weiter

Auch mit Schul-Workshops klärt das Projekt auf. Foto: Michael Wallmüller für SLADO

Mit demselben Beschluss beauftragte der Rat zudem die Verwaltung, die Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente beim Oberbürgermeister weiterzuentwickeln und zu verstetigen. 

„Das ist ein zentraler Baustein, damit die Stadtverwaltung auch zukünftig die Bedürfnisse aller Dortmunder*innen im Blick behält. Die beiden Mitarbeiterinnen Susanne Hildebrandt und Christine Brämer leisten vorbildliche Arbeit, sowohl bei der Sensibilisierung innerhalb der Verwaltung und der Stadtgesellschaft als auch als verlässliche Ansprechstelle für die LSBTIQ*-Community“, lobt SLADO-Vorstand Klammer.

In einem weiteren Beschluss hat sich der Rat für die Weiterförderung des Antidiskriminierungsprojekts „SCHLAU Dortmund“ ausgesprochen. Auf Antrag der Fraktionen SPD und FDP/ Bürgerliste votierte der Rat einstimmig dafür, die bei SLADO angesiedelte Projektkoordination im nächsten Jahr bedarfsgerecht auszustatten. Die genaue Höhe wird im Zuge der anstehenden Haushaltsberatungen festgelegt. 

„Für das ehrenamtliche SCHLAU-Team ist das jetzt ein wichtiges Signal, dass seine engagierte Arbeit weiter durch eine hauptamtliche Stelle unterstützt wird. Auch mit diesem Beschluss hat der Rat kurz vor der Bundestagswahl nochmal unterstrichen, dass der Einsatz für die Aufklärung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt − zumindest in Dortmund − von allen demokratischen Fraktionen getragen wird. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt SLADO-Vorstand Klammer.

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Reaktionen

  1. Grünen-Fraktion: Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt kommt (PM)

    Der Rat der Stadt Dortmund hat die Erstellung des Aktionsplans zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auf grün-schwarzen Antrag hin am 23.09.2021 beschlossen und damit die Weichen für eine neue Gleichstellungspolitik in Dortmund gestellt. Der Aktionsplan wird die Anerkennung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, pansexuellen und asexuellen, trans*, inter*, nicht-binären und queeren Menschen fördern und wichtige Maßnahmen umfassen, um gegen immer noch bestehende Diskriminierungen und Gewalt vorzugehen. Damit wird ein wichtiges GRÜNES Ziel der Projektpartnerschaft zwischen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU umgesetzt.

    Dazu Jenny Brunner, Mitglied der GRÜNEN Ratsfraktion Dortmund:

    „Die Vielfalt, die unsere bunte Stadt prägt, erhält jetzt auch für LSBTIQ+ Vorfahrt. Der Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ist nicht nur ein wichtiges Zeichen für die queer-Community in Dortmund, sondern verpflichtet darüber hinaus die Stadt Dortmund zur Konkretisierung von Maßnahmen gegen Diskriminierung und Gewalt. Für die gesamte Dortmunder Stadtgesellschaft ist es ein Gewinn, wenn alle Menschen hier selbstbestimmt und diskriminierungsfrei leben und ihre Persönlichkeit frei entfalten können.“

    Mit dem Aktionsplan zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in Dortmund soll eine verbindliche Grundlage zur Stärkung der Vielfalt von Lebensentwürfen, sowie geschlechtlicher Orientierungen und der Gleichberechtigung von LSBTIQ+ entstehen. Ziel ist, die Belange von LSBTIQ+ noch stärker als bisher zu berücksichtigen und die Diskriminierung sowie noch bestehende Defizite zu beseitigen. Der Aktionsplan wird in einem partizipativen und community-basierten Prozess erarbeitet werden. Darüber hinaus wird die Verwaltung damit beauftragt, die städtische Koordinierungsstelle „Lesben, Schwulen und Transidente“ weiterzuentwickeln und zu verstetigen.

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