Umfrage: Mehrheit der Deutschen lehnt Biosprit als Kraftstoff ab

Greenpeace-Protest gegen Essen im Tank

Etwa die Hälfte der rund 1,15 Millionen Liter Ethanol, die in Deutschland 2021 als Kraftstoff dem Benzin beigemischt wurden, stammten aus inländischer Erzeugung. Für die Gesamtmenge Ethanol wurden 2,4 Millionen Tonnen Getreide verwendet.
Etwa die Hälfte der rund 1,15 Millionen Liter Ethanol, die in Deutschland 2021 als Kraftstoff dem Benzin beigemischt wurden, stammten aus inländischer Erzeugung. Für die Gesamtmenge Ethanol wurden 2,4 Millionen Tonnen Getreide verwendet. Foto: Greenpeace

Für ein Ende der Beimischung von Biosprit zu Benzin und Diesel haben Greenpeace-Aktive am Platz der deutschen Einheit (Katharinentreppe) in Dortmund demonstriert. Anhand aufgestellter Mehlsäcke zeigen sie, welche Mengen an essbarem Getreide für den Biosprit-Verbrauch für die Zapfsäulen in Dortmund verwendet werden. Mit einem Ausstieg aus der Erzeugung von Biokraftstoffen könnte Deutschland angesichts der drohenden weltweiten Hungerkrise kurzfristig zusätzliches Getreide und Pflanzenöl zur Verfügung stellen. Die Bundesregierung sollte daher die Beimischung zu fossilen Kraftstoffen umgehend beenden.

Forderung nach einem Ausstieg aus dem Biosprit

„Wir müssen jetzt raus aus dem Biosprit. Deutschland würde zeigen, dass es im Kampf gegen den Hunger bereit ist zu handeln“, sagt Reinhard Kamps, Ansprechpartner Verkehr von Greenpeace Dortmund. „Damit können wir kurzfristig einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leisten. Langfristig schadet der intensive Anbau von Energiepflanzen dem Klima und der Artenvielfalt. Auch deshalb darf dieser Irrweg nicht weiterverfolgt werden.“

Der Forderung nach einem Ausstieg aus dem Biosprit stimmt die Mehrheit der Bundesbürger:innen zu in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Greenpeace zu. 65 Prozent von 1016 Befragten sprachen sich dafür aus, die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel stoppen, damit Agrarprodukte wie Getreide oder Raps zum Erzeugen von Lebensmitteln zur Verfügung stehen (Link zur Umfrage am Ende des Artikels).

Vergangene Woche hatte sich bereits die Umweltminister:innenkonferenz (UMK) einstimmig dafür ausgesprochen, den Einsatz von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zur Produktion von Biokraftstoffen auf Reststoffe zu begrenzen. Sie forderte Bundesverkehrsminister Wissing auf, zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor wirksame Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen zu ergreifen.

Dortmund vertankt pro Tag Biosprit aus 1.860  Säcken Getreide

Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch wandern so in Dortmund pro Tag 1.860 Säcke mit jeweils 25 Kilo Getreide in den Tank.
Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch wandern so in Dortmund pro Tag 1.860 Säcke mit jeweils 25 Kilo Getreide in den Tank. Foto: Greenpeace

Etwa die Hälfte der rund 1,15 Millionen Liter Ethanol, die in Deutschland 2021 als Kraftstoff dem Benzin beigemischt wurden, stammten aus inländischer Erzeugung. Für die Gesamtmenge Ethanol wurden 2,4 Millionen Tonnen Getreide verwendet.

Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch wandern so in Dortmund pro Tag 1.860 Säcke mit jeweils 25 Kilo Getreide in den Tank. Würde die Produktion von Biosprit gestoppt, stände eine Menge an Weizen und Roggen zur Verfügung, aus der sich Mehl für etwa 73.400 Brote mahlen ließe.

Die Aktivist:innen werben mit einer von Greenpeace und dem kirchlichen Hilfswerk Misereor aufgesetzten Petition um Unterstützung, die Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) auffordert, die Bundesregierung zum schnellen Ausstieg aus dem Biosprit zu bewegen (LINK).

„Schulze und Özdemir müssen jetzt in der Koalition durchsetzen, dass Essen nicht länger in Tank oder Trog landet. Diese wertvollen Lebensmittel werden dringend gebraucht, damit die Nahrungsversorgung für Millionen Menschen sicher und bezahlbar ist“, sagt Kamps. Der Aktionstag findet bundesweit in 30 Städten statt.

Link zur Umfrage: https://act.gp/3NgoMrB

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert