Falke, Humanist und Radfahrer: Thomas Oppermann (SPD) will neuer Bezirksbürgermeister der Nordstadt werden

Radverkehr in der Nordstadt ist zumeist nicht sicher. Das treibt Thomas Oppermann um.
Radverkehr in der Nordstadt ist zumeist nicht sicher. Das treibt Thomas Oppermann um. Fotos: Alex Völkel

Im September sind Kommunalwahlen und Dr. Ludwig Jörder (SPD) tritt nicht zur Wiederwahl als Bezirksbürgermeister für die Nordstadt an. Die größten Chancen auf seine Nachfolge hat  – zumindest mit Blick auf die bisherigen Wahlergebnisse der SPD im Norden – Thomas Oppermann. Doch wer ist der Mann, der neuer Bezirksbürgermeister werden will? Wir stellen ihn vor.

Seit 20 Jahren Wahl-Nordstädter – seine Heimat ist vor allem die Jugendarbeit

Thomas Oppermann ist Landesgeschäftsführer des humanistischen Verbands. Foto Roland Klecker/ dofoto.de
Thomas Oppermann ist Landesgeschäftsführer des Humanistischen Verbands. Archivfoto: Roland Klecker

Nicht nur der Dortmunder OB-Kandidat der SPD, sondern auch der Bezirksbürgermeister-Kandidat kommt gebürtig aus Norddeutschland. Der 52-Jährige wurde in Hamburg geboren und hat in Oldenburg Pädagogik studiert. ___STEADY_PAYWALL___

In den 90er Jahren hat er als Selbstständiger im IT-Bereich für kleine Unternehmen gearbeitet. Seit dem Jahr 2000 war er – der Liebe wegen – regelmäßig in Dortmund, bevor er ganz nach Dortmund umzog. Er hat seitdem ununterbrochen in der Nordstadt gewohnt.

Beruflich fasste er hier zunächst im Bereich der Arbeit mit Arbeitslosen Fuß, als Dozent in Transfergesellschaften. Anschließend fing er hauptberuflich beim Jugendring an, wo er die Arbeitsstelle Jugend und Demokratie aufbaute. 

„Vieles von dem, was ich vorher ehrenamtlich gemacht habe, konnte ich hier nun auch beruflich machen“, betont Oppermann. Nach zehn Jahren bei Jugendring wurde er Geschäftsführer des Humanistischen Verbandes NRW mit Sitz in Dortmund wurde.

Ein „notorischer Radfahrer“ will Bezirksbürgermeister der Nordstadt werden

Politisch hat er sich von je her bei den Falken und der SPD engagiert. Seit anderthalb Jahren ist Oppermann Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Nordstadt. Daher war es naheliegend, dass die Genoss*innen ihm die Kandidatur als Bezirksbürgermeister antrugen. 

Oppermann wird dabei einige andere Akzente setzen als sein Vorgänger. Politisch wird er eher dem linken Rand seiner Partei zugeschrieben. Und auch in der Stadt ist er anders unterwegs als Noch-Bezirksbürgermeister Ludwig Jörder. Denn Oppermann setzt stärker auf „per pedes statt Mercedes“ – oder genauer gesagt: Der 52-Jährige ist „notorischer Radfahrer“ und unter anderem im Radsportverein Nord aktiv.

Dies spiegelt sich ebenso in den Schwerpunkten wider wie sein beruflicher Werdegang: „Es geht mir immer um die Frage von Beteiligung – wie können sich die Menschen einbringen und selbst gestalten. Das treibt mich auch in der Nordstadt um, wie kann man die Menschen motivieren, dass sie mitmachen“, skizziert Oppermann seinen Anspruch. 

Daher stellt er sich die Frage, welche Ideen und Möglichkeiten sich finden, um diese Themen spannend und interessant zu machen. Dabei geht es es ihm nicht primär um politische, sondern um gesellschaftliche Teilhabe.

 Die Themen Mobilität und Verkehrswende werden einen wichtigen Schwerpunkt bilden

„Allein auf Grund meiner Sichtweise – nicht nur als Fahrradfahrer, sondern auch als jemand aus der Jugendarbeit kommend, schaue mit einem anderen Blick auf die Nordstadt“, so Oppermann. Daher wird das Thema Mobilität und die aus seiner Sicht notwenige Verkehrswende einen wichtigen Schwerpunkt bilden.

Viel zu häufig kommen in Dortmund die Radfahrer*innen nicht nur sprichwörtlich unter die Räder.

Die Mobilitätspolitik müsse sich verändern. „Wir müssen viel ermöglichen ohne Autos – auch außerhalb der Nordstadt. Das ist eines der großen Zukunftsthemen und Zukunftsprobleme, die wir anpacken müssen.“ Dies hat für den 52-Jährigen verschiedene Dimensionen. „Die Verkehrsdebatte wird noch viel schärfer werden“, glaubt der SPD-Politiker.  

Die Nordstadt ist der Stadtteil mit den wenigsten Autos im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Das hat zwar primär ökonomische Gründe, man müsste es aber als Chance begreifen: „Das muss man nutzen und Angebote schaffen, so dass sie auch kein Auto brauchen.“ 

Daher müsse die Politik intensiv diskutieren, wie man eine direkte Verbindung vom Hafen zum Borsigplatz realisieren kann. „Mit den Öffentlichen vom Osten in den Westen der Nordstadt zu kommen, ist eine mittelschwere Katastrophe. Man muss über die City, weil es keine direkte Verbindung gibt“, kritisiert Thomas Oppermann.

Gleiches gelte für den Radverkehr: Hier brauche es sichere Verbindungen und schnelle Lösungen. Es gibt konkrete Ansätze in den Nebenstraßen, die ohne neue große planerische Trassen auskommen, was viel Zeit brauche. 

Innenstadt muss klimafest werden – mehr Raum für konfliktfreie Begegnungen draußen

Ein weiteres Thema setzt der Klimawandel: „Wir müssen die Stadt klimafest machen: Wir werden im Klimawandel erleben, dass das Stadtklima sich verändert. Es wird sehr warm werden. Wir brauchen eine entsprechende Poltik, die den Menschen das Leben ermöglicht. Durch die Mediteranisierung werden wir mehr draußen sein (müssen).“ 

Das Miteinander-Leben müssen wir ordentlich gestalten und dafür Räume schaffen. Die Parkbänke sind nur eine Problemlage. Die Leute können nicht einfach nur drinnen bleiben. Schrebergärten und Parks bieten zwar viele Möglichkeiten, aber das reicht nicht.“ Doch die Konflikte im öffentlichen Raum dürften sich nicht ausweiten: „Wir brauche intelligente Lösungen und bessere Angebote an der Stelle.“

Ziel müsse es sein, Räume für Familien zu schaffen und den Menschen, die unangenehm auffallen, Grenzen zu setzen, sagt Oppermann beispielsweise mit Blick auf Alkoholiker und Drogenkonsum. Anders als viele in seiner Partei hatte er allerdings nie ein Problem mit dem Trinkraum „Café Berta“.

Politik muss Blickwinkel im jüngsten Stadtteil noch stärker auf Jugendarbeit lenken

DKH - Frühlingserwachen
Nicht nur das Außengelände am Dietrich-Keuning-Haus soll für Familien sicherer und attraktiver werden. (Archiv)

„Mir ist wichtig, mit einem veränderten Blickwinkel zu schauen, was im Stadtbezirk zu tun ist. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir der jüngste Stadtbezirk mit rund 25 Prozent Bevölkerung unter 18 Jahren sind. Aus diesem Blickwinkel heraus gibt es eine ganze Menge zu tun und zu verändern“, betont Oppermann. 

Allerdings nicht paternalistisch, sondern orientiert an den Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen und entwickelt mit deren Beteiligung. Daher sind aus seiner Sicht die Themen Bildung, Verkehr, Mobilität, Kriminalität und Drogenpolitik relevant.

Auch Ausbildung und Arbeit seien natürlich ein Thema – „aber da kann man als BV wenig machen. Das sind übergeordnete Themen, wo man als BV nur unterstützen kann. Wesentliche Impulse müssen aus Stadt und Wirtschaft kommen“, so der Wahl-Nordstädter.

„Es ist offenkundig, dass die Drogenpolitik als Verbotspolitik gescheitert ist. Doch eine Grundsatzdebatte hilft uns nicht weiter, wir müssen mit den Problemen umgehen“, sagte er beispielsweise mit Blick auf den Keuningpark. Hier müsse man die illegale Drogenszene in den Griff bekommen und den Anwohner*innen ein Gefühl der Sicherheit zurückgeben.  

Die Nordstadt vom Stadtteil des Ankommens verstärkt zum Stadtteil des Bleibens machen

Aus Sorge vor Gentrifzierung dürfe die Entwicklung der Nordstadt nicht gestoppt werden.
Aus Sorge vor Gentrifzierung dürfe die Entwicklung der Nordstadt nicht gestoppt werden.

„Ich brauche Polizei, Ordnungsamt und aktive Bürgerschaft, die gemeinsam öffentliche Räume zurückholen“, betont Oppermann. Doch genau daran scheitere es häufig. Die Aktivierung sei der Schlüssel, um aus dem Nebeneinander zahlreicher Gruppen verstärkt ein Miteinander zu machen.

Auf die zahlreichen planerischen und baulichen Entwicklungen in der Nordstadt schaut er mit gemischten Gefühlen. „Wir brauchen die neuen Arbeitsplätze, Wohnungen und eine andere Aufenthaltsqualität.“ Aber die Politik müsse daran arbeiten, die Quartiere vielfältig und für alle Menschen bezahlbar zu halten. Insbesondere im Hafenquartier sieht er eine gewisse Gefahr durch eine mögliche Gentrifizierung. 

„Wir haben das Glück, dass die großen Heuschrecken sich hier nicht festgesetzt haben. Das ist eine gute Ausgangslage, um exorbitante Mietsteigerungen zu verhindern, die mit Gentrifizierung einhergehen. Aber nur aus der Angst heraus darauf zu verzichten, die Nordstadt zu entwickeln und spannender zu machen, wäre fatal“, glaubt der 52-Jährige. 

Doch blauäugig dürfe man nicht sein und die Gefahren ignorieren. „Daher dürfen wir nicht den Blick auf Wohnen und Leben in der Nordstadt verlieren“, betont der Kandidat für das Bezirksbürgermeisteramt. Gemeinsam müsse man weiter daran arbeiten, aus dem Stadtteil des Ankommens verstärkt einen Stadtteil des Bleibens zu machen. 

Gelebte Integration ist für den Humanisten viel mehr als ein gemeinsames Gebet

„Die Menschen sollen hier gerne wohnen und dazu beitragen, ihr Wohnumfeld zu gestalten.“ Doch das gelinge nur, wenn man die Integration nicht entlang von Konfliktlinien wie Religions-Zugehörigkeiten beschriebe. 

„Integration ist nicht nur ein gemeinsames Gebet. Wir müssen das stärker an Lebensrealitäten denken. Entscheidend ist nicht, was ich oder der andere glaubt, sondern der Ort, an dem ich lebe und interagiere“, betont der Geschäftsführer der Humanisten. 

Das betrifft alle Menschen, die halbwegs offen sind. Integration werde überall gelebt – die Straße sei die Basis, der Sportverein, das Geschäft oder das Begegnungszentrum. „Ich tue mich sehr schwer mit bloß symbolischer Integration. Viel spannender ist es, was es an gemeinsamen Projekten gibt. Hier müssen wir noch mehr Möglichkeiten schaffen“, so Oppermann. 

 

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Reaktionen

  1. David Grade

    „Ich brauche Polizei, Ordnungsamt und aktive Bürgerschaft, die gemeinsam öffentliche Räume zurückholen“,
    Welche öffentlichen Räume sind den in der Notdstadt wem verloren gegangen? Und an wen?

  2. Susanne Peters

    Es ist schon fatal, plötzlich zur Wahl irgendwas von Mobilität und Neuaufteilung des Straßenraums ausgerechnet von der SPD zu lesen. Gerade die SPD blockiert doch in sämtlichen Mobilitätsfragen jede zukunftsgerichtete Entscheidung
    Ich freue mich ja, dass es zumindest bei Oppermann neue Prioritäten zu geben scheint – das geht aber mit der SPD nicht.

  3. Heinz Lüders

    Ein fatales Signal der SPD den gesichtslosen T. Oppermann in das Rennen um einen der wichtigsten Stadtbezirke zu schicken.
    Nahtlos wird dann hier wohl an die CDU-Regentschaft von Birgit und Ludwig Jörder angeknüpft. Ideenlos, rückwärtsgewandt und ohne Esprit. Zumindest dafür passt der Kandidat Oppermann.
    Immerhin müsste er, ähnlich wie der Wirtschaftsdemokrat Westphal, noch gewählt werden. Hoffen wir, dass die Bürger*innen dies verhindern. Nicht wegen der Sozialdemokraten, sondern wegen einer Personalpolitik die keine Zukunft erkennen lässt, sondern nur Seilschaften aufdeckt, siehe „Rat“!
    Also liebe Nordstadt: Auf, Auf, auf Wende, auf Neustart, ohne Kandidaten von vorgestern!

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