Startschuss für weitere gemeinsame Entwicklung der Westfalenhütte

Die Stadt kauft Flächen von thyssenkrupp – damit werden „Grüner Ring“ und Nordspange möglich

Nördlich des Borsigplatzes erstreckt sich das rund 450 Hektar große Areal der ehemaligen Westfalenhütte, das der Grüne Ring als neuer Park umschließen wird.
Nördlich des Borsigplatzes erstreckt sich das rund 450 Hektar große Areal der ehemaligen Westfalenhütte, das der Grüne Ring als neuer Park umschließen wird. Quelle: Stahm Architekten

Über 20 Jahre ist es her, dass die Produktion von Rohstahl auf der Westfalenhütte stillgelegt wurde. Seitdem wurde der Standort massiv umgebaut und modernisiert. Das Vormaterial kommt aus Duisburg, in Dortmund finden hochwertige Veredelungsprozesse statt. In Summe brauchen die nun vorhandenen Anlagen allerdings deutlich weniger Platz. Daher erwirbt die Stadt Dortmund nun einen Teil der ungenutzten Flächen, um das Gelände zukunftsweisend neu zu gestalten. Mehr als drei Jahre haben die aktuellen Grundstücksverhandlungen gedauert.

Der Vertragsabschluss gilt als wichtiger „Meilenstein“

Die von thyssenkrupp und der Stadtverwaltung vorangetriebenen Planungen für die Zukunft des Geländes laufen bereits seit 2008. Dabei galt es die Fläche so zu überplanen, dass die werksinterne Infrastruktur weiter funktionieren kann, gleichzeitig aber neue Straßenverbindungen zur Realisierung der Nordspange und Erschließung neuer Gewerbeflächen und die Schaffung von umfangreichen Grünflächen („Grüner Ring“) ermöglicht werden. Der gemeinsam mit dem Büro Stahm Architekten entwickelte „Rahmenplan Westfalenhütte“ wurde dabei kontinuierlich weiterentwickelt und zuletzt im Juni 2022 vom Rat der Stadt Dortmund beschlossen.

Die freigewordenen Flächen übergeben Klaus Janhofer (re.) und Dr. Jens Reichel (2.v.re.) von thyssenkrupp Steel an die Stadträte Ludger Wilde (2.v.li.) und Arnulf Rybicki (li.). Foto: thyssenkrupp Steel Europe AG

Parallel dazu verhandelten die Stadt Dortmund und thyssenkrupp über den Erwerb der zukünftigen öffentlichen Flächen und die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Planung. Diese Verhandlungen konnten im Sommer 2022 zum Abschluss gebracht und die Verträge unterschrieben werden. Insgesamt erwirbt die Stadt Dortmund fast 55 Hektar ehemalige Industrieflächen von thyssenkrupp. In einem ergänzenden städtebaulichen Vertrag wurden die gegenseitigen Rechte und Pflichten bei der Umsetzung der Planung vereinbart, um die anstehenden Baumaßnahmen in enger Abstimmung durchzuführen und dabei den reibungslosen Weiterbetrieb des thyssenkrupp Werkes jederzeit zu ermöglichen.

„Der Abschluss der Verträge nach langen und intensiven Vorbereitungen mit Planung und Verhandlungen ist ein echter Meilenstein“, freut sich Stadtrat Ludger Wilde. „Mit dem Erwerb der Flächen hat die Stadt nun endlich die Möglichkeit, neue Grünflächen und Verkehrsachsen anzulegen und das Gelände zum Borsigviertel zu öffnen. Damit verbunden sind positive Entwicklungsimpulse für die Nordstadt und die Gesamtstadt.“

Bis es soweit ist, haben alle Projektbeteiligten noch viel zu tun. Zunächst wird der durch die industrielle Nutzung belastete Boden vereinbarungsgemäß bis 2026 von thyssenkrupp saniert und aufbereitet. Die Arbeiten laufen bereits. Besonders stark belastetes Material wird dabei in ein Umlagerungsbauwerk eingebracht und mit spezieller Schutzfolie abgedichtet. Diese Halde wird später als Aussichtspunkt in die neuen Grünflächen integriert.

Neue Verkehrs- und Grünverbindungen werden möglich

Blick vom zukünftigen Landschaftsbauwerk, zentraler Ort im Projekt "Grüner Ring".
Blick vom zukünftigen Landschaftsbauwerk – ein zentraler Ort im Projekt „Grüner Ring“ Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Die Bodensanierung erfolgt abschnittsweise, sodass die Stadt Dortmund sukzessive mit dem Bau von Verkehrs- und Grünanlagen beginnen kann. Im Rahmen des Bodenmanagements werden bereits erste Kanalbaumaßnahmen durchgeführt. Mit dem Bau der geplanten Hoeschallee in Nord-Süd-Richtung als zentraler Baustein der Nordspange soll vorbehaltlich der Bewilligung von Fördermitteln durch das Land bereits ab 2024 begonnen werden.

Die Baumaßnahme „Hildabrücke“ als Verbindung von Hoeschallee und Hildastraße über die Bahngleise wurde aufgrund von einzuhaltenden Sperrzeiten der Bahntrasse in Abstimmung mit dem Fördermittelgeber bereits vorgezogen begonnen. Die neue, Westfalenhüttenallee genannte, Verkehrsverbindung als Verlängerung in Ost-West-Richtung wird voraussichtlich ab 2026 gebaut. In dieser Trasse wird dann zeitgleich auch die Verlängerung der U44 um zwei zusätzliche Haltepunkte realisiert.

Entlang dieser Haupterschließung können weitere Gewerbe- und Industrieflächen in Abstimmung mit der Stadt von privaten Akteuren entwickelt werden. Das ganze Gelände soll schließlich von einer ca. 35 Hektar großen Grünanlage umschlossen werden. Interessierte Bürger:innen können sich bereits in diesem Herbst an der Planung dieses „Grünen Rings“ beteiligen (www.dortmund.de/gruenerring), die nach Bewilligung der Fördermittel dann ab 2025 sukzessive umgesetzt werden soll.

Mit der Fertigstellung aller städtischen Baumaßnahmen ist nicht vor 2029 zu rechnen. „Angesichts der Größe der Fläche, der Vielzahl von unterschiedlichen, sich ergänzenden Teilmaßnahmen und dem Weiterbetrieb des Stahlwerkes sind die Baumaßnahmen auf der Westfalenhütte schon eine besondere Herausforderung“, erläutert Stadtrat Arnulf Rybicki. „Ich bin froh, dass im Laufe der Jahre eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Stadt und thyssenkrupp entstanden ist. Gemeinsam werden wir diese Aufgabe stemmen.“

Der Standort Dortmund bleibt für thyssenkrupp eine wichtige Produktionsstätte

Blick auf freie Flächen, die in Zukunft zum neuen Park gehören werden.
Blick auf freie Flächen, die in Zukunft zum neuen Park gehören werden. Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

Diese Mischung aus industrieller Produktion und Entwicklung von Flächen für die Öffentlichkeit ist auch für thyssenkrupp etwas Besonderes: „Unsere Produktion in Dortmund hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wir freuen uns, nicht mehr benötigte Flächen gemeinsam mit der Stadt zu entwickeln“, führt Klaus Janhofer, Werkleiter KW 3 bei thyssenkrupp Steel, aus.

„Gleichzeitig bleibt der Standort Dortmund für thyssenkrupp eine wichtige Produktionsstätte. Mit der neuen Feuerbeschichtungsanlage, die wir im Oktober eröffnet haben, bauen wir den Standort weiter zu einem Kompetenzzentrum für Oberflächen aus. In Dortmund werden auch in Zukunft hochwertige Stahlprodukte hergestellt und hochwertige Arbeitsplätze entstehen.“

Das Unternehmen thyssenkrupp Steel gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Qualitätsflachstahl und beschäftigt rund 26.300 Mitarbeiter:innen. Mit einem Produktionsvolumen von jährlich ungefähr elf Millionen Tonnen Rohstahl ist die Firma der größte Flachstahlhersteller in Deutschland. Den Standort Dortmund baut das Unternehmen gerade zu seinem Kompetenzzentrum für Oberflächen aus. Zusammen mit der nur wenige Meter neben der neuen FBA 10 produzierenden FBA 8 fertigt thyssenkrupp Steel zum Beispiel Oberflächen für Fahrzeuge in höchster Qualität.

Doch anders als heute wird auf der Westfalenhütte in Zukunft nicht nur Stahl verarbeitet und in den Logistikzentren Warenumschlag betrieben. Radfahren, sich im Grünen erholen, Sport treiben und sogar Wohnen werden das Gelände in Zukunft künftig ebenso auszeichnen. Das neue Wohngebiet an der Stahlwerkstraße wird von der Stadt mit weiteren privaten Partnern entwickelt.

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Reaktionen

  1. Franz-Josef Ingenmey

    Es wäre schön, von der Stadt oder dem Investor mal aktuelle Informationen zum geplanten neuen Wohngebiet mit 800 Wohneinheiten im Süden des Westfalenhütten-Geländes entlang der Stahlwerkstraße zu erfahren. Seit gut zwei Jahren wird hier abgerissen und der Boden aufbereitet, aber eine Information der Anwohner*innen und zukünftiger Wohninteressenten: Leider Fehlanzeige!

  2. Grüner Ring Westfalenhütte – ein neuer Park entsteht: Mitgestalten in der Entwurfswerkstatt am 8. Februar (PM)

    Auf dem Gelände der ehemaligen Westfalenhütte im Dortmunder Norden soll ein neuer Park entstehen – der „Grüne Ring“. Im vergangenen Jahr hat die Stadt Dortmund hierzu einen mehrteiligen Beteiligungsprozess gestartet, in dem bereits viele Bürger*innen und Stadtakteur*innen wie Institutionen, soziale Träger*innen und Vereine ihre Ideen, Anmerkungen und Hinweise für die Neugestaltung des „Grünen Rings“ eingebracht haben.

    All diese Ideen wurden in den vergangenen Wochen gebündelt und aufbereitet. Nun möchten die Projektverantwortlichen den Stand der Planung vorstellen und weiter konkretisieren. Daher lädt die Stadt Dortmund am 8. Februar von 18:00 bis 21:00 Uhr ein zu einer öffentlichen Entwurfswerkstatt im Saal des Info-Centers der ThyssenKrupp Steel AG, Oesterholzstraße 127.

    Aktuelle Planungen können diskutiert und bewertet werden

    Im ersten Teil der Veranstaltung werden die zentralen Ergebnisse des bisherigen Beteiligungsprozesses präsentiert und das Büro Atelier Loidl stellt den weiterentwickelten Stand der Planung vor. Beides bildet die Grundlage für den zweiten Teil des Abends, in dem Kleingruppen Auszüge des aktuellen Entwurfs, d. h. einzelne Elemente wie Spielplätze, Sportflächen oder Brücken, im Plan betrachten und diskutieren. Im Plenum werden diese Ergebnisse der Werkstatt zusammengefasst und gemeinsam beleuchten die Teilnehmer*innen die Ideen aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

    Die Werkstatt richtet sich an interessierte Bürger*innen sowie Stadtteilakteur*innen und bildet einen weiteren Baustein im Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des „Grünen Rings“. Für die bessere Planbarkeit der Veranstaltung wird um Anmeldung bis zum 6. Februar per E-Mail an gruenerring@stadtdo.de gebeten.

    Zum Hintergrund: Der „Grüne Ring“ entsteht

    Die Ergebnisse dieser breit angelegten Beteiligung dienen zur Vorbereitung der Umsetzungsplanung. Der „Grüne Ring“ wird das gesamte Gelände der ehemaligen Westfalenhütte umschließen. Entstehen soll ein neuer öffentlicher Park, der zur Naherholung und Freizeitgestaltung einlädt und auch die Belange des Naturschutzes berücksichtigen wird.

    Vor allem für die Menschen in der dicht bebauten Nordstadt soll er zum vielfältigen Ort der Begegnung im öffentlichen Raum werden und das Wohnumfeld verbessern. Mit den geplanten Rad- und Fußwegen bietet der „Grüne Ring“ auch den Menschen in Eving, Kirchderne und Scharnhorst neue Wegeverbindungen. Die Baumaßnahme selbst könnte nach aktuellem Planungsstand 2025 beginnen und wird voraussichtlich vier bis fünf Jahre dauern.

    Weitere Informationen sind zu finden unter dortmund.de/gruenerring.

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