„Black Lives Matter“: Demonstration gegen Rassismus in Dortmund – 5000 Menschen bei friedlichem Protest 

5000 Menschen zeigten auf dem Hansaplatz ihre Solidarität. Dies machte einen Mindestabstand zwar schwierig, aber die Maskenpflicht wurde eingehalten. Foto: Mariana Bittermann
5000 Menschen zeigten auf dem Hansaplatz ihre Solidarität. Dies machte einen Mindestabstand zwar schwierig, aber die Maskenpflicht wurde eingehalten. Fotos (3): Mariana Bittermann

Von Mariana Bittermann

In Solidarität mit dem von US-amerikanischen Polizisten getöteten George Floyd protestierten am Samstag (6. Juni 2020) deutschlandweit mehrere zehntausend Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Auch in Dortmund versammelten sich rund 5000 Menschen friedlich unter dem Motto „Black Lives Matter“ auf dem Hansaplatz. Es war die größte Demonstration gegen Rassismus und Rechtsextremismus seit Jahren.

Organisator*innen und Polizei ziehen positives Fazit – Maskenpflicht gegen Corona

Kevin Matuke (re.) und weitere Mitorganisatoren aus der afrikanischen Community in Dortmund und von Silent Protest.
Kevin Matuke (re.) und weitere Mitorganisatoren aus der afrikanischen Community und von Silent Protest.

8 Minuten und 46 Sekunden. So lange kniete der weiße Polizist Derek Chauvin auf dem Nacken des Afroamerikaners George Floyd. „I can’t breathe.“ wiederholte er dabei mehrfach. „Ich kann nicht atmen.“ Die Bilder des Mordes stießen in den USA und auch weltweit eine Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt an. In Dortmund gedachten Demonstrant*innen George Floyd mit einer stillen Mahnwache, die sie 8 Minuten und 46 Sekunden schweigend auf ihren Knien verbrachten. 

Organisiert wurde die Veranstaltung von der afrikanischen Community in Dortmund und der Initiative „Silent Protest“:  „Wir sind heute hier, weil das Thema ein menschliches Anliegen ist“,  betonte Kevin Matuke, Mitglied des Dortmunder Integrationsrates und Mit-Organisator der Demonstration. „Dortmund hat heute seine gute Seite gezeigt.“

Auch die Polizei zog ein positives Fazit: „Vorbildlich“, nannte Polizeipressesprecher Peter Bandermann das Verhalten der Demonstrant*innen. Ausschließlich friedlich sei die Veranstaltung verlaufen. „Sie ist eindrucksvoll und befasst sich mit einem ernsten und wichtigen Thema“, so Bandermann. Auch von Rechts habe es keine Störungen gegeben.   

Redner*innen kritisieren Rassismus und Polizeigewalt auch in Deutschland

1: 8 Minuten und 46 Sekunden lang knieten die Demonstrant*innen in Gedenken an George Floyd. 2:
8 Minuten und 46 Sekunden lang knieten die Demonstrant*innen in Gedenken an George Floyd.

Solidarität zeigen sei wichtig, denn nicht nur in den USA seien diese Themen ein Problem, sondern auch in Deutschland, betonten viele in ihren Wortbeiträgen auf der Demo.

„Die Gemeinsamkeit zwischen den beiden Ländern ist der Nicht-Umgang mit institutionellem Rassismus“, kritisierte die Vorsitzende des Dortmunder Integrationsrates Aysun Tekin in ihrer Rede. Man dürfe nicht mehr von Einzeltätern reden, sondern müsse anerkennen, dass Rassismus ein Problem sei, dass in alle gesellschaftlichen Schichten übergreift. Auch von eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Polizeigewalt berichteten viele Redner*innen. 

Durch den großen Andrang war zwar die Einhaltung eines Mindestabstandes schwierig, aber um eine Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, herrschte bei der Demonstration Maskenpflicht. „140 ehrenamtliche Ordner sind unterwegs, um sicherzustellen, dass die Auflagen eingehalten werden.“, berichtet Matuke. 

„Das Thema ist für mich zu wichtig, um zu Hause zu bleiben“, erläuterte ein Demonstrant seine Entscheidung zur Veranstaltung zu gehen. Der 16-jährigen Madeleine ging es ähnlich: „Ich bin hier, weil es Teil meiner Kultur ist, und ich nicht vergessen darf, wo meine Familie herkommt.“ Der große Andrang zu der Demonstration berühre sie sehr. „Es ist ein gutes Zeichen. Ich bekomme wirklich Gänsehaut.“

Fotostrecke (Bilder von Karsten Wickern)

 

Reaktionen

  1. Vera Palmer

    Hi my name is Vera and I was wondering if there is another blm demonstration happening. I would appreciate it if you’d share. Thank you

  2. Linke NRW fordert: Landes-Antidiskriminierungsgesetz auch für NRW (PM)

    Linke NRW fordert: Landes-Antidiskriminierungsgesetz auch für NRW

    In Berlin wurde am Donnerstag das erste Landesantidiskriminierungsgesetz Deutschlands beschlossen, welches behördliche Diskriminierung wirkungsvoll angeht. Jules El-Khatib, stellvertretender Landessprecher der Linken.NRW, erklärt dazu: „Das vom Rot-Rot-Grünen Senat in Berlin beschlossene Antidiskriminierungsgesetz ist ein Meilenstein im Kampf gegen Diskriminierung und ein Vorbild für NRW, ein solches Gesetz bräuchte es möglichst bald auch in NRW. In Zukünft können auch Verbände und Vereine klagen, wenn sie Fälle von Diskriminierung von sehen, das entlastet die Betroffenen von Diskrimierung massiv. Auch die Vorgabe, dass die Polizist*innen bei Razzien nicht mehr alle kontrollieren kann, weil sie in ein bestimmtes Profil passen und im Notfall dafür auch bestraft werden kann bedeutet einen massiven Schritt nach vorne. Denn dadurch wird verhindert, dass zu unrecht kontrollierte Personen, die in den Augen nach „Drogendealer“ oder „Clanmitglied“ aussehen nicht mehr grundlos kontrolliert werden. Der schwarz-gelben Regierung in NRW kann nur geraten werden sich ein Beispiel an Berlin zu nehmen, allerdings scheint die Hoffnung im Angesicht der Berliner CDU und FDP doch eher gering, dass die Landesregierung ein solches Gesetz umsetzt. Als Linke werden wir aber alles uns mögliche tun um ein wirkliches Landesantidiskriminierungsgesetz zu erhalten.“

  3. Resolution des Integrationsrates der Stadt Dortmund gegen jegliche Formen von Rassismus und Diskriminierung (PM)

    Resolution des Integrationsrates der Stadt Dortmund
    gegen jegliche Formen von Rassismus und Diskriminierung

    „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Art. 1 Grundgesetz)

    Mit großer Sorge und Erschütterung nimmt der Integrationsrat der Stadt Dortmund die aktuellen rassistischen und diskriminierenden Vorfälle in den USA zur Kenntnis.

    Weltweit sorgt die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt für Bestürzung und Schlagzeilen. Er ist eines von vielen Opfern rassistischer Polizeigewalt in den USA. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, auch in der Bundesrepublik Deutschland sind institutioneller Rassismus und Diskriminierung leider keine Fremdwörter.

    Dieser Vorfall ist ein weiteres Ereignis im Jahr 2020, das uns vor Augen führt, dass Rassismus ein tödliches Gift ist, und mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln bekämpft werden muss. Rund 5.000 Dortmunder*innen haben diese solidarische Haltung am 06.06.2020 im Rahmen der „Silent Demo“ auf dem Dortmunder Hansaplatz eindrucksvoll bewiesen.

    In Deutschland häuften sich 2020 rassistische Anschläge, Drohungen und Diskriminierung. Bezeichnend ist hierbei, dass die Motive solcher Taten oftmals nicht als rassistisch benannt wurden und werden. Immer wieder wird auch von rechtsextremen und rassistischen Umtrieben in Polizei- und Bundeswehrkreisen berichtet.

    Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung kann nicht allein durch Stärkung der Sicherheitsbehörden etwas entgegengesetzt werden. Es braucht dringendst Aufklärung und Kontrolle auch der selbigen. Das zivilgesellschaftliche Engagement für Demokratie und Vielfalt muss massiv gestärkt werden. Weitergehende, grundlegende Maßnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung bestehen in der rechtlichen, sozialen und kulturellen Gleichstellung von Kindern, Frauen und Männern jedweder Herkunft.

    Es muss klar und bewusst werden, dass sich Rassismus und Diskriminierung gegen das Anderssein und die Herkunft, Hautfarbe, Religion, Ethnisierung, Sprache oder sexuelle Orientierung/Identität, Alter und Gesundheit richtet und Vielfalt als Bedrohung verstanden wird.

    Menschenfeindliche Einstellungen dieser Art müssen demokratisch und entschlossen bekämpft werden.
    Der Integrationsrat der Stadt Dortmund setzt sich entschlossen für Menschenwürde, kulturelle Vielfalt und Freiheit ein; Grundrechte, die durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland geschützt sind. Menschen können weder selbstbestimmt leben und handeln noch gesellschaftliche Teilhabe ausüben wenn diese durch Rassismus und Diskriminierung daran gehindert werden.

    Wir stellen uns gegen alle Formen von Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung und antworten mit Solidarität und Zivilcourage.

    Der Integrationsrat der Stadt Dortmund steht für Freiheit, Toleranz, internationales Miteinander, Solidarität und Demokratie. Feinde der Demokratie haben in Dortmund keinen Platz!

  4. AStA TU Dortmund macht beim festival contre le racisme mit (PM)

    AStA TU Dortmund macht beim festival contre le racisme mit

    Im Rahmen des bundesweiten festival contre le racisme hat der ASTA der TU
    Dortmund drei Veranstaltungen organisiert. In den letzten Wochen wurde
    allen Menschen die Aktualität des Themas Rassismus deutlich vor Augen
    geführt. Das Festival contre le racisme bietet die Möglichkeit, sich
    darüber zu informieren und so Rassismus und rassistischen Zuschreibungen
    entgegenzutreten. Schwerpunkte in diesem Jahr sind Rassismus in
    Deutschland sowie Flucht und Migration.Alle Veranstaltungen finden online
    statt. Genauere Informationen finden sich im Veranstaltungskalender auf
    der Homepage des AStA der TU Dortmund (https://asta-dortmund.de).

    Mittwoch, 24.06.2020, um 17h: Lesung von Alice Hasters „Was weiße Menschen
    nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“.

    Die Autorin berichtet, wie Rassismus ihren Alltag prägt und dass Rassismus
    auch in Deutschland ein omnipräsentes Problem ist. Das Buch leistet einen
    Beitrag dazu, sich als weißer Mensch diesem Problem zu sensibel und
    reflektiert zu stellen.

    Donnerstag, 25.06.2020 um 18h: Vortrag Grenzenlose Wärme e.V.: Ankommen in
    der Unsicherheit l – Situation Geflüchteter in Griechenland

    Grenzenlose Wärme e.V. stellt in diesem Vortrag die Situation Geflüchteter
    in griechischen Flüchtlingslagern vor. Dies wird mit Zahlen und Fakten
    rund um das Thema beschrieben. Außerdem zeigen Videobeiträge die aktuelle
    Entwicklung der Lage. Anschließend wird es eine Fragerunde geben.

    Montag, 29.06. 2020, um 18h: Vortrag Dr. Susanne Leitner: Ankommen in der
    Unsicherheit ll – Pädagogische Perspektiven auf das Leben mit unsicherer
    Bleibeperspektive

    Frau Dr. Susanne Leitner von der Fakultät Rehabilitationswissenschaften
    gewährt den Teilnehmer*innen der Veranstaltung zum Einstieg einen Einblick
    in Lebenslagen Geflüchteter mit prekärer Bleibeperspektive in Deutschland
    mit Fokus auf den Sonderweg der „Duldung“, um im Folgenden auf die
    „chronifizierte Vorläufigkeit“ aus traumsensibler Perspektive einzugehen.
    Der Blick in die Praxis darf natürlich nicht fehlen: Anhand eines
    Fallbeispiels aus der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten
    wird das Thema machtkritisch betrachtet und darüber hinaus werden
    pädagogische Forderungen und Anforderungen aufgezeichnet. Im Anschluss an
    den theoretischen und praktischen Input sind alle Teilnehmer*innen
    herzlich eingeladen, Fragen zu stellen und miteinander in den Austausch zu
    treten.

  5. Einladung zur gemeinsamen Filmvorführung der Dortmunder GRÜNEN und African Tide e.V. (PM)

    Einladung zur gemeinsamen Filmvorführung der Dortmunder GRÜNEN und African Tide e.V.

    Mitglieder und Interessierte sind zu einer Vorführung des Dokumentarfilmes „What You Gonna Do When The World’s On Fire?“ in das Kino sweetSixteen (im Depot, Immermannstr. 29, 44147 Dortmund) am Mittwoch, 5. August um 19 Uhr, im Rahmen des „GRÜN bewegt“ Abends, eingeladen.

    Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: sowohl in den USA als auch in Deutschland macht die #BlackLivesMatter-Bewegung auf alltäglichen Rassismus aufmerksam, der auch vor rassistischer Polizeigewalt nicht Halt macht. Tausende von Menschen demonstrieren dafür, dass dieser Missstand innerhalb der Weißen Mehrheitsgesellschaft sowohl anerkannt als auch bekämpft wird. Hierfür ist es notwendig das „Happyland“, wie Tupoka Ogette den Zustand vor rassismuskritischem Denken bezeichnet, zu verlassen. Dies geschieht, indem aktiv die Auseinandersetzung mit Rassismus in seinem Facettenreichtum initiiert wird.

    Nach dem Film ist noch Zeit für einen gemeinsamen Austausch zur Thematik.

    Der Eintritt ist frei, Getränke und Snacks können vor Ort gekauft werden. Eine Voranmeldung per mail ist erforderlich an info@gruene-dortmund.de, begrenzte Teilnehmer*innenzahl! Im Depot bis zum Sitzplatz im Kino gilt Maskenpflicht.

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