Die Fronten in den Tarifverhandlungen sind verhärtet

Warnstreiks in der Eisen- und Stahlindustrie: Die IG Metall mobilisiert auf der Westfalenhütte

Rund 500 Beschäftigte aus der Dortmunder Eisen- und Stahlindustrie nahmen am Warnstreik teil und zogen auch um den Borsigplatz.
In der vergangenen Tarifrunde im Sommer 2022 wurden 8,2 Prozent mehr Geld gefordert und 6,5 Prozent erreicht. Dieses Mal werden 8,5 Prozent gefordert – und eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die IG Metall Ruhrgebiet wird am Donnerstag (7. Dezember 2023) die Beschäftigten der thyssenkrupp Steel Europe AG-Betriebe in Dortmund und Bochum und von der Doncasters Precision Castings-Bochum GmbH zum Warnstreik aufrufen. Die gemeinsame Kundgebung aller Betriebe wird ab „Fünf vor Zwölf“ vor der Hauptverwaltung auf der Westfalenhütte stattfinden. Die Bochumer Beschäftigten werden mit Bussen nach Dortmund anreisen. Nach der Kundgebung wird es einen Demonstrationszug zum Borsigplatz geben. Erwartet werden ca. 1.200 Teilnehmende.

8,5 Prozent mehr Geld sowie eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden.

Ulrike Hölter, 1. Bevollmächtigte der IG Metall
Ulrike Hölter, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlung vor zehn Tagen eine Entgelterhöhung von 3,1 Prozent für 15 Monate angeboten. Zum Thema Arbeitszeit gab es bis jetzt in den Verhandlungen von Seiten der Arbeitgeber nur Ablehnung.

„Die Beschäftigten erwarten völlig zu Recht einen Ausgleich für die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten und eine deutliche und dauerhafte Erhöhung der Einkommen. Das Angebot spiegelt die ungewöhnliche Belastung der Beschäftigten durch die hohe Inflation nicht angemessen wider und ist völlig unzureichend. Die Arbeitgeber stehen in der Pflicht, zur nächsten Verhandlungsrunde nachzubessern und ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen“, betont Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte.

„Die Ängste und Sorgen bei den Beschäftigten in der Stahlindustrie wachsen“

Marc Schneider, Zweiter Bevollmächtigter und Kassierer der IG Metall Ruhrgebiet Mitte wies auf die großen Herausforderungen hin, vor der die Stahlbranche mit Blick auf die Transformation stehe. Diese hätten sich durch die aktuelle haushaltspolitisch unsichere Lage in Berlin verschärft.

Ab der kommenden Woche könnten unbefristete Streiks beginnen, wenn am Freitag kein deutlich besseres Arbeitgeberangebot vorgelegt wird.
Am Donnerstag werden die Betriebe von thyssenkrupp Steel in Dortmund und Bochum und von Doncasters Precision Castings in Bochum bestreikt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

„Die Ängste und Sorgen bei den Beschäftigten in der Stahlindustrie wachsen. Wir als Tarifpartner sind gefordert, den Menschen in unsicheren Zeiten schnell Sicherheit zu geben. Darum wird die IG Metall eine Ausweichbewegung der Arbeitgeber bei der Frage der Arbeitszeitverkürzung nicht akzeptieren. Denn sie bietet Beschäftigungssicherheit für die Zukunft. Dieser Verantwortung müssen sich die Arbeitgeber jetzt stellen“, so Schneider.

Am 7. Dezember 2023 wird in Düsseldorf eine weitere Verhandlung stattfinden. Ulrike Hölter betonte, dass eine weitere Eskalation der Tarifrunde kaum zu vermeiden sei, wenn sich die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlung nicht bewegen. „Wir führen eine Tarifrunde nicht mit dem Ziel einen Arbeitskampf durchzuführen. Wir führen eine Tarifrunde, um ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten zu erreichen. Die Belegschaft der Eisen- und Stahlindustrie ist bereit für ihre Forderungen zu kämpfen.“

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Warnstreiks in der Eisen- und Stahlindustrie: Belegschaften fordern 8,2 Prozent mehr Geld

 

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Reaktionen

  1. Großveranstaltung im Bereich Borsigplatz/Westfalenhütte am morgigen Donnerstag – Einschränkungen auf den Linien U44, 416, 455 und 456 (PM)

    Wegen einer kurzfristig angekündigten Großveranstaltung im Bereich Borsigplatz/Westfalenhütte am morgigen Donnerstag, 7. Dezember, kommt es ab etwa 10 Uhr zu Einschränkungen im Linienverkehr von DSW21. Die Stadtbahnlinie U44 fährt dann voraussichtlich nur im Streckenabschnitt »Walbertstr./Schulmuseum« bis »Geschwister-Scholl-Straße«.

    Die Linien 455 und 456 müssen weiträumige Umleitungen fahren, so dass zahlreiche Haltestellen in diesem Bereich entfallen: »Brunnenstraße«, »Gronaustraße«, »Albertstraße«, »Borsigplatz«, »Hoeschpark« und »Im Spähenfelde«. Ferner wird die Linie 416 den Betrieb vorübergehend ganz einstellen. Die Einschränkungen können bis in den späteren Nachmittag hinein andauern. DSW21 bittet dafür um Verständnis.

  2. Ganztägige Warnstreiks in der Eisen- und Stahlindustrie (PM IGM)

    Die vierte Verhandlungsrunde in der Eisen-und Stahlindustrie endete ergebnislos. Daher werden heute seit 14 Uhr die Stahlunternehmen 24 Stunden lang bestreikt.

    Knut Giesler: „Die IG Metall hat die 4. Verhandlung in der Tarifrunde der nordwestdeutschen Stahlindustrie nach 10 Stunden beendet. Nachdem beide Seiten an vielen Stellen beim Thema Arbeitszeit Schritte in Richtung eines Lösungsmodells gegangen sind, scheiterte der Einigungsversuch dann vor allem an der Frage der Entgelterhöhung.“

    Die Arbeitgeber hatten eine Einmalzahlung von 1.000 Euro für Januar 2024 geboten. Die Entgelte sollen ab Juli 2024 um 3,5 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von 19 Monaten steigen.

    Giesler: “Dieses Angebot ist so weit von einem möglichen Endergebnis entfernt, dass wir uns entschieden haben, die Verhandlung zu beenden. Ab jetzt werden die Stahlbetriebe 24-Stunden bestreikt. Diese Eskalation haben die Arbeitgeber durch ihr enttäuschendes Angebot sich selbst zuzuschreiben.“

    In Dortmund hat der 24-Std-Warnstreik um 14 Uhr mit der Spätschicht begonnen. Die Beschäftigten der thyssenkrupp Steel Europe AG, Werk Dortmund trafen sich zur ersten Kundgebung um 14 Uhr vor dem Tor W1, Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund. Dort berichtete der Verhandlungsführer Knut Giesler von der gestrigen Verhandlung.

    Weitere Kundgebungen wird es heute Abend um 22:00 Uhr für die Nachtschicht und morgen früh, am 13.12.2023 um 6:00 Uhr für die Frühschicht geben.

    Die nächste Verhandlung findet am Freitag, 15. Dezember 2023, 15 Uhr, in Düsseldorf statt.

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