Von der kleinen Gasthausbrauerei zur Großbrauerei: Schlegel-Brauereigeschichte wird in Brauerei-Museum ausgestellt

Dr. Heinrich Tappe (l.) und Stadtdirektor Jörg Stüdemann (r.) ehren Klaus-Joachim Schlegel als Dank für seine jahrzehntelange Arbeit mit einer Keramik-Kachel. Foto: Katrin Pinetzki

„Zuhause wurde nur über Bier geredet“, lacht Klaus-Joachim Schlegel. Bereits seit zwölf Generationenbraut seine Familie Bier. Sein Urgroßvater Franke Joachim Schlegel gründete 1854 die Schlegel-Brauerei in Bochum. Da wundert es einen nicht, dass Klaus-Joachim Schlegel für das Thema, über seinen Ruhestand hinaus, brennt. Fast zwanzig Jahre lang übernahm er ehrenamtlich den Vorsitz der Stiftergesellschaft zur Förderung des Brauerei-Museums Dortmund e.V. und verhalf ihm dazu einer der mitgliedsstärksten Fördervereine der Stadt Dortmund zu werden. Jetzt, da er sein Amt niederlegt, findet im Brauerei-Museum eine Sonderausstellung zum traditionsreichen Schlegel-Bier statt. Bis zum 31. Dezember 2021 kann sie mit freiem Eintritt besucht werden. Teil der Ausstellung sind historische Fotografien, Werbematerialien, Bierkrüge und andere Objekte aus über 100 Jahre Brauereigeschichte.

Bairische Bierbrauerei-Experten wurden im 19. Jahrhundert im Nordwesten gesucht

Die Schlegel-Brauerei lag mitten in der Bochumer Innenstadt. Foto: Katrin Pinetzki

Bairisches Bier in Nordrhein-Westfalen produziert? Das mag für manche merkwürdig klingen, hat aber einen Grund: Kaffee, Kaffeeersatz, Branntwein und Spirituosen verdrängten ab dem 18. Jahrhundert immer mehr das Bier als Hauptgenussmittel im Nordwesten.

Westfalen wurde zum „Korn-Land“. Das wandelte sich in den 1840ern da Bürgermeister und Landräte gründeten Mäßigkeitsvereine und sorgten für eine Modernisierung der Brauerei. Viele stellten von den leicht verderblichen untergärigen Bieren auf untergärigen Biere um. Die waren alkoholhaltiger und länger haltbar. Dieses Vorgehen kannte man aus dem Süden.

Besonders gefragt waren zu der Zeit Experten, die das Handwerk in Bayern gelernt hatten. Aus diesem Grund kam Franke Joachim Schlegel nach Bochum. Nach einigen Jahren machte er sich selbstständig und gründete die Schlegel-Brauerei. Die Entwicklung seiner Brauerei ist ein Beispiel für die Geschichte der großstädtischen westdeutschen Brauindustrie. Und genau die wird nun im Dortmunder Brauerei-Museum ausgestellt.

Eine enge Verbindung zwischen der Dortmunder Brauerei und der Schlegel-Brauerei

Durch den Erfolg der Schlegel-Brauerei gehörte sie zeitweise zu den zehn größten in Deutschland. Nichtsdestotrotz wurde sie 1971 von der damaligen größten europäischen Brauerei, die Dortmunder Union-Brauerei AG, übernommen und 1980 die Produktion abgestellt.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Geschichte einer Bochumer Biermarke in Dortmund ausgestellt wird. Der Leiter des Brauerei-Museums Dr. Heinrich Tappe erklärt, dass es dafür braugeschichtliche Gründe gibt: Zum einen ist die Ausstellung ein Dank an Klaus-Joachim Schlegel und erinnert an die darüber hinaus bestehenden Verbindungen der Brauereien. Zum anderen ist der Verlauf der Schlegel-Brauereigeschichte ganz exemplarisch für die Brauereien der Gegend.

Mehr Informationen unter: dortmund.de/brauerei_museum

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Reaktionen

  1. Werner Jaing

    Herzlichen Glückwunsch, lieber Klaus Schlegel! Voller Respekt und Dankbarkeit für viele nette Gespräche und schöne Zeit, für sympathische Menschlichkeit und Charakter. Dabei war es stets eine ‚Begegnung auf leichte Art‘. ‚Starke Typen‘ braucht nicht nur die BierWelt!
    Verbunden mit einem herzlichen RuhrStädter Glückauf!

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