Jugendliche erinnern an die Menschen, die auf der Flucht ertrunken sind

Gedenken für die Toten zu See: „Hinter jedem Namen steht ein Schicksal, eine Geschichte“

 Bürgermeister Norbert Schilf und Pfarrerin Heike Proske, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, legen am Denkmal vor dem Alten Hafenamt einen Kranz für die Toten der See nieder.
Bürgermeister Norbert Schilf und Pfarrerin Heike Proske, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, legen am Denkmal vor dem Alten Hafenamt einen Kranz für die Toten der See nieder. Foto: Stephan Schuetze

„Meine Großeltern waren etwa so alt wie wir jetzt sind, als sie fliehen mussten.“ Bayan ist 14 Jahre alt. 15 waren Oma und Opa, als sie Palästina verlassen mussten, mit unbekanntem Ziel. Auf Umwegen landeten sie in Italien, versuchten dort, sich ein neues Leben aufzubauen. „Diese Erfahrung hat in unserer Familie immer eine Rolle gespielt.“ Gemeinsam mit ihren Mitschüler:innen nahm die Gymnasiastin am Weltflüchtlingstag (20. Juni) an einer Kranzniederlegung im Dortmunder Hafen zum Gedenken an all jene Menschen teil, die auf der Flucht nach Europa gestorben sind.

„Die Hoffnung auf eine bessere Welt dürfen wir niemals aufgeben“

Die Menschen auf See haben in ihrem Leben immer eine besondere Rolle gespielt. Superintendentin Heike Proske, früher als Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission, betont, dass Seenotrettung ein Pflicht sei.
Seenotrettung sei eine Pflicht betont Heike Proske, früher Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission. Foto: Stephan Schuetze

Am Vormittag schrieben die Achtklässler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Namen von im Mittelmeer ertrunkenen Menschen auf Stoffbahnen; auf Einladung des Aktionsbündnisses #BeimNamenNennen wurden diese Stoffstreifen am Denkmal vor dem Alten Hafenamt angebracht und die Namen anschließend vorgelesen.

Heike Proske, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, und Bürgermeister Norbert Schilf zeigten sich bewegt vom Engagement der Jugendlichen. „Hinter jedem dieser Namen steht ein Schicksal, eine Geschichte“, betont Pfarrerin Proske, die sich als Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission über viele Jahre für die Würde der Menschen an Bord einsetzte.

Den Weltflüchtlingstag nutzt das Käthe-Kollwitz-Gymnasium alljährlich zu einem „Tag der Toleranz“. In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler – darunter Maya, Elisa, Clara und Baya (v.l.n.r.) - die Namen von mehreren Hundert Menschen aufgeschrieben, die im Mittelmehr ertrunken sind, und diese anschließend vorgelesen.
Den Weltflüchtlingstag nutzt das Käthe-Kollwitz-Gymnasium alljährlich zu einem „Tag der Toleranz“. Schüler:innen – darunter Maya, Elisa, Clara und Baya (v.l.n.r.)  – haben Namen von mehreren hundert Menschen aufgeschrieben, die im Mittelmehr ertrunken sind. Foto: Kirchenkreis/niki

In ihrer heutigen Funktion macht sie deutlich, dass es eine Selbstverständlichkeit sein müsse, Menschen in Seenot zu helfen. Dass es das nicht ist, zeigen die vielen Tausend ertrunkenen Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten im Mittelmeer ihr Leben gelassen haben. Erst in der vergangenen Woche waren bei einem Schiffsunglück vor der Küste Griechenlands wieder mehr als 500 Menschen ums Leben bekommen.

„Für viele ist das nur noch eine Randnotiz“, beobachtet Bürgermeister Norbert Schilf, bleibt aber optimistisch: „Die Hoffnung auf eine bessere Welt dürfen wir niemals aufgeben.“ Dazu gehöre auch, so Heike Proske, jeder Form von Fremdenfeindlichkeit im Alltag eine Abfuhr zu erteilen: „Lasst uns die willkommen heißen, die zu uns kommen. Jeder Mensch hat eine Geschichte. Jeder Mensch hat Würde.“

Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Beeindruckendes Mahnmal der Menschenwürde zum Weltflüchtlingstag vor der Reinoldikirche

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert