Jährliches Gedenken zum Internationalen Antikriegstag in Dortmund

„Die Welt braucht Frieden“: Der DGB erinnert an die Opfer des Krieges in der Ukraine und weltweit

Zum jährlichen Antikriegstag am 1. September gedachte der Deutsche Gewerkschaftsbund den Opfern von Kriegen weltweit. Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

In diesem Jahr stand erneut der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Fokus des Antikriegstags des DGB an der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der aufgrund der Wetterlage in die Auslandsgesellschaft verlegt wurde. Gefordert wurde ein sofortiger Rückzug russischer Truppen, die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine – und das Überdenken der Friedenspolitik.

Keine Fixierung auf Waffen, sondern auf Diplomatie

Eigentlich hätte die Veranstaltung in der Steinwache stattfinden sollen, aufgrund des Wetters wurde das Gedenken allerdings in die Auslandsgesellschaft verschoben. Foto: Julius Obhues

Zufrieden mit der Linie der Bundesregierung ist der Gewerkschaftsbund nicht. Eine Fixierung auf Waffenlieferungen nennt die Organisation einen „Irrglauben“. Man warne vor einem „Sieg oder Niederlage“-Denken und fordert friedliche Ansätze zur Konfliktlösung: „Haben Sie den Mut, mehr Diplomatie zu wagen!“

„Mit Waffen lässt sich kein Frieden schaffen! Das sehen wir überall da, wo Kriege und Bürgerkriege toben – ob in Syrien, im Iran, im Jemen, im Sudan oder in Äthiopien. Militärische Konflikte und der Einsatz bewaffneter Gewalt bringen Tod, großes Leid und führen zu Flucht und Vertreibung“ so der DGB.

Die Gewerkschaft warnte im Vorfeld vor dem Anstieg nuklearer Waffen, für die nur im letzten Jahr 77 Milliarden Euro ausgegeben wurden. Geld, das für solche Zwecke verwendet werde, fehle an anderer Stelle. Des weiteren distanziere man sich von einer Aufstockung des Rüstungsetats, etwa das zwei Prozent Ziel der NATO

„Frieden schaffen ohne Waffen“ – aus einem Leitspruch wird innere Zerrissenheit

Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, warnte die Gewerkschafter:innen vor dem Erstarken der AfD. Foto: Karsten Wickern

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal hat ein ähnliches Bild von der aktuellen Situation: „Nur mit Waffen wird es nicht gehen. Und heute sehen wir, dass es eine Art Zermürbungskrieg gibt, wo im Wesentlichen eigentlich nicht etwas passiert im Sinne der Menschen, die den Krieg angefangen haben, aber der Menschen, die darunter zu leiden haben.

„Die Toten werden mehr, die Flüchtlinge werden mehr. Das ist das Ergebnis“ bilanziert der 56-Jährige. „Wenn man Frieden will, muss man mit denen, die Krieg wollen reden, das ist eine alte Erkenntnis von Egon Bahr“ so Westphal weiter.

Man merkt: Der Krieg gegen die Ukraine hat viele tief verwurzelte Überzeugungen aufgeweicht. Viele Gewerkschafter:innen zeigen eine gewisse Zwiespältigkeit: „Wie geht man eigentlich damit um, wenn ein Angriffsland, ein Diktator, gegen jegliche Diplomatie immun ist? Ich glaube in dieser inneren Zerrissenheit leben ganz viele“ so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW.

Giesler warnte vor einem Erstarken der Rechten, insbesondere der AfD. Gewerkschaftsmitglieder würden überproportional die AfD wählen, das sei eine Wahrheit, der man sich stellen müsse. Es sei wichtig am Arbeitsplatz nicht wegzuschauen, sondern miteinander zu sprechen und zu diskutieren.

Queere Rechte weltweit sind ebenfalls ein Thema

Für verfolgte queere Menschen legte der Verein SLADO e.V. einen Kranz nieder. Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

Auch Paul Klammer vom Verein SLADO e.V. hielt einen Redebeitrag. Eindringlich machten er auf die Situation von verfolgten queeren Menschen, insbesondere am Beispiel Uganda, aufmerksam: „Deutschland kann etwas tun, um verfolgten queeren Menschen zu helfen. Deutschland kann Druck ausüben und andere Staaten dazu auffordern, sich an die allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu halten.“

Das mindeste sei jedoch, Verfolgten humanitäre Visa zu erteilen und Staaten in denen queere Menschen nachweislich verfolgt werden eben nicht, wie es teilweise geplant sei, zu sicheren Herkunftsländern zu erklären, so Klammer. Im Anschluss folgte eine Kranzniederlegung für die Verfolgten Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transidenten.

Die Organisator:innen des Antikriegstages riefenauch dazu auf, sich dem Dortmunder CSD, der von SLADO e.V. organisiert wird, anzuschließen. Dieser beginnt am Samstag (2. September) um 11.30 Uhr mit einer Demo am Nordausgang des Hauptbahnhofes. Später gibt es noch ein Straßenfest auf dem Friedensplatz.

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Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

25. CSD in Dortmund: Gegen Queerfeindlichkeit und für ein freies Leben für alle Menschen

 

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Reaktionen

  1. Podiumsdiskussion: Krieg der Gegenwart, Krieg der Geschichte (PM)

    Podiumsdiskussion: Krieg der Gegenwart, Krieg der Geschichte

    Donnerstag 28.09.2023 | 18.00 Uhr | Hybrid | Emil Schumacher Museum Hagen | Info: https://www.fernuni-hagen.de/universitaet/aktuelles/2023/08/am-geschichten-des-kriegs.shtml/

    Gemeinsam mit Natalia Otrishchenko (Lviv), Anzhela Belyak (Kyiv), Dr. Anna Wylegała (Warszawa), Dr. Johannes Spohr (Berlin) diskutiert Prof. Dr. Felix Ackermann (Hagen) wie der fortlaufende russische Angriffskrieg die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg verändert. Dazu werden zwei Perspektiven verbunden: Ein Interviewprojekt zur Dokumentation von Binnenflucht und Exil, in dem Ukrainer:innen Zeugnis von ihrem Leben im Angesicht des vollumfänglichen Kriegs ablegen. Und der Workshop „(Ur-) Großvater war in der Ukraine“ zur Auseinandersetzung mit familiären Zeugnissen des deutschen Vernichtungskriegs in der westlichen Sowjetunion. statt, bei dem interessierte Bürgerinnen und Bürger aus NRW lernen können, Dokumente zur eigenen Familiengeschichte aus der Zeit des zweiten Weltkriegs besser zu verstehen.

    Workshop: (Ur-)Großvater war in der Ukraine

    Freitag 29.09.2023 | 10.00 Uhr | FernUniversität in Hagen | Info: https://www.fernuni-hagen.de/geschichte/lg4/aktuelles/0923urgrossvaterwarinder_ukraine.shtml

    Im Angesicht der Bilder vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine begannen in Deutschland Angehörige der letzten Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs von ihren Erlebnissen als Kinder zu berichten. Viele dieser Familiengeschichten sind bis heute nicht erzählt und nicht recherchiert. Dr. Johannes Spohr ermöglicht einen neuen Blick auf verstaubte Fotoalben Tagebücher oder Frontbriefe eigener Vorfahren zu werfen. Er zeigt Möglichkeiten zur aktiven Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte der deutschen Besatzung der Sowjetunion auf und führt in die Grund­la­gen für eigene Archivrecherchen ein. Der Workshop ist offen für Studierende der FernUniversität sowie interessierte Bürger:innen.

  2. Friedensforum lädt zur Veranstaltung „Ukraine Inside“ (PM)

    Das Dortmunder Friedensforum lädt zur Veranstaltung „Ukraine Inside“ ein: In hiesigen Medien wird die Ukraine als – wenn auch unvollkommene – Demokratie dargestellt. Dem widersprechen eine – auch gerade nach dem russischen Angriff – durch viele Verbote dezimierte Parteienlandschaft, ein den Diskurs massiv beschränkendes Mediengesetz und alarmierende Listen unliebsamer Personen.

    Grundsätzlich bekannt ist die Existenz äußerst rechter Kräfte, denen aber – mit Verweis auf eine geringe parlamentarische Repräsentanz – keine große Bedeutung zugeschrieben wird. Auf welche Weise üben rechtsradikale Kräfte in der Ukraine derzeit gestaltenden Einfluss auf Militär, Geheimdienst, Polizei und Kultur aus? Wo sind Gegenkräfte aktiv? Mit welcher Erfolgswahrscheinlichkeit?

    Susann Witt-Stahl ist freie Journalistin (u.a. für junge Welt). Sie verfolgt seit Jahren intensiv das politische Geschehen in der Ukraine und hat das Land seit dem Euromaidan und Beginn des Krieges mehrmals bereist.

    Ort und Zeit: Dienstag, 5. Dezember, 18.30 Uhr Kulturcafé Taranta Babu, Humboldtstraße 44, 44137 Dortmund
    In Kooperation mit dem Alois-Stoff-Bildungswerk der DFG-VK
    Kontakt: http://www.dortmunder-friedensforum.de

    Mahnwache zum Tag der Menschenrechte – Schutz von Kriegsdienstverweigerern aus Russland, Belarus und der Ukraine

    Schon mehr als 21 Monate wird in der Ukraine Krieg geführt. Inzwischen suchen sowohl viele russische als auch belarussische und ukrainische Wehrpflichtige und Soldat*innen nach Möglichkeiten, sich dem Kriegsdienst und den Kämpfen zu entziehen. Hundertausende fliehen ins Ausland. Desertion, Verweigerung und Befehlsverweigerung ist ein Akt der Selbstbestimmung und Humanität und eine bedeutender Teil des Widerstands gegen den Krieg.

    Aus der Ukraine sind viele Kriegsdienstverweigerer nach Westeuropa gekommen. Sie haben derzeit einen befristeten humanitären Aufenthalt. Aus Russland und Belarus gelang nur wenigen die Flucht nach Westeuropa. Hier erhalten sie keinen Schutz. Doch das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht. Zum Tag der Menschenrechte fordern wir daher Schutz und politisches Asyl für Kriegsdienstverweigerer aus Russland, Belarus und der Ukraine.

    Die Mahnwache des Dortmunder Friedensforums ist am Mittwoch, 6. Dezember, von 16 bis 17 Uhr unterhalb der Katharinentreppe auf dem Platz der deutschen Einheit.

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