Stadt, Bezirksvertretung und Generalkonsulat setzen ein Zeichen

Die Speestraße ist Geschichte: Dr. Safiye Ali-Straße ist nun offiziell ein Teil von Dortmund

Dr. Safiye Ali Krekeler (1894 bis 1952) war die erste türkische Ärztin und gilt in der Türkei als Wegbereiterin für Frauen in der Medizin. Zuletzt praktizierte sie auch in Dortmund, wo sie 1952 starb. Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

Feierlich und in Beisein des türkischen Honorarkonsuls Taylan Özgür Aydin wurde jetzt die „Dr. Safiye Ali-Straße“ offiziell eingeweiht. Vorrausgegangen war eine Empfehlung des Stadtarchives von 2014, in der die kolonialistische und militaristische Vergangenheit von Graf von Spee als „politisch belastet“ kritisiert worden war.

„Wichtiges Bindeglied für die Werte unserer Länder“

Festliche Einweihung der Dr. Safiye Ali-Straße. Als Nachfahre der Ärztin nahm Ulrich Krekeler (3. v. links) an der Einweihungsfeier teil. Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum sah in der Umbenennung ein „wichtiges Zeichen.“ Die Nordstadt habe keinen Platz für Kolonialisten und Nazihelden, so Rosenbaum. ___STEADY_PAYWALL___

Stadtdirektor Jörg Stüdemann nannte die Ärztin in seinem Redebeitrag eine „außergewöhnliche Pionierin“ und verwies dabei auch auf den in der Stadt neu eingeführten „Dr. Safiye Ali Krekeler-Medizinpreis für Kindermedizin und -gesundheit“.

Bei der Einweihung dabei war auch der türkische Generalkonsul in Essen, Taylan Özgür Aydin. Für ihn ist die gebürtige Istanbulerin ein „wichtiges Bindeglied für die Werte unserer Länder.“ Er hielt eine Rede vor den anwesenden Gästen und dankte für die Unterstützung bei dem Projekt.

Aufgewachsen in der Türkei, Ärztin in Dortmund, Vorbild auf der ganzen Welt

Die erste Ärztin der Türkei: Dr. Safiye Ali Krekeler Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

Safiye Ali Krekeler wurde am 2. Februar 1894 in Istanbul als jüngste von vier Schwestern geboren. Sie entstammte einer Familie der Istanbuler Oberschicht. Da Safiye Ali als Frau im Osmanischen Reich nicht studieren durfte, nahm sie ein Medizinstudium in Würzburg auf, das sie nach fünf Jahren mit einer Dissertation abschloss. Danach spezialisierte sie sich auf Kinder- und Frauenheilkunde.

1923 konnte sie eine Praxis in Istanbul eröffnen. Weil es schwierig war, sich als niedergelassene Ärztin wirtschaftlich gegen die männliche Konkurrenz zu behaupten, engagierte sie sich in einer Klinik und als Dozentin für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Überdies begann sie, sozialpolitisch für ihre Anliegen einzutreten: Safiye Ali wirkte in Wohltätigkeitsorganisationen mit, war eine aktive Streiterin in der türkischen „Volkspartei der Frauen“ und warb für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. So kämpfte sie gegen die Prostitution junger Mädchen oder organisierte Schulungen für Mütter unterernährter Kinder.

Hoch dotierter Medizinpreis zu Ehren von Safiye Ali Krekeler

Der türkische Generalkonsul in Essen Taylan Özgür Aydin. Foto: Julius Obhues für Nordstadtblogger.de

Der „Dr. Safiye Ali Krekeler-Preis für Kindermedizin und -gesundheit“ soll alle zwei Jahre für herausragende Leistungen der Kindermedizin und Kinderchirurgie sowie die Förderungen der Kindergesundheit verliehen werden. Mit der Auszeichnung sind ein Preisgeld von 20.000 Euro und eine Festveranstaltung verbunden. 

Der Preis soll an Kandidat:innen gehen, die qualitativ hochwertige wissenschaftliche Projekte aus der Pädiatrie, Kinderchirurgie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und verwandten Fachrichtungen vorweisen können und dabei ein besonderes Engagement zur Förderung der Kinder- und Jugendgesundheit an den Tag gelegt haben. Auch Institutionen oder Projekte können eine Auszeichnung erhalten. 

Die Auswahl der Preisträger:innen übernimmt eine Jury unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters und mit Beteiligung der Leitung des Westfälischen Kinderzentrums am Klinikum Dortmund, einer Vertretung des Rates, des Türkischen Generalkonsulats in Essen sowie des Dezernats für Soziales und Kultur. 

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