Agentur für Arbeit und Jobcenter stellen Jahresbilanz für 2023 vor

Der Arbeitsmarkt in Dortmund: Viele Herausforderungen, aber auch Lichtblicke

An der Steinstraße in der Nordstadt in ist die Zentrale von Agentur für Arbeit und Jobcenter in Dortmund.
Der Dortmunder Arbeitsmarkt ist in 2023 eher verhalten. Hoffnung macht die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Archivfoto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

In ihrer Jahresbilanz haben Jobcenter und Agentur für Arbeit die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt 2023 aufgezeigt. Zwar ist die Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen verhalten, dennoch befindet sich Dortmund auf einem historischen Höchstwert der Beschäftigung.

„Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist eine qualifizierte Ausbildung “

Das Jahr 2024 ist erst einige Tage – und schon stellen das Jobcenter und die Agentur für Arbeit ihre Jahresbilanz für 2023 vor. Was auffällt: Die Arbeitslosigkeit ist mit 37.080 Erwerbslosen höher als in den Corona-Jahren. Im Vergleich zu 2022 ist die Arbeitslosenquote um 6,4 Prozent auf 11,5 Prozent gestiegen.

Quelle: Agentur für Arbeit Dortmund

„Die einzelnen Krisen von der Ukraine über die Energiekrise über Inflation aber auch über die kriegerische Auseinandersetzung in Israel haben schon deutliche Spuren in Dortmund hinterlassen“, erklärt Heike Bettermann, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Dortmund. Besonders Menschen ohne Berufsabschluss seien von der Arbeitslosigkeit stark betroffen.

So ist die Arbeitslosenquote mit abgeschlossener Ausbildung bei 4,8 Prozent, bei Personen ohne Berufsabschluss bei 31,9 Prozent. „Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist eine qualifizierte Ausbildung. Die kann man auch nachholen, wenn man sie im jungen Alter nicht erreicht hat, durch Weiterqualifizierung bzw. durch Weiterbildung“, so Bettermann.

Arbeitskräftenachfrage in Dortmund sinkt um 19,5 Prozent

Auch der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist 2023 problematisch. So sank die Arbeitskräftenachfrage von 5.113 (2022) um 19,5 Prozent auf 4.115 Stellen. 64,5 der arbeitslosen Menschen sind sogenannte „Helfer:innen“, also Menschen ohne Berufsqualifikation. Doch nur 24,6 Prozent der Arbeitsplätze sind für Personen ohne Ausbildung vorgesehen. Das ist ein Rückgang von 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Quelle: Agentur für Arbeit Dortmund

Andersherum ist das bei den Fachkräften. 24,4 Prozent der Personen ohne Arbeit gehören in diese Kategorie (Stellenbestand 59 Prozent). Auch hier ist ein Rückgang zu verzeichnen: – 22 Prozent gegenüber 2022. Höherqualifizierte machen 7,7 Prozent der Arbeitslosen und 16,4 Prozent des Stellenmarktes aus (Rückgang: -16,2%).

Blickt man auf den Bestand der gemeldeten Arbeitsstellen in den letzten Jahren fällt auf, dass im letzten Jahr ein deutlicher Anstieg erfolgte. 2018 war mit 7.020 Stellen der Höhepunkt der letzten zehn Jahre, seitdem sanken die Zahlen – mit Ausnahme von 2022.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung macht Hoffnung

Heike Bettermann ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund.

„Wir haben eine sehr geringe Dynamik bei den Arbeitsstellen. Wir haben viel weniger Arbeitsstellen gemeldet, als in den Vorjahren und von daher bieten sich einfach weniger Möglichkeiten für Arbeitslose dann auch wieder eine Beschäftigung aufzunehmen“, ordnet die Dortmunder Agentur für Arbeit-Chefin ein.

Hoffnung macht ihr indes die steigende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Mit 262.558 Menschen ist die auf einem historischen Höchstwert. Interessant ist hier der Anteil an der Beschäftigungssteigerung von 2018 bis 2023: Nur 42,7 Prozent sind deutsche Staatsbürger, 16,7 Prozent kommen aus der Ukraine und den acht stärksten Asylherkunftsländern (dazu gehören: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien).

Quelle: Agentur für Arbeit Dortmund

 

40,6 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sind Ausländer:innen anderer Nationen. Über die letzten fünf Jahre ist das ein Anstieg von zehn Prozent. Heike Bettermann erklärt dazu: „Das zeigt, dass die Arbeitgeber die Menschen nicht frei setzen im großen Umfang, aber sie stellen auf der anderen Seite auch wenig ein im Moment.“

Ein Jahr Bürgergeld – erste Erfahrungen und Ausblicke

Marcus Weichert ist neuer Chef des Dortmunder Jobcenters.
Marcus Weichert ist Chef des Dortmunder Jobcenters. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

„Ein Jahr Bürgergeld liegt hinter uns, und es war zweifellos eine herausfordernde Zeit für uns als Jobcenter. Wir haben gelernt, uns flexibel auf gesetzliche Änderungen einzustellen und gehen davon aus, dass diese Anpassungsfähigkeit auch im kommenden Jahr von uns verlangt wird“, kommentiert Marcus Weichert, Geschäftsführer des Dortmunder Jobcenter.

„Die Reform des Bürgergeldes ist nämlich alles andere als abgeschlossen. Der Wegfall des Bürgergeldbonus und die angespannte Haushaltssituation erfordern weitere Anpassungen. Die laufende politische Diskussion über Arbeitsanreize und mögliche verschärfte Sanktionsmechanismen signalisiert, dass wir auch in Zukunft auf weitere Veränderungen vorbereitet sein müssen“, so Weichert.

„Trotz dieser Herausforderungen bleiben wir entschlossen, unsere Verpflichtungen zu erfüllen und die Transformation am Arbeitsmarkt voranzutreiben. Wir setzen auf eine verantwortungsbewusste Politik, die die Bedeutung unserer Arbeit am Arbeitsmarkt erkennt und die notwendigen Mittel zur Verfügung stellt.“

„Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele einer nachhaltigen Integration und dem Abbau der Hilfebedürftigkeit erreichen können. Unser Jobcenter bleibt bestrebt, flexibel auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen, ihre berufliche Integration zu unterstützen und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erhöhen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Anpassungsfähigkeit, die wir im ersten Jahr Bürgergeld gezeigt haben, uns auch in Zukunft ermöglichen werden, die sich stellenden Anforderungen erfolgreich zu meistern“, führt Marcus Weichert weiter aus.


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