Wollhaar-Mammut-Skelett steht in der Nordstadt: Nächsten Sommer gibts ein neues Naturkundemuseum in Dortmund

Mammut-Experte Dick Mol hat die über 200 verschiedenen Knochen aus zahlreichen Einzeltieren zusammengesetzt.
Mammut-Experte Dick Mol hat die über 200 verschiedenen Knochen aus zahlreichen Einzeltieren zusammengesetzt.

Von Joachim vom Brocke

„Die Handwerker sind weg, jetzt übernehmen wir wieder das Ruder“. Dr. Dr. Elke Möllmann, Chefin des Museums für Naturkunde, ist sichtlich erleichtert. Sechs statt zwei Jahre werden Umbau und Renovierung des mit zuletzt jährlich 80 000 BesucherInnen beliebten Museums in der Nordstadt wohl nun dauern. Seit Sommer 2014 ist es geschlossen. Es gab immer wieder Verzögerungen aus den unterschiedlichsten Gründen. Teuerer wurde es dadurch auch: von 7,3 auf jetzt fast zehn Millionen Euro sind die Kosten gestiegen.

Die gewichtigsten Exponate sind zurück – Seepocken geben Hinweise auf den Fundort

Im Erdgeschoss wuchteten Experten an einem 210 Millionen Jahre alten versteinerten Baumstamm, der alleine 2,8 Tonnen auf die Waage brachte.
Im Erdgeschoss wuchteten Experten an einem 210 Millionen Jahre alten versteinerten Baumstamm, der alleine 2,8 Tonnen auf die Waage brachte.

Jetzt geht es für die MitarbeiterInnen mit Volldampf an die Arbeit, das Naturkundemuseum in Dortmund fit zu machen für die Zukunft. Im Sommer 2020 soll es für BesucherInnen wieder geöffnet werden. So lange dauert es, bis alle ausgelagerten Exponate zurück kommen und die Vitrinen anschaulich mit Leben erfüllt werden.

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Die gewichtigsten Exponate sind inzwischen eingetroffen. Im Erdgeschoss wuchteten Experten an einem 210 Millionen Jahre alten versteinerten Baumstamm, der alleine 2,8 Tonnen auf die Waage brachte. Doch das neue Highlight des Naturkundemuseums steht im ersten Obergeschoss: ein 2,45 Meter hohes Mammut (2,70 m lang) , das der niederländische Mammut-Experte Dick Mol in den letzten Wochen aufgebaut hat.

Dabei handelt es sich um das nahezu vollständige Skelett eines weiblichen Wollhaar-Mammuts. Ein künftiges Alleinstellungsmerkmal – denn dabei handelt es sich um das einzige komplett montierte Skelett einer Mammut-Kuh aus dieser Zeit, das in Deutschland zu sehen ist.

Die Abdrücke zahlreicher Seepocken auf den Knochen geben einen Hinweis auf den ungewöhnlichen Fundort. Sie wurden mit Schleppnetzen aus der Nordsee vor der Küste der niederländischen Provinz Süd-Holland geborgen. Dort ist das Meer heute etwa 20 bis 30 Meter tief. Während der Weichsel-Kaltzeit vor 30 000 bis 40 000 Jahren aber war es trockenes Festland, das der Ur-Rhein als mächtiger Strom durchfloss. Dort lebten in der sogenannten Mammutsteppe auch Wollhaar-Nashörner, Taiga-Antilopen und Wildpferde.

Ein Skelett aus 200 Einzeltieren – über die Mammut-Kuh ist Dokumentation in Vorbereitung

Dirk Schaufelberger, Dick Mol, Adolf Misch und Elke Möllmann freuen sich über den neuen Star des Museums.
Dirk Schaufelberger, Dick Mol, Adolf Misch und Elke Möllmann freuen sich über den neuen Star des Museums.

Wie Experte Dick Mol erläuterte, stammen die über 200 verschiedenen Knochen der am Fredenbaum ausgestellten Mammut-Kuh von ebenso vielen Einzeltieren. Bei der Rekonstruktion des Skelettes wurden Knochen und Zähne passender Größe, Alters und Geschlechts miteinander kombiniert, um so ein Ganzes zu formen.

Dick Mol: „Jede Menge  Kubikmeter Sand werden jährlich an der Südküste von Holland bewegt. Dabei kommen viele Tausend Knochen ans Licht, die alle gesammelt und bewertet werden.

Darunter sind auch Knochen von Löwen oder Hyänen“. Knochenfunde, so weiß der Experte, gebe es ebenso in Sibirien und Russland. Doch eine Ausfuhr mit gültigen Dokumenten sei sehr schwer.

Ein erklärendes Buch mit Dokumentationen soll zur Eröffnung des Museums fertig sein, kündigte Dick Mol an. Damit ist das über fünf Meter hohe Modell eines Dinosauriers der Gattung Iguanodon, das die Bauarbeiten in den vergangenen vier Jahren unter einer dicken Schutzfolie miterlebt hat, nicht mehr alleine: beide sehen sich gewissermaßen auf Augenhöhe.

Das beliebte Naturkunde-Museum in der Nordstadt wird zukünftig regionaler ausgerichtet

Rund 310 Millionen Jahre alt ist dieser Steinkohle-Brocken, der in der Zeche Hardenberg gefördert wurde. Er ist allerdings nicht das älteste Objekt des Museums, berichtet Dr. Jan-Michael Ilger.
Rund 310 Millionen Jahre alt ist dieser Steinkohle-Brocken, der in der Zeche Hardenberg gefördert wurde. Er ist allerdings nicht das älteste Objekt des Museums, berichtet Dr. Jan-Michael Ilger. Fotos: Alex Völkel

Das Team um Museumschefin Elke Möllmann hat damit begonnen, das umgebaute und erweiterte Haus am Fredenbaum wieder einzurichten. Entstehen wird eine Dauerausstellung nach völlig neuem Konzept: „Es wird regionaler ausgerichtet“.

Das Konzept stellt künftig die Lebensräume im heutigen und vergangenen Dortmund in den Mittelpunkt und erzählt sie als  zusammenhängende, ökologisch komplexe Lebensgemeinschaften. „Das ist ein moderner, ganzheitlicher Ansatz im Vergleich zur bisherigen lehrbuchhaften und systematischen Darstellung“, sagt Elke Möllmann.

Deshalb wird nach einem neuen Namen für das Museum für Naturkunde gesucht. Bis zum 6. September 2019 können unter der eMail-Adresse NeuerNameMuseum@dortmund.de Vorschläge geschickt werden.

Mehr Informationen:

  • Ein Zeitraffer-Video zum Aufbau des Mammuts ist bei YouTube über den Link   https://www.youtube.com/watch?v=OGZYJU5tYD4 zu sehen.
  • Das Mammut ist ein Geschenk der Sparkasse Dortmund, die 150 000 Euro für das Objekt spendete.
  • Vorstandsvorsitzender Dirk Schaufelberger kündigte für das nächste Jahr ein Kinderfest im Museum an.
  • Adolf Miksch, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums, wird mit seinen MitstreiterInnen eine erste Ausstellung präsentieren: eine ausführliche Dokumentation über die Jahre des Umbaus.

 

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