Schwangerschaftsabbruch seit 150 Jahren eine Straftat – Verein „Terre des Femmes“ fordert Gesetzesänderung

Am Samstag protestierten Aktivist*innen der „Terre des Femmes“-Städtegruppe Dortmund in der Innenstadt für die Abschaffung des Paragrafen 218. Bundesweit fanden ähnliche Aktionen statt. Foto: Terre des Femmes

Am 15. Mai 1871 wurden die Bestimmungen zum Schwangerschaftsabbruch im ersten Reichsstrafgesetzbuch verabschiedet. 150 Jahre später sind Schwangerschaftsabbrüche immer noch eine Straftat nach Paragraph 218 des Strafgesetzbuches. Die Regelung entmündige betroffene Frauen und verweigere ihnen eine selbstbestimmte Entscheidung, finden die Aktivist*innen der „Terre des Femmes“-Städtegruppe Dortmund. 150 Jahre Kriminalisierung hätten außerdem ein gesellschaftliches Tabu geschaffen. Zusammen mit 120 Organisationen hat der Verein bundesweit und auch in Dortmund daher am Samstag in öffentlichen Protestkundgebungen gefordert, dass der Schwangerschaftsabbruch aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wird.

Kampf für sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf Abtreibung

Die Aktivist*innen kritisieren auch die schlechter werdende medizinische Versorgung bei ungewollt schwangeren Frauen. Foto: Pexels

„Viele Menschen denken, dass der Schwangerschaftsabbruch erlaubt ist. Allerdings wird uns Frauen der Abbruch durch die sogenannte Fristenlösung nur zugebilligt”, so Simone Kleinert, Koordinatorin der „Terre des Femmes“-Städtegruppe Dortmund. „Wir stehen für eine Streichung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch“, betont sie.

In Dortmund hat die Städtegruppe am Samstag,15. Mai 2021, eine Kundgebung an der Katharinentreppe Ecke Kampstraße abgehalten. Durch kurze Reden, einen Gallery-Walk, den Papaya-Tisch, ausreichend Flatterband und die Kleiderbügel-Aktion konnten sich Dortmunder Bürgerinnen und Bürger über das Recht auf Abtreibung informieren.

Mit diesem bundesweiten Aktionstag wurde auf dieses Unrecht und die immer schlechter werdende medizinische Versorgung von ungewollt schwangeren Frauen aufmerksam gemacht. In über 30 Städten setzten Aktivist*innen und Organisationen ein Zeichen für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Der Aktionstag ist der Teil der diesjährigen Kampagne „150 Jahre Widerstand gegen Paragraf 218 – Es reicht!“, die das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung gemeinsam mit vielen Menschen und Partnerorganisationen durchgeführt hat. 

 

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Reaktionen

  1. Aufruf zum #SafeAbortionDay in 50 Städten (PM der Dortmunder Städtegruppe von TERRE DES FEMMES)

    Von A wie Aachen über D wie Dortmund bis W wie Wuppertal: In rund 50 deutschen Städten wird am Dienstag, den 28.09.2021, zum internationalen Safe Abortion Day aufgerufen, um ein Zeichen für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu setzen. Denn nach §218 Strafgesetzbuch sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland noch immer eine Straftat. Organisiert wird der Aktionstag von der Kampagne “150 Jahre Widerstand gegen §218 – Es reicht!”.

    Die Regelung im Strafgesetzbuch entmündigt nicht nur die Betroffenen, sie sorgt auch dafür, dass die medizinische Versorgung in Deutschland zunehmend schlechter wird. Immer weniger Ärzt*innen führen Abbrüche durch und es ist nicht einmal Teil der Facharztausbildung Gynäkologie. Zu weniger Abbrüchen führt das allerdings nicht. “Dass sich so viele Städte und Menschen beteiligen, zeigt deutlich, dass die Situation für ein Land wie Deutschland im Jahre 2021 nicht mehr tragbar ist. Die Geschichte dieses frauen*feindlichen Paragrafen muss endlich ein Ende finden!”, so Eva Kubitz eine der Mitorganisatorinnen der Kampagne.

    Die Dortmunder Städtegruppe von TERRE DES FEMMES Menschenrechte für die Frau e.V. ist dabei:

    28.09.2021 – Reinoldikirche – 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr

    Verschiedenste Institutionen, Gruppen und Einzelaktivist*innen haben in den folgenden Städten Kundgebungen, Demos, Kunstaktionen oder Infostände auf die Beine gestellt: Aachen, Aue/Bad Schlema, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bonn, Chemnitz, Darmstadt, Donaueschingen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Flensburg, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Greifswald, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Husum, Karlsruhe, Kiel, Koblenz, Köln, Landshut, Limburg, Ludwigshafen, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Merseburg, Münster, München, Nürnberg, Oberhausen, Passau, Pforzheim, Regensburg, Saarbrücken, Stuttgart, Trier, Tübingen, Verden, Wiesbaden, Wismar, Wuppertal. Alle teilnehmenden Städte und Aktionen finden Sie hier: wegmit218.de/termine/#safeabortionday

    Der Paragraf, der Betroffene und Ärzt*innen kriminalisiert, wurde 1871 ins Strafrecht aufgenommen. Damit begann auch die Geschichte des Widerstands. Im Rahmen der Kampagne haben sich über 150 Organisationen mit einem Aufruf für die Streichung von §218 StGB positioniert. Den vollständigen Aufruf finden Sie hier: wegmit218.de/aufruf. Die Kampagne wird vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung gemeinsam mit vielen Aktivist*innen und Partnerorganisationen durchgeführt.

  2. Auf der Suche nach dem Rotlicht: Ein Spaziergang zu den historischen und aktuellen Orten der Prostitution (PM Terre des Femmes)

    Oft heißt es fälschlicher weise, dass Prostitution das älteste Gewerbe der Welt sei. Allerdings arbeitet die Hebamme im ältesten Gewerbe der Welt – nicht die Prostituierte. In Dortmund waren 21 Freie Bürgerinnen im Mittelalter als Brauerinnen, Marktfrauen, Barbiere, Grutscherinnen und Prostituierte gelistet.

    Diese und viele weitere spannende Aspekte können Dortmunder*innen am Samstag, dem 30.10.2021, um 15 Uhr erwarten. Gemeinsam mit Heike Wulf, bekannte Literaturpädagogin, Krimiautorin und Stadtführerin, bietet die TERRE DES FEMMES Städtegruppe Dortmund den Spaziergang durch die Stadt an, um die ehemaligen und heutigen Orte der Prostitution zu beschauen und Hintergrundinformationen zu geben.

    Im Mittelpunkt stehen Orte, an denen in Dortmund Prostitution stattfand oder stattfindet, immer unter dem Aspekt des „Erlaubten“, des „Zugebilligten“ oder auch des „Unsichtbaren“. Erfahren Sie, wieso die Linienstraße heißt, wie sie heißt und wie sich die Preisentwicklung bei den Bordellzimmern entwickelt hat. Wie fand der Menschenhandel damals statt und wie läuft es heute? Wie hat sich die Situation der Prostituierten durch die liberale Gesetzgebung verändert?

    Der Rundgang dauert ca. 2 Stunden und kostet 10 €. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt. Anmeldung bis zum 26.10.2021 bei der TERRE DES FEMMES Städtegruppe Dortmund unter dortmund@frauenrechte.org

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