Mehr Internet, mehr Umweltzerstörung – die Therapie lautet (u.a).: Handynutzung reduzieren, weniger Streamen!

Die Fraktionen der Grünen, Linken und Piraten hatten beantragt in Dortmund den Klimanotstand auszurufen. Die Mehrheit des Rates lehnt dies aufgrund der Begrifflichkeit ab, ist sich jedoch der Klimaproblematik durchaus bewusst. Foto: Alex Völkel
Die Erderwärmung steigt wie unsere Internetnutzung – beides muss reduziert werden. Foto (2): Alex Völkel

Von Jil Bastian

Plastik vermeiden, aber das Smartphone dauerhaft verwenden: wo bleibt da eigentlich der Umweltschutz? – Seit einigen Jahren ist einer Vielzahl von Menschen das Problem der Erderwärmung bewusst geworden. Immer mehr Leute achten auf eine strikte Mülltrennung und versuchen, kein Plastik mehr zu verwenden. Was jedoch in Vergessenheit gerät, ist die Reduzierung des Konsums von elektronischen Geräten wie beispielsweise dem Smartphone. Denn vielen ist nicht bewusst, dass 3,7 Prozent der globalen Treibhausemissionen Online- Anwendungen zuzuschreiben sind. Die Tierschutzpartei in Dortmund möchte hier einen Denkanstoß geben und spricht sich für die Reduzierung des Internetkonsums aus, da unsere Umwelt sonst in einer noch schnelleren Geschwindigkeit zerstört wird, als gedacht.

Sinnvollere Internetnutzung: Aufs Verschicken von Katzenvideos sollte in Zukunft getrost verzichtet werden

Im Alltag findet das Smartphone von so gut wie jedem jungen Menschen viele Stunden am Tag Verwendung, ohne dass es einem selbst bewusst ist. Menschen verbringen im Durchschnitt mehr als drei Stunden pro Tag an ihrem Handy. Im Wartezimmer beim Arzt, auf der langen Busfahrt oder abends auf der Couch – man hat immer das Smartphone zur Hand, um „kurz“ was zu machen. Aber: die meisten Personen bleiben länger am lieb gewonnenen Display – wenn sie „sowieso schon mal dabei“ sind. ___STEADY_PAYWALL___

Tausende Menschen demonstrieren regelmäßig in Dortmunds Innenstadt, um auf Folgen unseres Konsumverhaltens aufmerksam zu machen. Foto: Leopold Achilles

Das Internet bietet heutzutage ein vielseitiges Angebot an Funktionen: ob Wetterbericht, Kontostand via Bank-App oder anstehende Termine durch den Kalender – alles ist übers Handy zugänglich. Das ist praktisch, hat aber Konsequenzen: Prognosen bezüglich des Anstiegs der globalen Treibhausemissionen für das Jahr 2030 besagen, dass dann der Online-Anwendungen geschuldete Anteil bei über zehn Prozent liegen wird. Aktuell liegt er noch bei 3,7 Prozent. Jede Videokonferenz landet genauso wie jede Suchanfrage auf dem Zähler.

Greifbar wird dies im alltäglichen Leben, wenn der Akku des Smartphones an Ladung verliert. Dieser Prozess wird durch das Verschicken von Katzenvideos oder das Surfen im Netz beschleunigt. 3.600 Terawattstunden werden in einem Jahr an Strom für das Internet verbraucht. Das Insgesamt an Stromverbrauch in (einem 82 Millionen Einwohnerstaat wie) Deutschland ist um fast 1.000 Twh geringer. Deutlich wird dadurch das Ausmaß der Internetnutzung weltweit. Versuche, den diesbezüglichen Energieverbrauch möglichst klein, blieben bislang erfolglos – im Gegenteil: in jedem Jahr steigt dieser um neun Prozent an. Es regt sich zusehends Kritik.

Anstieg von Ressourcen, Datenmengen und Energiebedarf – Streamingdienste zerstören Umwelt

In den letzten Jahren stieg der Energiebedarf durch Ressourcennutzung sowie dem Transfer riesiger Datenmengen beachtlich. Hierfür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Beispiel: der Anstieg weltweiter Endgeräte. Zwischen 2017 und 2020 stieg deren Zahl von 4 auf 5,5 Milliarden. Hinzukommt die Verwendung von energieverbrauchintensiveren Teilen. Bei der Produktion von Smartphones oder Tablets werden etwa immer leistungsstärkere Akkus oder Displays verbaut.

Fast 50 Prozent des Energiebedarfs entstehen in der Produktionsphase eines Elektrogerätes. Graphik: The Shift Project

Im Weiteren bedeutsam in diesem Zusammenhang: Man kann zusehends schneller und günstiger surfen. Videoinhalte werden in einer höheren Auflösung dargestellt. 69 Prozent des weltweiten Internetverkehrs sind Videos. Aber, das ist die Kehrseite: Streamingdienste sind für satte 300 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich – was insgesamt einem Prozent aller globalen Emissionen entspricht.

Das muss nicht so sein. Im Prinzip können alle Menschen einen Beitrag zum Erhalt unserer Erde beitragen, egal ob jung oder alt, arm oder reich. Schon Kleinigkeiten wie das Löschen von Mails oder das Abbestellen von Newslettern tragen zum Schutz unserer Umwelt bei. Es ist für kein großer Aufwand, im Alltag bewusst auf die kleinen Dinge zu achten, die der Zerstörung unseres Klimas entgegenwirken.

Menschen sollten ihr Verhalten mit elektronischen Geräten überdenken – darauf verweist die Tierschutzpartei Dortmund. Beispielsweise darauf zu achten, wann sie ihr Smartphone benötigen oder wann sie es nur wegen Langeweile oder Ablenkung motiviert verwenden. Oder: Anstatt alle Dateien in einer Cloud zu sichern, könnten diese auch auf einer lokalen, externen Festplatte abspeichert werden. Der kürzliche Brand bei einem Straßburger Internetdienstleister hat eh gelehrt, dass sie daheim vermutlich sicherer sind.

Netflix unterhält Zuschauer und zerstört Umwelt: Einschränkung des Konsums ist dringend notwendig

Nach einem stressigen Arbeitstag schauen viele am Abend Netflix. Jedoch verursacht die Nutzung des Anbieters für zwei Stunden einen erheblichen Stromverbrauch – vergleichbar mit dem eines Backofens. Dies gilt freilich für alle Streamingdienste: ob Disney+, Youtube oder Amazon Prime – sie alle sind schädlich für unseren Planeten.

Anderes Beispiel für Internetanwendungen: Suchmaschinen wie Google. 5,7 Terrawattstunden werden jedes Jahr von dem Unternehmen benötigt, vergleichbar mit einer Großstadt in den Vereinigten Staaten. Hier geraten die Relationen ins Schwanken.

Der Klimawandel ist kaum aufzuhalten, deswegen muss jeder von uns etwas in seinem Alltag ändern, um den Prozess zu verlangsamen.

Eine Vielzahl an Internetkonzernen gibt an, dass sie Wind- und Sonnenenergie als Stromquellen nutzen, jedoch ist die Ökostromproduktion aktuell noch viel zu gering, sodass ihr Verbrauch dadurch bislang nicht vollständig abgedeckt werden kann.

Auf den Punkt gebracht, was individuelle Verhaltensweisen betrifft: Jede*r Einzelne könnte und sollte darüber nachdenken, ob es für ihn/sie wirklich so wichtig ist, eine bestimmte Serie zu schauen, die online gestreamt wird. Denn diese ist in ein paar Wochen wieder vergessen – jedoch wird der Schaden für unserer Umwelt immer bestehen bleiben.

Der Zugang zum Internet über das Mobilfunknetz benötigt deutlich mehr Strom als über WLAN von Zuhause. Als bis zu 23 Mal höher schätzen Expert*innen den betreffenden Energiebedarf ein. Wissenschaftler*innen fordern daher Geschwindigkeitslimits oder wenigstens Begrenzungen des Datenvolumens fürs Streaming, sodass das Internet mehr aus Bildern und Texten bestünde. Denn die verfügbare Geschwindigkeit beim Datentransfer bestimmt das individuelle Begehren nach entsprechender Nutzung. Was geht, das soll.

Ob ein immer weiter wachsendes Internet den Klimawandel mittel- bis langfristig vor das größte Problem stellt, ist zwar noch unklar. Expert*innen sind jedoch davon überzeugt, dass dessen Nutzung in nicht unerheblichem Maße zu einem schnelleren Klimawandel beiträgt. Und das muss nicht wirklich sein.

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