LEG verkauft dem „Hannibal 1“ in der Dortmunder Nordstadt an einen Finanzinvestor auf den Britischen Jungferninseln

Der "Kleine Hannibal" in der Bornstraße.
Der „Kleine Hannibal“ (im Hintergrund) in der Bornstraße ist eines der größten LEG-Objekte in Dortmund.

Die 232 Wohnungen große und 1972 erbaute Wohnanlage Hannibal 1 in der Dortmunder Nordstadt wurde von der LEG zum 1. August 2019 in einem Paket mit insgesamt 2700 Wohnungen an die Merlion Wohnen veräußert. Dies bestätigte die LEG Immobilien AG auf Anfrage von Nordstadtblogger.de. Merlion Wohnen gehört der Hedgefond-Invesmentgesellschaft Cheyne Capital mit Sitz auf Tortola, einer der britischen Jungferninseln.

 198 von 232 Wohnungen sind noch bis zum 31. Dezember 2027 in der Mietpreisbindung

Merlion Wohnen als Eigentümerin hat die Velero-Gruppe mit der Verwaltung und Bewirtschaftung ihrer Bestände beauftragt. Die Velero betreut – inklusive des aktuellen Ankaufs – für ihre Investoren in Nordrhein-Westfalen über 4.500 Wohneinheiten und in ganz Deutschland mehr als 10.400 Wohnungen.

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„Es handelt sich also um ein erfahrenes und professionelles Immobilienunternehmen, das generell den technischen Zustand seiner Bestände verbessern und Leerstände senken möchte. Daher sind u.a. größere Investitionen für Sanierungen geplant“, betont Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG-Immobilien-Gruppe.

„Zudem haben wir auch unsere Mieter darauf hingewiesen, dass generell kein Grund zur Sorge besteht, da die Interessen und Rechte der Mieter in Deutschland ja einen besonderen Schutz genießen, sodass die gesetzlichen Bestimmungen dementsprechend ausgestaltet sind“, betont Lenz.

Mieterverein Dortmund sorgt sich vor möglichen Spekulationsabsichten nach Ablaufen der Mietpreisbindung

Dr. Tobias Scholz ist Wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund.
Dr. Tobias Scholz ist Wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund.

Das unterstreicht auch der Mieterverein Dortmund: Grundsätzlich gilt: Wer ein Haus erwirbt, „kauft“ auch die Mieter und die Mietverträge. „Kauf bricht nicht Miete“ bestimmt § 566 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). „Der bisherige Mietvertrag bleibt uneingeschränkt gültig. Deshalb sind keine neuen Vereinbarungen erforderlich. Mieter müssen sich hier keine Sorgen machen“, erklärte Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher beim Mieterverein Dortmund.

Nach Auskunft der Stadt Dortmund befinden sich von den 232 Wohnungen der Wohnanlage Hannibal 1 noch 198 bis zum 31.12.2027 in der Mietpreisbindung. Immerhin diese Mieterinnen und Mieter dieser Wohnungen sind vor teuren Mieterhöhungen geschützt. Der Mieterverein hat nach Bekanntwerden des Verkaufes umgehend Kontakt zu Velero aufgenommen. Für Mitte August ist ein Termin mit der Geschäftsführung vereinbart.

„Die Gesprächsbereitschaft des Eigentümervertreters begrüßen wir. Sie ist für anonyme Fonds nicht selbstverständlich. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich im Vergleich zu klassischen Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften um ein kurzfristiges Investment in Wohnungen handel“, sagte Dr. Tobias Scholz.

„Auslaufende Mietpreisbindungen und damit verbundene Wert- und Mietpreissteigerungen lassen den Hannibal 1 als Spekulationsobjekt anscheinend interessant sein. Wir machen uns Sorgen um die langfristige Entwicklung der Wohnanlage auch mit seiner besonderen Bedeutung für die Nordstadt“, so Scholz.

LEG verteidigt den Verkauf an die Unternehmensgruppe – Dortmunder Interessenten kamen nicht zum Zuge

Die LEG verteidigt den Verkauf: „Grundsätzlich obliegt es uns als Eigentümer zu entscheiden, welche Bestände wir Kaufinteressenten in welcher Zusammenstellung anbieten möchten. Dabei ist für potenzielle Käufer u.a. ein ausschlaggebendes Kriterium für ihre Kaufentscheidung, wo die einzelnen Bestände liegen, also welche Marktsegmente in einem Verkaufspaket vertreten sind“, so LEG-Unternehmenssprecher Lenz.

Das Portfolio umfasst Immobilien in Dorsten-Barkenberg, Duisburg, Wuppertal, Remscheid und Dortmund. Ein isolierter Verkauf des Dortmunder Bestands beispielsweise an die Stadt oder ihre Immobilientochter Dogewo21 war dabei kein Thema. „Selbstverständlich hatten wir die Verantwortlichen der Stadt Dortmund bereits im Zuge der Verkaufsverhandlungen darüber informiert, dass wir uns in laufenden Gesprächen befinden“, so Lenz.

In Dortmund gehören die Bornstraße 77 bis 85 (die ungeraden Hausnummern), Jägerstraße 2 und 4 sowie Lauenburger Straße 2, 4 und 6 zu den verkauften Paket der LEG.

 

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Reaktionen

  1. Mieter Netzwerk Dortmund e.V. (Pressemitteilung)

    Mieter Netzwerk Dortmund e.V.: Vom Regen in die Traufe im Kleinen Hannibal I.

    LEG verkauft Problem-Immobilie kleiner Hannibal I an Velero Wohnen GmbH und seine bestehenden Probleme gleich mit. Die vier bis zwölf Stöckigen Häuser an der Bornstraße bringen ihr Päckchen zu tragen. Die Mieter sind verärgert.

    Die 232 Wohnungen große Wohnanlage Hannibal I in der Dortmunder Nordstadt wurde 1972 erbaut. Zum 01.08.2019 wurden die Wohnungen von der LEG in einem Paket mit insgesamt 2.700 Wohnungen an die Merlion Wohnen veräußert.

    Von den 232 Wohnungen im Kleinen Hannibal befinden sich noch 198 bis zum 31.12.2027 in der Mietpreisbindung. Mieterinnen und Mieter dieser Wohnungen sind in den kommenden Jahren vor teuren Mieterhöhungen geschützt. Generell bleibt bei Wohnungsverkäufen der bisherige Mietvertrag uneingeschränkt gültig. Wer ein Haus erwirbt, „kauft“ auch die Mieter und die Mietverträge. „Kauf bricht nicht Miete“ bestimmt § 566 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB).

    Probleme werden weitergereicht

    Seit nunmehr als fünf Jahren funktionieren sämtliche Außenbeleuchtungen der kleinen Hannibal I Immobilie an der Bornstraße nicht mehr. Mieter/innen erkennen nichts in den späten Abendstunden.

    Dies ist nicht nur für die Mieter mit Unannehmlichkeiten wie ihrer eigenen Sicherheit verbunden, sondern auch mit der dort immer wieder bekannten Kleinkriminalität.
    Dazu Haustüren, welche für jeden zugänglich sind, aufgrund dessen, dass die Schließanlagen nicht intakt sind, begünstigen ungebetenen Gäste, welche ihre Hinterlassenschaften im Hausflur hinterlassen, deutlich wird hierbei ein starker Geruch von Fäkalien.

    Mängel sind nicht zu übersehen.

    Die Hausflure, Haustüren, Briefkästen, weisen erhebliche Mängel auf, wie Rost am Treppengeländer, so wie nicht funktionierenden Aufzügen, welche den Zutritt in die achte oder gar zwölfte Etage den Mietern erschweren.

    Aufzüge im Wechsel defekt

    Drei Hochhäuser betroffen im Wechsel. 77, 79, 81 bei Hausnummer 79 funktioniert der Fahrstuhl gar seit dem 22.09.2019 gar nicht mehr.
    LEG noch seit dem 01.10.2019 zuständig die Velero Wohnen GmbH reagieren. In 81 ist ein schriftlicher Hinweis an der Haustür „EG ist defekt bitte an 1. OG nutzen.“

    Mieter/innen fühlen sich im Stich gelassen

    Die Mieter fühlen sich trotz der so kurzen Zeit der Verwaltung von Velero Wohnen GmbH im Stich gelassen. Es ist schlichtweg keiner zu erreichen.
    Sie werden via Aushang in den Häusern aufgefordert sich selbst um ihre Probleme zu kümmern, man verweist auf diverse Handwerksfirmen.

    Vertreter der Velero und Merlion versprachen Besserung

    Bei einer Info Veranstaltung in Barkenberg,versprachen beide Firmen es soll investiert werden.
    Davon überzeugt ist aber kaum ein Mieter,dazu blieben viele Fragen offen.
    Die Frage danach, wie lange die neuen Eigentümer den Hannibal I in ihrem Besitz behalten möchten, blieb offen.
    Ein langfristiges Engagement kann wohl nicht erwartet werden.
    Es handelt sich um Finanzinvestoren, Weiterverkäufe nach zwei bis fünf Jahren sind hierbei also üblich.

    Marco Krieg Vorsitzender vom Mieter Netzwerk Dortmund e.V fordert:

    Wir fordern beide Firmen auf sich um die Aufzugsanlage im Kleinen Hannibal I baldmöglichst zu kümmern. Da es nicht zumutbar ist für Mieter/innen mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen bis in den achten oder elften Stock zu laufen. Auch nach nicht mal vier Wochen Verwaltung durch Velero Wohnen und dem Eigentümer Merlion ist das Thema investieren, und Erreichbarkeit derzeit bei beiden Unternehmen wohl nicht an erster Stelle. Fakt ist es muss sich was tun, und zwar sehr bald.

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