100 Milliarden Euro für Deutschlands Schulen in den nächsten zehn Jahren

Chancengerechtigkeit: Förderprogramm soll Bildungserfolg von sozialer Herkunft trennen

Diverse Bildungsstudien bescheinigen zunehmende und teilweise starke Kompetenzdefizite und Chancenungleichheit einer heterogenen Schüler:innenschaft. Am stärksten betroffen sind junge Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien.
Diverse Bildungsstudien bescheinigen zunehmende und teilweise starke Kompetenzdefizite und Chancenungleichheit einer heterogenen Schüler:innenschaft. Am stärksten betroffen sind junge Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Foto: Depositphotos.com

Das größte bildungspolitische Schulprogramm der Bundesregierung ist am 2. Februar 2024 verkündet worden: Bund und Länder geben in den nächsten zehn Jahren jeweils zehn Milliarden Euro aus, um Schulen in herausfordernden sozialen Lagen zu unterstützen. Deutschlandweit werden dadurch rund 4.000 Schulen gefördert, davon sind 60 Prozent Grundschulen.

Jens Peick: „Dortmund wird davon enorm profitieren“

„Für Nordrhein-Westfalen bedeutet dies nach den ersten Schätzungen, dass etwa 920 Schulen gefördert werden – dies ist eine stolze Zahl und kann sich sehen lassen“, sagt Jens Peick, Mitglied des Deutschen Bundestages. „Dortmund wird davon enorm profitieren.“ Die Schulen werden aktuell von den Ländern nach landeseigenen Sozialindizes ausgewählt.

Das Programm besteht aus drei Fördersäulen. So können Investitionen in die Schulgebäude und deren Ausstattung getätigt werden, es werden Mittel für multiprofessionelle Teams bereitgestellt und den Schulen ein individuelles Chancenbudget zur Verfügung gestellt, mit dem sie ganz spezifisch dort fördern können, wo es am dringendsten benötigt wird.

„Das Programm ist eine Antwort auf eine der größten schulpolitischen Herausforderungen, die es aktuell zu stemmen gibt“, erklärt die Dortmunder Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann.

Förderung nach sozialen statt wirtschaftlicher Kriterien

Die Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordneten Jens Peick und Sabine Poschmann.
Die Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordneten Jens Peick und Sabine Poschmann Foto: Sebastian Forck

Diverse Bildungsstudien bescheinigen zunehmende und teilweise starke Kompetenzdefizite und Chancenungleichheit einer heterogenen Schüler:innenschaft. Am stärksten betroffen sind junge Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien.

„Gerade deshalb ist die Öffnung von Schulen in den Sozialraum zu stärken und die Bildungschancen junger Menschen vom Elternhaus weiter zu entkoppeln“, bekräftigt Peick. Bereits im November hatte die SPD Dortmund auf ihrer Beiratssitzung eine verstärkte Förderung benachteiligter Kinder und Jugendliche gefordert.

Das nun aufgelegte Programm werten Poschmann und Peick als Erfolg, es läute „erstmals einen Paradigmenwechsel in der finanziellen Förderung des Bundes“ ein. So wird das Geld nicht mehr nach Steueraufkommen und Einwohnerzahl verteilt, sondern folgt sozialen Kriterien wie der Armutsgefährdungsquote und dem Migrationsanteil an den jeweiligen Schulen.

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Reaktionen

  1. Schulen und Kitas gehen beim Schulmilchprogramm leer aus – Das Land muss einspringen (PM)

    Dank des EU-Schulprogramms können Kinder in nordrhein-westfälischen Kitas, Grund- und Förderschulen kostenlos Milch erhalten. Doch das Programm reicht vorne und hinten nicht aus, kritisieren die Dortmund SPD-Landtagsabgeordneten Volkan Baran, Anja Butschkau, Nadja Lüders und Ralf Stoltze:

    „Von 33 Dortmunder Schulen und Kitas, die sich für das Programm beworben haben, gehen 16 beim Schulmilchprogramm leer aus. Das Land muss die Zuschüsse aufstocken und damit sowohl den Kindern als auch den heimischen Bauern helfen.

    Unser Ziel ist eine kostenfreie, schmackhafte und kindgerechte Verpflegung an allen Kitas und Schulen in Nordrhein-Westfalen. Dabei orientieren wir uns an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: mehrere Portionen Obst und Gemüse pro Tag und täglicher Verzehr von Milchprodukten. Da setzt auch die Europäische Union mit ihrem Schulprogramm bei den Kindern an. Sie sollen lernen, sich gesund zu ernähren. Das Problem: Landesweit haben sich 1.605 Kitas und Schulen aus Nordrhein-Westfalen um die Teilnahme am Schulmilchprogramm beworben, aber gerade einmal für 703 reichen die Mittel.

    Wenn am Schulmilchprogramm nicht einmal jede zweite Schule oder Kita teilnehmen kann, gehen zehntausende Kinder leer aus. Das zeigt sich leider auch bei uns in Dortmund. Im Programmteil Obst und Gemüse sieht es landesweit ähnlich aus. 1.434 Grund- und Förderschulen wollten teilnehmen; nur 872 erhielten eine Teilnahmeberechtigung. Auch hier zeigt sich der Handlungsbedarf des Landes.“

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