Wertstoffsammlung ohne Klientel: Alttextil-Depotcontainer der EDG werden demnächst aus dem Stadtbild verschwinden

Sie werden im Dortmunder Stadtbild bald der Vergangenheit angehören: Altkleidercontainer der EDG – wie hier im Kreuzviertel gegenüber der Nicolaikirche. Foto (2): Thomas Engel

„Eine teure Wertstoffsammlung ohne Abnehmer aufrechtzuerhalten“, so die EDG, das ginge zu Lasten der Gebührenzahler*innen. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und stellen die Alttextilsammlung daher weitestgehend ein“, heißt es seitens der Dortmunder Entsorger. Der Grund: auf dem Textilmarkt landet im Grunde nur noch Schrott (aus asiatischer Billigproduktion), der nicht zweitverwertbar ist.

Wegen Pandemie: erhöhte Nachfrage nach Depotcontainern für Kartonage aus Versandhandel

2021 bedeutet das endgültige Aus für die Alttextilsammlung über Depotcontainer. Seit Ende 2019 hatte der EDG-Verbund bereits 93 Alttextil-Depotcontainer eingezogen – und bis zum 31. März 2021 werden auch die verbliebenen 331 Container abtransportiert werden. Eine Abgabe von gebrauchten Textilien ist dann nur noch an den sechs Dortmunder Recyclinghöfen möglich. ___STEADY_PAYWALL___

Der Einzug der verbliebenen Alttextilcontainer erfolgt schrittweise ab Januar 2021. Sie werden umgebaut, sodass sie mit einem Fassungsvermögen von fünf Kubikmetern für Papier, Pappe und Kartonagen eingesetzt werden können, um zu einer Entlastung an den Depotcontainer-Standorten zu führen.  Das tut Not.

Denn das – auch pandemiebedingte – Wachstum beim Online-Handel führt zu einer deutlichen Zunahme an Kartonagen. Das gegenwärtig zur Verfügung stehende Volumen bei den Papier-Depotcontainern reicht immer häufiger nicht. Vor allem dann, wenn das Verbraucherverhalten fragwürdig wird und die Kartons unzerkleinert „entsorgt“ werden (wir berichteten). In der Folge kam es zuletzt vermehrt zum missbräuchlichen Abstellen von Kartonagen und damit zu einer Vermüllung der Depotcontainer-Standorte.

„Fast-Fashion“ – den Kleidungsschrott braucht nach kurzer Zeit niemand mehr

Neuer Recyclinghof in Dortmund Hacheney
Da geht’s lang, z.B. Foto: Leopold Achilles.

Gut verwertbare Alttextilien können Verbraucher*innen weiterhin gebührenfrei an den sechs Dortmunder Recyclinghöfen abgeben. Doch die dortige Abgabemenge ist, um gewerbliche Anlieferungen zu vermeiden, auf ein haushaltsübliches Volumen von maximal 0,5 Kubikmeter beschränkt.

Im vergangenen Jahr wurden an 424 Depotcontainern rund 2.300 Tonnen Alttextilien abgegeben, das entspricht knapp vier Kilogramm pro Einwohner*in. – Gut erhaltene, gebrauchte Kleidung und andere Textilien konnten viele Jahre gut vermarktet werden. So gut, dass sogar zahlreiche private Sammler ihre Container auf dem Dortmunder Stadtgebiet abstellten, um die Ware zu erfassen.

Aber: Mit dem Phänomen der sogenannten „Fast-Fashion“ – Kleidungshersteller bringen pro Jahr über zehn Kleiderkollektionen von immer minderer Qualität heraus – sinken die Absatzmöglichkeiten. Der sich seit drei bis fünf Jahren abzeichnende Trend hat nun die Talsohle erreicht – eine Vermarktung minderwertiger Alttextilien ist nicht mehr möglich.

Die Konsequenz: Einstellung der Alttextilsammlung über Depotcontainer ab dem 1. April 2021

Eine typische Szenerie: EDG-Papiercontainer mit illegalem Müll, hier an der Uhlandstraße in der Dortmunder Nordstadt.

Selbst Hersteller von Putzlappen nehmen die minderwertigen Materialien aus den Sammelcontainern nicht mehr an. Es bleibt nur die Verbrennung zu hohen Kosten. Eine Umkehr dieser Entwicklung erwarten auch Expert*innen nicht mehr. Ein paarmal Tragen – und das war’s.

Der zunehmende Missbrauch von Alttextil-Depotcontainern für die Entsorgung von Hausmüll hat umgekehrt die Verwertungsproblematik zusätzlich verschärft. Die Alttextil-Depotcontainer sind heute häufig nur noch eine billige Entsorgungsmöglichkeit, während noch vor wenigen Jahren mit einer hochwertigen Logistik ein gut funktionierender Second-Hand-Markt bedient werden konnte.

Das alte Prinzip jedoch, dass die Wertstofferlöse die Kosten der Sammlung decken müssen – es gilt nicht mehr. Im Interesse der Gebührenzahler*innen zieht der EDG-Verbund daher notgedrungen die Konsequenzen und stellt die Alttextilsammlung über Depotcontainer ab dem 1. April 2021 ein.

Die Hersteller sind in der Verantwortung. Das Ziel lautet: Design for Recycling!

Die Veränderungen bei der Alttextilsammlung über Depotcontainer werden im nächsten Dortmunder Abfallwirtschaftskonzept in 2021 festgeschrieben, da die Wertstoffsammlung dort ein zentraler Bestandteil ist.
Der EDG-Verbund schließt sich darüber hinaus den Forderungen von Verbraucherverbänden und der Entsorgungswirtschaft an die Textilindustrie an.

Bei der Produktion von Textilien, insbesondere Bekleidung, muss eine gute Verwertbarkeit der Materialien berücksichtigt werden. Die Hersteller sind in der Verantwortung. Das Ziel lautet: Design for Recycling! Die Textilindustrie muss sich angemessen an den Kosten für das Recycling beteiligt werden, fordert auch die Dortmunder Entsorgungswirtschaft.

Es müssen neue Systeme für eine sinnvolle, ökologische Verwertung entwickelt und aufgebaut werden. Hierfür sind ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen. – Letztlich sind auch Verbraucher*innen und Kund*innen gefordert. Der Appell lautet: Kauft Qualität! – Wenn Ihr das nötige Kleingeld dafür habt.

 

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Reaktionen

  1. Erwin

    Billigtextilien,
    die mehrfach um die Welt gereist wurden (der Markt regelt alles)
    sind nicht einmal MÜLL – Wert.

    ICH RUFE AUF ::
    Legt den gerade bei Zarah, Eitch and Em gekauften Plunder auf den Bürgersteig >!
    UND mach einen Zettel dran ::

    ZU VERSCHENKEN !

    Damit, wer es braucht oder will, das
    OHNE SORGEN nehmen kann.

  2. Leopold Müller

    Danke für diesen Artikel zu den Wertstoffcontainern. Es macht Sinn diese abzubauen, wenn da inzwischen ein gewisser Missbrauch vorliegt. Ich finde man sollte sich um die Entsorgung seiner Sachen selbst kümmern. Wir entkernen gerade ein Haus in der Nähe von Bonn und lassen uns dafür extra einen Container liefern.

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