Anträge zu fünf Projekten für das Städtebauförderprogramm 2024:

Von der IGA über den Grünen Ring bis „Gerne in Derne“: Dortmund hofft auf 33 Millionen Euro

Visualisierung des neuen Wohngebietes Stahlwerkstraße auf der Westfalenhütte mit Grünem Ring und grüner Lärmschutzwand.
Visualisierung des neuen Wohngebietes Stahlwerkstraße auf der Westfalenhütte mit Grünem Ring und grüner Lärmschutzwand. Visualisierung: Stahm Architekten

Mit fünf Projekten will die Stadtspitze insgesamt 33 Millionen Euro aus Städtebauförderungsmitteln beantragen. Neben der Internationalen Gartenbauausstellung IGA 2027, dem Grünen Ring an der Westfalenhütte und der Fortführung des Quartiersmangements für die Nordstadt schlägt der Verwaltungsvorstand dem Rat auch erneut zwei Projekte vor, mit der Stadt im Vorjahr eine Absage erhalten hatte. Dabei geht es um die Stadterneuerung in Derne sowie der Neugestaltung der Straße „Neuer Graben“. Eine Priorisierung wie vom Land gefordert nimmt der Verwaltungsvorstand nicht vor: „Bei den fünf Anträgen darf und soll der Rat entscheiden, was ihm an wichtigsten ist“, betonte Planungsdezernent Stefan Szuggat.

Es geht um förderfähige Gesamtkosten in Höhe von rund 33 Millionen Euro

Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund.
Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Nicht im Antragspaket enthalten ist der Boulevard Kampstraße.  „Er gehört wenn in ein Förderkonzept für die Innenstadt. Da bereiten wir einen Antrag vor, sind aber noch nicht bereit, dass wir dieses Jahr einen Antrag stellen können“, so Szuggat.

Die Prüfung, ob dies über die Städtebauförderung oder einen anderen Fördertopf finanziert werden kann, werde noch geprüft. Voraussichtlich im kommenden Jahr könnte das Thema im „Handlungskonzept Innenstadt“ werden.

Aus dem Städtebauförderprogramm für 2024 soll die Stadt Dortmund EU-, Bundes- und Landesmittel für Maßnahmen mit förderfähigen Gesamtkosten in Höhe von rund 33 Millionen Euro beantragen. Wenn die Mittel bewilligt werden, so deckt die Förderung in der Regel zwischen 70 und 90 Prozent der genannten Gesamtkosten ab. Eine Förderung aus dem Programm 2024 bedeutet nicht, dass diese Mittel auch im Jahr 2024 ausgegeben werden, sondern sie stehen in der Regel über mehrere Folgejahre hinweg zur Verfügung. 

Die Zukunftsgärten sind Herzstück der IGA 2027.

Im Vordergrund stehen Maßnahmen für die IGA. Maßnahmen mit förderfähigen Kosten in Höhe von ca. drei Millionen Euro sollen hierzu beantragt werden. Des Weiteren werden Förderungen für Maßnahmen für den „Grünen Ring“ mit Kosten von 17 Millionen Euro sowie für verschiedene Projekte in der Nordstadt mit Kosten von 6,75 Millionen Euro neu beantragt. 

Die beiden Maßnahmen „Stadtumbau Derne“ sowie Neugestaltung „Neuer Graben“ blieben im vergangenen Jahr unberücksichtigt, so dass hier erneut Anträge über Kosten in Höhe von rund 675.000 Euro für Derne bzw. 5,63 Millionen Euro für das Projekt „Neuer Graben“ eingereicht werden. Für Letzteres steht nur noch in diesem Jahr ein Sonderkontingent außerhalb der regulären Städtebaufördermittel zur Verfügung. 

Drei Millionen Euro für die Gestaltung des Deusenbergs

Zur IGA 2027 soll eine Förderung für Gestaltung des Deusenbergs beantragt werden, für die Gesamtkosten in Höhe von gut drei Millionen Euro erwartet werden. „Der Deusenberg mit seinem einzigartigen Blick über die Dortmunder Skyline soll unter Berücksichtigung der bereits vorhandenen ökologischen Wertigkeit weiterentwickelt werden“, heißt es in der Vorlage. 

Gestalterisch wird sich der „Haldensprung“ am Industriestil des Kokereigeländes mit Stahlfachwerk-Konstruktionen orientieren und diesen in heutige Bauweisen überführen.
Gestalterisch wird sich der „Haldensprung“ am Industriestil des Kokereigeländes mit Stahlfachwerk-Konstruktionen orientieren und diesen in heutige Bauweisen überführen. Visualisierung: bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh

Erste Ideen brachte 2021 das Beteiligungsverfahren „Deusenberg im Dialog“. Das im Dezember 2022 beauftragte Landschaftsarchitekturbüro wird diese Vorschläge weiterentwicken.

Die Planungsschwerpunkte liegen auf einer möglichst barrierefreien Weiterentwicklung des Wegesystems inklusive einer Treppe, die die neue Brücke „Haldensprung“ mit dem Plateau verbindet und verschiedenen Aussichts- und Aktivitätspunkten. Landschaftliche Eigenheiten sollen durch naturnahe Einsaaten und Pflanzungen gestärkt werden. 

„Grüner Ring“: Die Planungen für das 32-Millionen-Euro-Projekt laufen

Der Grüne Ring ist zentraler Bestandteil der Planungen.
Der Grüne Ring ist zentraler Bestandteil der Planungen rund um die Westfalenhütte. Karte: Stadt Dortmund/ Stahm Architekten

Der neue Park „Grüner Ring“ wird rund 35 Hektar auf dem insgesamt etwa 450 Hektar großen Gelände der ehemaligen Westfalenhütte ausmachen und das Gelände umschließen. Naturschutz und Erholung sollen dort gleichermaßen berücksichtigt und zugleich verschiedene Wegebeziehungen zwischen den umliegenden Stadtteilen gestärkt werden. 

Die Planungen für das 32-Millionen-Euro-Projekt laufen bereits, die Bautätigkeiten sollen 2025 beginnen und dann innerhalb von voraussichtlich vier bis fünf Jahren abgeschlossen werden. Zum ersten Mal soll das Amt für Stadterneuerung nun Städtebaufördermittel für dieses Projekt beantragen – für förderfähige Kosten in Höhe von 17 Millionen Euro. 

Das Quartiersmanagement Nordstadt soll verstetigt werden

In der Nordstadt wird gerade ein aktuelles Förderprogramm abgeschlossen und die Neuausrichtung der dortigen Stadterneuerung ab 2024/25 konzeptionell vorbereitet. Hierzu sollen Startermaßnahmen mit einem förderfähigen Volumen von 6,75 Millionen Euro angestoßen werden. 

Die Vakanz beim Quartiersmanagement Nordstadt ist beendet - das neue Team startet im Oktober.
Die Vakanz beim Quartiersmanagement Nordstadt ist beendet – das neue Team startet im Oktober. Foto: Alexander Völkel

Das derzeit laufende, gut bewährte Maßnahmenbündel zur Aufwertung und Modernisierung des privaten Immobilienbestandes sowie das etablierte Quartiersmanagement inklusive des Quartiersfonds sind aktuell nur bis Ende 2024 finanziell abgesichert und politisch legitimiert.

Nach Evaluierung der bisherigen Struktur als „stabilisierende und investitionsbegleitende Querschnitts- bzw. Daueraufgabe“ in der Nordstadt soll sie nun möglichst verstetigt werden. 

Eine Vor-Ort-Struktur, z. B. in Form eines Tandems aus Quartiers- und Sanierungsmanagement für Immobilien, sowie die Begleitmaßnahmen eines Fassadenprogrammes und eines Quartiersfonds sind daher als Startermaßnahmen für den Einstieg in die nächste Dekade „Stadterneuerung Nordstadt 2024/25 ff.“ vorgesehen. 

Derne als „als attraktiven Wohn-, Lebens- und Freizeitort“ stärken

Derne soll – ausgehend vom denkmalgeschützten Gebäudeensemble der ehemaligen Zeche Gneisenau – „als attraktiver Wohn-, Lebens- und Freizeitort gestärkt und weiterentwickelt werden“. Für ein entsprechendes Maßnahmenpaket wurden in den Städtebauförderprogrammen 2020 bis 2023 Fördermittel für die Teilmaßnahmen „Öffentlichkeitsarbeit / Beteiligung“ sowie „Quartiersarchitekt:in und Städtebauliche Aufwertung“ beantragt, aber zugunsten anderer Stadterneuerungsmaßnahmen in Dortmund zurückgestellt. 

Aus dem Städtebauförderprgramm 2024 sollen für Derne 675.000 Euro beantragt werden. Foto: Thomas Stachelhaus/ RAG

Dennoch fördert das Amt für Stadterneuerung seit 2020 das ehrenamtliche Engagement in Derne. Mit Hilfe finanzieller Unterstützung der Stadt wurde ein Bürgertreff in der Altenderner Straße 19 eröffnet, den der Förderverein „Gerne in Derne“ betreibt. Die städtebauliche Weiterentwicklung des ehemaligen Zechenstandortes ist nun die Schlüsselmaßnahme vor Ort. Mit dem 2021 verabschiedeten Strukturplan wurde die städtebauliche Entwicklung konkretisiert, die eine neue Stadtteilmitte zum Ziel hat. 

Derzeit werden Gespräche mit Investoren, Grundstückseigentümern:innen und der Ortspolitik geführt, um die Planung weiterzuentwickeln und die Voraussetzungen für ihre Umsetzung zu schaffen. Benötigte Grundstücke wurden zwischenzeitlich von der Stadt angekauft. Aus dem Städtebauförderprgramm 2024 sollen für Derne 675.000 Euro beantragt werden. 

Neuer Anlauf für die Neugestaltung der Straße „Neuer Graben“

Die Planung zur Neugestaltung der Straße „Neuer Graben“ im Kreuzviertel geht auf den Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ zurück, bei dem die Stadt Dortmund für das Projekt ausgezeichnet wurde, aber von Teilen der Politik und vielen Anwohner:innen massiv kritisiert wurde.

Noch hat der Autoverkehr im Neuen Graben im Kreuzviertel Vorrang. Das könnte sich ändern. Foto: Thomas Engel

Vorgesehen ist eine „gemeinwohlorientierte Neuaufteilung des Straßenraums mit Berücksichtigung von Verkehrswende, Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität“. Zugrunde liegt ein umfangreiches Beteiligungs- und Transferkonzept.

Mit der Auszeichnung ging ein separater Förderzugang im Städtebauförderungsprogramm einher, der unabhängig von anderen konkurrierenden Projekten im Rahmen der Städtebauförderung besteht. 

Zum Städtebauförderprogramm 2023 konnten allerdings noch keine Fördermittel realisiert werden. Deshalb soll nun ein Wiederholungsantrag über rund 5,63 Millionen Euro diese zusätzliche Möglichkeit sichern. 

Hintergrund: Wie Stadterneuerung funktioniert 

  • Stadterneuerung ist ein wirkungsvolles Instrument zur aktiven Gestaltung des Strukturwandels. Dabei spielen der Erhalt bzw. die Schaffung attraktiver Stadtteile und die Revitalisierung von Wohngebieten eine wichtige Rolle. 
  • Dies erfolgt häufig über bauliche Verbesserungen im Stadtteil, z. B. durch die Neugestaltung von Spielplätzen oder die Sanierung öffentlicher Sport- und Freizeiteinrichtungen. 
  • Gleichzeitig wird angestrebt, die Selbstverantwortung, aber auch das Engagement von Bewohner*innen und lokalen Akteur:innen zu stärken. Zur Finanzierung solcher Maßnahmen spielen Städtebaufördermittel eine zentrale Rolle. 
  • An der Finanzierung der Städtebauförderung beteiligen sich Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam. 
  • Über die Verteilung der Gelder entscheidet in Nordrhein-Westfalen das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung: Unter bestimmten Voraussetzungen werden Fördermittel von 70 bis 90 % bereitstellt und somit umfangreiche Investitionen in den Quartieren ermöglicht. 
  • Die Kommunen haben die restlichen Kosten durch eigene Gelder, den sogenannten Eigenanteil, aus ihrem Haushalt abzudecken. Die Grundlage dieser Finanzierung bildet die Städtebauförderung mit den Förderrichtlinien Stadterneuerung des Landes Nordrhein-Westfalen. 
  • Die Beantragung und Verwaltung der Städtebaufördermittel für städtische Projekte erfolgt in Dortmund durch das Amt für Stadterneuerung. 
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Reaktionen

  1. Neuer Bebauungsplan zur IGA 2027 – Dortmunder Klimabündnis befürwortet den neuen Kokereipark, lehnt den Energiecampus aber weiterhin ab (PM)

    Die Internationale Gartenschau IGA 2027 wirft schon ihre Schatten voraus. Auf dem Werksgelände der ehemaligen Kokerei Hansa soll ein neuer Park entstehen, während entlang der Emscherallee ein Gewerbegebiet, der sogenannte „Energiecampus“ geplant ist.

    In seiner Stellungnahme zum Bebbauungsplan zur Gartenschau (Hu 127/1) begrüßt das Klimabündnis eine behutsame Entwicklung des ehemaligen Kokereigeländes zu einer Grünfläche mit Erholungsfunktion, lehnt jedoch die Errichtung eines Energiecampus an dem vorgesehenen Standort ab.

    Friedrich Laker, Sprecher des Klimabündnis: „Wir wundern uns darüber, dass hier für ein Gewerbe- bzw. Technologiegebiet Freiflächen im Grüngürtel in Anspruch genommen werden sollen.Eine wertvolle Biotopvernetzungsfläche zwischen dem Rahmer Wald und dem Deusenberg wird damit zerschnitten. Das entwertet übrigens auch den Kokereipark direkt nebenan.“

    Sabine Darschnik vom Koordinationskreis des Klimabündnis und zugleich Mitglied des BUND Dortmund: „Die Planungen für den neuen Kokereipark sehen wir grundsätzlich positiv. Die Parkaufteilung ist insgesamt gelungen. Publikumsintensivere Flächen wie z.B. der Bewegungsgarten befinden sich eher im Süden, so dass größere Freiflächen im mittleren und nördlichen Bereich bleiben, in der Flora und Fauna nicht zu sehr gestört werden.“

    Trotzdem sehen die Klimaschützer noch Nachbesserungsbedarf:

    · Während der Gartenschau sollte auf die Verwendung von Kunstdünger, Torf und Pestiziden vollständig verzichtet werden.

    · Um die wildlebenden Tiere in ihrem Lebensrhythmus nicht unnötig zu beeinträchtigen, sollte die nächtliche Dauerbeleuchtung beschränkt werden, z.B. eine Abschaltung spätestens um 22 Uhr, Dimmen per Zeitschaltuhr oder der Einsatz von Bewegungsmeldern.

    · Eine landschaftsprägende Gehölzreihe aus Säulen-Pappeln auf dem Gelände soll möglichst vollständig erhalten bleiben als Fortpflanzungs- und Ruhestätte für die Vogelwelt.

    · Außerdem sollten für die Kreuzkröten geeignete Fortpflanzungsgewässer angelegt werden.

    Kritisch sieht das Klimabündnis allerdings, dass neben dem Kokereipark auch der benachbarte Deusenberg als Ausstellungsfläche für die Gartenschau dienen soll. Dafür soll eine 150 Meter lange Stahlbrücke den Kokereipark mit dem Deusenberg verbinden.

    Hans-Georg Schwinn vom Koordinationskreis des Klimabündnis: „Das geplante Brückenbauwerk ist aus unserer Sicht völlig überdimensioniert. Die renaturierte Deponie ist zu einem wertvollen Biotop geworden und sollte von einem Massenandrang einer Gartenschau möglichst frei gehalten werden, auch vor dem Hintergrund, dass es vier weitere große IGA-Nutzgärten im Ruhrgebiet geben soll.“
    Falls auf zusätzliche Flächen für die IGA2027 nicht verzichtet werden kann, regt das Klimabündnis an, temporär die vorgesehene Fläche für den Energiecampus für die IGA2027 zu nutzen, da mit einer Realisierung der Gebäude des Energiecampus vor 2028 nicht zu rechnen ist.

    Friedrich Laker: „Wir können uns hier einiges vorstellen. In Zusammenarbeit mit dem Landwirt können moderne umweltschonende Methoden des Gemüseanbaus präsentiert werden in Verbindung mit Agri-PV, das sind aufgeständerte PV-Module, die somit eine Doppelnutzung der Fläche zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und gleichzeitig erneuerbaren Strom ermöglichen. Schließlich soll laut bisherigen IGA-Planungen in Dortmund das Thema Energiegärten bespielt werden.“

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