Nie wieder nach Münzgeld am Parkautomaten suchen! – In Dortmund beginnt Pilotphase eines Bezahlsystems per Handy

Mit einer App auf dem Mobiltelefon bargeldlos Parkgebühren bezahlen. mit dem Dortmunder Pilotprojekt soll das System getestet werden. Fotos: Thomas Engel
Mit einer App auf dem Mobiltelefon bargeldlos Parkgebühren bezahlen. Mit dem Dortmunder Pilotprojekt soll das System getestet werden. Fotos: Thomas Engel

Bargeldloses Bezahlen am Parkautomat – nicht jede/r hat eine Kredit- oder EC-Karte. Eine innovative Lösung verspricht ein Betriebssystem, für dessen Nutzung es nur eines Mobiltelefons bedarf. Ein Pilotprojekt in der Dortmunder Innenstadt ist dazu nun gestartet worden. Wie gut es funktioniert, und ob es die Akzeptanz der BürgerInnen findet, muss sich in den nächsten 12 Monaten zeigen.

Nervenaufreibende Situationen an der Parkuhr sollen zukünftig vermieden werden

OB Ullrich Sierau mit der Leiterin des Dortmunder Tiefbauamts, Sylvia Uehlendahl.
OB Ullrich Sierau mit der Leiterin des Dortmunder Tiefbauamts, Sylvia Uehlendahl.

Wer kennt sie nicht – die missliche Situation, nach passendem Münzgeld zu  suchen, um mangels Parkschein hinter der Windschutzscheibe kein Knöllchen von humorlosen Politessen zu riskieren? Oder bei relativer Erfolglosigkeit der Suchaktion zähneknirschend deutlich überbezahlen zu müssen. Oder zweifelhafte Parkautomaten, die erst gar kein Geld annehmen oder es beleglos schlucken.

Solche Ärgernisse sollen – geht es nach dem Willen der Stadt Dortmund – demnächst der Vergangenheit angehören. Das Wohl genervter AutofahrerInnen allein ist es allerdings nicht, dass die Stadt nun veranlasst hat, eine Pilotphase zur Einführung eines bargeldlosen Bezahlsystems an Parkautomaten via Mobiltelefon zu starten.

Zum offiziellen Startschuss der Pilotphase zum „Handy-Parken“ in der Innenstadt hatte Oberbürgermeister Ullrich Sierau denn auch gleich ein paar Hinweise parat, worum es ebenfalls geht: Es solle mit diesem „smarten Projekt“ die städtische Mobilitätsgestaltung optimiert, effizienter, kostengünstiger werden. – Die Stadt war nach einer eigens in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie und nach Ausschluss anderer bargeldloser Zahlsysteme – wie etwa mit einer EC-Karte – zu dieser bereits in über 50 bundesrepublikanischen Städten erprobten Lösung gelangt.

Einjährige Pilotphase des Systems in der Dortmunder Innenstadt

Präsentation der Bauarbeiten am Hauptbahnhof. Leiterin des Tiefbauamtes Sylvia Uehlendahl
Präsentation der Bauarbeiten am Hauptbahnhof. Leiterin des Tiefbauamtes Sylvia Uehlendahl

Bislang konnte in Dortmund das Bezahlen von Parkgebühren für die Nutzung von öffentlichen Parkflächen an Parkscheinautomaten weitgehend nur in bar geschehen. Ab jetzt wird mit dem sogenannten „Handy-Parken“ – Oberbegriff: „Smart-Parken“ – eine innovative und hoffentlich bürgerfreundliche Zahlungsmöglichkeit eingeführt. Vorbild war das bargeldlose Entgeltsystem für öffentliches Parken in Köln, erläutert die Leiterin des Dortmunder Tiefbauamts, Sylvia Uehlendahl.

Beim Handy-Parken bezahlen Nutzer ihre Parkgebühren per Mobiltelefon. Es soll von nun an im Bereich der Innenstadt dort zusätzlich möglich sein, wo Parkflächen durch Parkscheinautomaten kostenpflichtig ausgezeichnet sind. Durch die Nutzung des Systems erhöhen sich die Parkgebühren für die AutofahrerInnen per se nicht.

Im Rahmen der Pilotphase wird für die Dauer eines Jahres – zunächst begrenzt auf den inneren Wallring und den darin liegenden Stadtkern – das Handy-Parken erprobt. In Rahmen einer Evaluierung werden die gesammelten Erkenntnisse der Pilotphase später aufbereitet und dienen als Entscheidungsgrundlage für oder gegen den weiteren Einsatz des Systems.

Wahlmöglichkeit unter verschiedenen Anbietern auf einer gemeinsamen Plattform

Die Stadt Dortmund bietet Betreibern mit unterschiedlichen Konzepten die Möglichkeit, Dienstleistungen rund um das Handy-Parken über eine wettbewerbsübergreifende Plattform nach Kölner Vorbild anzubieten. Die Stadt hat sich also nicht über eine Ausschreibung für einen potentiellen Systembetreiber entschieden, sondern verschiedene Anbieter konkurrieren mit ihren jeweiligen Offerten über die Plattform.

Gegenwärtig sind bereits drei Handy-Parken-Anbieter mit im Boot: „EasyPark“, „ParkNow“ und „Trafficpass“. In den nächsten Tagen sollten vier weitere hinzukommen, so Sylvia Uehlendahl. Zwischen ihnen können sich KundInnen dann entscheiden, wenn sie bargeldlos bezahlen möchten.

Über gut sichtbare Aufkleber mit dem Hinweis auf die Möglichkeit des Handy-Parkens werden an den 63 Parkscheinautomaten im Innenstadtbereich Informationen zum Handy-Parken gegeben. Den ersten klebte OB Sierau nun persönlich an. Wer bereits Kunde eines Anbieters ist, kann nähere Informationen über den Park- und Bezahlvorgang auch über die betreffende Smartphone-App erhalten.

Die Vignette am Fahrzeug weist auf das Handy-Parken hin

Der Parkautomat in der Kleppingstraße am Eingang zur Berswordthalle wurde als erster in der Dortmunder Innenstadt mit den Hinweisen zum Handy-Parken beklebt.
So sah er vorher aus: Der Parkautomat in der Kleppingstraße am Eingang zur Berswordthalle wurde als erster in der Dortmunder Innenstadt mit den Hinweisen zum Handy-Parken beklebt.

Voraussetzung für die Nutzung des Handy-Parkens ist ein Mobiltelefon bzw. Smartphone und die Kennzeichnung „Handy-Parken“ über eine Vignette am Fahrzeug. Parkvorgänge können per App, SMS oder Anruf beim jeweiligen Anbieter gestartet werden. Nach Mitteilung beispielsweise von Kfz-Kennzeichen, Standort und Parkwunsch erstellt der Anbieter einen virtuellen Parkschein für den Nutzer und informiert die Stadtverwaltung digital über den Parkvorgang.

Zusätzlich übernimmt er den Bezahlvorgang der Parkgebühr an die Stadt Dortmund und erinnert den Kunden, wenn etwa die Parkzeit abläuft. Für diese und weitere Service-Leistungen fallen für die Kunden zusätzliche Gebühren beim Anbieter an.

Die Parkvignette, die von den Betreibern zur Verfügung gestellt wird, muss hinter der Windschutzscheibe des Fahrzeugs angebracht werden. Sollte jemand das Handy-Parken spontan ausprobieren wollen, akzeptiert die Stadt Dortmund zu Beginn einen selbst erstellten Hinweiszettel „Handy-Parken“.

Ob für ein geparktes Fahrzeug die Parkgebühr über einen virtuellen Parkschein entrichtet wurde, erkennen die Beschäftigten des Ordnungsamts bei ihrer Kontrolle über einen Abgleich des Kennzeichens in einem digitalen System, das ihnen in Echtzeit Auskunft über den Parkstatus der Handy-Parkenden gibt.

Weitere Informationen:

  • Das smartparking-System deutschlandweit, inklusive der drei Anbieter für Dortmund: hier.
  • Zu einigen datenschutzrechtlichen Aspekten speziell beim Handy-Parken: hier (S. 191-131).
  • Zur weitergehenden Thematik, aktuell von 2017: City2.e 2.0 – Smart Parking Solutions für das Parken am Straßenrand und an Elektroladesäulen in der Stadt von morgen (nach dem Programm „Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), hier.
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Reaktionen

  1. Blub der Fisch

    Was soll ich mir eigentlich noch alles hinter die Windschutzscheibe kleben? Euer Ernst?!? Warum kleben wir nicht gleich die gesamte Fläche am Fahrzeug zu Profis wie ich fahren auch blind Auto!!!…

  2. Stadt Dortmund (Pressemitteilung)

    Nach erfolgreicher Pilotphase geht das Handyparken in den Regelbetrieb über

    Der Verwaltungsvorstand hat in seiner heutigen Sitzung die Einführung eines Bezahlsystems für Parkgebühren per Mobiltelefon und die Überführung in den Regelbetrieb zur Kenntnis genommen und die Weiterleitung an die politischen Gremien beschlossen. Bereits im Januar 2018 hatte der Verwaltungsvorstand beschlossen, dass das Handyparken in einem Pilotbetrieb im Innenstadtkern inklusive innerem Wallring zu erproben.

    
Die gemachten Erfahrungen und die erlangten Facherkenntnisse aus dem bisherigen Pilot­verlauf durch die im Tiefbauamt (Parkraumbewirtschaftung) und im Ordnungsamt (Parkraumüberwachung) waren durchweg positiv, so dass die Pilotphase nun in den Regelbetrieb überführt werden kann.

    Die positiven Erfahrungen wurden sowohl mit der Mehrbetreiberplattform smartparking.de, als auch mit den Betreibern, die über diese Plattform im freien Wettbewerb ihre Dienstleistungen anbieten, gemacht. Das Handyparken als zweite und zeitgemäße digitale Bezahlform für das Parken auf Parkplätzen, die durch Parkscheinautomaten bewirtschaftet werden, hat sich bei der Bevölkerung in der Praxis bewährt.

    Die ermittelten Kennzahlen in der Parkraumbewirtschaftung zeigen seit Pilotbeginn stetig steigende Nutzungsquoten bis hin zu aktuell zwei Prozent anteiligen Parkgebühreneinnahmen. Dies entspricht den Vergleichswerten anderer Kommunen. Die Parkraumüberwachung erfolgt künftig mittels Smartphones mit einer automatisierten Abfrage zur Überwachung der Parkvorgänge von Handy-Parkenden. Für die Nutzerinnen und Nutzer des Handyparkens besteht in Dortmund eine Vignettenpflicht.

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