Dreistellige Millioneninvestition bei ThyssenKrupp auf der Zielgeraden: Entscheidung könnte noch diesen Monat fallen

Sabine Birkenfeld, Betriebsratvorsitzende Thyssen Krupp Steel Dortmund, vor der bestehenden Feuerverzinkungsanlage. Archivbild: Klaus Hartmann (Dez. 2014)
Ein jahrelanger Kampf könnte erfolgreich enden: Sabine Birkenfeld, Betriebsratsvorsitzende Thyssen Krupp Steel Dortmund, vor der bestehenden Feuerverzinkungsanlage. Archivbild (Dezember 2014): Klaus Hartmann

Der Standort von ThyssenKrupp Steel Europe auf dem Gelände der Westfalenhütte steht möglicherweise vor einem millionenschweren Ausbau. Das Unternehmen hat bei der Bezirksregierung Arnsberg die Errichtung einer weiteren Feuerbeschichtungsanlage angemeldet. Wenn es dazu kommt, wäre dies eine ausgezeichnete Nachricht für den Standort Dortmund.

Spekulationen über Investitionen von 100 bis 150 Millionen Euro

Der Betriebsrat und die IG Metall in Dortmund fordern seit Jahren den Bau einer zweiten Feuerbeschichtungsanlage in direkter Nachbarschaft zur FBA 8, die 2001 in Betrieb gegangen ist. Hintergrund ist die ungebrochene Nachfrage nach feuerverzinkten Blechen – weitaus die meisten für die Autoindustrie. Sollte Dortmund den Zuschlag erhalten, würde dies eine Investition von etwa 100 bis 150 Millionen Euro und bis zu neue 100 Arbeitsplätze bedeuten.

Doch genau weiß es selbst der Betriebsrat nicht. Denn weder hat das Unternehmen die Mittel dafür freigegeben, noch gibt es dazu einen Aufsichtsratsbeschluss. Daher möchte man in Dortmund noch nicht in Jubel ausbrechen. „Na klar ist der Antrag eine frohe Kunde“, betont die Betriebsratsvorsitzende Sabine Birkenfeld im Gespräch mit nordstadtblogger.de. Überrascht sei sie aber von dem Antrag nicht: „Ich habe ihn selbst vor drei Wochen mitunterschrieben.“

Seit Jahren war es ein Tauziehen, ob die Anlage überhaupt gebaut wird. Zudem war es ein Rennen zwischen Duisburg und Dortmund. Auch bei der für Duisburg zuständigen Bezirksregierung in Düsseldorf soll ein Antrag eingereicht worden sein – der allerdings wohl auch wieder zurückgezogen wurde, heißt es nach unbestätigten Informationen. 

Anlagenbau soll bis zur zweiten Hälfte 2020 abgeschlossen sein

Daher warten die DortmunderInnen gespannt auf die Aufsichtsratssitzung am 29. August, wo das Thema auf die Tagesordnung kommen könnte. Denn die Zeit drängt, wenn das Unternehmen die Ankündigungen im Antrag umsetzen will. Dort heißt es, dass „der Anlagenbau Ende 2018 beginnen (soll), sodass die Inbetriebnahme voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2020 erfolgen kann“. Die dann nächste Aufsichtsratssitzung wäre allerdings erst wieder im Dezember…

„In der Belegschaftsversammlung hieß es, dass die Entscheidung nach den Sommerferein fällt. Das würde zeitlich passen, wenn sie einmal Wort halten. Sie schieben das Thema ja schon ewig“, erinnert Birkenfeld an die jahrelangen Diskussionen. 

Als dann noch die Fusion mit Tata auf die Agenda kam, wurde die Entscheidung auf die ganz lange Bank geschoben. Nun also Licht am Ende des Tunnels? Für den TKS-Standort Dortmund wäre das eine gute Entscheidung: „Das wäre Zukunftssicherheit total. Heute schon sind wir nicht schlecht aufgestellt, von der Kapazität und Qualität her wären wir kaum von der Landkarte zu tilgen. Wenn wir die Anlage auch noch bekommen, sind wir für die Zukunft richtig gut ausgestattet“, betont die Betriebsratsvorsitzende.

Hallenlayout der Feuerbeschichtungsanlage 10, im Hintergrund ist die bestehende Feuer- beschichtungsanlage 8 zu sehen. Foto: Screenshot Antrag
Hallenlayout der Feuerbeschichtungsanlage 10. Im Hintergrund ist die bestehende FBA 8. Foto: Screenshot

Investition würde erstmals seit Jahrzehnten Stellenzuwachs in Dortmund bedeuten

Doch weder die Investitionen noch die Zahl der neuen Arbeitsplätze sind bekannt. Die bisherigen Angaben wurden von der bisherigen Anlage abgeleitet, neben welcher der Neubau entstehen würde. 

„Es ist ja die Frage, ob es in Summe so viele werden wie bei der alten Anlage. Das sind bisher knapp über 100. Aber Technologie schreitet ja voran. Aber die Wirtschaftlichkeitsrechnung liegt uns nicht vor“, warnt Birkenfeld vor übertriebenen Hoffnungen. 

Derzeit hat TKS am Standort Westfalenhütte rund 1.350 Beschäftigte. Bei der Neuausrichtung des Konzerns nach der Stilllegung der Hochöfen 2001 waren es noch etwa 2.400. Die Investition würde erstmals seit Jahrzehnten wieder einen Stellenzuwachs bedeuten.

HINTERGRUND: Was macht eine Feuerbeschichtungsanlage?

  • In der Feuerbeschichtungsanlage werden Stahlbänder kontinuierlich verzinkt. Dieses Verfahren dient der Erzeugung eines Korrosionsschutzes der Stahlbandoberfläche. 
  • Gleichzeitig wird die Schweißbarkeit sowie Umformbarkeit des Produktes verbessert. Das feuerbeschichtete Material wird von unterschiedlichen Kunden bevorzugt, da es den heutigen Anforderungen des Marktes in Qualität und Anwendungen entspricht. 
  • Die FBA 10 trägt mit 600.000 Jahrestonnen dazu bei, sowohl Innen- und Außenhautteile für die Automobilindustrie als auch Stahlbleche für die Bau- und Hausgeräteindustrie zu produzieren. 
  • Mit der FBA 10 können Produkte erzeugt werden, die für die Zukunft der Automobilindustrie etc. erforderlich sind und in dieser Form auf bestehenden Anlagen noch nicht produziert werden können; insbesondere sind hier die zukünftig zu erzeugenden Breiten zu erwähnen. 
  • Durch die Maßnahme wird eine weitere Sicherung des Produktionsstandortes in Dortmund und der damit verbundenen Arbeitsplätze erreicht. 
  • Die FBA 10 erzeugt in einem kontinuierlichen Beschichtungsprozess Stahlbänder in Breiten von 900 bis 1.850 Millimetern mit Dicken zwischen 0,5 und 2,3 Millimeter. 

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