Der Bebauungsplan liegt bis 19. Februar aus - Anregungen erwünscht

Dialog zum Hafenquartier: Der Plan steht, aber noch ist hier nichts in Stein gemeißelt!

Beim 14. Bürger:innen-Dialog zum Hafenquartier Speicherstraße stellt u.a. Dominik Serfling von d-port21 den aktuellen Stand der Planung vor.

Es geht weiter im Hafenquartier Speicherstraße – nach Plan und wie geplant. Zunächst. Beim 14. Bürger:innen-Dialog wurden die aktuellen Bebauungspläne vorgestellt. Sie sind vom 22. Januar bis zum 19. Februar 2024 für alle einsehbar: Anregungen erwünscht. Die viel diskutierte Ansiedlung der Fachhochschule spielt hier keine Rolle.

„Eines der größten und spannendsten Projekte in der Nordstadt“

Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum begrüßte die rund 50 Anwesenden im Dietrich Keuning Haus zur bereits 14. Dialogveranstaltung rund um die Neugestaltung des Hafenquartiers Speicherstraße. Für sie ist das eines der „größten und spannendsten Projekte“ in der Nordstadt.

Hannah Rosenbaum begrüßt beim Bürger:innen-Dialog zum Hafenquartier

Rosenbaum freut sich, dass es dort weitergeht und mit der Eröffnung des neuen Restaurants „Nansen“ im Heimathafen vor wenigen Tagen wieder ein ganz konkreter Schritt in Richtung „lebendiges Quartier“ getan wurde.

Für den weiteren Prozess bittet sie die Bürger:innen um Anregungen und Feedback: „Seien Sie sicher, wir nehmen das sehr ernst“, so Rosenbaum.

Die bislang rege Beteiligung sieht sie auch als Beleg für die Identifikation der Bürger:innen mit dem Quartier und tatsächlich zeigt eine kleine Umfrage, dass viele der Anwesenden aus dem Viertel kommen, in der Nordstadt leben oder arbeiten.

„Fünf Jahre von der Idee zur Bebauungsplanung – das ist schnell“

Auch Dominik Serfling, Geschäftsführer von d-port21, ist zuversichtlich – fünf Jahre von der Idee bis zur Präsentation des Bebauungsplans an diesem Abend, das sei schnell. „Wir sind gut in der Zeit“ lautet seine Botschaft und „wir wollen es so umsetzen, wie die Architekten von COBE sich das gedacht haben.“

Dominik Serfling, d-port21, beim Bürger:innen-Dialog zum Hafenquartier Speicherstraße

Es gab Gutachten, es gab Anpassungen in Rücksprache mit dem COBE-Team, erste Ausschreibung haben stattgefunden. Man ist im Austausch. Der nächste Schritt ist der städtebauliche Vertrag.

Für diesen Part steht Birgit Niedergethmann, Bereichsleiterin Städtebau/Bauleitplanung, Rede und Antwort. Der Vertrag regelt zum Beispiel Themen wie Mobilität, Umweltbelastung, Grünflächen, Begrünung von Dächern, Energieversorgung oder auch die Gestaltung des öffentlichen Raums. Läuft alles nach Plan, dann kann der Vertrag aus ihrer Sicht bis zum dritten Quartal 2024 zustande kommen und die Bebauung zeitnah starten.

Manfred Bauer macht aus Visionen ganz konkrete Pläne

Zunächst aber ist es an Martin Bauer die aktuelle Bebauungsplanung vorzustellen. Bauer ist Leiter des Dortmunder Büros Planquadrat und präsentiert sich als ein Mann des Regelwerks. Er hat die visionären Skizzen der COBE-Architekten ins Baurecht übersetzt. Bauer weiß, dass viele seine Planungsskizzen nicht so sexy finden, aber er findet sie eigentlich ganz schön.

Dipl.-Ing. Martin Bauer, Raum- und Stadtplaner, Geschäftsleitung Planquadrat

In seinem Plan geht es um die Zuweisung der Flächen und die Definition verschiedener Zonen für beispielsweise Büro, Bildung, Forschung. Drei Sondergebiete weisen aus, was wo geht und auf den ersten Blick geht eigentlich alles fast überall – außer natürlich Wohnen. Und an der Hafenpromenade ist zusätzlich Gastronomie erlaubt. 

Weiter hat er sich Gedanken gemacht über die Höhe der Gebäude, die Anzahl der Geschosse oder auch die Zahl der Quadratmeter, die in einer Zone bebaut werden dürfen. Wie im COBE-Entwurf vorgesehen, gewährleistet die Planung Transparenz in Richtung des Kleingartenvereins Hafenwiese – die Bebauungsdichte und die Gebäudehöhen nehmen ab. 

Drei sogenannte Hochpunkte sind aber ebenfalls eingeplant. Zum Beispiel das Silo von Raiffeisen, das ja erhalten bleiben soll. Und auch im Süden an der Bülowstraße und im Norden sind Neubauten mit bis zu zehn Etagen möglich.

Das neue Quartier soll weitgehend autofrei werden

Viel dreht sich dann um den Verkehr. Im vorliegenden Plan wurden verschiedene Verkehrsflächen festgesetzt: Autos, Fußgänger, Radfahrer, Mischflächen. Geht es nach Plan bleibt die Speicherstraße Durchfahrtstraße, wird aber beruhigt.

Zur Begutachtung freigegeben: die Bebauungsplanung der Speicherstrasse Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Fuß- und Radwege dominieren. Man hat sich für die Entwicklung eines nahezu autofreien Quartiers entschieden und setzt dafür auch Anreize.

Bauherr:innen müssen im Quartier nur 40 Prozent des Parkraums gewährleisten, der üblicherweise in der Stellplatzverordnung vorgegeben ist. Für Autofahrer:innen wird es keine öffentlichen Parkplätze und keine oberirdischen Stellplätze geben.

Parken findet ausschließlich in den beiden Parkhäusern Nord und Süd statt. Die heißen übrigens „Mobilitätsspeicher“ und werden an der Fassade begrünt.

Mindestens 42 neue Laubbäume, grüne Dächer und ein Pocketpark

haupt soll es auch ein grünes Quartier werden. Der vorhandene Baumbestand soll erhalten bleiben – geht das nicht, wird der Baum auf jeden Fall ersetzt.

Erste Pläne hängen vor Ort bereits aus. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

ÜberAußerdem sind neue Bepflanzungen vorgesehen, mindestens 42 Laubbäume – so bereits der COBE-Plan – begrünen zukünftig das Quartier. Daneben sind öffentliche Grünflächen und ein kleiner „Pocketpark“ vorgesehen. Immerhin.

Auch Dachbegrünung ist im Quartier der Zukunft geplant, sie gehört bei den Neubauten zum Standard. Ob sie immer so spektakulär wird wie der Wald auf dem Dach der Akademie für Theater und Digitalität, bleibt abzuwarten.

Anwohner:innen, Gewerbetreibende – Zielkonflikte sind vorprogrammiert

Soweit, so gut. Aber was brennt den Bürger:innen unter den Nägeln? In der Fragerunde werden Zielkonflikte deutlich. Gewerbetreibende, Anwohner:innen – die Bedürfnisse sind (natürlich) verschieden.

Frage aus dem Publikum: Wann kommt der Mobilitätsspeicher?

Kinder und Mitarbeiter:innen der Kindertagesstätte in der Bülowstraße haben bereits unter dem Abriß von Gebäuden und dem damit verbundenem Lärm und Verkehr gelitten: „Bei uns haben die Wände gewackelt“, so eine Kollegin. Und überhaupt: die Bülowstraße ist doch eigentlich eine Tempo 30-Zone. Sie vermutet, dass das Verkehrsaufkommen noch stärker wird und fragt: „Auf was müssen die Kinder sich einstellen?“

Ein Gewerbetreibender sieht den Zugang zur Schäferstraße „schon jetzt überlastet“, ein anderer sieht die Lage durch die Güterbahn beeinträchtigt und eine Künstlerin mit Nordstadt-Atelier glaubt nicht an das Postulat vom „lebendigen Quartier“. Sie fragt: „Wie soll ohne Wohnen hier Leben entstehen?“ und befürchtet, „nach Feierabend wird es so öde, wie auf Phoenix-West.“

Ein neues Verkehrskonzept befindet sich in der Entwicklung

Wirklich befriedigende Antworten gibt es an diesem Abend nicht, aber zumindest Verständnis. „Beeinträchtigungen sind leider nicht zu vermeiden, aber mit dem Abbruch der Knauf-Interfer-Halle liegt das Gröbste hinter uns“, beschwichtigen die Planer:innen in Richtung Kindertagesstätte und versichern, dass sie „versuchen, alles so erträglich wie möglich zu gestalten.“

Pinnwand mit den Fragen der Bürger:innen Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Nächster Bauschritt ist vermutlich der „Mobilitätsspeicher“, denn zukünftige Nutzer:innen brauchen ja Parkplätze und „da gibt es einen gewissen Druck, dass es schnell gehen muss“, weiß Serfling.

Auch zur Verkehrslage wurde bereits ein Gutachten erstellt und ein Verkehrskonzept wird gerade entwickelt. Die Ausfahrt Speicherstraße/Schäfer Straße ist als Knackpunkt bekannt. Hier wird es vielleicht eine Ampel geben. Auch Ideen wie ein Kreisverkehr zum Beispiel an der Kanalstraße könnten zukünftig den Verkehrsfluss regeln. Und ja, auch die Güterbahn wird weiterhin durchs Quartier rollen – Ampeln und vielleicht Schranken sollen an zwei geplanten Übergängen die Sicherheit gewährleisten.

Angst, dass es im neuen Viertel öde werden könnte, hat übrigens keiner der Verantwortlichen. Sei es aufgrund des gastronomischen Angebots oder weil die jungen Mitarbeiter:innen der Start-ups sowieso nicht um 17 Uhr den Stift fallen lassen. Aber: „Lebendigkeit lässt sich natürlich nicht verordnen“, gibt Niedergethmann zu.

Kommt die FH? Auch ein Bebauungsplan ist noch veränderbar

Zu guter Letzt kommt sie dann doch noch, die Frage, was aus all den schönen Plänen wird, wenn das Land die Mittel frei gibt, um im Hafen den neuen Standort der Fachhochschule anzusiedeln. Die Frage kommt nicht von den Anwohner:innen, sondern von einem Vertreter der FDP Bürgerliste. Er befürchtet, dass alle Planungen die hier vorgestellt wurden, hinfällig werden, der Prozess von vorn beginnt und es zu massiven Verzögerungen kommt.

Stefan Szuggat sieht für die FH-Idee durchaus Spielraum im Bebauungsplan.

Stefan Szuggat, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund, bringt das nicht aus der Ruhe. Aus seiner Sicht gibt es zwei parallele Prozesse. Zum einen läuft die Machbarkeitsstudie zur Ansiedlung der FH auf Seiten des Landes – zum anderen läuft hier der Prozess auf Basis des vorliegenden Plans. „Idealerweise schneiden sich die Prozesse zum Entscheidungszeitpunkt,“ so Szuggat.

Ob Plan A oder auch Plan B aufgeht, das wird sich im Jahresverlauf zeigen. Der vorliegende Bebauungsplan sei jedenfalls nicht unabänderbar und auch im laufenden Verfahren könnten – so Szuggat – noch Veränderungen vorgenommen werden. Das sei durchhau üblich. Fazit: Der Plan steht – aber noch ist in der Speicherstraße nichts in Stein gemeißelt.

Weitere Informationen

  • Offenlegung der Bebauungsplanung von Montag 22.01 bis Montag 19.02.2024
  • Die Unterlagen finden Sie im Internet auf den Seiten der Stadt Dortmund
  • Anregungen per Mail an: bebauungsplan_4@stadtdo.de

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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