Der Emscherkunstweg erhält in Dortmund eine weitere Station

Ab in den Pool? Ein Sehnsuchtsort an der Emscher stellt die Frage nach der Zukunft des Wassers

Eröffnung in der Dämmerung: Blick auf „Pool Lines“ von der Künstlerin Sofía Táboas. Die kleinen Mosaik-Kacheln erinnern an Schwimmbecken – entsteht hier gerade etwas Neues oder handelt es sich eher um eine archäologische Ausgrabungsstätte? DANIEL SADROWSKI

Eine Pool-Party im Winter? An der Emscher? Hinter dieser Einladung stecken Urbane Künste Ruhr, der Regionalverband Ruhr und die Emschergenossenschaft. Sie eröffneten vor wenigen Tagen offiziell ein neues Kunstwerk mit dem Titel „Pool Lines“. Die Arbeit der Künstlerin Sofía Táboas entstand eigens für den Emscherkunstweg und ermöglicht den Passanten in der aktuell eher kargen und grauen Landschaft vom Sommer zu träumen.

Neues Ausflugsziel an der Grenzen von Gewerbegebiet und Gartenverein

Ute Mais (3.Bürgermeisterin), Markus Schlüter (RVR), Künstlerin Sofía Táboas, Dr. Vera Battis-Reese und Britta Peters (Urbane Künste Ruhr), Prof. Dr. Uli Paetzel (Emschergenossenschaft) und Marijke Lukowicz (Emscherkunstweg) / v.l. DANIEL SADROWSKI (Ausschnitt)

Mit „Pool Lines“ von der mexikanischen Künstlerin Sofía Táboas hat der Emscherkunstweg im Raum Dortmund eine neue Arbeit hinzugewonnen. Es ist das 23 Kunstwerk entlang dieses besonderen Kunstpfads und die erste Arbeit einer Künstlerin, die nicht aus Europa stammt.___STEADY_PAYWALL___

Der Standort zwischen einem Gewerbegebiet und den Schrebergärten des Gartenvereins „Im Massbruch“ in Dortmund-Schüren lädt nicht unbedingt zum Schwimmen ein, aber gerade das findet Ute Mais, Bürgermeisterin der Stadt Dortmund, „sehr spannend“. Sie freut sich mit „Pool Lines“ bereits die sechste Emscherkunst-Station im Stadtgebiet zu haben und ist sicher: „Hier entsteht ein neues Ausflugsziel.“ Das wäre auch der Wunsch der Künstlerin.

„Ein Spiel zwischen Landschaft und Architektur“

Blick in Richtung Emscher: „Pool Lines“ von der mexikanischen Künstlerin Sofía Táboas Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Sofía Táboas (*1968 in Mexiko-Stadt) studierte Bildende Kunst an der Universidad Nacional Autónoma de México und das Motiv „Pool“ beschäftigt sie seit vielen Jahren. Erste Objekte und Arbeiten im öffentlichen Raum entstanden bereits zu Beginn der 2000er Jahre.

Für diesen neuen Ort wünscht sie sich, dass die Menschen auf den Mauern Platz nehmen und über ihre Umgebung nachdenken. Der Pool, das ist für Táboas auch ein Sehnsuchtsort, mit dem jede:r etwas verbindet.

Dabei hat Táboas ein besonderes Gespür für den Raum und Materialien. Hier an der Emscher genügen ihr nur wenige Andeutungen von Mauerwerk und ein Mosaik aus blau-grünen Kacheln, um Assoziationen zu wecken.

Zwei große Dreiecke bilden zusammen eine dritte Form, es entstehen Durchgänge und Außen und Innen sind nicht klar voneinander abzugrenzen. „Die Formation fügt sich in ihre Umgebung ein und bleibt doch ein geheimnisvoller Fremdkörper, ein Spiel zwischen Landschaft und Architektur“, findet Britta Peters, künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr.

Spielraum für Interpretationen: Wasser ist ein wertvolles Gut.

Zahlreiche Mosaik-Kacheln zieren die Mauern Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Die Arbeit zeichnet sich durch einen Minimalismus aus, der nur so viele Anhaltspunkte wie nötig liefert, um Spielraum für Interpretationen zu eröffnen.

Entsteht hier gerade etwas Neues oder blicken wir auf ein Relikt der Vergangenheit? Schließlich ist Wasser in vielen Ländern der Welt bereits knapp und ein Pool ein Ding der Unmöglichkeit. „Ja, ein Pool, das ist Luxus“, findet auch die Künstlerin „und den wird es vielleicht in Zukunft nicht mehr geben“ – aber das sei nur eine mögliche Interpretation.

Und ein Pool und die Emscher? Wie passt das zusammen? „In der Emscher schwimmen kann man hier in Schüren nicht, aber die Wasserqualität ließe es an anderer Stelle durchaus zu“, weiß Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Die Renaturierung der Emscher ist aus seiner Sicht eine Erfolgsstory – doch neue Herausforderungen stehen an. Längst ginge es nicht mehr nur um Abwasser, sondern „angesichts des Klimawandels müssen wir die ganze Umgebung resilent gestalten“, erklärt Paetzel. Für das Unternehmen seien neue Aufgaben wie Wasserhaltung und Umgang mit Starkregen hinzugekommen. Das Kunstwerk lade zum Nachdenken über unser Verhältnis zum Wasser und zur Natur ein.

„Der Glaskeramik ist die Schönheit des Wasser bereits immanent“

Werner Bollraht und sein Team unterstützten den Bau des Kunstwerks „Pool Lines“ Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Auch Werner Bollrath ist an diesem Eröffnungsabend zufrieden. Der Inhaber von Fliesen Bollrath aus Borken hat mit seinem Team die letzten Tage hier vor Ort unter einer Zeltplane verbracht. Trotz Kälte und Feuchtigkeit mussten die Matten mit den Mosaikfliesen pünktlich zur Eröffnung verlegt werden. Pools hat er schon einige gebaut, aber dies war sein erstes Kunstwerk.

„Die Zusammenarbeit mit der Künstlerin war spannend“, so Bollrath, „wir konnten auch Tipps geben und ich finde, es sieht nun wirklich schön aus.“ Bollraht teilt mit der Künstlerin die Faszination für das Material: die Farben, der Glanz … „Der Glaskeramik ist die Schönheit des Wasser bereits immanent“, schwärmt Sofía Táboas. Bollrath lächelt.

Ab sofort kann „Pool Lines“ bei einem Spaziergang oder einer Radtour erkundet werden. Tagsüber oder in den Abendstunden, bei Schnee oder wenn im Frühling die Pflanzen zwischen dem Mauerwerk erblühen werden: „Pool Lines“ verspricht immer neue Ansichten, die die Emscherregion, den Kunstweg und die eigene Phantasie bereichern.

Pool Lines / Standort nähe Kleingartenanlage Im Massbruch, Gevelsbergstraße 120, 44269 Dortmund

Der Emscherkunstweg ist eine Kooperation zwischen Urbane Künste Ruhr, Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr unter der Schirmherrschaft von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Skulpturenweg ist aus dem temporären Ausstellungsformat Emscherkunst hervorgegangen, das seit 2010 den Emscher-Umbau durch die Emschergenossenschaft begleitet hat. Zur Website


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