Zootiermedizin trifft Humanmedizin: Erfolgreiche Kooperation für das Tierwohl auf vielen Gebieten im Zoo Dortmund

Die Zootierärztin in Dortmund kontaktiert vor allem dann gerne eine Kollegin oder einen Kollegen der Humanmedizin, wenn die nächsten Verwandten des Menschen, die Menschenaffen, erkranken. Fotos: Zoo Dortmund

Unter dem Motto „Zootiermedizin trifft Humanmedizin“ stellten der Zoo Dortmund und das Klinikum Dortmund erstmals ihre erfolgreiche Kooperation auf medizinischem Gebiet vor. Das Klinikum Dortmund plant dazu einen Live-Chat bei Facebook und Instagram. Im April 2017 musste bei dem Orang-Utan-Weibchen Suma ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, weil es zum Geburtsstillstand gekommen war. 

Interdisziplinäre Teamarbeit hat Orang Utan-Weibchen Suma das Leben gerettet

Dr. Bernd Hanswille, Leitender Oberarzt der Frauenklinik und Zootierärztin Dr. Christine Osmann.

Hier ging die Arbeit der Zootierärztin mit der des gynäkologischen Humanmediziners Hand in Hand: Nach einem Anruf von Dr. Christine Osmann reagierte Dr. Bernd Hanswille, Leitender Oberarzt der Frauenklinik, sofort und fuhr – so schnell es seine eigenen Pflichten zuließen – in den Zoo.

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Dort konnte durch den rasch durchgeführten chirurgischen Eingriff das Leben von Suma gerettet werden. Diese völlig ungeplante, gemeinsame Aktion, die zahlreiche ärztliche Visiten bei der „Patientin“ sowie auch einen Zoobesuch der Frauenklinik nach sich zog, führte zur weiteren Intensivierung der tiermedizinisch-humanmedizinischen Zusammenarbeit.

Die Zootierärztin kontaktiert vor allem dann gerne eine Kollegin oder einen Kollegen der Humanmedizin, wenn die nächsten Verwandten des Menschen, die Menschenaffen, erkranken. Hier gab es in der Vergangenheit mehrere Beispiele erfolgreicher, interdisziplinärer Teamarbeit, unter anderem mit Klinikärzten des Perinatalzentrums bei der Behandlung erkrankter Orang-Utan-Babies. 

Die unterschiedlichen Tierarten erfordern einen regen Austausch von Detailwissen

Grundsätzlich kennen sich Zootierärzte und –ärztinnen als Fachtierärztinnen und -ärzte für Zoo- und Wildtiere mit der Lebensweise, der Ernährung und den Krankheiten einer Vielzahl exotischer Spezies aus.

Orang Utan-Weibchen Puma konnte durch die schnelle Hilfe des Humanmediziners das Leben gerettet werden.

In der internationalen Zusammenarbeit der Zootiermedizinerinnen und -mediziner untereinander gibt es sogenannte „Veterinary Advisors“, spezialisierte Ansprechpartnerinnen und -partner für bestimmte Tierarten, die mit ihrer Expertise Krankheitsfälle in anderen Zoologischen Gärten begleitend unterstützen und hier als Ratgebende fungieren.

Auf einzelne Organsysteme bezogenes Spezialwissen gewinnen Zootierärztinnen und -ärzte zudem aus der Kooperation mit tiermedizinischen Fachkolleginnen und -kollegen aus Groß- und Kleintierkliniken mit den unterschiedlichsten fachlichen Schwerpunkten. Ebenso werden Human- und auch Zahnmediziner als Kooperationspartner geschätzt, verfügen Sie doch mit ihrer Expertise 

auf den jeweiligen Fachgebieten über ein profundes Detailwissen sowie die nötige Erfahrung, um in heiklen Krankheitsfällen die Zootierärztin oder den Zootierarzt medizinisch unterstützen zu können.

Wichtige Arbeit im Bereich von übertragbaren Krankheiten

Schabrackentapir im Dortmunder Zoo.

Beispiele für gelungene Kooperationen in den letzten Jahren in Dortmund sind die Zusammenarbeit mit ZahnärztInnen, AugenärztInnen, KinderärztInnen, OrthopädInnen, InternistInnen sowie GynäkologInnen.

Den abgebrochenen Eckzahn eines Jaguars versah ein Zahnarzt mit einer Füllung; eine Komplikation nach dem Kaiserschnitt beim Großen Ameisenbären wurde gemeinsam mit einem Gynäkologen behoben; ein Neuweltkamel mit Hornhautverletzung wurde einem Augenarzt vorgestellt und Lungenfachärzte des Klinikums führten bei einem Tapir eine Spiegelung der Bronchien durch. 

Ein weiterer, wichtiger Überschneidungsbereich besteht zwischen Zootiermedizinerinnen und -medizinern und Arbeitsmedizinerinnen und medizinern im Hinblick auf übertragbare Erkrankungen, sogenannte Zoonosen. Hier kann in konkreten Fällen ein intensiver Austausch erforderlich sein, der dann auch durch das betriebliche Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement der Stadt Dortmund begleitet wird. Alle Beteiligten freuen sich über den regen interdisziplinären Austausch sowie auf die auch zukünftig vertrauensvolle Zusammenarbeit. 

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