Der Solidaritätspartnerschaft soll eine Städtepartnerschaft folgen

Solidarität in harten Zeiten: Delegation der Stadt Dortmund reiste ins ukrainische Schytomyr

Martin van der Pütten (l.) und Fabian Zeuch (r.) von der Stadt Dortmund mit dem ukrainischen Bürgermeister Serhiy Sukhomlyn Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Aus der Ukraine berichtet Paulina Bermúdez

Dortmunds zehnte Städtepartnerschaft steht in den Startlöchern: Erstmals reiste eine Delegation aus Pressevertreter:innen und Mitarbeitern des städtischen Büros für internationale Beziehungen in die ukrainische Stadt Schytomyr, um sich ein Bild der aktuellen Lage vor Ort machen zu können. Bereits im Februar 2023 beschloss der Dortmunder Stadtrat eine Solidaritätspartnerschaft als Vorstufe einer zukünftigen Städtepartnerschaft, die bis spätestens 2025 anlaufen soll.

Kultur, Innovation und Widerstand: Die ukrainische Stadt Schytomyr

Historische Gebäude zieren das Stadtbild. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Die ukrainische Stadt Schytomyr liegt im Westen des Landes und beherbergt mehr als 250.000 Einwohner:innen. Sie ist rund 135 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt und befindet sich etwa 150 Kilometer südlich der Grenze von Belarus.

Die Distanz zur europäischen Außengrenze beträgt 440 Kilometer. Die Großstadt ist zudem Verwaltungssitz des gleichnamigen Oblasts (Verwaltungsbezirks) und eine der ältesten ukrainischen Städte, die stark polnisch und jüdisch geprägt ist.

Sie ist darüber hinaus Verkehrsknotenpunkt, Industriezentrum und kultureller Mittelpunkt. Gärten, Parks und grüne Alleen bereichern ebenso wie das felsige Ufer des Flusses Teteriw das Stadtbild. Neben Museen, wie dem Kosmonautik-Museum, das sich dem Leben des Wissenschaftlers und Konstrukteurs des Sputnik Sergei Koroljow widmet, verfügt die Stadt über vier Universitäten.  

Panzerkreuze und Sandsäcke erinnern an den Krieg. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Zu Beginn des Krieges und zuletzt im Oktober des vergangenen Jahres sah sich die Stadt Schytomyr immer wieder mit russischen Luftangriffen konfrontiert. Mehrere Menschen starben und mehr als 470 Gebäude wurden zerstört.

Zeitweise standen russische Streitkräfte rund 30 Kilometer vor den Toren der Stadt, denn die Autobahn zwischen Kiew und Schytomyr galt zwischenzeitlich als Frontlinie. Die Infrastruktur der Stadt litt enorm unter dem Krieg. Sandsäcke, zerstörte Gebäude und die nächtliche Ausgangssperre erinnern daran.

Wiederaufbau als Chance nutzen und Klimaneutralität vorantreiben

Hier soll ein moderner Gebäudekomplex entstehen. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Der zweitägige Aufenthalt in Schytomyr zielte von Seiten der Stadt Dortmund darauf ab, die Stadtgesellschaft näher kennenzulernen und das Leben im Krieg besser zu verstehen. Das Programm vor Ort ermöglichte zudem einen Austausch der beiden Stadtverwaltungen.

Besonders im Fokus standen aktuelle Themenfelder wie Nachhaltigkeit und Innovation, aber auch wirtschaftliche und kulturelle Kooperationen. So wird derzeit ein mehrtägiger Aufenthalt in Dortmund für Jugendliche aus Schytomyr geplant, der noch in diesem Jahr stattfinden soll.

Im Rahmen eines Gesprächs im Rathaus der Stadt stellte die Stadtverwaltung Schytomyrs zudem ihre „urban development“-Strategie vor. Diese sieht vor, den Wiederaufbau der Stadt als Chance zu nutzen. So soll beispielsweise an dem Ort, wo derzeit die Grundmauern einer zu Kriegsbeginn bombardierten Schule stehen, ein neuer, wissenschaftlicher und energieeffizienter Gebäudekomplex aufgebaut werden.

Einblick in eine neue, moderne Universität in Schytomyr. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

In Bezug auf Klimaneutralität plant die Stadt Schytomyr, ihre Energie bis 2050 aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Außerdem arbeitet die Stadt an 40 Prozent COEinsparungen bis 2030, wobei sie nach eigenen Angaben derzeit schon 36,4 Prozent Einsparungen erreicht habe.

Darüber hinaus wurde die Stadt 2019 mit dem „European Energy Award“ ausgezeichnet, der besonders erfolgreiche Leistungen im Klimaschutz würdigt. „Unsere ersten Eindrücke, dass Schytomyr eine sehr gute Wahl für eine Partnerschaft ist, haben sich mehr als bestätigt“, resümiert Fabian Zeuch vom städtischen Büro für internationale Beziehungen den Besuch in der ukrainischen Großstadt.

Solidaritätspartnerschaft soll in Städtepartnerschaft münden

Die Stadt Dortmund übergab drei weitere Fahrzeuge an Schytomyr. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Die seit Februar 2023 bestehende Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Schytomyr soll als Vorstufe der bis spätestens 2025 angestrebten Städtepartnerschaft dienen. Ziel ist es, die ukrainische Stadt künftig gezielter zu unterstützen. Konkret meint dies, der Stadt zunächst beim Wiederaufbau zu helfen, um perspektivisch langfristig auf verschiedenen Ebenen zusammen arbeiten zu können.

Die Stadt Dortmund übergab der ukrainischen Stadt bereits zwei Drehleiterfahrzeuge der Feuerwehr und Stromgeneratoren. Im Zuge der Reise übergaben Martin van der Pütten und Fabian Zeuch vom Büro für Internationale Beziehungen der Stadt drei weitere Nutzfahrzeuge an die Stadtverwaltung Schytomyrs.

Außerdem wurde im Namen von Oberbürgermeister Thomas Westphal der Bürgermeister der Stadt Schytomyr Serhiy Sukhomlyn nach Dortmund eingeladen, mit Vertreter:innen seiner Stadt nach Dortmund zu reisen. Konkrete Einladungen gab es unter anderem für die internationalen Tage der Digitalen Woche Dortmund (#diwido, 25. bis 29. September) sowie für ein geplantes Gipfeltreffen gegen Antisemitismus („Mayors Summit Against Antisemitism“, 29. November bis 1. Dezember 2023).

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