SERIE (7) – Journalistische Verantwortung in der digitalen Gesellschaft: Medienkompetenz an Schulen

Schüler*innen-Aktion zum Pogromgedenken 2019 in Dorstfeld am Denkmal der alten Synagoge.

Ein Gastbeitrag von Christina Helberg

Cristina Helberg arbeitet als freie Journalistin, Faktencheckerin und Trainerin für Recherche und Verifikation. Ihre Rechercheschwerpunkte sind Desinformation im Netz, Machtmissbrauch und gesellschaftliche Ungleichheit. Als Trainerin und Speakerin gibt sie ihr Wissen zu Desinformation, Recherche und Verifikation von Online-Inhalten weiter. 2018 wurde sie vom Medium Magazin als Top 30 bis 30-Journalistin ausgezeichnet.

Digitale Technik und Inhalte: Warum Medienkompetenz an Schulen gelehrt werden muss

Schüler*innen-Aktion zum Pogromgedenken 2019 in Dorstfeld am Denkmal der alten Synagoge.

Als Journalistin und Faktencheckerin decke ich falsche Behauptungen im Internet auf und veröffentliche Faktenchecks dazu. Das fühlt sich oft an als kämpfe man wie David gegen Goliath. Es vergeht kein Tag ohne eine Flut neuer YouTube-Videos, Facebook-Beiträge und Webseiten, die gezielt Lügen und Hass verbreiten. ___STEADY_PAYWALL___

Kaum ist eine virale Falschmeldung entkräftet, sammelt schon die nächste Likes. Es ist wichtig dieser Welle von Desinformation Fakten entgegenzusetzen und Artikel darüber zu veröffentlichen. Aber es muss auch klar sein, dass Faktenchecker*innen alleine dieses Problem nicht lösen werden. Eine umfassende Medienkompetenz der breiten Bevölkerung ist der einzige Weg, gezielte Desinformation auf Dauer erfolgreich zu bekämpfen.

Wie wichtig das ist, zeigen uns die rassistischen und antisemitischen Anschläge der jüngsten Vergangenheit. Der Angriff auf eine Synagoge in Halle und der Anschlag in Hanau sind Ausdruck von Rassismus und Hass gegen Muslim*innen und Jüd*innen. Walter Lübcke wurde ermordet, weil er sich für Geflüchtete einsetzte.

„Die meisten Falschmeldungen, die im Netz kursieren, sind erstaunlich einfach zu entkräften“

„Antisemitismus - Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alex Völkel
Eine Demokratie muss sich wehren. Foto: Alex Völkel

Bei meiner Arbeit kann ich sehen, wie der Hass auf Geflüchtete, auf Muslim*innen und Jüd*innen online täglich mit Falschmeldungen genährt wird. Dagegen muss sich eine Demokratie wehren. Deshalb arbeite ich nicht nur als Journalistin und Faktencheckerin, sondern gebe mein Wissen auch an Schulen, Universitäten und Volkshochschulen weiter.

Wenn ich Workshops in Schulen halte, stehe ich vor Schüler*innen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind, und trotzdem in der Regel nicht einmal die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen kennen. Mit dieser Funktion wird in den Archiven von Google und anderen Anbietern gesucht, ob ein bestimmtes Foto oder Video schon zuvor im Internet kursierte.

Häufig lässt sich so in Sekunden feststellen, dass ein angeblich aktuelles Foto tatsächlich schon mehrere Jahre alt ist oder von einem völlig anderen Ort als angegeben stammt. Mithilfe von Online-Tools kann heute jede*r User*in schnell und unkompliziert Fotos, Videos oder Artikel verifizieren. Aber das muss man lernen. Die meisten Falschmeldungen, die im Netz kursieren, sind erstaunlich einfach zu entkräften, wenn man weiß wie.

Eine Unmenge an Informationen – Medienkompetenz schützt unsere Demokratie

Und die Zeit drängt. Längst haben gezielte Falschmeldungen und Desinformationskampagnen den Weg in die sozialen Netzwerke von Schüler*innen gefunden. Rechte Influencer*innen schüren zum Beispiel auf Instagram und TikTok Hass auf Minderheiten und verbreiten Verschwörungsmythen.

Medienkompetenz ist aber nicht nur im Kampf gegen Desinformation elementar wichtig. Immer häufiger nutzen auch Politiker*innen soziale Netzwerke für die direkte Kommunikation mit Bürger*innen. In einer digitalen Demokratie muss die Gesellschaft entsprechend gebildet sein und Techniken erlernen, die sonst Journalist*innen für sie übernommen haben.

Wenn Politiker*innen nicht mehr ausschließlich in Interviews und Zeitungsberichten zu Wort kommen, muss jede*r Bürger*in Behauptungen überprüfen und in den Kontext einordnen können.

Medienkompetenz schützt unsere Demokratie mit jeder hasserfüllten Falschmeldung, die nicht weiterverbreitet wird, weil jemand sie zu Hause auf dem Sofa oder in der Bahn auf dem Handy als Lüge enttarnt hat.


Der Serienteil ist ein Gastbeitrag aus dem Sondermagazin „Journalistische Verantwortung in der digitalen Gesellschaft“ der Auslandsgesellschaft.de. Er wurde ermöglicht durch eine Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

 

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  1. Safer Internet Day 2022 – Virtuell im Dortmunder-U (PM)

    Zum diesjährigen Safer Internet Day lädt das DigitaleKulturLabor (DKL) im Dortmunder U, in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Dortmund und dem Bereich der Kriminalprävention Cybercrime zu einer ganz besonderen virtuellen Veranstaltung im Internet ein.

    Zum ersten Mal präsentieren die beiden Partnerinstitutionen aus Kultur und Polizei, die gemeinsamen digitalen Themenfelder, zur Förderung einer generationsübergreifenden Medienkompetenz für Bürgerinnen und Bürger, in einem neuen virtuellen Online- Format mit Mozilla Hubs.

    Diese neue interaktive Präsentation in einer virtuellen Umgebung, eröffnet viele kreative und dynamische Möglichkeiten zur Visualisierung der kriminalpräventiven Themenbereiche. Erleben Sie gemeinsam mit uns eine interaktive virtuelle Veranstaltung im Internet, in der Sie sich aktiv beteiligen können und besuchen Sie virtuell unsere Informationsstände.

    Diskutieren Sie online mit uns und den anwesenden Besucher*innen oder erleben Sie einfach nur unsere neue Art der digitalen Präsentation. Gemeinsam mit Ihnen wollen wir zu aktuellen Themen diskutieren, die insbesondere junge Nutzer, aber auch viele Erwachsene im Internet immer stärker beeinflussen.

    Die Inhalte der Veranstaltung sind schwerpunktmäßig auf die Präventionsbereiche wie Cybergrooming, Cybermobbing, Internetsicherheit, Hate Speech, Persönlichkeitsrechte und Passwortsicherheit ausgerichtet, aber auch die persönliche Medienkompetenz soll aktiv gefördert werden. Unser gemeinsames Ziel ist es zusammen mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Eltern das Bewusstsein zu schärfen, aber auch durch konkrete Hinweise zum Grundschutz, zu sensibilisieren und dabei zu helfen, das Internet nicht nur zu einem sicheren, sondern auch zu einem besseren Ort zu gestalten.

    Unsere Veranstaltung findet dieses Jahr am Dienstag, 08.02.2022 von 15:00-17:00 Uhr in Form einer virtuellen Veranstaltung über Mozilla Hubs statt (https://hubs.mozilla.com/).
    Für eine Teilnahme melden Sie sich bitte mit Ihrer E-Mail-Adresse beim DigitalenKulturLabor (DKL) des Dortmunder U an: digitaleskulturlabor@stadtdo.de

    Sie bekommen nach Ihrer E-Mail-Anmeldung weitere Informationen und einen Link zur Teilnahme an der virtuellen Mozilla Hubs-Veranstaltung zugesandt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und Ihre aktive Teilnahme an dieser neuen Form der virtuellen Kultur- und Bildungsveranstaltung.

    Systemvoraussetzungen für Ihre Teilnahme:
    Sie benötigen kein VR-Gerät, um Mozilla Hubs-Räume zu besuchen und zu erstellen. Hubs funktioniert mit den meisten modernen Browsern, Mobil-, Desktop- und VR-Geräten. Allerdings sollten Sie ein ausreichend schnelles WLAN-Netzwerk zur Verfügung haben.

    Weitere Informationen unter:
    https://www.dortmunder-u.de/digitaleskulturlabor https://dortmund.polizei.nrw/artikel/cybercrime-6 https://www.mach-dein-passwort-stark.de/ https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/termine/2022/safer-internet-day-2022/

  2. Digital- und Medienkompetenz für Ältere: Alte wilde Dortmunder*innen gründen Stammtisch

    Der Gründungsstammtisch der “Alten wilden Dortmunder*innen” findet am 20.07.22 um 17 Uhr im Wilhelm-Hansmann-Haus in der Märkischen Straße 21 statt. Der anschließende Ausklang ist ab 18.45h im Stadewäldchen open End bei Essen und Getränken geplant.

    Der Stammtisch vernetzt digital- und medieninteressierte Ältere, die am Puls der Zeit bleiben wollen und sich im gemeinsamen Austausch mit Akteuren aus der Digital- und Medienlandschaft in Dortmund zu aktuellen Themen informieren möchten.

    Die Idee zum Stammtisch ist im Rahmen eines dimedo Workshops mit Älteren entstanden, um die vielen spannenden Diskussionen des Workshops fortzuführen. Prof. Sabine Sachweh und Inez Koestel werden als Mentorinnen bei der Gründung unterstützen.

    Sprecher*innen des Stammtischs sind Waltraud Yilmaz und Herbert Schubert. Interessierte können gerne teilnehmen und sich unter talent@dortmund.de melden. Das Angebot richtet sich an alle Älteren mit Interesse am Thema Digital- und Medienkompetenz mit und ohne thematische Vorkenntnisse.“

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