Schlag ins Wasser: Stadtrat gibt keine Mittel für Freibad Stockheide frei und will auch keine Bestandsgarantie geben

Freunde des Freibads Stockheide warben vergeblicher eine kurzfristige Sanierung des Bades. Foto: Leopold Achilles

Enttäuschung beim Freundeskreis Hoeschpark und den Stammgästen des Freibads Stockheide: Sie müssen sich in diesem Sommer – wenn nicht sogar für immer – ein anderes Bad zum Schwimmen und Entspannen aussuchen. In diesem Jahr wird das traditionsreiche Bad nicht repariert und kann dadurch nicht öffnen. Das entschied am Donnerstag die Mehrheit der Mitglieder im Rat. Die Politiker*innen insbesondere von CDU und SPD lehnten es zudem ab, eine Grundsatzentscheidung zum Erhalt des einzigen Freibads in der Nordstadt zu treffen – sie wollen (wird fraktionsübergreifend vereinbart), dass im Rahmen der Erstellung des Masterplans Sport beauftragte Bädergutachten abwarten.

Kritik von Linken+, Grünen und BVT: „Eine Schließung ohne Perspektive geht nicht“

Ab dem heutigen Freitag öffnet das Freibad Stockheide. Fotos: Alex Völkel
Das Freibad Stockheide im Hoeschpark wird diesen Sommer geschlossen bleiben. Archivbild: Alex Völkel

Tags zuvor hatte die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord das fraktionsübergreifend gefordert. Doch das Ansinnen – von Linke+ als Antrag auf die Tagesordnung des Stadtrates gehievt – wurde abgelehnt. Zuvor hatten Vertreter*innen mehrere Parteien deutlich gemacht, dass sie nicht warten, sondern die Freibadsaison im Hoeschpark retten wollten.  Das unterstrichen auch die Freund*innen des Bades vor der Ratssitzung, die mit Transparenten und Rettungsringen zur Stadtratsitzung gekommen waren.

„Eine Schließung ohne Perspektive geht nicht“, sagte Sonja Lemke. „Wir wollen Stockheide erhalten und dass das jetzt passiert. Das Bäderkonzept kann die Ausrichtung nicht ändern. Das Bad ist denkmalgeschützt und kann auch nicht zu einem Spaßbad umgebaut werden“, sagte beispielsweise Sonja Lemke (Linke+).

Leander Schreyer (Grüne) merkte an, die Verwaltung habe gesagt, dass sie den Erhalt nicht für richtig halte und auch das Nordbad abgerissen werden sollte, womit er Bezug auf die Ausführungen von Sportdirektor André Knoche am Vortag in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord nahm. „Ein Erhalt dieses Freibades ist offenbar nicht im Sinne der zuständigen Verwaltung.“

SPD und CDU wollen – wie fraktionsübergreifend verabredet – auf das Bädergutachten warten

Der Appell verhallte. Foto: Leopold Achilles

Eine klare Meinung forderte Utz Kowalewski (Linke+) auch von der SPD: „Wenn Sie das Bad erhalten wollten, können Sie das auch beschließen“, meinte er in Bezug auf die Äußerungen der SPD-Fraktionsmitglieder, die in Sachen Erhaltung des Bades immer sehr zurückhaltend argumentierten. So wie Torsten Heymann (SPD), der sagte, dass man selbstverständlich zum Bad stehe, aber erst einmal die Ergebnisse der Beratungen zum Bäderkonzept, das ist ein Teil des genannten Masterplans, abwarten wolle.

Heymanns Fraktionskollegin Silvya Ixkes-Henkemeier äußerte sich auch nicht im Sinne eines Erhaltes. Sie sagte lediglich: „Niemand hat beschlossen, das Bad zu schließen. Aber wir haben beschlossen, das Bäderkonzept abzuwarten.“ Und Sozialdemokrat Hendrik Berndsen, der im Hoeschpark geboren ist, da sein Vater damals Parkleiter war – wie Berndsen später auch- scheint sogar ziemlich optimistisch zu sein, dass das Bad auf Dauer erhalten bleibt. Man habe damals mit Mehrheit beschlossen, ein Bäderkonzept aufzustellen und damit müsse man jetzt arbeiten. „Viele werden später ziemlich begeistert sein, wie das Bad aussehen kann.“

Die CDU war noch zurückhaltender als die SPD in ihren Wortbeiträgen. Ute Mais wollte nicht dem Bäderkonzept vorgreifen und auch kein Geld für die Öffnung in diesem Sommer ausgeben. Und Sascha Mader sagte, er könne sich nicht an eine große Diskussion erinnern, als über den Masterplan abgestimmt worden sei. Er fände die Diskussion daher „lustig“. So oder so: Das Freibad bleibt mindestens diesen Sommer zu – die 250.000 Euro für die kurzfristigen Reparaturen und das Personal wollte die Ratsmehrheit nicht zur Verfügung stellen.

Mehr als eine wage Hoffnung auf eine Modernisierung oder Neubau von Nordbad und Freibad bleibt vorerst nicht.

 

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Reaktionen

  1. Klaus Andreis

    Da das freibad früher das hoeschbad war, und hoesch nicht mehr existiert, sollte man vielleicht eine umbenennung in amazon bad erwägen und hoffen, daß es von jeff bezos gesponsort wird. Unsere steuergelder sind ja bereits für den umbau des walls und kampstraße verplant, was sicher sinnvoller ist als ein freibad für ein verwahrlostes slum in einer industriebrache zu renovieren. Außerdem wurde das wohngebiet ja schon durch eine umweltspur aufgewertet, daß muß erstmal reichen.

  2. Carola Hiby-Asianowaa

    Das Freibad Stockheide, einziges Freibad in der Nordstadt, soll 2021 wegen Sanierungsbedarf nicht geöffnet werden. Seit 2013 scheint es ein Gutachten über den Sanierungsbedarf zu geben. Nachdem aber bisher nur Stückwerk geleistet wurde, wird nun acht Jahre später gesagt, dass der Aufwand zu hoch bzw. zu teuer ist, um das Bad öffnen zu können. Es ist doch vorhersehbar, dass etwas, was jahrelang nicht ausreichend gepflegt wird, irgendwann für viel Geld saniert werden muss. Das Freibad betrifft rund 150000 Menschen. An die dafür Verantwortlichen: Geht mit unseren Ressourcen verantwortungsbewusst um. Lasst eure Versäumnisse jetzt nicht an uns Bürgern aus. Renoviert das Freibad jetzt, Zeit war genug! Versprechen, wie erstmal schließen und irgendwann wird alles viel schöner, sind unglaubwürdig. Die Nordstadt soll seit Jahren verschönert und verbessert werden. Handelt jetzt und erhaltet das vorhandene Schöne und Gute!

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    Wie wird die Bäderlandschaft gemessen an den Bedürfnissen der privaten Nutzer*innen aber auch jener aus Sport und Schule in den nächsten Jahrzehnten aussehen? Die Stadt Dortmund startet jetzt einen umfänglichen Informations- und Beteiligungsprozess, an dessen Ende eine gesamtstädtische Bäderleitplanung steht, die die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen der politischen Gremien und des Rates im Detail um Standorte oder Sanierungen bilden soll. Ziel ist eine Bäderlandschaft, die sich an den einzelnen Bedürfnissen und Ansprüchen der unterschiedlichen Nutzer*innen ausrichtet, die attraktiv, nachhaltig und zukunftsfähig ist.

    Der Sportdirektor der Stadt Dortmund, André Knoche, hat heute (20.4.) im Sportausschuss über den zeitlichen Ablauf dieses Prozesses informiert, der morgen, 21. April, mit einem Informationsworkshop (digital) unter Beteiligung von Oberbürgermeister Thomas Westphal und Sportdezernentin Birgit Zoerner beginnt. An diesem Auftakt werden rund 60 Vertreter*innen aus Sport, Schule, Politik und Verwaltung teilnehmen. André Knoche hob ausdrücklich hervor, dass der nun startende Prozess mit seinen unterschiedlichen Veranstaltungen ergebnisoffen ist.

    Ausgangspunkt der morgigen und der weiteren bis zum Sommer geplanten Veranstaltungen und Diskussionen ist der gesamtstädtische Bedarf an Wasserfläche in Dortmund. Wie Knoche erläuterte, werden auf den morgigen Informationsworkshop zwei Beteiligungs-Arbeitskreise mit den Schulen und Vereinen folgen, in denen deren Vertreter*innen ihre Ansprüche an eine optimale Bäderlandschaft für Dortmund formulieren können.

    In einem weiteren Ziele-Workshop wird dann ein konkreter Handlungsleitfaden erarbeitet. Begleitet werden die einzelnen Arbeitskreise von externen Fachplanern. Als Ergebnis des Ziele-Workshops werden die einzelnen Standorte der Bäder mit Blick auf ihre zukünftige Ausrichtung betrachtet. Am Ende dieses Workshops steht ein erarbeiteter Handlungsleitfaden zur möglichen Zukunft der Bäderlandschaft in Dortmund. Was davon im Einzelnen und was am welchem Standort umgesetzt wird, entscheidet dann in den Folgejahren die Politik.

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