Kampf gegen Rechts geht weiter: Uneingeschränktes Engagement gegen Neonazis und Antisemitismus in Dortmund

Die Botschaft war klar - der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus muss weitergehen. Foto: Leopold Achilles
Die Botschaft ist klar – der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus muss weitergehen. Foto: Leopold Achilles

Die Partei Die Rechte hat erneut eine Demo in Dortmund angemeldet. Am Freitag, den 23. August, wollen die Neonazis gegen das Verbot des Nationalen Widerstands Dortmund (NWDO) demonstrieren. Ihre Kundgebung an den Katharinentreppen gegenüber des Hauptbahnhofes ist für 19.30 Uhr geplant. Anlass ist der siebte Jahrestag des Verbots. Das antifaschistische Bündnis BlockaDo ruft die Menschen in Dortmund dazu auf, den Rechtsradikalen die Stirn zu bieten und ihnen in friedlichem Protest zu zeigen, dass Dortmund sich durch Vielfalt und Toleranz auszeichnet und sich die BürgerInnen gegen rechte Propaganda, Fremdenhass und Hetze gegen Minderheiten zur Wehr setzen.

Mit „verbrannter“ Literatur marschiert BlockaDo gegen die Neonazis 

Am 30. Mai wurden Bücher in Dortmund verbrannt. Foto: Ausstellung Steinwache
Auch in Dortmund wurden von den Nazis Werke „undeutscher Geister“ öffentlich verbrannt. Foto: Ausstellung Steinwache

Am 23. August 2019 jährt sich das Verbot der Nazikameradschaften „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO), „Kameradschaft Hamm“ und „Kameradschaft Aachener Land“ zum siebten Mal. Das BlockaDO-Bündnis bringt an diesemTag Literatur von „verbrannten“ und verbotenen DichterInnen auf die Straße.

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Das Bündnis lädt alle engagierten BürgerInnen ab 17.30 Uhr vor die Stadtsparkasse /Katharinenstraße ein. Dort will das Bündnis an andere „Verbote“ erinnern: an die sogenannten „verbrannten DichterInnen“, die von den Nazis ab 1933 als unliebsame, kritische Geister symbolisch „verbrannt“ wurden. 

Es werden Texte der„verbrannten“ AutorInnen vorgetragen. Außerdem sind alle DemoteilnehmerInnen dazu eingeladen, selbst Texte vorzutragen. Dazu sollen sie einfach solche mitbringen, die ihnen am Herzen liegen. Außerdem unterstützt das „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ den BlockaDo-Aufruf. Die FreundInnen der BVB-Antidiskriminierungsinitiative „Ballspiel vereint“ laden dazu ein sich vor dem Fußballmuseum zu treffen.

Gedenken zum Antikriegstag in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache

Gut besucht war das Antikriegstag-Gedenken in der Steinwache.
Jährlich organisiert der DGB in Kooperation mit verschiedenen Partnern das Gedenken zum Antikriegstag in der Steinwache. Foto: Alex Völkel

Unabhängig von der Veranstaltung am kommenden Freitag geht der Kampf gegen Antisemitismus und Nationalismus an verschiedenen zivilgesellschaftlichen und öffentlichen Fronten in Dortmund weiter.

Zum Antikriegstag am 1. September laden der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Auslandsgesellschaft, , die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache sowie deren Förderverein, der Jugendring Dortmund und der Verein Saldo e.V. zu einer Gedenkveranstaltung.

In der Einladung zur Veranstaltung heißt es: „2019 jährt sich der deutsche Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Der Antikriegstag ist schon immer Anlass, der Opfer aller Kriege und des Nationalsozialismus zu gedenken. Millionen tote Zivilisten und Soldaten in unzähligen Kriegen in der Welt, Auschwitz und Hiroshima, Vertreibung und Verfolgung – all das sind Resultate des Verderbens, welches Großmachtdenken, religiöser Fanatismus, Faschismus und Krieg mit sich gebracht haben und immer noch bringen.“ 

Zeitzeuge berichtet über die Erlebnisse des Krieges und die Jahre des Wiederaufbaus

Zeitzeuge Willi Hoffmeister wird berichten, wie er den Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Foto: Leopold Achilles

Kriege und Bürgerkriege würden unendliches Leid schaffen und Menschenwürde und den sozialen Zusammenhalt vernichten. Nicht nur Soldaten seien Kriegsopfer. Die überwältigende Mehrheit seien Zivilisten, ein Großteil davon Kinder. Ihnen würden Perspektiven und Zukunft genommen. Und wenn Menschen vor dem Krieg in ihrem Land bei uns Zuflucht suchen würden, so sei es ein Gebot der Menschlichkeit, sie aufzunehmen. 

Am Antikriegstag wolle man die Gelegenheit schaffen, zu erfahren, wie ein Zeitzeuge den Krieg, die Jahre des Wiederaufbaues und der Wiederbewaffnung miterlebt hat. Und wie er für sich entschieden hat, dass es sich lohnt für den Frieden aktiv zu werden und es sein Leben lang zu bleiben.

Das Gedenken findet am 1. September um 16 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in der Steinstraße am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs statt. Nähere Informationen zum Veranstaltungsablauf befinden sich im Anhang des Artikels.

Veranstaltungen des Netzwerks zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund

Wie kann die Zivilgesellschaft in Dortmund dem Antisemitismus begegnen? Wie kann eine gelungene Sensibilisierung aussehen und welche Angebote haben sich als hilfreich erwiesen?

„Antisemitismus - Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alex Völkel
„Antisemitismus – Dagegen habe ich was.“ Aufkleber in der Nordstadt. Foto: Alex Völkel

Diese Fragen werden bei einer Podiumsdiskussion in der Auslandsgesellschaft am 4. September thematisiert, während das Netzwerk am 7. November zu einem Vortrag zum Thema „Antisemitismus im 21. Jahrhundert“ einlädt. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist kostenlos.

In der Veranstaltungseinladung des Netzwerkes heißt es, insbesondere von Rechts artikuliere sich Antisemitismus in Dortmund deutlich. Neben einschlägigen Parolen hätten in jüngster Zeit auch israelfeindliche Plakate bei vielen DortmunderInnen für Unmut gesorgt.

Ebenso sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen und Pöbeleien gegen Jüdinnen und Juden gekommen. Allerdings könne der Antisemitismus in Dortmund nicht allein im Rechtsextremismus verortet werden. Antisemitische Beleidigungen in Schulen, israelfeindliche Demonstrationen und Veranstaltungen sowie die Notwendigkeit des Schutzes jüdischer Einrichtungen in Dortmund seien ebenso Teil eines umfassenden Problems, mit dem es sich auseinanderzusetzen gelte. 

Podiumsdiskussion am 4. September: Was tun gegen Antisemitismus in Dortmund? 

Dabei seien neben der Entwicklung von pädagogischen Konzepten auch die Stadtgesellschaft und die demokratischen Institutionen gefragt. Bei der Podiumsdiskussion werden die Gäste mit Mitgliedern des Netzwerks zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund diskutieren, die in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aktiv sind.

Wahlplakat der Rechten zur Europawahl. Die Partei musste die Motive durch einen Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes NRW entfernen. Foto: Alex Völkel

Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen der Ausstellung Du Jude! Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“ statt, die vom 8. August bis zum 6. September im Foyer der Auslandsgesellschaft gezeigt wird. 

Mit den Veranstaltungsabsagen beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 und den Ereignissen bei der Ruhrtriennale 2018 seien die Aufrufe zu einem kulturellen Boykott Israels und einem angemessenen Umgang mit dessen BefürworterInnen auch in NRW verstärkt in den Blick geraten. 

Der im Juli 2005 erfolgte „Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS)“ gelte als zentraler Referenzpunkt für die derzeit aktivste anti-israelische Kampagne. Die dort festgeschriebenen Forderungen würden in ihrer Konsequenz die Existenz des jüdischen Staates in Frage stellen 

Vortrag: Antisemitismus im 21. Jahrhundert und die Israel-Boykottkampagnen 

BDS werbe für umfassende akademische, kulturelle und wirtschaftliche Boykotte, sowie für eine Dämonisierung und politische Isolation Israels. Im Zusammenhang mit BDS-Aktionen komme es immer wieder zu antisemitischer Gewalt in Wort und Tat gegen politische GegnerInnen und PassantInnen. 

Neonazi-Propaganda: nackter Antisemitismus an der Basis
Neonazi-Propaganda: nackter Antisemitismus an der Basis. Foto: Alex Völkel

Ausgehend von einer themenbezogenen Einführung in aktuelle Formen der Judenfeindschaft wird der Vortrag am 7. November die Geschichte, Aktionsformen und Strategien der Boykott-Kampagnen sowie deren Aktivitäten im deutschsprachigen Raum beleuchten. 

Zentral soll der Frage nachgegangen werden, weshalb eine auf hetzerische Rhetorik und „moralische“ Erpressung setzende Kampagne vor allem im linken politischen und zivilgesellschaftlichen Spektrum so- wie im Kulturbetrieb in Westeuropa auf Sympathien stieße – und was dagegen getan werden könne.

Referent Sebastian Mohr aus Berlin ist Politikwissenschaftler und Mitarbeiter des Internationalen Instituts für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung, Berlin. Florian Hessel aus Hamburg ist Sozialwissenschaftler und Gründungsmitglied von Bagrut e.V. 

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Weitere Informationen:

Gegendemonstration zur Neonazikundgebung am Freitag, 23. August 2019

Treffpunkt ist um 17.30 Uhr vor der Sparkasse an den Katharinentreppen gegenüber des Hauptbahnhofes.

Gedenken zum Antikriegstag in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache

Datum: 1. September 2019, 16 Uhr
Ort:
Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund
Steinstraße 50, 44147 Dortmund

Veranstaltungsablauf: 

Musikalische Eröffnung
Begrüßung – Jutta Reiter, DGB
Musikbeitrag
Rede und Kranzniederlegung – Frank Ahland, Slado e.V. Musikbeitrag
Interview mit Willi Hoffmeister
Musikbeitrag
Rede – Sophie Niehaus, Jugendring Dortmund
Plädoyer für den Frieden – Jugendliche der SJD – Die Falken Verabschiedung – Martina Plum, Auslandsgesellschaft 

Podiumsdiskussion: Was tun gegen Antisemitismus in Dortmund?

Datum: 4. September 2019, 18.00 Uhr
Ort: Auslandsgesellschaft
Steinstraße 48 | 44147 Dortmund, Großer Saal

Vortrag: Antisemitismus im 21. Jahrhundert und die Israel-Boykottkampagnen

Datum: 7. November 2019, 18.30 Uhr
Ort: Auslandsgesellschaft
Steinstraße 48 | 44147 Dortmund, Großer Saal 

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