Hartmuth Malorny spricht am liebsten gedruckt – Gerade ist sein zwölftes Buch erschienen: ein Roadmovie Roman

Der DSW21-Mitarbeiter Hartmuth Malorny hat gerade sein 12. Buch vorgestellt. Fotos: Susanne Schulte
Der DSW21-Mitarbeiter Hartmuth Malorny hat gerade sein 12. Buch vorgestellt. Fotos: Susanne Schulte

Von Susanne Schulte

Wenn Hartmuth Malorny ins Wochenende geht, freut er sich auf seine nächste Schicht: auf die ununterbrochene Stunden am Schreibtisch. Gerade ist sein neues Buch erschienen. „Harry in Not – ein Roadmovie Roman“. Es beginnt in der Dortmunder Nordstadt und endet in Frankreich. Es ist keine Geschichte zum Träumen. Malorny erzählt die Wirklichkeit oder das, wass sie sein könnte, schreibt kurze knappe Sätze, sagt, was Sache ist. Sein großes Vorbild ist Charles Bukowski.

Die erste Veröffentlichung eines seiner Gedichte ermöglichte der Stadtanzeiger von Kamp-Lintfort 

Als Malorny mit dem Schreiben begann, hatte er noch nichts von Bukowski gelesen, aber einen Brieffreund in Japan. Als Jugendlicher dann schrieb er gemeinsam mit seinem Bruder eine Geschichte, später dann Lyrik. „ Im Stadtanzeige von Kamp-Lintfort wurde mein erstes Gedicht veröffentlicht.“

Er machte eine Lehre bei der Bahn, wechselte nach der Ausbildung zu Thyssen, weil er da selbst als Hilfsarbeiter mehr verdiente. Seit 1981 lebt er in Dortmund, machte 1989 die Ausbildung zum Straßenbahnfahrer und ist seitdem bei den Stadtwerken beschäftigt. Seit 2002 ist er aus dem Fahrdienst raus und reinigt jetzt die Gleise.

In „Die schwarze Ledertasche“ erzählt Malorny aus dem Leben der Straßenbahnfahrer

Kurz nach seinem Berufswechsel innerhalb der DSW kam sein Roman „Die schwarze Ledertasche“ heraus, seine Beobachtungen während seiner Zeit als Straßenbahnfahrer. „Der hat sich bislang am besten verkauft“, sagt er. Ja, auch die Kollegen hätten sich im Buch erkannt. Die Hälfte fand das Buch prima, die andere nicht. Der Titel war eine Verbeugung vor Bukowski.

Der hatte mehr als 40 Jahre zuvor „Der Mann mit der Ledertasche“ veröffentlicht. An 40 Verlage, so Malorny, habe er das Manuskript verschickt. „Ich bekam alles nur Absagen. Die habe ich heute noch.“ Damals seien die Absagen „noch halb persönlich gewesen, mit Namen“, heute kämen nur noch Formbriefe und die auch meist online. Doch „Die schwarze Ledertasche“ wurde gedruckt: im Max-Stirner-Archiv-Verlag.

Bis zur Leipziger Buchmesse wird die dritte Geschichte von Harry fertig sein

„Harry in Not – ein Roadmovie Roman“ beginnt in der Dortmunder Nordstadt.
„Harry in Not – ein Roadmovie Roman“ beginnt in der Dortmunder Nordstadt.

Ist Hartmuth Malorny im Gespräch sehr zurückhaltend, scheinen die Worte dann aber an der Tastatur nur so herauszusprudeln. „Im Urlaub und am Wochenende schreibe ich nur. Dann bleibe ich dran und kann acht Stunden schreiben.“

Ideen für Bücher hat er viele. „Solange lebe ich gar nicht mehr, dass ich das alles schreiben könnte.“ Zurzeit arbeitet er mit der Schweizerin Susann Klossek an einem Roman. Der Titel: „Wie man keinen Roman schreibt.“

Auch ein Kinderbuch muss noch geschrieben werden und mit Harry geht es ebenfalls weiter. „Bis zur Leipziger Buchmesse im Frühjahr bin ich damit fertig.“ Das wäre dann die dritte Harry-Geschicht. Die erste, „Noch ein Bier, Harry?“, musste damals eingestampft werden.

Der Neon-Verlag hatte sich seinen Namen nicht rechtlich sichern lassen. Ein großes Hamburger Verlagshaus hatte sich den Namen für neue Zeitschriften ausgesucht und eintragen lassen. „Noch ein Bier, Harry?“ verlegt jetzt der Thomas Thonn Verlag.

Die DSW ließ ein Mitarbeiter-Porträt über den schreibenden Gleisreiniger drehen

Ein Dutzend gedruckte Bücher umfasst die Liste von Malornys schriftstellerischer Arbeit. Das erste war der Gedichtband „Kronkorken für den Nachlaß“, den die Westfälische Rundschau 1991 vorstellte. Auch die Dortmunder Stadtwerke schätzen die Passion ihres Mitarbeiters und stellten ihn und einen Kollegen in einem 30minütigen Filmporträt vor.

Premiere war im Kino in Langendreer, ein zweites Mal gezeigt wurde der Film im Dortmunder Roxy. Jetzt ist er auch auf der Website der Stadtwerke nicht mehr zu sehen. Dafür jedoch ein kurzer Einspieler über den „Sonderreiniger, Schriftsteller“ Malorny. Der sich nie selbst in Vordergrund drängt: „Ich bin eher ein Einzelgänger. Das Schreiben ist für mich das perfekte Hobby.“

Seine Vorbilder sind amerikanische Schriftsteller wie John Irving und Henry Miller

Und er liest. Gerne John Irving und T.C. Boyle, gerne Flaubert und Dostojewski, gerne Hemingway und Henry Miller. Den letztgenannten verehrt er so sehr, dass er 2006 ein Buch „Wendekreis der U-Bahn“ titelte, in Anlehnung an Millers „Wendekreis des Krebses“. Auch Tipps von den berühmten Kollegen nimmt er gerne an. „Man soll abends erst aufhören mit dem Schreiben, wenn man weiß, wie’s am nächsten Tag weiter geht.“

Hemingway solle dies empfohlen haben. Und noch etwas hat Malorny mit den älteren Männern gemeinsam. Schrieben die auf der Schreibmaschine, hat er sich eine Computer-Tastatur gekauft, die der der Schreibmaschine ähnelt, mit einem tieferen Anschlagspunkt. Der gibt dem Gedanken mehr Zeit, sich zu entwickeln.

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Reaktionen

  1. Kurt W. Fleming

    Ich freue mich schon auf Hartmuths neuestes Buch.
    Wer dieses Buch kennenlernen will, muß auch sein erstes Buch „Die schwarze Lerdertasche“ kennen; es kann immer noch bestellt werden beim Verlag edition unica (www.edition-unica.de)

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