Was in der Nordstadt begann, soll auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden – Grünflächenamt sucht Baumpat*innen

Die Baumscheibenpat*innen Luca und Lisa an ihrem kleinen Beet in der Braunschweigerstraße. Dieses Jahr sucht das Grünflächenamt Pat*innen für das gesamte Dortmunder Stadtgebiet. Fotos: QM Nordstadt

Einen eigenen Garten zu gestalten oder gar einen Flecken Grün sein Eigen zu nennen – dazu haben nicht alle Dortmunder*innen die Chance. Manche haben nicht einmal einen Balkon zur Verfügung. Gleichzeitig gibt es grüne Flächen in den Wohngebieten, die etwas mehr Gestaltung durchaus gebrauchen könnten. Das Thema Baumscheibenpflege durch Anwohner*innen hat in der Nordstadt schon länger Tradition. Bürger*innen übernehmen dabei die Patenschaft für eine „Baumscheibe“, also die Beet-Fläche, die einem einzelnen Straßenbaum zur Verfügung steht. In diesem Jahr weitet sich der Radius des Projekts aus und es werden Pat*innen für das gesamte Dortmunder Stadtgebiet gesucht.

Pilotprojekt in der Braunschweiger Straße wurde sehr gut angenommen

Eine gestaltete Baumscheibe in der Bornstraße.

Das Quartiersmanagement Nordstadt und das Amt für Stadterneuerung hatten das Projekt im Jahr 2020 neu belebt im Rahmen von „Nordstadt natürlich! – Do It Yourself Labor“. Das Pilotprojekt in der Braunschweiger Straße sei von den Anwohner*innen sehr gut angenommen worden und habe schnell zu neuen nachbarschaftlichen Kontakten sowie zu einer Stärkung der Identifikation mit dem nahen Wohnumfeld geführt.

Die Möglichkeit, eine Baumpatenschaft zu übernehmen, soll es nun im ganzen Stadtgebiet geben. Bürger*innen können für sich allein Baumpate oder Baumpatin werden oder diese Aufgabe gemeinsam mit Nachbarn, Freunden oder der Familie übernehmen.

Meist sei es der Baum vor der eigenen Haustür, für den sich die Bürger*innen als erstes interessieren würden, heißt es seitens der Projektträger. Prinzipiell könne man aber auch die Patenschaft für einen anderen Baum übernehmen. Wer dies tue, habe relativ freie Hand bei der Gestaltung des Beetes. Baumpflege und Kontrollen bezüglich der Verkehrssicherheit würden weiter vom Grünflächenamt übernommen.

Neben der Verschönerung des Stadtbildes wird ein  Beitrag zur Biodiversität geleistet

Der Verein Train of Hope hat Patenschaften in der Münsterstraße übernommen. Archivfoto

Wer diesbezüglich Zweifel habe, weil er oder sie womöglich einen Schaden zum Beispiel an einem parkenden Auto verursachen könnte, den könne das Grünflächenamt beruhigen, denn Baumpat*innen seien durch die kommunale Haftpflichtversicherung geschützt. Und wer sich bei der Pflege verletzt, sei über die Unfallkasse NRW versichert.

Mit den Baumpatenschaften verfolgt die Stadt Dortmund gleich mehrere Ziele: Dem Klimawandel und dem Rückgang der Artenvielfalt möchte das Grünflächenamt mit einer deutlichen Erhöhung der Biodiversität auch im urbanen Raum begegnen. Ziel ist es daher, alle Baumscheiben auf Dauer für Insekten und somit auch für Vögel attraktiv zu gestalten.

Einsaaten mit heimischen, mehrjährigen Wildblumen sowie viele Stauden oder niedrige Gehölze bieten sich hier an. Durch die individuelle Gestaltung und die regelmäßige Arbeit am Beet verschönern Baumpat*innen darüber hinaus das Stadtbild.

Wichtig: „Patenkinder“ bleiben Teil des öffentlichen Raumes

Von der Nordstadt aus will das Projekt nun die ganze Stadt erobern.

Baumpat*innen kümmern sich auch darum, dass sowohl der Baum, als auch das angelegte Beet ausreichend Wasser bekommen. Das Grünflächenamt stellt damit aber nicht die regelmäßige Bewässerung der Bäume ein. Die überwiegende Bewässerung der Bäume, insbesondere der Jungbäume bleibt natürlich Aufgabe der Stadt Dortmund. 

Durch das Auflockern des Erdreichs tragen die Pat*innen dazu bei, dass sich der Boden weniger verdichten kann und somit die Wurzeln genug Sauerstoff bekommen. Eine weitere Aufgabe der Baumpat*innen ist auch, sich direkt zu melden, wenn man Veränderungen am Baum erkennt. 

In der Broschüre zur Baumpatenschaft schreibt das Grünflächenamt: „Auf Ihr außergewöhnliches Engagement können Sie stolz sein! (…) die Natur und Ihr Grünflächenamt danken Ihnen sehr dafür!“ Es weist aber auch darauf hin, dass das „Patenkind“ immer noch Teil des öffentlichen Raumes bleibt und somit für jede und jeden zugänglich ist. „Verzagen Sie nicht, wenn andere weniger Rücksicht nehmen“, heißt es ermutigend in dem Flyer.

Info-Flyer klärt potentielle Baumpat*innen umfangreich auf

Den Infoflyer finden Sie im Anhang des Artikels als pdf-Datei.

Wer eine Patenschaft übernimmt, bekommt eine Urkunde vom Grünflächenamt. Die ersten 200 Paten erhalten zudem eine Grünflächenamtsgießkanne. Die Broschüre „Baumpatenschaften übernehmen – Dortmund gestalten“ liegt an den Bezirksverwaltungsstellen aus.

Darüber hinaus kann der Flyer unter ‚Downloads – Grün‘ auf der Website des Grünflächenamtes (gruenflaechenamt.dortmund.de) aufgerufen werden und steht im Anhang des Artikels zur Verfügung. Hier finden Sie auch die nötigen Daten zur Kontaktaufnahme mit dem Grünflächenamt Dortmund.

Unter der Rubrik ‚Drehscheibe‘ ist hier auch das digitale Baumkataster zu finden. Die Baumscheiben stellen neben anderen Grünflächen nur einen Teil des gesamten Dortmunder Grüns im öffentlichen Raum dar, um das sich das Grünflächenamt kümmert. Zur Pflege des Straßenbegleitgrüns hat das Grünflächenamt mit dem Bereich Stadtbildpflege der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) einen Vertrag geschlossen, der die sinnvolle Verteilung der Aufgaben der Stadtbildpflege regelt.

 

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Reaktionen

  1. Grüne: Mehr Straßenbäume und weniger Parkplätze in der Münsterstraße (PM)

    Die Verschönerung des Stadtbilds ist eines der Themen in der nächsten Bezirksvertretung Innenstadt-Nord am Mittwoch, dem 15. September. Mit einer Anfrage zur Parksituation in der Münsterstraße und einem Antrag zu Straßenbäumen möchte die Grüne Fraktion wieder Schwung in die Diskussion bringen.

    Max Kumpfer, grüner Bezirksvertreter und Stadtplaner stellt dazu fest: „Bei der Bürgerwerkstatt zur Neugestaltung der Münsterstraße ist deutlich geworden, dass die Erreichbarkeit mit dem Pkw für einige Gewerbetreibende ein zentraler Punkt ist. Andererseits nehmen die parkenden Autos einen übergroßen Anteil am Raum ein. Das muss nicht so sein.“

    Eine Anfrage zur tatsächlichen Stellplatzauslastung im Quartier um die Münsterstraße soll darüber Aufschluss geben, an welchen Wochentagen und Tageszeiten es zu Überlastungen kommt.

    „Wir stellen uns in einem ersten Schritt vor, den Kund*innen und Besucher*innen der Einkaufsstraße, die mit dem PKW kommen, ein fußläufig nahes Angebot in bestehenden Parkhäusern oder Parkplätzen zu machen.“ erläutert Max Kumpfer. „Natürlich begrüßen wir einen Neubau einer Quartiersgarage, aber so lange muss man nicht mit konkreten Maßnahmen warten.“

    Ein weiterer Aspekt ist die Anpassung von Standorten für Straßenbäume an die klimatischen Veränderungen, unter anderem an der Münsterstraße, aber auch in den Wohnstraßen der Nordstadt. Mit einem Antrag möchten die Grünen sicher stellen, dass neue und neu zu bepflanzende Baumstandorte grundsätzlich so anzulegen sind, dass sie mindestens ca. 1,5 m tief sind und eine Baumscheibengröße von mindestens 6 Quadratmeter haben.

    „Das ergibt dann ein Volumen von etwa 12 Kubikmetern. Eine ausreichend große Pflanzgrube ist notwendig, um den Baumwurzeln genug Platz zum Ausbreiten zu geben. „, so Max Kumpfer weiter. „Zudem müssen die Baumscheiben vor illegalem Befahren und Beparken mit niedrigen Zäunen geschützt werden. Das Erdreich darf nicht zu sehr verdichtet sein, so dass die notwendige Sauerstoffzufuhr ermöglicht wird. Mit diesen Maßnahmen erreichen wir, dass nicht mehr so viele Jungbäume schon nach ein bis zwei Jahren wieder absterben.“

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