Protest gegen Hafenplanung: Hafeninitiative lädt zur großen Tanzdemo „Träume unter Asphalt – Stadt selber machen!“

Die Hafeninitiative Dortmund wehrt sich gegen die geplanten Umstrukturierungen im Hafenquartier. Sie ruft zur Tanzdemo an den Katharinentreppen am kommenden Samstag auf. Foto: Hafeninitiative Dortmund

Im Spätsommer 2018 hatte die Stadt Dortmund gemeinsam mit der Hafen AG zu einer Informationsveranstaltung am Hafen eingeladen. Was dort verkündet wurde, überraschte laut Hafeninitiative viele der sehr zahlreich erschienen AnwohnerInnen: Nach Jahren der Ankündigungen und vollmundigen Versprechen soll im Jahr 2019 mit dem Umbau eines Teils des Dortmunder Kanalhafens begonnen werden.

Sorge vor hohen Mieten und Gentrifizierung des Hafenquartiers

Zahlreiche Digital-Projekte sollen in der Speicherstraße angesiedelt werden.
Zahlreiche Digital-Projekte sollen in der Speicherstraße angesiedelt werden. Foto: Alex Völkel

In der Einladung der Hafeninitiative wird erklärt, die Ankündigung habe bei den meisten keine ungetrübte Begeisterung ausgelöst, auch wenn das die VertreterInnen der Stadt erwartet zu haben schienen. Warum  die Menschen nicht begeistert gewesen seien, dass dieses Projekt endlich angepackt wurde?

___STEADY_PAYWALL___

Die Antwort sei so einfach wie ernüchternd und wahrscheinlich vielen, die sich in die Entwicklung ihrer Städte einbringen wollten, bekannt. Auf der Veranstaltung seien fertige Pläne vorgestellt worden. Die Fläche sei komplett überplant und viele lieb gewonnene Orte und Projekte nicht auf den Plänen zu finden gewesen. Stattdessen: Tristesse. Marktgerechte Gebäude auf marktgerechten Grundstücken, eine beliebige Promenade für beliebige Systemgastronomie. 

Tatsächlich wurden jedoch Bürgerbeteiligungsveranstaltungen wie eine Bürgerwerkstatt angeboten, um Ideen und Vorstellungen der AnwohnerInnen in die Planungen mit einfließen zu lassen (siehe angehängte Artikel). Und auch aktuell lädt die Dortmunder Wirtschaftsförderung alle BürgerInnen zu einer Austausch-, Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Entwicklung des Hafenquartiers am 16. September in der Zeit von 18.30 bis 20 Uhr in den Kleingartenverein Westerholz, Casa Potuguesa, in der Schäferstraße 196 ein. Für die Hafeninitiative jedoch alles nur bloße Alibiveranstaltungen, deren Ergebnisse in den letztendlichen Planungsvorhaben kaum berücksichtigt würden.

Fragen wären kaum beantwortet worden. Der berechtigten Sorge vor in Folge der Entwicklung steigenden Mieten seien die VertreterInnen mit Schulterzucken begegnet: „Hat die Stadt drüber nachgedacht. Gentrifizierung wird es nicht geben.“

Phoenixsee dient der Initiative als abschreckendes Beispiel

Privathäuser am Phoenix See
Privathäuser am Phoenix See die Bauhaus modern interpretieren.

Die Arroganz, mit der die VertreterInnen der Städte mit der Bevölkerung umgingen, sei im ganzen Ruhrgebiet bei Weitem nicht unbekannt. Eines der bekanntesten Stadtumbauprojekte Dortmunds ist der Phoenixsee, der von der Wirtschaftsförderung ohne Einbeziehung der AnwohnerInnen geplant worden sei. 

Heute würden dort private Sicherheitsdienste patrouillieren. In Bochum wehre sich die Stadt mit Händen und Füßen gegen die Zusammenarbeit mit stadtpolitischen AktivistInnen. In Essen werde die ärmere Bevölkerung aus dem Norden wegsaniert. Die Duisburger Stadtoberen würden lieber eine millionenschwere Förderung an die EU zurückzahlen, als engagierten AnwohnerInnen ein leerstehendes Gebäude für ein soziokulturelles Zentrum zu überlassen.

Die Stoßrichtung sei somit klar. Die Stadt- und Verwaltungsspitzen wollten keine Einmischung. Dort würden klare Vorstellungen existieren, wie die Städte auszusehen haben, die BewohnerInnen würden da oft nur stören. Da komme auch eine Polizei, die rassistisch kontrolliert sei und nicht zögere, brutale Gewalt anzuwenden, gelegen. Was steigende Mieten nicht schaffen würden, zumindest nicht sofort, das würde mit ordnungspolitischen Mitteln angegangen, bis jeder Park verwaist und jede Wohnung luxussaniert sei.

Hafeninitiative lädt zur Tanzdemo „Träume unter Asphalt – Stadt selber machen!“

Für eine andere Vision von Stadt stünden die vielen bunten Initiativen, Gruppen, Projekte des Ruhrgebiets. Menschen, die sich freiwillig und in ihrer Freizeit damit beschäftigten, ihre Städte lebenswerter zu machen. In Dortmund ist unter diesen Gruppen die Hafeninitiative, die sich explizit für eine demokratische Entwicklung des Hafenareals einsetzt. 

Um ihrem Engagement und dem Engagement aller Aktiven eine Bühne zu bieten, hat die Initiative die Tanzdemo „Träume unter Asphalt“ von Recht auf Stadt Ruhr nach Dortmund eingeladen. Sie ruft alle BewohnerInnen des Ruhrgebiets dazu auf, am 7. September 2019 um 17 Uhr an die Katharinentreppen am Hauptbahnhof zu kommen, um die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.

Im September 2018 startete die ruhrgebietsweite Tanzdemo in Duisburg und wird dieses Jahr unter dem Motto „Stadt selber machen!“ in Dortmund gastieren. Die VeranstalterInnen rechnen mit zahlreichen bunten Wägen und hoffen auf eine rege Beteiligung.

Unterstütze uns auf Steady

Weitere Informationen:

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Transparente Stadtentwicklung: BürgerInnenwerkstatt zum Thema Hafenquartier erarbeitet konstruktive Planungsideen

Hafenentwicklung: „Leuchtturm“ und „Lensing Media Port“ als millionenschwere Investitionsprojekte in der Nordstadt

Wandel des Dortmunder Hafens: Abrissarbeiten im nördlichen Teil der Speicherstraße leiten die nächste Bauphase ein

Startschuss für den millionenschweren Umbau im Hafen: Kanalbau an der Speicherstraße als erster Schritt

Neues Hafenquartier entlang der Speicherstraße: In der Nordstadt soll ein neues Tor zur Stadt Dortmund entstehen

Nordstadt: CDU-Fraktion begrüßt Entwicklungskonzepte rund um die Speicherstraße ohne Wohnbebauung im Hafen

Hafen AG und Gerber-Architekten legen ihre Visionen für die Speicherstraße vor – Hafenpromenade und 4000 Arbeitsplätze

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. AndiN

    Die Bedenken sind ja schön und gut. Aber es muss von allen Seiten Kompromisse geben oder soll man den Hafen so brach liegen lassen wie er ist? So bleibt das Ruhrgebiet auf den hinteren Plätzen in jeder wirtschaftlichen Entwicklung. Und einige wenige richten sich auf heruntergekommenen Brachen schön ein. Wem nutzt das? es verfällt ja alles weiter. Und Investitionen gibt es nur mit Rendite Aussicht.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert