Hafenentwicklung: „Leuchtturm“ und „Lensing Media Port“ als millionenschwere Investitionsprojekte in der Nordstadt

Der „Leuchtturm" ist eines der Bauprojekte, die in der südlichen Speicherstraße entstehen sollen. Visualisierung: bloomimages
Der „Leuchtturm“ entsteht am bisherigen Santa-Monika-Anleger. Visualisierung: bloomimages

Von Sascha Fijneman

Die Entwicklung des Hafenquartiers in der Nordstadt schreitet weiter voran: Zwei millionenschwere Bauprojekte sollen in naher Zukunft realisiert werden. Mit dem „Leuchtturm“ und dem „Lensing Media Port“ nimmt die Umstrukturierung im Umfeld des Stadthafens Dortmund in ein modernes Gründerzentrum und Szeneviertel die ersten Formen an. Konzeptionell verbinden die Gebäude traditionelle Hafenelemente mit zeitgenössischer Funktionalität und moderner Work-Life-Balance.

Nach langen Jahren der Ungewissheit geht es endlich voran: „Jetzt geht’s los!“

Die Verantwortlichen freuen sich die nächste Phase der Umstrukturierung einzuläuten.
Die Verantwortlichen freuen sich die nächste Phase der Umstrukturierung einzuläuten. Fotos (5): Alex Völkel

Während die Abrissarbeiten in der nördlichen Speicherstraße für die Verlegung der Straßen-und Kanalführung auf Hochtouren laufen, hat die Stadt für die südliche Speicherstraße zwei millionenschwere Ausrufezeichen gesetzt.

In sogenannten Interessenbekundungsverfahren hat sie für zwei große Filetstücke der weiteren Entwicklung wegweisende Entscheidungen getroffen und sich bemerkenswerte Konzepte zur Um- und Neugestaltung entschieden.

So soll auf der Freifläche am Santa Monika-Anleger der „Leuchtturm“ entstehen und das bisherige Schenker-Gebäude in der Speicherstraße 2/2a soll zum „Lensing Media Port“ umgebaut werden. „Das neue Hafenquartier ist nicht nur das Tor zur Stadt, sondern auch eine Visitenkarte für die Nordstadt“, so Oberbürgermeister Ullrich Sierau bei der Vorstellung der Bauprojekte in der neuen Gastronomie „Umschlagplatz“.

Nachdem die infrastrukturellen Voraussetzungen durch die Arbeiten im nördlichen Bereich der Speicherstraße geschaffen seien, könne man nun in die nächste Projektphase übergehen. Nach langen Jahren der Unklarheiten und Ungewissheiten sei er sich nun sicher, dass es im Hafen ab jetzt nur noch vorwärts gehe. „Jetzt geht’s los!“

„Leuchtturm“ bietet perfektes Umfeld für das „Arbeiten und Flanieren“ im Hafenquartier

Der Leuchtturm mit der zum Hafenamt geneigten Dachkonstruktion. Visualisierung: bloomimages
Der Leuchtturm mit der zum Hafenamt geneigten Dachkonstruktion. Visualisierung: bloomimages

Unter dem Motto „Arbeiten und Flanieren am Wasser“ hat die Bietergemeinschaft „Leuchtturm Dortmund“ mit ihrer Vision für den Hafen gepunktet. Sie bilden in ihrem Neubau ab, was den Hafen ausmacht und passen sich dem Gesamtbild an. 

Architektonisch soll das Gebäude eine Art Brückenkopf zu den benachbarten Häusern bilden und sich in den Bestand integrieren. Hierfür soll das Fassadenmaterial des Neubaus aus dem ortstypischen, rötlichen Ziegelmauerwerk bestehen.

Außerdem ist das Dach zum Hafenamt hin abgeflacht, um diesem auf gleicher Höhe zu begegnen. Eine Art architektonischer Verneigung vor der Tradition des Hafens. Für den Innenbereich sieht das Konzept der Architekten Bräuning-Höhne und der Bau- und Wohngesellschaft Apodo aus Dortmund flexible, lichtdurchflutete Büroflächen mit Blick auf den Hafen vor, die vor allem Start-Ups und Unternehmen aus dem Bereich neuer Technologien beheimaten sollen.  So möchte man den unterschiedlichsten Bedürfnissen der jeweiligen Betriebe gerecht werden.

Neuer Gründercampus ist „Ritterschlag für die Start-Up-Szene“

Thomas Westphal von der Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund sieht in dem hier entstehenden Gründercampus den Ritterschlag für die Start-Up-Szene. „Wir sind sehr stolz, den Campus hier aufbauen zu können“, so Westphal. Für das riesige Speichergebäude – das größte Gebäude an der Speicherstraße – will die die Stadt ebenfalls ein Interessenbekundungsverfahren starten.

Am bisherigen Santa-Monika-Anleger, direkt neben der Brücke, wird der „Leuchtturm“ entstehen.
Am bisherigen Santa-Monika-Anleger, direkt neben der Brücke, wird der „Leuchtturm“ entstehen.

Hafenpromenade und „Leuchtturm“ sollen konzeptionell eine Einheit bilden. So orientiert sich der Eingang auch Richtung Osten hin zum Santa-Monika-Steg und zur Promenade. Im Erdgeschoss des Gebäudes wird Platz für Gastronomie sein.

Insgesamt umfasst der Neubau eine Nutzfläche von 3300 Quadratmetern. Die Kosten für die Umsetzung werden auf etwa acht Millionen Euro beziffert. Noch steht nicht fest, wann mit dem Bau begonnen wird.

Die Investitionen im öffentlichen Raum der südlichen Speicherstraße erfolgen Schritt für Schritt: „Die Umstrukturierung des Hafens findet in zwei Baustufen statt“, erklärt Planungsdezernent Ludger Wilde.

Die erste Stufe umfasste unter anderem die Kanalarbeiten, die mittlerweile abgeschlossen ist. Das historische Kopfsteinpflaster ist derzeit noch eingelagert, die Straße aber für die nun anstehenden Abriss- und Neubauarbeiten asphaltiert. In einem Schritt soll bis Ende 2020 die Hafenpromenade fertiggestellt werden. „Wir wollen bei der Halbzeitbilanz von Nordwärts hier schon einiges zeigen“, zeigt sich OB Ullrich Sierau zuversichtlich. Das historische Pflaster wird erst nach Abschluss der Bauarbeiten eingebracht.

„Die Hafenentwicklung öffnet das Areal für das umliegende Wohnquartier und erzeugt einen Mehrwert nicht nur für die Nordstädter“, freut sich Wilde. Bei Vorlage der entsprechenden Bauanträge, sei er aber sehr zuversichtlich zeitnah Genehmigungen der zuständigen politischen Gremien zu erhalten. Baubeginn für das „Leuchtturm“-Projekt könnte noch in diesem Jahr sein.

Vom ehemaligen Waren- und Güterspeicher zum modernen, zeitgenössischen Ideenspeicher

In der Schenker-Gebäude soll der „Media Port“ einziehen. Der kleine Anbau wird einem Glaskubus weichen.
In der Schenker-Gebäude soll der „Media Port“ einziehen. Der kleine Anbau wird einem Glaskubus weichen.

Das Konzept für das Gebäude in der Speicherstraße 2/2a wurde vom Architekturbüro Schamp & Schmalöer aus Dortmund entwickelt. Hier bleibt die alte Bausubstanz erhalten und wird umgebaut und an die Bedürfnisse für einen neuen Technologie- und Digitalisierungsstandort angepasst.

Der „Lensing Media Port“ soll ein einmaliger Innovationsraum für das gesamte Ruhrgebiet werden. „Aus dem alten Lagerplatz wird nun ein moderner Ideenspeicher“, betont Lambert Lensing-Wolff vollmundig. „Wir wollen verschiedene digitale Kompetenzen unter einem Dach zusammenfassen, um neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu ermöglichen und auszubauen.“ Orte am Wasser hätten ihre  ganz eigene Atmosphäre und böten die perfekte Umgebung für Kreative und Gründer.

 

Mit viel Herzblut habe man ein Konzept zum Wohnen, Arbeiten und Leben entworfen, das auf rund 6600 Quadratmetern Platz für ProgrammiererInnen, GestalterInnen und andere Berufszweige der Digitalisierung bietet. Neben einigen Unternehmen der Mediengruppe suche man interessante Partner, die ihr Unternehmen in dem Gebäude ansiedeln wollen. Es solle hier zu einer Ballung des kreativen Potentials der Region kommen.

Für Hafen-Chef Uwe Büscher ist es ein wegweisender Tag für den Dortmunder Hafen

Ansicht des geplanten „Lensing Media Port". Visualisierung: Schamp und Schmalöer Architekten
Ansicht des geplanten „Lensing Media Port“. Visualisierung: Schamp und Schmalöer Architekten

Architektonisch kann man das Gebäude mit wenigen Eingriffen modernisieren. Es müssen jedoch neue Treppenhäuser und Notausgänge angelegt werden, hinzu sollen Lichthöfe für reichlich Tageslicht im Gebäude sorgen.

All dies kann in der Summe sogar teurer werden als der Neubau des Leuchtturms. die Verantwortlichen kalkulieren hier mit einer Summe zwischen vier und zwölf Millionen Euro.

Neben den Büroflächen soll es auch hier im Erdgeschoss Gastronomie geben. Die Stadtplanung bemüht sich bereits, Lösungen für das zu erwartende Verkehrsaufkommen zu finden. Zunächst bieten sich in der nördlichen Speicherstraße die jetzt freigeräumten Flächen als Parkmöglichkeiten an. Dies soll jedoch keine Dauerlösung bleiben. Daher ist der Bau von Parkhäusern und Stellflächen zu erwarten. 

Wegweisende Entscheidungen und Investitionen zur Attraktivierung der Nordstadt

Noch liegt der Gebäudekomplex des „Heimathafens“ in Dornröschenschlaf. Das soll sich bald ändern.
Noch liegt der Gebäudekomplex des „Heimathafens“ in Dornröschenschlaf. Das soll sich bald ändern.

Die beiden Vorhaben sind aber nicht die ersten Neubauplanungen für die Speicherstraße. In trockenen Tüchern ist bereits die Finanzierung für das Projekt „Heimathafen“: In dem historischen Gebäude mit Kutschen-Remise will die Stiftung „Soziale Stadt“ ein Bildungs- und Beratungshaus etablieren.

Geplante Nutzungen im Heimathafen Nordstadt sind Kulturtrainings, Musikschule, soziale Beratung, Qualifizierungs-, Sprach-/Integrationskurse, Weiterbildungsveranstaltungen, Ausbildungs-/Jobcoaching sowie Arbeitsvermittlung und -beschaffung.

Für Uwe Büscher von der Dortmunder Hafen AG ist es die Entscheidung für die beiden neuen Projekte ein wegweisender Tag für den Dortmunder Hafen: „Es geht nicht mehr um das „Ob“ der Entwicklung, sondern den Zeitpunkt des Beginns der einzelnen Projektabschnitte. Wer hätte das vor ein paar Jahren schon gedacht?“

Anders als bei vielen anderen Großprojekten sei allerdings hier nicht mit Protest der Nachbarn zu rechnen: „Wir freuen uns darauf“, betont Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder. Die Umgestaltung bedeute eine große Chance für den Stadtteil. Die Nordstadt werde so attraktiver, die vielen Potenziale optimiert, zeigt sich Jörder überzeugt.

Das Alte Hafenamt ist eine der wichtigsten Landmarken der Nordstadt.
Gegenüber des Alten Hafenamtes in der Nordstadt sollen die beiden neuen Projekte realisiert werden.
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Reaktionen

  1. Auswärtsspiel

    Der Stadt wäre es zu wünschen, wenn ihr der Sprung ans Wasser gelingt; und das sind nun einmal nur Hafen und Kanal. Die angedachten Neubauten wirken leider so steril, ja antiseptisch wie das Konzerthaus und das Dortmunder U von Innen. Urbanes Leben hat immer auch etwas Unkontrolliertes, Unberechenbares. In diesen Gebäuden werden sich Geschäftsleute wohl fühlen, wenn sie sich über ihr Unwohlsein, sich gerade in der Nordstadt aufzuhalten, hinwegsetzen können.

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