Pop-up-Radwege: Radfahrer*innen und Kuscheltiere demonstrieren für die Einrichtung temporärer Radwege

Einen von der Autofahrbahn abgetrennten Radweg konnten Radfahrer*Innen am Montag testen. Fotos: Klaus Hartmann

Von Karsten Wickern

Mit Absperrpylonen und Kuscheltieren für sicheres Radfahren. So haben am Montag Radfahrer*innen für die Errichtung von sogenannten Pop-up-Radwegen demonstriert. Auf einer Teilstrecke der Grünen Straße, konnten Radfahrer*innen das Konzept ausprobieren. Ca. 250 nutzten die Möglichkeit.

Pop-up-Radwege sollen den erhöhten Bedarf an Radwegen bedienen und Radfahren sicherer machen

300 Kuscheltiere passten auf die Radfahrer*Innen auf.

In nur wenigen Minuten von einer Autofahrbahn zum Radweg. In kürzester Zeit bauten die Mitarbeiter*innen des Tiefbauamtes einen temporären Radweg auf der Grünen Straße auf. ___STEADY_PAYWALL___

Doch er blieb lediglich eine Stunde bestehen. Denn er war eine Demonstration der Gruppe „Aufbruch Fahrrad Dortmund“. Die fordert damit, dass die Stadt solche Radwege für längere Zeit aufbaut.

Die Idee dazu wurde zum Anfang der Pandemie populär. Der Anteil der in Deutschland mit dem Fahrrad zurückgelegten Fahrten hat sich während der Pandemie verdreifacht. Zu dem Ergebnis kommt eine Erhebung des Marktforschungsinstitut Infas. In einigen Großstädten wurden daher Autofahrspuren temporär zu Radwegen umgewandelt. Damit soll der erhöhte Bedarf an Radwegen bedient und das Radfahren für Alle sicherer werden.

Pop-up-Radwege fanden bislang keine Mehrheit bei den Entscheider*innen

Eine Anspielung auf eine Ankündigung der Stadt, Kopenhagen Westfalens werden zu wollen.

In Dortmund haben im Mai zwölf Fahrrad- und Umweltverbände solche Wege auch für Dortmund gefordert. In einem offenen Brief machten sie konkrete Vorschläge, welche Straßen sich dazu aus ihrer Sicht eignen. Die Grünen nahmen die Vorschläge auf und stellten sie als Antrag im Verkehrsausschuss. Dort fanden die Pop-up-Radwege allerdings keine Mehrheit.

Die Fahrrad Aktivist*innen sind dennoch weiterhin davon überzeugt, dass solche Radwege eine gute Idee sind. Mit der Aktion wollen sie weiter auf das Thema aufmerksam machen. „Wir wollen die großen Parteien, die noch nicht so mutig sind wie wir uns das wünschen würden, aufwecken“  erklärt Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad Dortmund“.

Die Grüne Straße wurde nicht zufällig gewählt. Sie wird im Ratsbeschluss zur Fahrradstadt Dortmund als Versuchsort genannt. Konkret heißt es dort,  „In absehbaren Grenzfällen soll die Wirkung der Maßnahmen im Rahmen provisorischer baulicher Maßnahmen und Markierungen erprobt, wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Ein erster Anwendungsfall kann der Straßenzug Treibstraße/ Grüne Straße/ Steinstraße sein.“. Fricke hält die Straße für überdimensioniert. „Wir haben hier vier Streifen für den Autoverkehr und die werden gar nicht benötigt“, sagt er. Für Radfahrer*innen gibt es hier keine gesonderte Radinfrastruktur.

Fricke: „Verkehrsplanung sollte 10 Jährige Kinder als Maßstab nehmen.“

Aktivist*innen fordern sichere Radwege auch für Kinder.

Die Demonstration am Montag fand mitten im Feierabendverkehr statt. Staus bildeten sich zumindest zu der Zeit nicht. Auch war zu beobachten, dass abbiegende Autofahrer*Innen besonders aufmerksam den Radweg beobachteten.

Ein Problem gab es lediglich, als ein Linienbus durch die Absperrung nicht um die Kurve kam. Doch hier wurde schnell reagiert und die Absperrung um ein paar Zentimeter verschoben. Für Fricke ist das ein weiterer Vorteil des Konzepts. Es kann ausprobiert und bei Bedarf schnell angepasst werden.

Besonders für Fahrrad Neulinge und Kinder seien die aktuellen Bedingungen schwierig. Sie können sich nicht so gut gegen Autos durchsetzen. Generell sollten bei der Verkehrsplanung zehnjährige Kinder als Maßstab genommen werden, meint Fricke. „Wer das Fahrrad nie als Verkehrsmittel kennengelernt hat, wird es später nur schwierig tun“, erläutert er.

Ob die Pop-up-Radwege doch noch Anklang bei den Entscheider*innen finden, bleibt abzuwarten. Der Radweg auf der Grünen Straße wurde nach der Aktion wieder abgebaut. Nun müssen Radfahrer*innen hier wieder ungetrennt auf der Straße fahren. Auch einen aufgemalten Radweg gibt es hier nicht.

 

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Reaktionen

  1. Fabian

    Ich bin zu der Zeit mit dem Rad mehrfach von der Steinstr. kommend auf die Popup Bike Lane gefahren. Dort war überhaupt kein Rückstau. Oft stand ich mit dem Rad allein an der Ampel davor.

    Da stellt sich wirklich die Frage, warum die Stadt Dortmund hier unbedingt den Autofahrenden zwei, teilweise sogar drei Fahrspuren in eine Richtung zur Verfügung stellen muss. Hier kann auf jeden Fall sofort Abhilfe geschaffen werden.

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