Politische Brisanz künstlerisch verpackt: „Rückblende“ zeigt erstmals im Depot die besten Karikaturen Deutschlands

„Is‘ was?“ von Klaus Stuttmann thematisiert den schleichenden Abschied der Kanzlerin. Foto: Rückblende

Nach World Press Photo präsentiert der Kulturort Depot in der Dortmunder Nordstadt die nächste Ausstellung, die sich mit den großen gesellschaftlich relevanten politischen und wirtschaftlichen Themen des vergangenen Jahres auseinandersetzt. Auch die „Rückblende“-Ausstellung beschäftigt sich mit Fotografie, im Vordergrund stehen jedoch politische Karikaturen. Wie haben KünstlerInnen die politisch brisanten Themen des vergangenen Jahres pointiert satirisch in Szene gesetzt? Im Depot werden von Freitag, 28. Juni, bis Samstag, den 13. Juli, als außerordentliche Präsentation der Karikaturenteil und die prämierten Fotografien der „Rückblende“ gezeigt. Der Eintritt ist kostenlos.

Premiere im Depot; im nächsten Jahr wird die komplette Ausstellung zu sehen sein

Organisieren die Ausstellung für das Depot: Tabea Sieben (links) und Marion Edelhoff.  Fotos (3): Sascha Fijneman

„Rückblende“ ist seit über 30 Jahren der größte deutsche Foto- und Karikaturenwettbewerb, der von der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) veranstaltet wird. Der erste Preis für die beste politische Karikatur wird mit 5.000 Euro, das beste politische Foto mit 7.000 Euro prämiert. 

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Mit dem Depot erschließt sich die „Rückblende“ einen neuen Ausstellungsraum in NRW. Außer in Dortmund sind die Arbeiten hier nur noch in Bonn zu sehen. Insgesamt acht Standorte sind in diesem Jahr eingeplant. Die gesamte Ausstellung umfasst neben den 50 Karikaturen 80 ausgewählte Fotografien und fünf Fotoserien.

Im Depot werden nun die 50 Karikaturen zu sehen sein, dazu kommen die Gewinnerfotografien aus den Kategorien Politische Fotografie, Serienfotos und Das scharfe Sehen. Die Themen, die die Exponate behandeln, sind breit gefächert. Vertreten ist alles, was die Menschen im vergangenen Jahr bewegt, angeregt oder aufgerührt hat.

„Böse Bilder“ zu den politisch brisanten Themen des vergangenen Jahres

Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, der online oder im Depot für acht Euro erhältlich ist.

Die Karikaturen beschäftigen sich unter anderem mit dem Dieselskandal, dem Brexit, dem Phänomen Donald Trump, dem Erstarken rechtspopulistischer Tendenzen weltweit und vielem mehr. Einiges ist auf den ersten Blick als Satire zu erkennen, manches muss jedoch entdeckt und erschlossen werden.

Neben dem Humor der meist comichaften Zeichnungen sind viele andere Untertöne auszumachen. Sei es Spott oder Häme, blanker Sarkasmus oder offene Empörung. „Die Ausstellung zeichnet sich natürlich durch eine gewisse politische Brisanz aus, die sich in den teilweise bösen Bildern der KünstlerInnen widerspiegelt“, weiß Marion Edelhoff vom Depot mit einem ironischen Lächeln zu berichten.

Die Geschäftsführerin des Depots in der Nordstadt organisiert und gestaltet die Ausstellung für das Depot gemeinsam mit ihrer Kollegin Tabea Sieben. Sie betonen, dass die Ausstellung im Depot nur den Karikaturenteil der „Rückblende 2018“ zeigt. Im nächsten Jahr soll die komplette Wanderausstellung im Depot gastieren.

SiegerInnen Karikatur thematisiert den Untergang der Sozialdemokratie als große Volkspartei

„Aufwärts, SPD!“ SiegerInnen-Karikatur von Amelie Glienke (Hogli). Foto: Rückblende

Die diesjährige SiegerInnen-Karikatur stammt von Amelie Glienke, KünstlerInnenname Hogli, und ist im vergangenen Jahr in der Berliner Wochenzeitung „Der Freitag“ erschienen.

Die studierte Malerin und Grafikerin, deren Arbeiten in vielen deutschen Tageszeitungen abgebildet werden, hat den Untergang der Sozialdemokratie als eine der beiden großen Volksparteien in Deutschland in ihrer Karikatur „Aufwärts, SPD!“ auf den Punkt gebracht.

Zu sehen ist ein untergehendes Schiff, das den Schriftzug SPD trägt und auf dessen aus dem Wasser empor ragenden Heck Andrea Nahles in einer Sprechblase „Es geht schon wieder aufwärts“ skandiert. Eine Arbeit, die in Dortmund, der „Herzkammer der SPD“ mit 150 Jahren sozialdemokratischer Geschichte, sicher für Kontroversen sorgen wird. Was die einen amüsiert, ist für die anderen ein Ärgernis. Eben diese provokanten Darstellungen machen die Ausstellung so interessant. 

Prominenter Besuch der Ausstellung im Rahmen der Extraschicht

Insgesamt werden 50 Karikaturen zu sehen sein.

Auch der zweite und dritte Karikaturen-Preis beschäftigen sich mit politischen Personen. Platz zwei von Klaus Stuttmann, erschienen im Tagesspiegel im September 2018, zeigt eine sich allmählich auflösende Angela Merkel, was den schleichenden Machtverfall der Kanzlerin, die den Parteivorsitz an Annegret Kramp-Karrenbauer abtreten musste, symbolisiert. Eine für eine Karikatur sehr aufwendige Arbeit. 

Platz drei mit dem Titel „Anstoß zum Handelskrieg“ von Rolf Henn alias Luff, beschäftigt sich mit Donald Trump und mit den von ihm verfügten Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte in den USA.

Zur Vernissage der Ausstellung werden die Gäste am morgigen Freitag um 19.30 Uhr von Depot-Vorstand Alex Völkel, Regierungspräsident Hans Josef Vogel und der Pressereferentin und Ausstellungsorganisatorin der Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Michaela Veith, begrüßt werden.

Am Samstag, 29. Juni, wird die Ausstellung im Rahmen der Extraschicht, der langen Nacht der Industriekultur im Ruhrgebiet, prominenten Besuch bekommen. Der Karikaturist Heiko Sakurai, dessen Zeichnungen seit Anfang der 90er Jahre in zahllosen Printmedien veröffentlicht werden, wird in Talk-Runden ab 18 Uhr Einblicke in seine Arbeit gewähren. Marion Edelhoff, Tabea Sieben und alle Beteiligten hoffen auf rege Teilnahme und freuen sich auf alle BesucherInnen. Die NordstadtbloggerInnen übrigens auch: Die Extraschicht bildet die Finissage für „Blickwechsel – die Nordstadt(blogger)-Ausstellung“.

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Weitere Informationen:

  • www.rueckblende.rlp.de
  • www.depotdortmund.de
  • Zur Ausstellung gibt es einen begleitenden Katalog, der online unter oben stehendem Link aber auch im Depot für acht Euro zu erwerben ist. Er zeigt eine Auswahl der zum Wettbewerb eingereichten Fotos und Karikaturen. 

„BLICKWECHSEL – die Nordstadt(blogger)-Ausstellung“ ist vom 6. bis 29. Juni 2019 in der Galerie im Depot zu sehen

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