Kulturszene trauert um kreativen Querdenker und Theatermenschen

Nachruf: Der bekannte Theatermacher und Artscenico-Gründer Rolf Dennemann ist tot

Rosinenblues im Depot. Rolf Dennemann liebte archaische musikalische Erzählungen und alltägliche Heimatgeschichten. Archivbild: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Rolf Dennemann ist tot. Der Autor, Regisseur und Schauspieler starb in der Nacht zu Samstag (05.01.2024) im Alter von 71 Jahren. Dennemann war ein kreativer Geist in vielen Bereichen der regionalen und überregionalen Kulturszene. Er hat sie durch seine Ideen, Inszenierungen, Inspirationen und sein Engagement für die Kulturschaffenden sehr geprägt.

Freischaffender Regisseur, Autor, Festivalleiter und Schauspieler

Rolf Dennemann wurde in Gelsenkirchen geboren und lebte seit den 1990ern in Dortmund. Er war freischaffender Regisseur, Autor, Festivalleiter und Schauspieler. Außerdem war er als Gründungsmitglied und geschäftsführender Vorstand prägend für die künstlerischen Produktionen des Vereins „Artscenico“ in Dortmund.

Er war langjähriger Leiter des internationalen Theaterfestivals „off limits“ und hat in diesem Rahmen bedeutende internationale Produktionen nach Dortmund geholt. Von 1996 bis 1998 leitete er den „Theaterzwang“ (jetzt „Favoriten“), ein Theater-, Tanz- und Performance-Festival der freien Theaterszene aus NRW in Dortmund, und wirkte auch prägend bei der RuhrTriennale mit.

Vorreiter für lokale Theaterexperimente

Rolf Dennemann hat gerne und viel experimentiert und war Spezialist für ortsspezifische Inszenierungen auf ehemaligen Industriegeländen – in Parks, Hotelzimmern, sakralen Räumen, Brachflächen oder Wohnblöcken.

Mehr als 50 bild- und inhaltsstarke performative Theaterstücke hat er produziert. Dabei war ihm nicht nur wichtig, sich der besonderen lokalen Bedeutung der Orte im Ruhrgebiet zu nähern, sondern damit auch andere Menschen anzusprechen, die nicht zum Stammpublikum im Theater gehören. Damit war er Vorreiter.

Als Schauspieler war Dennemann ein „Original“

Als Schauspieler war Dennemann nicht nur auf Bühnen präsent. Er arbeitete für Kino- und Fernsehproduktionen unter anderem mit dem Dortmunder Regisseur Adolf Winkelmann in seinen Filmen „Nordkurve“, „Eine einzige Tablette“ und „Junges Licht“.

Auch andere deutsche Regisseure setzten auf den Schauspieler: Tom Tykwer („Der Krieger und die Kaiserin“), Fatih Akin („Solino“) und Detlev Buck („LiebesLuder“) zum Beispiel, auch für den „Tatort“ stand er schon als „Ruhrgebietsoriginal“ vor der Kamera. Als Autor verfasste er Lyrik und Kurzprosa und schrieb Drehbücher und Theaterstücke. Seine Hörspiele waren zum Beispiel im WDR zu hören.

„Rolf Dennemann hat die Kulturszene auf vielfältige Weise geprägt. In der Region und hier in Dortmund hat er viele Spuren hinterlassen, er wirkte aber auch international auf Festivals und in Projekten und führte die Menschen zusammen. Als Mensch, als Künstler, als kreativer Querdenker wird er sehr fehlen“, so Kulturdezernent Jörg Stüdemann.

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Reaktionen

  1. Zum Tod von Rolf Dennemann (PM artscenico)

    Mit großer Trauer und Betroffenheit geben wir bekannt, dass der Theaterregisseur und Autor Rolf Dennemann verstorben ist. Mit ihm verliert der Theaterverein artscenico seinen Gründer und langjährigen künstlerischen Leiter sowie Dortmund einen seiner wohl außergewöhnlichsten und profiliertesten Künstler aus dem Bereich der Darstellenden Künste.

    Bekannt ist Rolf Dennemann in Dortmund vor allem durch seine Arbeit als Autor, Regisseur und Vordenker von artscenico. Stilprägend und zu einem unverwechselbaren Markenzeichen des Theaterlabels artscenico wurden unter seiner künstlerischen Ägide die zahlreichen Theater-und Performancearbeiten im öffentlichen Raum.
    Industriebrachen in Zeiten des Strukturwandels, Parkanlagen und sogar Friedhöfe verwandelten sich dank seiner künstlerischen Handschrift mithilfe von Schauspiel, Tanz, Installation und Musik in poetische Gesamtkunstwerke.

    „Kreatives Risiko und motivierender Zweifel“ – so hat Rolf Dennemann seine künstlerische Antriebskraft selbst charakterisiert. Sich des schmales Grats zwischen Gelingen und Scheitern bewusst, durchwanderte er nahezu sämtliche Kunstgenres mit viel Feingefühl und großem Gespür für das perfekte Bild. Immer auf der Suche nach dem einen großen Moment.

    Seine Arbeiten waren assoziativ, herausfordernd und schelmisch provokant, durchdrungen von einem tiefgründenden Humor.

    Rolf Dennemann hinterlässt seine Spuren aber nicht nur als Leiter des Produktionslabels artscenico.

    Als Festivalleiter, Kurator und Kulturmanager hat er die ganze Welt bereist. So konnte er in der Zeit als Leiter der Festivals off limits und Theaterzwang (heute Favoriten Festival) sowie durch seine künstlerische Mitarbeit in den Gründerjahren der Ruhrtriennale unter Gerard Mortier viele internationale Produktionen nach Dortmund holen. Immer wieder gab er hierbei auch jungen, aufstrebenden Künstler*innen eine Bühne. Sein Blick für das Außergewöhnliche, das Potenzial eines Kunstwerks, eines Künstlers oder einer Künstlerin war es, das ihn in hohem Maße auszeichnete. So wurde er über die mehr als dreißig Jahre seines Schaffens zum Mentor zahlreicher Künstler und Künstler*innen.

    Auch als Autor und Filmschauspieler war der gebürtige Gelsenkirchener aktiv. Keineswegs ausschließlich, aber doch überwiegend in der Ruhrregion – seiner Heimat, der er liebevoll-kritisch und zärtlich-ironisch Zeit seines Lebens die Treue gehalten hat.

    Rolf Dennemann verstarb in der Nacht vom 05. auf den 06. Januar im Alter von 71 Jahren in Dortmund.

    Für „seinen“ Verein, für artscenico, bedeutet sein Tod einen ungeheuren Verlust.

    Das gesamte artscenico-Team wird sein künstlerisches Vermächtnis in Ehren halten und die Arbeit in seinem Sinne fortführen.

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