Klimaproteste in Dortmund gehen weiter: In den Schulferien findet der „Fridays For Future“-Sommerkongress statt

Die globale „FfF“-Bewegung verlangt, den Themen Umwelt- und Klimaschutz Priorität einzuräumen. In den Sommerferien findet der „Sommerkongress“ im Revierpark Wischlingen in Dortmund statt. Foto: Wolf-Dieter Blank

Diesen Sommer findet vom 31. Juli bis zum 4. August der Sommerkongress von „Fridays For Future“ in Dortmund im Revierpark Wischlingen statt. Der Kongress wird von jungen Aktivistinnen und Aktivisten von „Fridays For Future“ organisiert. Er schafft einen Raum für interessierte junge Menschen, mehr über die Klimakrise und ihre Folgen zu lernen, sich mit anderen Engagierten zu vernetzen, sowie Erfahrungen und Fähigkeiten auszutauschen.

Den Druck aufrechterhalten: Kongress, um miteinander zu diskutieren und voneinander zu lernen

„Die Politikerinnen und Politiker sprechen zwar viel über das Klima – gehandelt wird allerdings nicht. Das aktuelle politische Geschehen zeigt deutlich, dass wir noch lange laut sein und Druck machen müssen”, erklärt Ragna Diederichs, Mitorganisatorin beim Kongress. Miteinander diskutieren, voneinander und von den Profis lernen – ein buntes Programm mit Paneldiskussionen, Workshops, Bühnenprogramm und einer Protestaktion am Freitag bietet sowohl für bereits bei „Fridays For Future“ aktive Menschen, als auch für interessierte junge Menschen viele Lern- und Beteiligungsmöglichkeiten. 

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Die Kids verschaffen sich Gehör und fordern politische Konsequenz.

„In den vergangenen Monaten haben tausende junge Menschen gegen die Untätigkeit der Regierung in der Klimapolitik protestiert und gezeigt, dass die Politik so nicht weitermachen kann. Beim Sommerkongress wollen wir voneinander lernen und Erfahrungen austauschen, aber auch nach vorne schauen und überlegen, wie wir nach dem Sommer weitermachen wollen, damit wir in Zukunft noch lauter, größer und bunter für unsere Zukunft kämpfen können”, erklärt Carla Reemtsma, Mitorganisatorin beim Sommerkongress. 

Der Kongress wird von vielen jungen Menschen ehrenamtlich organisiert. In der „Kongress- WG” in Dortmund finden dazu Planungstreffen mit beteiligten AktivistInnen aus ganz Deutschland statt. Wer mitmachen möchte, kann sich unter dem im Anhang des Artikels befindlichen Link anmelden. Für die Teilnahme wird ein Mindestbeitrag von 40 Euro für allgemein anfallende Kosten fällig. Bei Nachfrage kann dieser Betrag auch günstiger ausfallen.

Es ist den VeranstalterInnen wichtig, allen jungen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Damit das funktioniert, sind sie darauf angewiesen, dass einige mehr zahlen, um die sozial Schwächeren zu unterstützen. Weitere Infos hierzu finden sich ebenfalls unter dem unten stehendem Link.

Auch die „Parents for Future“ machen weiterhin mobil und rufen zur Demo am Samstag auf

Die Elterngeneration unterstützt die Anliegen .

Zum Ferienbeginn am Samstag, den 13. Juli gehen unter dem Motto „Die Klimakrise macht keine Ferien“ erneut viele Jugendliche und Erwachsene auf die Straße. Die vierte Dortmunder Klimademo der „Parents for Future“ startet um 12 Uhr vor dem Dortmunder U und führt durch die City zum Friedensplatz.

Dürre, Hitzewellen, Waldbrände – die Klimakrise ist real und sie findet auch bei uns in Deutschland statt. Die Schülerinnen und Schüler von „Fridays for Future“ streiken mittlerweile seit über einem halben Jahr, Ende Juni waren in Aachen 40.000 Menschen für eine bessere Klimapolitik auf der Straße und passiert ist vonseiten der Politik nichts. 

Laut einer Stellungnahme der „Parents for Future“ sei das Thema zwar in den Talkshows und Zeitungen präsent, die Dringlichkeit scheine aber noch nicht überall angekommen zu sein. Auch CDU und SPD in Dortmund würden sich gegen die Ausrufung des Klimanotstandes wehren, in der Tat ist ihnen das Wort zu radikal.

Enttäuschung über Entscheidung des Stadtrates, den Klimanotstand nicht auszurufen

Sitzung Stadtrat Dortmund, 15.11.2018: Neonazis und Rechtspopulisten hatten keine Chance. Fotos: Alexander Völkel
Der Rat der Stadt Dortmund lehnte es ab, den Klimanotstand auszurufen. Foto: Alexander Völkel

So lehnten sie einen Antrag der Fraktionen der Grünen, Linken und Piraten, den Klimanotstand in Dortmund auszurufen, im Stadtrat ab. Dabei wäre es aus Sicht der AktivistInnen ein wichtiges Signal an die Stadtgesellschaft, dass die Dramatik der Lage erkannt ist. 

Tatsächlich würden Worte nicht ausreichen: Auch in Dortmund könne und müsse gehandelt werden. Andere Städte würden es vormachen. Bottrop habe in nur 10 Jahren seine CO2-Emissionen halbiert, in Dortmund seien diese zwischen 2014 und 2016 sogar wieder leicht gestiegen. 

Auch wenn die Verantwortlichen in Dortmund gerne den Eindruck vermitteln würden, dass schon wahnsinnig viel für den Klimaschutz erreicht wurde – die wirklich entscheidenden Dinge, z.B. eine Verkehrswende, die diesen Namen verdient, würden verschleppt und verzögert. 

Parents for Future: „Worte alleine reichen nicht aus. Es muss endlich wirksam gehandelt werden.“

„Immer neue Masterpläne und schöne Broschüren reichen nicht aus, um die selbst gesteckten CO2 Reduktionsziele zu erreichen“, so Mieke Graeger von „Parents for Future“ Dortmund. „Die Politik muss auf allen Ebenen endlich wirksam handeln. Immer mehr Menschen begreifen, dass ein „Weiter so“ unseren Wohlstand eben nicht sichert, sondern gefährdet.“ 

Deshalb bleiben „FfF“ und „Parents for Future“ auch in den Sommerferien am Ball. „Die Klimakrise macht keine Ferien – und auch der Protest nicht. Bis endlich wirksam gehandelt wird.“ Außerdem haben die „Parents for Future“ Stellung zum neuen Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) der Bundesregierung bezogen, für den noch bis Ende August Änderungs- und Verbesserungsvorschläge gemacht werden können.

Die AktivistInnen bezeichnen den bisherigen Entwurf der Bundesregierung als eine Farce. Das Vorhaben, 80 bis 95 Prozent der Treibhausemissionen bis 2050 zu reduzieren, reiche nicht aus, um den im Pariser Klimaabkommen festgelegten globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Selbst das Einhalten der viel zu schwachen Ziele der Bundesregierung sei mehr als fraglich.

AktivistInnen kritisieren Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans der Bundesregierung

Daher fordern die „Parents for Future“, Maßnahmen in den Entwurf zu integrieren, die in ihrer Konsequenz dazu führen sollten, das Ziel Nettonull aller Treibhausgas-Emissionen schon bis 2035 sicherzustellen und somit das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten zu können.

In Dortmund hat sich mittlerweile auch eine Ortsgruppe von „Parents for Future“ gegründet. Sie unterstützen den Klimastreik der SchülerInnen und Studierenden.
In Dortmund hat sich mittlerweile auch eine Ortsgruppe von „Parents for Future“ gegründet. Sie unterstützen den Klimastreik der SchülerInnen und Studierenden.

Allgemein kritisieren sie einen schwachen und schleppenden Arbeitsprozess bezüglich des Energie- und Klimaplans, was auch bereits zu einer schlechten Beurteilung durch die EU-Kommission geführt habe. Ihr Fazit lautete, dass Deutschland es ohne zusätzliche Maßnahmen bis 2030 nicht schaffen wird, die Ziele, auf die man sich in Paris verständigt hatte, einzuhalten. Besonders betroffen seien hier die Bereiche Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft.

Der Bundesregierung sei der Ernst der Lage wohl immer noch nicht ganz klar und es sei unbegreiflich und grauenvoll, den Unwillen der Bundesregierung, die Ziele zu erreichen, zu beobachten. Hiermit setze sie die Lebensgrundlagen für künftige Generationen aufs Spiel. Denn schon jetzt, mehr als sieben Jahrzehnte früher als wissenschaftlich angenommen, seien in einigen kanadischen und sibirischen Regionen die Permafrostböden stark abgetaut.

Das Tauen der Permafrostböden sei ein möglicher Kipppunkt im globalen Klimasystem. Rückkopplungseffekte, die daraus resultieren, würden das Klima noch mehr aufheizen und machten somit Gegenmaßnahmen umso dringender nötig. Denn je länger keine effektiven Maßnahmen ergriffen würden und je mehr sich die Situation in dieser Zeit zuspitze, weil weiterhin mehr und mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangten, desto unwahrscheinlicher sei es, die Klimakrise noch halbwegs in den Griff zu bekommen.

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FOTOSTRECKE und INTERVIEW: Junge Leute zeigen bei „Fridays for Future“ in Dortmund Flagge für Klimaschutz

FOTOSTRECKE und INTERVIEW: Junge Leute zeigen bei „Fridays for Future“ in Dortmund Flagge für Klimaschutz

FOTOSTRECKE: Fridays for Future am Frauentag – Schülerinnen und Schüler demonstrieren in Dortmund

 

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Reaktionen

  1. MdB Marco Bülow (Pressemitteilung)

    Marco Bülow (MdB): Bundesregierung fährt überwiegend Drecksschleudern

    Meine schriftliche Frage an die Bundesregierung: ausgerechnet von der Leyen größte Klimasünderin
    Auch die Bundesregierung redet wieder viel vom Klimaschutz. Ergebnisse gibt es allerdings nicht wirklich. Nun könnten die Minister*innen bei ihrem eigenen Verhalten wenigstens vorbildlich ein Zeichen setzen – wo sie doch einfordern, dass jede*r auch selbst Verantwortung zeigen sollte. Deswegen habe ich die Bundesregierung gefragt, welche Dienstwagen die Minister*innen nutzen und welchen CO2-Ausstoß diese Modelle haben.

    Die Antwort ist erschreckend:

    Elf Ministerien nutzen immer noch Autos, die das europäische CO2- Durchschnittsziel von 130g CO2/km übersteigen. Darunter z.B. das BMF mit einem Ausstoß von 299 g/km oder das BMVg mit 314 g/km! Das zeugt von purer Ignoranz und von mangelndem Veränderungswillen – es gibt schließlich sehr lange schon Modelle, die deutlich weniger CO2 ausstoßen. Ich fordere, dass die Minister*innen bis Ende 2019 auf deutlich umweltschonendere PKW umsteigen!

    Ab 2020 beträgt das europäische CO2-Durchschnittsziel 95g CO2/km. Es ist absurd, dass die Bundesregierung mit Autos unterwegs ist, die die dreifache Menge ausstoßen! Die Regierung beschwichtigt oder maßregelt sogar die FridaysForFuture-Bewegung und die jungen Menschen, die von uns endlich wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel einfordern – setzt aber selbst einfache kostensparende Maßnahmen nicht um. Was für ein Vorbild gibt die Politik da ab?

    Im Haushaltsaufstellungserlass des Bundesfinanzministers ist eine Selbstverpflichtung zum Einsatz ressourcensparender Modelle längst niedergeschrieben – aber was hilft das, wenn sich nur vier Ministerien daran halten? Erschreckend, dass die Liste der Klimasünder*innen ausgerechnet die Verteidigungsministerin von der Leyen anführt, die doch gerade in Europa eine führende Rolle einnehmen will und ein besonderes Vorbild sein sollte.

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