Zur Europawahl findet der zweite globale„Fridays for Future“-Klimastreik statt und erhält breite Unterstützung in Dortmund

Aufnahme vom Ersten Globalen Klimastreik in Dortmund. Schon im März konnten weltweit rund zwei Millionen Menschen mobilisiert werden, um für eine verbesserte Klimapolitik zu demonstrieren. Foto: Karsten Wickern

Angesichts der anstehenden Europawahl rufen die „Fridays for Future“-Schülerorganisationen am kommenden Freitag, den 24. Mai, wieder zum globalen Klimastreik auf. Unterstützt werden sie in Dortmund neben den „Parents for Future“ von der Katholischen Stadtkirche Dortmund, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK) und den Dortmunder Stadteltern. International nehmen über 100 Länder an der Demonstration teil, allein in Deutschland sind 230 Städte involviert. Die Forderungen der KlimaaktivistInnen sind klar und eindeutig: die Einhaltung der Bestimmungen des Pariser Klimaabkommens, insbesondere das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels.

Franka aus Dortmund: „Die Wahlberechtigten bestimmen über unsere Zukunft.“

SchülerInnen fordern Politikerinnen kurz vor der Europawahl zum Handeln auf.

Europa ist der drittgrößte Kohlendioxidemittent der Welt und trägt somit eine große Verantwortung für die globale Klimaentwicklung. Grund genug, die PolitikerInnen kurz vor der Europawahl noch einmal eindrücklich auf die Anliegen der jungen KlimaaktivistInnen weltweit aufmerksam zu machen.

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„Viele von uns dürfen nicht wählen und das obwohl uns die Klimakrise am stärksten betreffen wird. Wir wollen deswegen allen Wahlberechtigten in Erinnerung rufen, dass sie auch über unsere Zukunft abstimmen und uns bei ihrer Stimmabgabe berücksichtigen müssen“, sagt Franka, 14 Jahre aus Dortmund. 

Denn in ihren Händen liegt die Zukunft unseres Planeten. Sie sind diejenigen, die mit den Folgen und Konsequenzen des grenzenlosen Wachstums und des profitorientierten ökologischen und ökonomischen Raubbaus klar kommen müssen, der den westlichen Großmächten über Jahrzehnte hinweg ihre wirtschaftliche globale Vormachtstellung sicherte und dies bis heute tut.

Der Klimawandel ist ein globales und kein nationales Phänomen

Es gibt keinen Planeten B. Foto: Therese Kah

In ihrem Forderungspapier fordern die Demonstrierenden die Einhaltung des 1,5 Grad Celsius-Ziels und konkret für Deutschland den Kohleausstieg bis 2030, eine 100-prozentige Versorgung durch erneuerbare Energie und das Erreichen von Nettonull bezüglich der Emission von Treibhausgasen bis 2035, sowie eine CO2-Steuer. Dies alles sind Forderungen, um langfristig auf diesem Planeten zu überleben. 

Am 24. Mai, kurz vor der Europawahl, werden die AktivistInnen die Forderung nach einer verbindlichen Klimapolitik für die gesamte EU europaweit auf die Straßen tragen und deutlich machen, wie entscheidend diese Wahl für unsere Zukunft ist. Die Klimakatastrophe lässt sich nicht im nationalen Alleingang angehen – daher werden tausende junge Menschen unüberhörbar daran erinnern, diese vielleicht letzte Chance, die Klimakatastrophe noch abzuwenden, nicht verstreichen zu lassen. 

„Wir sagen nicht ohne Grund, dass die Europawahl eine Klimawahl ist. Das neugewählte EU-Parlament ist das letzte, was mit einer konsequenten Klimapolitik die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und des 1,5°-Ziels sicherstellen kann“, erklärt Lou, Schülerin aus Oldenburg. 

Bereits im März konnten rund 2 Millionen Menschen zum Klimastreik mobilisiert werden

Fridays for future. Vor der Reinoldikirche veranstalten Schülerinnen und Schüler im März eine Kundgebung im Rahmen des wöchentlichen Schulstreiks gegen den Klimawandel. Foto: Klaus Hartmann

Durch die Initiative der schwedischen Schülerin Greta Thunberg haben sie seit dem vergangenen Jahr einen Namen und eine Stimme, die sich Gehör verschafft. Die „Fridays for Future“-Organisationen, die bei ihrem letzten globalen Aufruf zum Klimastreik im März 2019 rund zwei Millionen Menschen mobilisieren konnten.

„Verfolgt die EU weiter ihren aktuellen klimapolitischen Kurs, sind in fünf Jahren irreversible Klimaschäden bereits eingetreten und Kipppunkte überschritten – daher braucht es jetzt ein EU-Parlament, welches für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und unser aller Zukunft eintritt“, erklärt Vincent, Auszubildender aus Kiel. 

Wachgerüttelt durch das Engagement ihrer Kinder und im Bewusstsein die Grundlagen für deren zukünftige Existenz zu sichern, formierten sich alsbald die Eltern in den „Parents for Future“-Bewegungen, die auch dieses Mal den Aufruf zum globalen Klimastreik unterstützen.

Katholische Stadtkirche begrüßt den Aufwind in der gesellschaftlichen Diskussion

Auch die „Parents for Future“ unterstützen den erneuten Streikaufruf…

In Dortmund rufen außerdem die Katholische Stadtkirche und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zur Teilnahme an der Klimademo auf. Propst Andreas Coersmeier begrüßt das Engagement junger Menschen, die sich für den Klimaschutz und damit „für die Bewahrung der Schöpfung“ einsetzen würden.

„Kinder und Jugendliche sind Profis für Zukunftsfragen. Bei Fridays for Future und in den Jugendverbänden nehmen sie die Zukunft in die Hand“, betont der BDKJ-Diözesanvorsitzende Jan Hilkenbach. Die Bewegung bringe Aufwind in die gesellschaftliche Debatte um Klima- und Umweltschutz und mache Druck auf die Politik.

„Wenn am kommenden Freitag junge Menschen beim Zweiten Globalen Klimastreik auf die Straße gehen, engagieren sich zeitgleich viele Jugendliche in den Projekten der 72-Stunden-Aktion und hier auch in Projekten für den Klimaschutz“, freut sich Svenja Zahn, Dekanatsreferentin für Jugend in Familie der Katholischen Stadtkirche Dortmund.

Stadteltern unterstützen den demokratischen Protest aus der Mitte der Gesellschaft

In Dortmund hat sich mittlerweile auch eine Ortsgruppe von „Parents for Future“ gegründet. Sie unterstützen den Klimastreik der SchülerInnen und Studierenden.
… und sind stolz auf das Engagement der Kids.

Die Stadteltern Dortmund loben den „weltweit, eigenständig, organisierten friedlichen Protest für das Klima“ und rufen ebenfalls zur Teilnahme an der Demo auf. Es sei die Verpflichtung der Eltern, die Anliegen ihrer Kinder, die Fluchtursachen von Millionen von Menschen erkannt hätten, ernst zu nehmen und die Forderungen mitzutragen.

Man wolle gemeinsam als demokratische Mitte der Gesellschaft handeln und dafür kämpfen, dass Ökologie und Soziales in Zukunft gesellschaftlich an erster Stelle stünden.

„Alles was wir fordern, fordern Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten. Die Politik kann sich nicht weiter hinter Ausreden verstecken, sie muss endlich anfangen zu handeln!“, so eine 17-jährige Schülerin aus Dortmund.

Der Zweite Globale „Fridays for Future“-Klimastreik findet in Dortmund am Freitag, den 24. Mai, um 12 Uhr auf dem Friedensplatz vor dem Dortmunder Rathaus statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen sich dem Protest der jungen AktivistInnen anzuschließen und sie zu unterstützen.

Kommentar von Sascha Fijneman:

Wenn die „Fridays for Future“-Veranstaltungen es schaffen, ein Umdenken für eine veränderte Wertewahrnehmung in Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft anzustoßen, welche die Grundlagen unserer Existenz höher einstuft als wirtschaftliche Gewinne, dann ist der erste Schritt getan, sich aus den Fängen der Wirtschaftsdiktatur zu befreien. 

Im Luxus der Wohlstandsgesellschaft macht es Sinn, sich Gedanken zu machen, wie man Dinge verbessern kann, für sich, für andere, für den Planeten. Wichtig dabei ist jedoch, nicht zu vergessen, wo man herkommt und eigene Verfehlungen der Vergangenheit einzugestehen und nicht mit der Moralkeule zu drohen, als habe man selbst nie etwas falsch gemacht.

Denn, wie bereits erwähnt, ist Europa der drittgrößte Kohlendioxid-Emittent der Welt und trägt somit einen großen Teil der Verantwortung für die Klimaerwärmung. Und auch in den westlichen Industrienationen ist die allmähliche Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss, nicht über Nacht entstanden, sondern hat sich mit fortschreitendem Wohlstand den Weg in die Köpfe der Menschen gebahnt. Aus diesem Grund ist ein solidarisches Miteinander gefragt, bei dem die Stärkeren den Schwächeren helfen müssen, wirtschaftliche Systeme zu etablieren, die die natürlichen Bedürfnisse der Erde berücksichtigen.

Denn wir alle sind nur ein kleiner Teil eines riesigen, faszinierenden Ökosystems, das auch ohne die Spezies Mensch hervorragend (wenn nicht gar besser)  funktionieren würde.

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