Nordstädter plant ein Facebook für Muslime

Salah-Eldin El-Batt lebt in der Nordstadt
Salah-Eldin El-Batt lebt in der Nordstadt. Foto: Carmen Radeck/ ruhrgruender.de

Ein Gastbeitrag von Carmen Radeck – www.ruhrgruender.de

Etwas für seine Religion zu tun, das schwebte Salah-Eldin El-Batt (34) schon eine ganze Weile im Kopf herum. Seine Idee: einen virtuellen Platz zu schaffen, auf dem Muslime sich über ihre Religion austauschen können – “frei von Extremismus und religiöser Isolation”, wie Salah sagt.

Mischung aus Facebook und Wikipedia zum Islam

Eine Mischung aus Facebook und Wikipedia zum Islam, eine mehrsprachige, internationale Social-Media-Plattform, auf der Muslime über ganz alltägliche Dinge diskutieren können, wie darüber, welche Lebensmittel halal oder haram sind, aber auch über Diskurse, wie sie an theologischen Fakultäten geführt werden. Den Dialog und die Diskussionskultur unter Muslimen zu fördern, sind allerdings nicht die einzigen Ziele, sagt Salah. “Ich möchte Barrieren abbauen und auch Nicht-Muslimen Einblicke in den Islam geben.”

Aus vager Vorstellung eine Geschäftsidee entwickeln

ruhrgründerGelernt hat der in Osnabrück geborene Deutsch-Ägypter Groß- und Außenhandelskaufmann, heute lebt er in der Dortmunder Nordstadt. Als Salah dann vor ein paar Jahren arbeitslos wurde und lange Zeit keinen Job fand, überlegte er sich, aus seiner zunächst vagen Vorstellung eine Geschäftsidee zu entwickeln und sich damit selbstständig zu machen.

Das Arbeitsamt gab ihm das Okay für eine Unterstützung bei der Gründung und schickte Salah zum Gründerzentrum „.garage Dortmund“. Auch dort stieß seine Idee auf Interesse, und er bekam einen Platz im Inkubator der .garage Dortmund, um seine Geschäftsidee sechs Monate lang zu entwickeln, und auf den Markt zu bringen.

Im Inkubator der garage Dortmund

In den ersten Wochen des Inkubator-Programms werden die Teilnehmer mit ihrer Geschäftsidee auf die Zielgruppe “losgelassen”, um zu testen und zu erfahren, ob ihr Produkt oder ihre Dienstleistung überhaupt gefragt ist. Da Salahs Idee sich in der virtuellen Welt abspielt, startete er eine Online-Umfrage und befragte über 100 Muslime. “Das Feedback für meine Idee war durchweg positiv”, sagt Salah.

Gewünscht wurde von den Befragten vor allem die Möglichkeit, sich auszutauschen, Informationen über den Islam aus gesicherten Quellen zu bekommen, dass Extremismus und Intoleranz außen vorbleiben und auch verschiedene Meinungen gelten sollen. “Was auch gewünscht wurde, war, dass es bestimmte Bereiche gibt, die nur für Männer oder Frauen zugänglich sind”, erzählt Salah.

Businessplan steht – Investoren gesucht

In einem weiteren Schritt befasste er sich mit der Finanzierung der Plattform. Hier hat er vor allem Unternehmen im Blick mit muslimischer Zielgruppe, die auf seiner Plattform werben können – eine Art “Wer liefert was” – von Lebensmitteln bis hin zu orthopädischen Gebetsteppichen. Ideen, seine Plattform zu erweitern, hatte Salah während der Zeit im Inkubator eine Menge. Von einem Stellenmarkt über eine Partnerbörse bishin zu Bildungsangeboten.

Die Zeit im Inkubator ist inzwischen vorbei, der Businessplan geschrieben. Nur eine Zahl macht ihm Schwierigkeiten: Die Kosten für die Programmierung des Portals. “Bisher konnte mir einfach noch keiner sagen, was das kosten würde”, sagt Salah. Für die angefragten Agenturen war das Projekt zu groß. Das macht es auch schwierig an Investoren heranzutreten.

Das New Cordoba Network steht in den Startlöchern

Nichtsdestotrotz – Salah steht in den Startlöchern mit seinem Projekt. Arbeitstitel: “New Cordoba Network” – in Anlehnung an die frühere muslimische Stadt in Spanien, die in ihrer Blütezeit für das stand, was sich Salah für seine Plattform wünscht: Toleranz, Wissenserwerb, kulturelle Weiterentwicklung, Austausch der Völker und gepflegte Diskussionskultur.

Eine Facebook-Gruppe hat er bereits gegegründet, eine Pressemitteilung ist raus und ein Video hat er auch gedreht. Zudem ist Salah dabei, mit Lehrstühlen internationaler und nationaler Universitäten Kontakte aufzubauen. Allein will er aber nicht weitermachen. Gerade ist er dabei, ein Team mit Leuten zusammenzustellen, die ihn bei seinem Projekt unterstützen. “Es ist eine Menge Idealismus dabei”, sagt Salah – jetzt arbeitet er daran, dass aus seinem Traum Wirklichkeit wird.

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