„Neue Heimat“ und „Wartezone - oder - Das Glück der Paragrafen“:

Willi Kemper schenkt dem Museum Ostwall im Dortmunder U zwei zeitkritische Bilder

Künstler Willi Kemper zusammen mit Museumsdirektorin Regina Selter (rechts) und Sammlungsleiterin Dr. Nicole Grothe (links). Zwei Bilder ziehen in die Sammlung: „Neue Heimat" (links) und "Wartezone - oder - Das Glück der Paragrafen.“
Künstler Willi Kemper zusammen mit Museumsdirektorin Regina Selter (rechts) und Sammlungsleiterin Dr. Nicole Grothe (links). Zwei Bilder ziehen in die Sammlung: „Neue Heimat“ (links) und „Wartezone – oder – Das Glück der Paragrafen.“ Foto: Silke Hempel für die Stadt Dortmund

Willi Kemper ist zufrieden, als er auf seine Bilder im Museum Ostwall blickt. „Ich habe dem Eindruck, dass die Bilder durch den Wechsel für mich gewachsen sind“, sagt er. Einige seiner Werke sind schon Teil der Sammlung. „Die große Wand“ (1989/81) war sogar in der letzten Sammlungspräsentation „Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“ bis zum Anfang dieses Jahres ausgestellt. Das hatte Willi Kemper gesehen und sich entschieden, dem Museum zwei weitere Werke zu übergeben. „Ich will meine Bilder gut unterbringen“, so der 79-Jährige.

Erinnerung an die „Dortmunder Sezession“

Die Werke seiner radikal realistischen Phase zeigen seine Auseinandersetzung mit den Themen dieser Zeit. Die graue Plattenbau-Tristesse des Werkes „Neue Heimat“ ist seine Reaktion auf den Wohnungsbau Clarenberg in Hörde, das zweite Bild zeigt den schmucklosen Vorraum des Dortmunder Arbeitsamts und spielt auf die Arbeitslosigkeit an.

„Die große Wand“ von Willi Kemper Bild: Willi Kemper

Willi Kemper ist ein kritischer Künstler. In den 1970ern war er politisch und künstlerisch aktiv in der „Dortmunder Sezession“, einer Künstlerbewegung, die für viel Öffentlichkeit gesorgt hat. Sein Atelier hatte er in der Dortmunder Stahlwerkstraße. Überregionale Zeitungen und der WDR berichteten damals über die kritischen Ausstellungen der Künstler*innen. Kemper versteht sich heute noch als „Achtundsechziger“.

Nur ausgewählte Bilder regionaler Künstler*innen schaffen es in die Sammlung – das Museum Ostwall geht sehr zielgerichtet vor, um den Sammlungsbestand sinnvoll zu erweitern. Die beiden neuen Gemälde wurden vor allem wegen ihres lebensnahen Bezugs, aber auch wegen ihrer gesellschaftlichen Aktualität ausgewählt.

Das Museum zeigt seine Sammlung in wechselnden Präsentationen

„Diese Bilder wirken zeitlos, und ihre Themen sind auch heute noch aktuell“, so Dr. Nicole Grothe, Sammlungsleiterin des MO. Besonders der Blick aus der steril wirkenden Wohnung auf die graue Häuserfassade in dem Bild „Neue Heimat“ könnte auch heute entstanden sein. Es wirkt nüchtern und drückt Einsamkeit aus. „Es schafft Erzählung auf ganz subtile Weise“, sagt die Direktorin des Museum Ostwall, Regina Selter.

Künstler Willi Kemper zusammen mit Museumsdirektorin Regina Selter (links) und Dr. Nicole Grothe (Mitte).
Künstler Willi Kemper zusammen mit Museumsdirektorin Regina Selter (links) und Dr. Nicole Grothe (Mitte). Foto: Silke Hempel für die Stadt Dortmund

Angeboten hatte Willi Kemper dem Museum eigentlich andere Bilder, aber er hat die beiden realistischen Werke auf Nachfrage dann gerne hergegeben, sagt er. Vielleicht kann er auch diese Bilder bei einem Museumsbesuch wiedersehen, wie schon im vergangenen Jahr „Die große Wand“. Denn das Museum zeigt seine Sammlung in wechselnden Präsentationen unter speziellen Themen.

So ist im Moment in der Ausstellung „Kunst – Leben – Kunst“ zu sehen, was die Kunst im Museum Ostwall mit unserem Alltagsleben zu tun hat. Die nächste Sammlungspräsentation ist für das Jahr 2026 geplant. Willi Kemper will auf jeden Fall wieder vorbeischauen. Denn der Bielefelder Künstler ist dem Museum in seiner ehemaligen Heimat noch immer sehr verbunden, sagt er.

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