Kay Voges inszeniert Doppel-Spielzeiteröffnung zeitgleich am Schauspiel Dortmund und am Berliner Ensemble

Kay Voges bringt die erste Simultan-Premiere auf zwei Bühnen. Foto: Marcel Schaar
Kay Voges bringt die erste Simultan-Premiere auf zwei Bühnen. Foto: Marcel Schaar

Theater – das ist, wenn an einem Ort zur selben Zeit Menschen anderen Menschen etwas vorspielen. Wirklich? Ist diese Jahrhunderte alte Minimaldefinition der Theaterkunst als Einheit von Zeit und Raum noch haltbar – inmitten der Digitalen Revolution? Wenn riesige Distanzen mittels Glasfaser auf einen Nullpunkt schrumpfen und Menschen und Maschinen in Echtzeit alle Arten von Informationen austauschen können – rund um den Globus? Wenn die zeitgenössische Physik inzwischen davon ausgeht, dass Paralleluniversen mit großer Wahrscheinlichkeit existieren? Wie verhandelt das Theater diese neuen Raumzeit-Fragen, wenn es sich selbst nicht entgrenzt – zumindest als Versuch?

Simultan-Uraufführung von „Die Parallelwelt“ zeitgleich in Berlin und Dortmund

Das Berliner Ensemble und das Schauspiel Dortmund eröffnen die Spielzeit 2018/19 mit einem völlig neuartigen Projekt, das eine Weltpremiere darstellt: Kay Voges, Intendant des Schauspiel Dortmund, inszeniert die Simultan-Uraufführung von „Die Parallelwelt“, die zeitgleich in Berlin und Dortmund stattfindet.

Zwei Aufführungen, 420,62 km Luftlinie voneinander entfernt, werden zu einer Inszenierung, indem sie über Glasfaserkabel miteinander interagieren. Sie finden auch im Repertoire-Betrieb immer parallel statt. Das Stück, das im Untertitel Eine Simultanaufführung über die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen heißt, stammt von Kay Voges (Intendant am Schauspiel Dortmund) und dem Dramaturgen Alexander Kerlin (ebenfalls Dortmund).

Die Parallelwelt ist die Geschichte eines Lebens, das sich selbst begegnet; eine Erzählung, in der Geburt und Tod, Kindheit und Alter, Liebe und Abschied einander fremd gegenüberstehen und doch miteinander verbunden sind – zeitgleich erzählt von zwei Ensembles in zwei identischen Bühnenwelten in Dortmund und Berlin.

Vogel arbeitet mit Alexander Kerlin an der Schnittstelle von Theater und Filmkunst

Dramaturg Alexander Kerlin
Dramaturg Alexander Kerlin

Das Stück geht von der Frage aus: Was wäre, wenn die uns bekannte Welt irgendwo im Universum ein zweites Mal identisch existierte? Und was wäre, wenn durch einen Zufall in der kosmischen Ordnung die eine dieser Welten einen anderen Verlauf nehmen würde und die Gegenwart heimgesucht wird von Geistern der Vergangenheit und der Zukunft. Welche Alternativen hätten wir gehabt? Und gibt es einen Weg, dem Schicksal zu entkommen?

Kay Voges’ Interesse gilt den künstlerischen Möglichkeiten und Erzählweisen, die die Digitalisierung dem Theater eröffnet. Nach diversen Multimedia-Performances wie u.a. „Die Borderline Prozession“ (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2017) und „Das Goldene Zeitalter“ (eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2014) entwickelt er mit „Die Parallelwelt“ gemeinsam mit Alexander Kerlin einen neuen Theaterabend an der Schnittstelle von Theater und Filmkunst – diesmal in Koproduktion und als Parallelaufführung zwischen dem Schauspiel Dortmund und dem Berliner Ensemble.

Projekt ist Kay Voges‘ erste Regiearbeit am Berliner Ensemble

Die Bühne – identisch in Berlin und Dortmund – stammt von Daniel Roskamp, die Kostüme von Mona Ulrich. Für die Musik zeichnet der Musiker, Sänger und Komponist T.D. Finck von Finckenstein verantwortlich, der u.a. auch die Musik für Die Borderline Prozession gemacht hat. Für die Videokunst verantwortlich sind Voxi Bärenklau und Mario Simon.

Das Berliner Ensemble veröffentlicht das Programm für die gesamte Spielzeit 2018/19 am 2. Mai. Das Schauspiel Dortmund präsentiert seinen Spielplan am Mittwoch, 25. April, im Theater Dortmund.

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Reaktionen

  1. Schauspiel Dortmund

    Berliner Ensemble und Schauspiel Dortmund suchen Zwillingspaar mit Wohnort in beiden Städten als Statisten für Kay Voges‘ Inszenierung von „Die Parallelwelt“ gesucht

    Das Berliner Ensemble und das Schauspiel Dortmund suchen für die Inszenierung Die Parallelwelt, die Kay Voges parallel in beiden Städten zum Spielzeitstart 2018/19 inszeniert, ein Zwillingspaar als Statisten bzw. Statistinnen. Die Koproduktion mit dem Schauspiel Dortmund ist eine Simultanaufführung gleichzeitig in Dortmund und Berlin, weshalb eine Person im Berliner Raum, die andere Person im Raum Ruhrgebiet (idealerweise in Dortmund) leben sollte. Die Proben für die StatistInnen beginnen am 27. August in Dortmund und Berlin, Premiere ist am 15. September 2018.

    Interessenten beiderlei Geschlechts und beliebigen Alters ab 16 Jahren können sich direkt beim Berliner Ensemble melden bei Peter Luppa (luppa@berliner-ensemble.de).

    Bei Die Parallelwelt spielen die beiden Schauspielensembles in zwei identischen Bühnenwelten in Dortmund und Berlin über 420, 26 km Luftlinie hinweg miteinander – getrennt und zugleich sicht- und hörbar verbunden durch ein Glasfaserkabel, das den Abstand in Lichtgeschwindigkeit überwindet.

    Kay Voges’ Interesse gilt den künstlerischen Möglichkeiten und Erzählweisen, welche die Digitalisierung dem Theater eröffnet. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er eine neue Multimedia-Performance an der Schnittstelle von Theater und Filmkunst als Koproduktion von Berliner Ensemble und Schauspiel Dortmund.

    Der Vorverkauf für die Uraufführung von Die Parallelwelt sowie die Vorstellungen im September bis Mitte Oktober beginnt in Berlin am 10. Juli 2018, in Dortmund läuft er bereits, der Vorverkauf für die Vorstellung am 31. Oktober startet in Dortmund am 5. Juli 2018.

    Weitere Informationen sowie aktuelle Pressefotos finden Sie auf unserer Website unter http://www.berliner-ensemble.de und http://www.theaterdo.de sowie bei Facebook (www.facebook.com/blnensemble und http://www.facebook.com/schauspieldortmund), Twitter (www.twitter.com/blnensemble und http://www.twitter.com/schauspieldo) und Instagram (www.instagram.com/blnensemble und http://www.instagram/schauspieldortmund).

  2. Schauspiel Dortmund

    Schauspiel Dortmund sucht jungen Statisten

    Das Schauspiel Dortmund sucht für die Produktion „Die Parallelwelt“ einen Jungen zwischen sieben und elf Jahren, möglichst zierlich gebaut, die Haarfarbe ist egal. Der Junge wird voraussichtlich in zwei Szenen auf der Bühne im Schauspielhaus Dortmund stehen, möglicherweise auch mit kurzen Textpassagen.
    Die Proben beginnen nach den Sommerferien voraussichtlich am 27. August. Die Premiere von „Die Parallelwelt“ ist am 15. September. Das Casting findet in der kommenden Woche am Dienstag, 10. Juli (ab 15 Uhr), und am Donnerstag, 12. Juli (ab 14 Uhr), statt. Interessenten melden sich bitte unter amaier@theaterdo.de an.

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