Jüdisches Leben in New York: Dortmunder Künstlerin Bettina Brökelschen stellt ab kommenden Sonntag in Huckarde aus

Bettina Brökelschen stellt ab Sonntag im Huckarder Kulturzentrum „Alte Schmiede“ aus. Illustrationen: Katalog

Nach zweijähriger Vorbereitung ist es soweit: die bekannte Dortmunder Künstlerin Bettina Brökelschen hat sich mit dem jüdischen Leben auseinandergesetzt, näherhin mit dem orthodoxen in einem Viertel von Brooklyn in New York. Dazu präsentiert die seit vielen Jahren sozial engagierte Malerin eine Reihe von Bildern zusammen mit dafür von verschiedenen Autoren verfassten Texten. Zur Ausstellungseröffnung, am Sonntag, 18. Oktober 2020, um 15 Uhr im Kulturzentrum „Alte Schmiede“ in Dortmund-Huckarde, wird Bettina Brökelschen mit interessierten Gästen einen kleinen Rundgang machen und die Bilder besprechen. Da die Bilder später zusammenbleiben sollen, hat die Künstlerin sie der Jüdischen Kultusgemeinde in Dortmund geschenkt.

Bester Weg zu friedlichem Miteinander: sich gegenseitig kennenlernen und so einander besser verstehen

Die in vielen Zusammenhängen ehrenamtlich tätige Künstlerin sagt zu den Motiven ihrer Ausstellung:

„Diese Ausstellung habe ich 2 Jahre lang erarbeitet, um zu lernen und mich darüber mit anderen Menschen auszutauschen. Das Thema „Jüdisches Leben” begleitet mich schon seit meiner Schulzeit und wie viele andere habe ich auch jüdische Freund*innen und Bekannte. Dennoch habe ich mich meines Erachtens bisher viel zu wenig mit dem Thema auseinandergesetzt. ___STEADY_PAYWALL___

Das möchte ich nun ändern. Gemeinsam mit einer Freundin aus Brooklyn habe ich die Idee zu dieser Ausstellung entwickelt. Wir glauben, der beste Weg zu einem friedlichen Miteinander ist der, sich gegenseitig kennen zu lernen und so einander immer besser zu verstehen. Ich wünsche mir, dass die Bilder nicht auseinandergerissen werden, sondern später an einem Ort dauerhaft zu sehen sind. Deshalb habe ich sie der Jüdischen Gemeinde in Dortmund geschenkt.“

Seit vielen Jahren engagiert sich Bettina Brökelchen ehrenamtlich für Randgruppen

Jutta Geißler-Hehlke, Vorsitzende des Fördervereins der Dortmunder Mitternachtsmission e.V., zur Person der Künstlerin und ihrem Projekt:

Endlich wieder eine wichtige Ausstellung von Bettina Brökelschen, der weit über Dortmund bekannten und von vielen unterschiedlichen Menschen geliebten und bewunderten Künstlerin.

Ihre Beliebtheit kommt durch ihre Empathie, ihre Zuwendung zu den Menschen und ihre Kunst, mit Pinsel und Farbe, Kohle, Buntstiften und vielen anderen Materialien ihre und die Gefühle anderer auszudrücken. So können jeder und jede sich mit unterschiedlichen Kunstwerken identifizieren und sich dort zu Hause fühlen oder infrage stellen.

Sie hat sich besonders stark und ohne Honorar mit ihren Werken für Randgruppen eingesetzt. In den neunziger Jahren z.B. mit einem Malprojekt mit Kindern aus der Nordstadt, in Kunstaktionen für die Obdachlosenhilfe. In „DO-bunt“, der Name war Programm, hat sie Künstler aufgerufen, Bilder zu malen von Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen, Religionen und Hautfarben,- respektvoll und ohne Ausgrenzungen.

Aus diesen Überzeugungen beteiligte sie sich auch für den Förderverein der Dortmunder Mitternachtsmission e.V. an den Versteigerungen „MissionArt“ 1 +2 und stellte in der Stadtkirche St. Petri „Menschen in der Linienstraße“ aus, um die Besucher für die Gefühle und Situation von Prostituierten zu sensibilisieren.

Sie kuratierte eine Ausstellung mit 61 Künstlern für die AIDS-Hilfe, der Erlös diente dazu, die Einrichtung des „Café Plus“ zu unterstützen und sie entwarf ehrenamtlich Grußkarten und Tassen für unterschiedliche Einrichtungen.“

Einfühlsame Bilder aus einem jüdisch-orthodoxen Viertel in Brooklyn / New York

„Das neue Projekt ,Jüdisches Leben in New York’ ist durch ihre Freundin entstanden, die sie in Brooklyn im jüdisch-orthodoxen Viertel besuchen durfte. Die Vielfalt und Andersartigkeit der dortigen Bewohner weckten in Bettina Brökelschen den Wunsch, darüber mehr zu erfahren und zu malen.

Bettina Brökelschen wünscht sich, dass durch ihre Werke Menschen fühlen und nachvollziehen können und so zum Nachdenken, zum Diskutieren und zu mehr Verständnis, Toleranz und Akzeptanz angeregt werden.

Hier bei dieser Ausstellung und in diesem Katalog sehen Sie das Ergebnis. Lernen, fühlen und diskutieren auch Sie.“

Ein kurzer Augenblick

Eingefangen auf einer Straße, so wie man es in Tel Aviv, Jerusalem oder NY wahrnehmen kann. Zwei Männer, unverkennbar orthodoxe Juden, stehen nebeneinander.

Nur die Oberkörper sind zu sehen, beide sind dunkel gekleidet. Der wohl Ältere trägt lässig auf dem Hinterkopf einen schwarzen Hut. Die rechte Gesichtshälfte wird von Schläfenlocken bedeckt, die in einen Bart überzugehen scheinen. Auf der Nase steckt eine Nickelbrille, in der Hand hält er ein Mobiltelefon.

Zu ihm geneigt steht ein jüngerer Jude mit Kinnbart, dessen Haupt mit einem Judenkäppchen, der Kippa, bedeckt ist. Am linken Arm trägt er Gebetsriemen, zusammen mit einer Kapsel, die für gewöhnlich Pergamentstreifen mit biblischen Texten enthalten.

Mit einem fragenden Blick schaut er zu dem Nachbarn hin. Sucht er Rat in einer Kultfrage? Es ist ein stummes Zwiegespräch.

(Elisabeth Brand, ehemaliges Mitglied des Seniorenbeirats der Stadt Dortmund)

Wie Eisen Eisen schärft

(Rabbi Chana ben Chamina) „Wie Eisen Eisen schärft, so schärfen die Schüler einander im Studium,“ heißt es im Talmud. Denn ein unwissender Mensch kann nicht fromm sein (Sprüche der Väter).

Die Tora ist Gottes Lehre und Anweisung für das Handeln der Menschen. Das Studium von Tora und Talmud leitet durch das Leben – hier bildlich eingefangen als Lektüre, Reflexion und Dialog, nicht in Weltabgekehrtheit, nicht in kontemplativer Isolation, sondern der Welt als vita activa zugewandt.

Das Licht auf den Schriften reflektiert die Lichter des Fensters und strahlt zu den Lesenden. Sinnfälliger hätte man die Bedeutung des Studiums der Schriften im Judentum nicht zum Ausdruck bringen können.

(Jörg Stüdemann Stadtdirektor, Dezernat für Finanzen, Liegenschaften und Kultur)

Weitere Informationen:

  • Ausstellungseröffnung: Sonntag, 18. Oktober 2020, 15 Uhr
  • Wo: Kulturzentrum „Alte Schmiede“, Hülshoff 32, 44369 Dortmund-Huckarde
  • Anlässlich dessen wird Bettina Bröckelchen dem interessierten Publikum ihre Arbeiten vorstellen
  • Kulturdezernent Jörg Stüdemann spricht die einführenden Worte; ein Grußwort des Oberbürgermeisters Ullrich Sierau wird digital vor Ort zur Verfügung gestellt. Die Schauspielerin Tirzah Haase wird etwas über das erste Kennenlernen mit der Künstlerin berichten.
  • Die Ausstellung wird ab dem 18. Oktober 2020 für einen Monat gezeigt und kann
    freitags von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr und nach telefonischer Absprache (Mobil: 01731933459) besichtigt werden.

 

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