Der eingesetzte Sicherheitsdienst im Park ist häufig überfordert

„Hilferuf“ der Polizei zum Grillen im Fredenbaumpark – die Stadt soll handeln

    Auch am Big Tipi am Fredenbaum ist das Grillen verboten. Ein Scherzkeks hat das Schilde ergänzt.Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.deAuch am „Big Tipi“ am Fredenbaumpark ist das Grillen verboten. Ein Scherzkeks hat das Verbotsschild ergänzt.

Das Thema Grillen im Fredenbaumpark ist sowas wie ein Dauerbrenner in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Allerdings eines, für das es bisher keine gute Lösung gibt. Denn es gibt nur drei offizielle Grillplätze im Park, die man zudem vorab reservieren muss. Das sind zu wenige – und die meisten wissen nichts davon. Daher wird „wild gegrillt“ – an manchem Wochenende sind es hunderte Menschen, die im Park bzw. auf dem Parkplatz grillen. Die Polizei hat einen „Hilferuf“ an die Stadt geschickt. Deshalb gibt es nun eine völlig neue Wendung – zum Teil anders als von der Polizei gedacht.

Die Polizei musste jüngst 300 Menschen Platzverweise erteilen

Die für die Nordstadt zuständige Polizeiinspektion 2 hatte sich an die Stadt gewendet und eine Beschilderung des Parkplatzes gegenüber der Mendesportanlage eingefordert. Der südliche Teil ist gut als Parkplatz zu erkennen, der südliche Bereich besteht aber nur aus einer Wiesenfläche.

Die Mendesportanlagen befinden sich im nordwestlichen Bereich des Fredenbaums und bestehen heute aus vier Spielplätzen. Foto: Klaus Winter
Die Mendesportanlagen befinden sich im nordwestlichen Bereich des Fredenbaums und bestehen heute aus vier Spielplätzen. Foto: Klaus Winter

„Vielfach zeigten sich die Personen unwissend hinsichtlich der als Parkplatz ausgewiesenen Wiesenfläche. Zudem gaben sie an, dass sie mehrfach das vor Ort erschienene Ordnungsamt auf die Möglichkeit des Grillens angesprochen hätten und das Ordnungsamt keine Einwände erhoben hätte“, schreibt die Polizei.

Bei gutem Wetter können das mehrere hundert Personen sein, die teilweise mit Kleintransportern Grills, Teppiche, Stühle und Tische anliefern. Anfang Mai ereilte die Polizei erneut ein Hilferuf des für den Park eingesetzten Sicherheitsdienstes. Die Polizei sollte helfen, den Personen Platzverweise zu erteilen und auf die Grillflächen im Park zu verweisen. 

Die Polizei bittet die Stadt daher um eine zusätzliche Beschilderung oder eine bauliche Anpassung des Platzes. Dieser sollte auch entsprechend gekennzeichnet werden – entweder als Parkplatz oder als Grillplatz. Doch das würde die vorhandenen Probleme verschärfen – denn schon jetzt würden durch die Grillplatznutzung die Fahrzeuge an anderen Stellen – zumeist im absoluten Halteverbot – abgestellt.

Großer Bedarf an Plätzen für vorlaufs- und aufwandsarmes Grillen

Außer an den drei offiziellen Grillstellen – hierfür muss man sich anmelden – ist Grillen im Fredenbaumpark verboten. Foto: Alex Völkel Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Für Cornelia Wimmer (Die Linke – Die Partei) war es klar, warum dort gegrillt statt geparkt werde. Man müsse klarstellen, wozu der Platz gedacht sei. „Aber die Nutzung verweist auf einen Mangel an geeigneten Grillplätzen.“ Es gebe ja nur drei offizielle Grillstellen, für die man sich vorab anmelden muss.

„Für die 300 Leute ist das ein bisschen wenig. Wir sollten Plätze ausweisen, wo vorlaufs- und aufwandsarm gegrillt werden kann. Ich finde dies einleuchtend mit Blick auf die Menschen, den Mangel und die fehlenden Freiflächen“, so Wimmer. Das Grillen dort sei eine „stadtteiladäquate Nutzung“. 

„Die Leute stimmen mit den Füßen ab. Ich wehre mich seit zehn Jahren, dass dort wild gegrillt wird. Aber es ist erfolglos“, zeigt sich Brigitte Jülich (SPD) resigniert. In der Fraktion habe man das auch besprochen und sei der Meinung, dass man sich da nicht mehr sperren könne und sich was ändern müsse. 

Wenn man die Fläche zum Grillen freigeben wolle, müsse diese auch als Grillfläche gestaltet werden: „Es muss gewährleistet sein, dass der Restmüll ordnungsgemäß entsorgt wird und auch die heiße Grillkohle nicht an den Bäumen landet. Da müssen Vorrichtungen geschaffen werden zur Entsorgung und es braucht auch gewisses Ordnungspersonal, was es in gewisse Bahnen bringt“, so Jülich. 

Selbst die Grünen argumentieren beim Grillen überraschend autofreundlich

Mehr als ein Ärgernis: Verbrannte Wiesen wegen unsachgemäßen Grillen.
Mehr als ein Ärgernis: Verbrannte Wiesen im Fredenbaum wegen unsachgemäßem Grillen.

Überraschend autofreundlich argumentierten die Grünen: „Grillplätze gibt es zu wenig und der Park ist nicht dafür da, dass da mit so vielen gegrillt wird. Das wird auch mit mehreren Grillplätzen im Park nicht zu lösen sein“, sagte Marko Unterauer. Den Grillplatz anfahren zu können, sei zwar nicht gut, aber wichtig, damit sie ihn nutzten. 

Dorian Marius Vornweg (CDU) zeigte sich davon begeistert: „Die Argumentation merke ich mir. Leute wollen auch vierspurig durch die Borsigstraße“, sagte er mit Blick auf die vorherige Diskussion, bei der die Grünen noch die Zahl der Fahrstreifen reduzieren und die Autos hätten verdrängen wollen. 

Das Grillen auf dem Parkplatz zeige eine Vielzahl von Mängeln auf: „Man kann da aufwandsarm grillen, wie man an den Hinterlassenschaften sieht. Aber ein Schild aufzustellen, dass das ein Parkplatz ist, wird niemand vom Grillen abhalten“, zeigte er sich ratlos. 

Zuständig sei für die Durchsetzung das Ordnungsamt: „Doch das Ordnungsamt ist auch nicht da – die grillen zu Hause. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die mal im originären Einsatz gesehen habe“, schimpfte der CDU-Politiker auf den kommunalen Ordnungsdienst.

BV will mit Freundeskreis und Verwaltung „einen lebensnahen Vorschlag“ erarbeiten  

In der Umwandlung des Parkplatzes in eine Grillfläche sah Bernd Hempfling (AfD) „eine Resignation vor Respektlosigkeit und Verwahrlosung. Wer fährt denn mit Auto auf eine Grünfläche, um da zu parken“, schimpfte er. „Ich habe auch noch nie auf öffentlichen Flächen gegrillt, dann können wir auch die Osterfeuer wieder freigeben, trotz der Belästigungen.“

Michael Gründel (Die Linke – Die Partei) kann sich vorstellen, dass die Umwandlung funktionieren könne.  „In Lünen am Horstmarer See gibt es einen abgegrenzten Bereich, wo man grillen darf. Da klappt es. Aber da können die Leute auch nicht mit dem Auto vorfahren.“

Cornelia Wimmer schlug vor, gemeinsam mit der Verwaltung und den Freunden des Fredenbaumparks „einen lebensnahen Vorschlag“ zu erarbeiten, um das Problem vor Ort für alle akzeptabel zu lösen: „Der Bedarf nach legalen und leicht zu erreichenden Flächen ist einfach da. Das sollte man nicht mit administrativen Totschlagmethoden bekämpfen.“

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Reaktionen

  1. Hayek

    Es gibt zu wenige Grillplätze, das ist klar. Die Argumentation der Linken und Grünen ist meiner Ansicht nach dennoch kulturrelativistisch, denn obwohl es zu wenige Grillplätze gibt, hält sich fast ausnahmslos nur migrantisches Klientel zum Grillen auf dem Parkplatz auf. Ein Mangel an Grillplätzen existiert aber für alle. Komisch sowas. Warum das so ist, kann ich nur vermuten. In jedem Fall steht das Auto bei diesem Klientel hoch im Kurs. Das erkennt man auch am Blech, das am Wochenende die Laufstrecke vor dem Spielplatz blockiert. Ebenfalls uncool. Teilweise fahren die Leute auch mit dem Auto in den Park hinein, weil eben aus dem Auto heraus gegrillt wird oder den Frauen nicht zugemutet werden kann, ein paar Meter zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren (ohnehin verpöhnt, selbst bei den Menners).

    Die Sache ist die, dass was für Heinz von der AfD gilt, anscheinend nicht für alle gilt und das macht Heinz natürlich wütend. Entweder man ist gegen die Karren (dann für alle) oder man ist dafür (dann für alle). Dass Linke und Grüne nun so tun, als sei das ja ganz normal, ein NAH-erholungsgebiet mit dem Auto zu befahren, ist komisch. Aber auch ein bisschen lustig, muss ich sagen. Schöne Show, danke für den Artikel.

  2. Jenni

    Die Leute wollen draußen sitzen, draußen essen, eine gute Zeit mit ihren Familien haben. Völlig verständlich und dazu ist eine öffentliche Grünanlage da. Die Idee, den Parkplatz als Grillplatz auszuweisen ist doch super, dann würde den Bedürfnissen (inkl. die Utensilien per PKW ankarren können) gerecht und der restliche Park bliebe auto- und grillfrei – sofern es denn auch entsprechend durchgesetzt wird, denn gefühlt wird gegen das Befahren des gesamten Parks und gegen das wilde Parken kaum mehr was getan. Eine stützende Infrastruktur hätte offenbar schon vor zehn Jahren eingerichtet werden können, als die hellsichtige SPD-Frau den Bedarf erkannt hat.
    Der Mangel an Müllstellen bezieht sich doch außerdem nicht nur auf den hinteren Parkteil – die meisten Parknutzer sind ja durchaus bemüht ihren Kram wegzuräumen. Bei zwei kleinen Mülleimern, z.B. auf dem Kleinkindspielplatz ist das aber gar nicht so einfach. Die Tiere tun ihr übriges, zerpflücken die Müllsäcke, die neben die vollen Mülleimer gestellt werden und verteilen alles im Umkreis.

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