Serie Ehrenamt im internationalen Dialog: China – Über den Tierschutz und die Kunst kommt man ins Gespräch

Karin Zhang, Deutsch-Chinesische Gesellschaft
Karin Zhang leitet die Deutsch-Chinesische Gesellschaft. Fotos: Klaus Hartmann

China. Fast 1,4 Milliarden Menschen. Viertgrößtes Land der Welt. Und damit eine  große Aufgabe für Karin Zhang, die 2011 die Leitung der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft übernommen hat.

Leiterin ist mit einem Chinesen verheiratet, kennt beide Kulturen und spricht beide Sprachen

Sie ist die perfekte „Besetzung“. Verheiratet mit einem Chinesen, kennt die Deutsche beide Kulturen und spricht beide Sprachen. Und nicht nur das: Karin Zhang trainiert auch die traditionellen asiatischen Kampfkünste und hat sich intensiv mit deren ganzheitlichen Ansätzen auseinander gesetzt. „Gesundheit und Sport und der ganzheitliche Anspruch spielen in der chinesischen Kultur eine große Rolle“, sagt sie. Doch auf dem Vormarsch ist in der großen Volksrepublik noch ein weiteres Thema: der Tierschutz. Und den stellt Karin Zhang seit geraumer Zeit aktiv in den Mittelpunkt ihrer Arbeit bei der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft.

Tierschutz ist auch in China ein Thema – Kooperation mit Vertretern von Animals Asia

„Tierschutz. Da werden jetzt viele stutzen und sagen. Aber doch nicht in China. Die Chinesen essen Katzen und Hunde und verarbeiten die Galle von Bären zu Medizin“, sagt Karin Zhang, die diese Argumente natürlich immer wieder hört und die weiß, dass in China heute noch ganze Dörfer vom Pelzhandel leben. Ihre Argumentation: „Ganz ehrlich: Haben wir trotz aller aktiven Tierschützer nicht auch in Deutschland ein gewaltiges Tierschutz-Problem? Denken Sie nur an die schreckliche Massentierhaltung.“

In diversen Veranstaltungen berichtet die Deutsch-Chinesische Gesellschaft in Dortmund über das immer stärker werdende Engagement der chinesischen Tierschützer. Zur Seite stehen Karin Zhang und ihren Mitstreitern dabei große Tierschutzorganisationen. Beispielsweise beim Mondfest, das in China seit dem Altertum im August gefeiert wird und das in Dortmund in den „Kirchentag Mensch & Tier“ in der Pauluskirche eingebettet wurde. In Kooperation mit dem Dortmunder Tierschutzverein und der Tierschutzorganisation Animals Asia Foundation wurden die Gäste darüber informiert, wie sehr die Chinesen bei ihrem traditionellen Mondfest der Natur – und damit auch den Tieren – großen Respekt zollen.

Vertreter von Animals Asia waren zuvor bereits mehrfach Gast der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft in der Auslandsgesellschaft und informierten über die Lebensumstände und Vorgehensweisen von Tierschützern in China. Dazu gab es künstlerische Beiträge.

Oder noch ein Beispiel: Kunst, Kampfsport und Tierschutz wurden kombiniert bei einer weiteren Veranstaltung der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft, bei der chinesische Kalligrafie verkauft wurde, um den Kampf der Animals Asia Foundation gegen die Qualen in den chinesischen Mondbären-Farmen zu unterstützen.

„Die Chinesen denken um. Es gibt erste Protestaktionen im Zuge des Tierschutzes“

„In China ändert sich die Haltung zu den Tieren“, sagt Karin Zhang. Vor allem das Internet sei dabei eine große Hilfe. „Die Chinesen denken um. Es gibt erste Protestaktionen im Zuge des Tierschutzes. Und viele Stadtregierungen unterstützen den Tierschutzgedanken – wenn auch oft eher aus gesundheitlichen Aspekten.“

Karin Zhang, Deutsch-Chinesische Gesellschaft
Engagiert sich beim „Kirchentag Mensch & Tier“ in der Pauluskirche: Karin Zhang

Man könne in China nicht unbedingt das Gespräch auf das Thema „Menschenrechte“  bringen, räumt Karin Zhang ein. Aber man könne über den Tierschutz – und damit die Würde und den Respekt vor Leben – gefahrlos kommunizieren. Dennoch klammert die Deutsch-Chinesische Gesellschaft das Thema „Menschenrechte“ keineswegs aus. Gemeinsam mit  Amnesty International und den Ballettfreunden Dortmund gab es auch schon einen Gesprächsabend über dieses Thema. Prominenter Gesprächspartner war Dortmunds Ballettchef Xin Peng Wang.

Die Zuhörer sind fast immer Deutsche. Direkte Begegnungen mit Chinesen gibt es kaum. Hochbrisante Diskussionen auch nicht. „Ich bin keine Politikerin, aber nahe am Volk. Ich beschränke mich auf die Vermittlung meines Wissens über die Kunst und über die chinesische Haltung zu Sport und Gesundheit.“ Und dann gibt es ja auch noch den Natur- und Tierschutz. Deshalb ist die geplante Greenpeace-Veranstaltung zur Textilindustrie in China offiziell auch keine politische. „In China wird Kleidung für Deutschland hergestellt. Wir wollen darüber informieren, dass durch das chemisch verseuchte Wasser in China viele Tiere verenden und Menschen erkranken“, sagt die Leiterin des Länderkreises.

Sie hat sich vor Ort selbst ein Bild gemacht: Seit den 1990er-Jahren hat Karin Zhang viele Reisen nach China unternommen. „Die Reisen hatten berufliche Gründe. Ich wollte die chinesische Kunst, die Malerei, die Schriftkunst und auch die Sprache lernen“, erzählt die Diplom-Designerin. Auch dieses Wissen im Bereich der Kunst und Kultur gibt sie in Dortmund weiter. Etwa bei einer Ausstellung mit chinesischen Künstlern. Oder beim Unterricht von chinesischer Schriftkunst in verschiedenen Schulen.

In China weiß man nicht wirklich viel über die Deutschen“

Sie weiß aber: Es sind nicht in erster Linie künstlerische Aspekte, sondern wirtschaftliche Gründe, warum in Deutschland das Interesse an China wächst – und damit auch das Wissen über dieses Land.

In China dagegen wisse man nicht wirklich viel über die Deutschen, auch wenn man deutsche Gäste sehr freundlich behandle, schildert Karin Zhang. „Jedoch mit der Stadt Dortmund können die Chinesen etwas anfangen“, erzählt sie vergnügt. „Borussia Dortmund ist in der Volksrepublik sehr beliebt.“

Doch abgesehen von der Bewunderung für deutschen Fußball gibt es bedeutende Unterschiede. „Die beiden Länder, die Menschen, ihre Eigenschaften und Lebenssituation sind von ganz unterschiedlicher Geschichte und Kultur geprägt“, sagt Karin Zhang. Aber sie selbst sieht darin durchaus eine Chance: „Die innere Ruhe der Chinesen und ihr Durchhaltevermögen, gepaart mit der deutschen Ideenkraft und dem Willen, die Initiative zu ergreifen: Das hat eine riesige Zukunft!“ 

Zur Historie:
In den 1970er-Jahren erhalten Mitglieder der damaligen Rheinisch-Westfälischen Auslandsgesellschaft von chinesischen Behörden zwei Reisen in die Volksrepublik genehmigt. Die Idee zur Gründung einer Deutsch-Chinesischen Gesellschaft entsteht und wird 1979 auch umgesetzt. Die erste Vorsitzende wird Christa Frommknecht. Von Anfang an werden in Dortmund jährlich das chinesische Frühlingsfest und das Mondfest gefeiert. Einer der Höhepunkte: Die Deutsch-Chinesische Gesellschaft hat einen erheblichen Anteil daran, dass Dortmund seit 1991 mit Xian (4 Millionen Einwohner) auch eine Partnerstadt in China hat. In Zusammenarbeit mit der Reiseabteilung der Auslandsgesellschaft werden seitdem regelmäßig Studienreisen in diese Partnerstadt angeboten.

 

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