Die Erinnerung lebendig halten – Sonderausstellung im MKK beleuchtet die Geschichte der I.G. Farben AG zur NS-Zeit

Ansicht des Werksgeländes der I.G. Farben nahe Auschwitz. Foto: Bundesarchiv
Ansicht des Werksgeländes der I.G. Farben nahe Auschwitz. Foto: Bundesarchiv

In der Zeit vom 27. Januar bis zum 7. April 2019 präsentiert das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in der Dortmunder Innenstadt eine interessante Sonderausstellung. Sie befasst sich mit der Rolle des I.G Farben-Konzerns (Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG) im nationalsozialistischen Deutschland und beleuchtet die Geschichte zwangsrekrutierter ArbeiterInnen aus dem firmeneigenen Konzentrationslager Buna-Monowitz, bekannter unter dem Titel Auschwitz 3. Tausende kamen durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Tode oder wurden in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Unter ihnen befanden sich auch Insassen des Deportationstransports, der am 2. März 1943 Dortmund in Richtung Auschwitz verlassen hatte. Die Ausstellung zeichnet Entstehung, Betrieb und Auflösung des KZ Buna-Monowitz nach.

Besuch der Ausstellung und aller begleitenden Veranstaltungen ist kostenfrei

Erinnerungsgang zum Holocaustgedenktag des Bündnis Dortmund gegen Rechts und des VVN
Seit Befreiung des KZ Auschwitz 1945 ist der 27. Januar der Internationale Holocaustgedenktag. Foto: Klaus Hartmann

Um ein umfassendes historisches Bild zu liefern, wird die Ausstellung von zahlreichen zusätzlichen Programmpunkten begleitet. Der Beginn der Ausstellung wurde nicht zufällig auf den 27. Januar gelegt, denn dieser Tag ist der Internationale Holocaustgedenktag, an dem vor 69 Jahren das Konzentrationslager Auschwitz von Truppen der Roten Armee befreit wurde.

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Neben der Ausstellungseröffnung um 11 Uhr wird es an diesem Sonntag einen Vortrag von Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls für die Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, unter dem Titel „Auschwitz . Eine Stadt und ihr Lager“ geben.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung ist kostenfrei. Auch der Besuch der Ausstellung an sich ist gratis. Für die öffentlichen Führungen wird eine Gebühr von drei Euro pro Person fällig. Die Öffnungszeiten der Ausstellung können die interessierten LeserInnen im Anhang des Artikels nachlesen. Schulklassen und Gruppen können sich über die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache anmelden. Die Kontaktdaten hierfür befinden sich ebenfalls im Anhang des Artikels.

Fiktive Familiensaga mit Starbesetzung über Aufstieg und Fall der I.G Farben

Filmplakat zum Mehrteiler „Väter und Söhne“. Foto: MKK
Filmplakat zum Mehrteiler „Väter und Söhne“. Foto: MKK

Die nächste Zusatzveranstaltung findet am 8. Februar statt. Diesmal wird es eine Filmvorführung im Kino des Dortmunder U sein. In dem Mehrteiler „Väter und Söhne“ erzählt Regisseur Bernhard Sinkel mit Starbesetzung (unter anderem Burt Lancaster, Herbert Grönemeyer und Bruno Ganz) die Geschichte der I.G. Farben von 1911 bis 1947 als fiktive Familiensaga. Die Teile bauen chronologisch aufeinander auf, jeder Spielfilm steht jedoch für sich.

Teil 1 mit dem Titel „Lieb Vaterland“ beginnt am 8. Februar um 17 Uhr und befasst sich mit der Zeit von 1911 bis 1916. Teil 2 „Der Konzern“ wird anschließend um circa 20 Uhr beginnen. Beide Filme haben jeweils eine Länge von rund 120 Minuten. Am Tag darauf, Samstag, den 9. Februar werden die zwei abschließenden Teile „Macht und Ohnmacht“ und „Auf Ehre und Gewissen“ gezeigt und verfolgen die Geschichte der Familiensaga bis ins Jahr 1947.

Am Donnerstag, den 21. Februar 2019 ist Dr. Florian Schmaltz vom Max-Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin zu Gast im MKK. Um 18.30 Uhr beginnt er seinen Vortrag, in dem er den aktuellen Forschungsstand zum Häftlingseinsatz der I.G.-Farben im Konzentrationslager Buna-Monowitz erläutert.

Ist das ein Mensch? Lesung zum Leben und Schaffen des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi

Der Holocaust-Überlebende Primo Levi verfasste mit „Ist das ein Mensch?“ nach Kriegsende eines der eindrücklichsten Zeitzeugnisse der Hölle von Auschwitz. Foto:
Der Holocaust-Überlebende Primo Levi verfasste mit „Ist das ein Mensch?“ nach Kriegsende eines der eindrücklichsten Zeitzeugnisse der Hölle von Auschwitz. Foto: Wikipedia

Er wird Ergebnisse zur Forschung der vielfältigen Kooperation zwischen Unternehmensführung und SS präsentieren und die Entwicklungen des Lagers in den Kriegsjahren nachzeichnen. Von der Umsiedlung der lokalen, jüdischen und polnischen Bevölkerung über den Häftlingseinsatz und die Errichtung eines Außenkommandos von Häftlingen bis hin zum Betrieb des Konzentrationslagers Buna-Monowitz, erläutert er das Schicksal der überwiegend jüdischen Häftlinge und berichtet auch über deren Häftlingswiderstand und die Todeszahlen im Lager.

Wer sich schon einmal intensiver mit den Vernichtungslagern im besetzten Polen, insbesondere mit Auschwitz beschäftigt hat, dem ist der Name Primo Levi ein Begriff. Der italienische Schriftsteller und Chemiker, der als Holocaust-Überlebender die Hölle von Auschwitz am eigenen Leibe erfahren hatte, hat mit seinem autobiografischen Bericht „Ist das ein Mensch?“ einen Meilenstein der Holocaust-Literatur geschaffen. Äußerst sensibel, eindringlich und mit einer unerwarteten Klarheit seziert er das perfide System der Denunzierung, Unterdrückung, Ausbeutung Misshandlung und Verleumdung. 

Das System der Entmenschlichung der Opfer und der Effekt auf diese

Esther Bejarano überlebte die Hölle von Auschwitz-Birkenau. Foto: Alex Völkel
Das Grauen von Auschwitz darf nicht in Vergessenheit geraten. Foto: Alex Völkel

Er beschreibt den Zivilisationsbruch, der durch den nationalsozialistischen Staat mit dem Ziel der Entmenschlichung der Opfer vollzogen wurde und vor allem auch die schrecklichen Auswirkungen, die diese verbrecherischen Repressalien auf die Häftlinge hatten, die sich zu großen Teilen gar nicht mehr als menschliche Wesen wahrnahmen und ihre eigenen Identitäten anzweifelten.

Unter dem Titel „Doch erzählen müssen wir“ erhält das Publikum im MKK am 8. März 2019 um 18 Uhr einen Einblick in das literarische Werk Primo Levis. Der international bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel wird ausgewählte Texte des 1987 verstorbenen Italieners vortragen, die Zeugnis davon ablegen, dass das Erleben Auschwitz die Opfer ihr Leben lang begleitet und prägt.

Außerdem wird der stellvertretende Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Dr. Markus Roth, einen Vortrag über Leben und Schaffen Primo Levis halten.

Vortrag zur aktuellen Lage und historischen Entwicklung des Phänomens Antisemitismus

Das Geschwür des Antisemitismus bedroht die jüdische Kultur schon seit Jahrtausenden. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, warum es aktuell wieder in vielen unterschiedlichen Nationen und Kulturen wuchert. Foto: Alex Völkel
Das Geschwür des Antisemitismus bedroht die jüdische Kultur schon seit Jahrtausenden. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, warum es aktuell wieder in vielen unterschiedlichen Nationen und Kulturen wuchert. Foto: Alex Völkel

Am 21. März wird der Antisemitismusexperte Prof. Dr. Samuel Salzborn einen Vortrag halten, der sich unter dem Titel „Antisemitismus heute“ auf historische Spurensuche begibt. Welche Entwicklungen und Prozesse haben dazu geführt, dass der Antisemitismus heute wieder, keine 70 Jahre nach Kriegsende, zur Ideologie- und Kultur-übergreifenden globalen Integrationsideologie von Islamisten, Neonazis, Globalisierungsfeinden und Antiimperialisten geworden ist, deren Hauptfeindbild die Existenz des Staates Israel darstellt?

Mit einer musikalischen Hommage an Fritz Löhner-Beda wird am 21. März 2019 das Andenken an den österreichischen Schriftsteller und Schlagertexter geehrt. Löhner-Beda wurde im April 1938 in Wien verhaftet und mit dem ersten sogenannten Prominententransport nach Dachau deportiert. Später gelangte er über Buchenwald nach Auschwitz, wo er für die I.G. Farben beim Aufbau ihrer Fabrik Zwangsarbeit leisten musste. 

Am 4. Dezember 1942 wurde er in der Fabrik erschlagen, nachdem eine Gruppe inspizierender I.G.-Farben-Direktoren die Arbeitsleistung des erkrankten 59-Jährigen bemängelt hatte. Am 21. März um 18.30 Uhr verneigen sich die Sopranistin Katrin Fuchs und der Tenor Andreas Sauerzapf im MKK in einer musikalischen Hommage vor dem Leben und Wirken von Fritz Löhner-Beda.

Gedenken an die jüdische Familie Frankenthal aus Dortmund

Im griechischen Ioannina werden die von Juden deportiert. Foto: Wetzel/Bundesarchiv
Wie der Familie Frankenthal erging es Millionen von Juden in Europa, die deportiert wurden. Foto: Wetzel/Bundesarchiv

Die letzte Zusatzveranstaltung der Ausstellung findet am 4. April 2019 um 18.30 Uhr statt. Sie ist für Dortmunder BürgerInnen besonders interessant, denn sie erinnert an die Brüder Hans und Ernst Frankenthal, die am 2. März 1943 mit ihrer Familie vom Dortmunder Südbahnhof in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt worden waren.

Während ihre Eltern vermutlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden, wählte die SS die zwei Brüder an der „Rampe“ vor den Toren Birkenaus zur Zwangsarbeit auf der Baustelle der I.G. Farben aus. Sie kamen ins Lager Auschwitz-Monowitz. Beide überlebten die schwere Arbeit und die spätere „Evakuierung“ des Lagers und kehrten nach Schmallenberg im Sauerland zurück. Ernst Frankenthal starb 1993 in Münster, sein jüngerer Bruder Hans 1999 in Dortmund.

Der Abend im MKK ist der Erinnerung an die Brüder Frankenthal gewidmet. Sequenzen aus Video-Interviews und Passagen aus den Lebenserinnerungen Hans Frankenthals („Verweigerte Rückkehr. Erfahrungen nach dem Judenmord.“) werden in den historischen Kontext eingebettet. An der Umsetzung des Programms für diesen Abend sind Daniel Lörcher vom BVB und Andreas Kahrs vom Bildungswerk Stanisław Hantz beteiligt, es liest der Journalist Gregor Schnittker.

„Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“ ist eine Ausstellung des Fritz-Bauer-Instituts Frankfurt. Die Präsentation der Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des MKK und der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Verbindung mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V., der Auslandsgesellschaft.de e.V. und der Volkshochschule Dortmund. Ausstellung und Begleitprogramm werden gefördert von Borussia Dortmund und Evonik.

Weitere Informationen:

Der Zugang zur Ausstellungshalle ist mit dem Rollstuhl möglich.

Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag von  10 bis 17 Uhr 
Donnerstag 10 bis 20 Uhr
Samstag 12 bis 17 Uhr

Anmeldung für Schulkassen und Gruppen
über die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Tel. 0231/ 50-2 50 02
(Dienstag bis Sonntag 10 -17 Uhr)

Eintrittspreise:
Der Eintritt für die Ausstellung ist frei.
Für die öffentlichen Führungen ist eine Gebühr von 3 Euro pro Person fällig.
Die Veranstaltungen sind kostenlos.

Informationen zur Ausstellung:
Tel.: 0231/ 50-26028 oder info.mkk@stadtdo.de

Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Hansastraße 3
44137 Dortmund
Tel.. 0231/50-25522
www.mkk.dortmund.de

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Reaktionen

  1. MKK Dortmund

    MKK-Ausstellung „Die I.G. Farben und das KZ Buna-Monowitz“: Vortrag zum aktuellen Forschungsstand

    In seinem Studio zeigt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte noch bis 7. April die Ausstellung „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz. Wirtschaft und Politik im Nationalsozialismus.“ Im Begleitprogramm spricht am Donnerstag, 21. Februar, 18.30 Uhr Dr. Florian Schmaltz in der Rotunde über den Forschungsstand und die Kontroversen rund um den Häftlingseinsatz im Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz. Der Eintritt ist frei, der Vortrag kostenlos.

    Der Vortrag geht auf die Gründe und Folgen der Standortentscheidung der I.G. Farbenindustrie ein, ab Frühjahr 1941 das damals größte Chemiewerk Europas in Auschwitz zu errichten. Die Unternehmensspitze und die SS kooperierten hierbei auf vielfältige Weise bei der Zwangsumsiedlung der lokalen polnischen und jüdischen Bevölkerung, dem Häftlingseinsatz, der Einrichtung eines Außenkommandos von Häftlingen und ab Oktober 1942 beim Betrieb des Konzentrationslagers. Der Vortrag wird auf die Entwicklung der Lagerstärke, die Herkunft der überwiegend jüdischen Häftlinge, deren Arbeitsbedingungen auf der Werksbaustelle der I.G. Auschwitz, den Häftlingswiderstand und die Todeszahlen des Lagers eingehen.

    Der Referent Dr. Florian Schmaltz kommt vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.

    Eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts Frankfurt. Für die Präsentation kooperieren das MKK und die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V., der Auslandsgesellschaft.de e.V. und der VHS Dortmund. Ausstellung und Begleitprogramm werden gefördert von Borussia Dortmund und Evonik.

    Museum für Kunst und Kulturgeschichte
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  2. Ulli Sander

    Als aus Degussa/Degesch/Zyklon B EVONIK wurde (Pressemitteilung)

    Sponsoren für den Sport und für die Massenvernichtung

    In die militarisierte Gesamtgesellschaft Deutschlands nach 1945 passten sich die IG Farben- und Degussa- wie Degesch-Nachfolger gut ein.

    Die Friedensbewegung enthüllt sehr oft, und das ist gut so, die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Rüstungsproduktion, vor allem Rheinmetall sei hier das Stichwort. Doch es gibt auch die IG Farben Nachfolger, die hier zu nennen sind. Zum Beispiel EVONIK. Was produziert EVONIK? Nach einigen Stufen fand man auf derWebSeite des Konzerns bis zum 9. März 2019 die Auskunft: Plexiglas und anderes. Unter anderem ist EVONIK ganz zweifellos ein Rüstungskonzern. Und er rüstet Bundeswehr und Polizei aus – doch dieser Hinweis wurde jetzt bei Wikipedia gestrichen. Hängt es mit dem Plan zusammen, den Konzern umzubauen, rund ein Zehntel der Produktion und der Beschäftigtenzahl (bisher 35.000) abzubauen durch Verkauf? Allemal gilt: EVONIKs wirtschaftliche Kraft gründete auf der Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Der Konzern räumt dies auch alles ein: Siehe auch:

    https://history.evonik.com/sites/geschichte/de/nationalsozialismus/degussa-ns/

    Ausrüster von Polizei und Militär

    Die Schilde, die uns (und auch den Fans, die mit dem EVONIK-BVB-Trikot herumlaufen) seitens der Polizei entgegengehalten werden, können durchaus von EVONIK stammen, die Knüppel auch, zumindest die Grundstoffe. Und in der Rüstung dürfte Plexiglas heute fast ebenso große Bedeutung wie Stahl haben. EVONIK gab bisher auf einer seiner Seiten bekannt: Wir sind wichtig im Fahrzeugbau und Maschinenbau, und dann wörtlich: „In der Schutzverglasung (Militär, Polizei, Einbruchsschutz …) kommen Plexiglas-Produkte ebenfalls häufig zum Einsatz.“

    Und noch etwas ist zu beachten, wenn von EVONIK die Rede ist.

    Ehemalige Finanziers Hitlers, Ausbeuterbetriebe von Zwangsarbeitern und Kriegsgewinnerfirmen beziehungsweise ihre Nachfolger, sie gehören zu den Förderern der AfD. Indirekt auch EVONIK.
    Der Essener Konzern ist der Zusammenschluss von IG Farben Nachfolgern, von Degussa und der Ruhrkohle. Und auch von Degesch. EVONIK machte ein gutes Geschäft, in dem es seinen Firmennamen von der Bezeichnung Degussa befreite und diesen Namen verkaufte.

    Degussa wurde vor einigen Jahren zu einer eigenen Firma, die im Goldgeschäft unterwegs ist. Die Süddeutsche Zeitung berichtete über die guten Beziehungen des Bankhauses von Finck und der Degussa zur AfD, die eine eigene Goldhandelsabteilung unterhielt. Degussa bedeutete „Gold- und Silberscheideanstalt“; sie vermarktete einst – zu Degussa-Zeiten – das Zahngold aus den Vernichtungslagern und lieferte über die Tochterfirma Degesch – ausgeschrieben „Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung“ – das Zyklon B für die Gaskammern zum Beispiel in Auschwitz.

    Über Finck berichtete die „Welt“: Er unterstützt den Wahlkampf der AfD, u.a. durch seine neuen Anteile an Degussa.

    Wiederholt sich die Geschichte?

    Nach 1945 wurden einige wenige industrielle Förderer der Nazis als Kriegsverbrecher angeklagt. Sie kamen bald wieder frei; Krupp und Flick bekamen ihr Vermögen zurück. Krupp schwor, nie wieder an der Aufrüstung mitzuwirken, heute bettelt der Konzern Thyssen-Krupp um Aufträge im U-Boot-Bau. Finck senior wurde im Krieg und danach einer der reichsten Bankiers mit dem größten Geld- und Grundstücksvermögen. Sein Sohn ist nun wieder dabei, wenn es gilt,  ultrarechte Kräfte zu fördern.

    Dazu sollte aber auch gefragt werden: Wer da die Büchsen mit dem Zyklon B anwandte, kann der noch bestraft werden? Ja, das entnehmen wir den Prozessen gegen hochbetagte KZ-Aufseher. Aber wer sie herstellte und lieferte, der nicht? Es lieferte unter anderem die IG Farben und Degussa, noch heute gibt es die Nachfolger der IG und Degussa: Bayer und Evonik. IG Farben und Degussa betrieben gemeinsam Degesch, den Zyklon B-Hersteller; Nachfolger von Degussa ist, wie wir sahen, EVONIK (Essen). Und der Name dieses Nachfolgekonzerns der Täter steht auf den Trikots vieler tausend Sportfreunde in Dortmund, wenn der BVB spielt. Niemand denkt sich etwas dabei.

    Sollte man sich nicht genauer damit befassen? Und sollte man nicht genauer hinsehen, wenn einem die Degussa-Gold-Werbeprospekte ins Haus flattern. Wer dort Gold kaufte, förderte die AfD.

    Mord verjährt nicht – oder doch, wenn der Mörder eine große Firma ist? Ein Sponsor im Sport und ein Profiteur an der Rüstung.

  3. MKK Dortmund (Pressemitteilung)

    „Antisemitismus heute“: Vortrag im Museum für Kunst und Kulturgeschichte

    „Antisemitismus heute“ ist Thema und Titel eines Vortrags am Donnerstag, 21. März, 18.30 Uhr in der Rotunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte: Prof. Samuel Salzborn spricht über die Ausweitung und Radikalisierung von Antisemitismus seit den islamistischen Terroranschlägen von 9/11, die der Referent jenseits alter Abgrenzungen zwischen den politischen Spektren wahrnimmt.

    Seine These: Antisemitismus ist zur globalen Integrationsideologie von Islamisten, Neonazis, Globalisierungsfeinden und Antiimperialisten geworden und richtet sich gegen das Hauptfeindbild Israel. Samuel Salzborn analysiert diese Entwicklung, ihre historischen und theoretischen Hintergründe und die wesentlichen Entwicklungen im aktuellen Antisemitismus.

    Prof. Dr. Samuel Salzborn ist Gastprofessor am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Kürzlich erschien sein Buch „Globaler Antisemitismus. Eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne.“

    „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“ ist eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts Frankfurt. Für die Präsentation kooperieren das MKK und die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V., der Auslandsgesellschaft.de e.V. und der VHS Dortmund. Ausstellung und Begleitprogramm werden gefördert von Borussia Dortmund und Evonik.

    Museum für Kunst und Kulturgeschichte
    Hansastraße 3, 44137 Dortmund
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    http://www.facebook.com/mkkdortmund

  4. MKK Dortmund (Pressemitteilung)

    „Aus Dortmund nach Auschwitz“: Ein Abend im MKK erinnert an die Brüder Hans und Ernst Frankenthal

    Im Alter von 16 und 18 Jahren wurden Hans und Ernst Frankenthal mit ihrer Familie am 2. März 1943 vom Dortmunder Südbahnhof in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Während ihre Eltern vermutlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden, wählte die SS die Brüder an der „Rampe“ vor der Toren Birkenaus zur Zwangsarbeit auf der Baustelle der I.G. Farben aus. Sie kamen ins Lager Auschwitz-Monowitz. Beide überlebten die schwere Arbeit und die spätere „Evakuierung“ des Lagers und kehrten nach Schmallenberg im Sauerland zurück. Ernst Frankenthal starb 1993 in Münster, sein jüngerer Bruder Hans 1999 in Dortmund.

    Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte erinnert an die Brüder und ihre Geschichte: Der Abend „Aus Dortmund nach Auschwitz“ am Donnerstag, 4. April, 18.30 Uhr in der Rotunde des MKK ist ihnen gewidmet. Sequenzen aus Video-Interviews und Passagen aus den Lebenserinnerungen Hans Frankenthals („Verweigerte Rückkehr. Erfahrungen nach dem Judenmord“) werden in den historischen Kontext eingebettet. Den Abend gestalten Daniel Lörcher (BVB) und Andreas Kahrs (Bildungswerk Stanisław Hantz), es liest der Journalist Gregor Schnittker. Der Eintritt ist frei.

    „Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“ ist eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts Frankfurt. Für die Präsentation kooperieren das MKK und die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V., der Auslandsgesellschaft.de e.V. und der VHS Dortmund. Ausstellung und Begleitprogramm werden gefördert von Borussia Dortmund und Evonik.

    Museum für Kunst und Kulturgeschichte
    Hansastraße 3, 44137 Dortmund
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