Die Beschäftigungsquote bei Deutschen und Nicht-Deutschen steigt in Dortmund gleichermaßen

Beschäftigtenquoten nach Staatsangehörigkeiten 2006 - 2013 (Sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte in % der 15- bis unter 65-Jährigen). Quelle: Do-Statistik
Beschäftigtenquoten nach Staatsangehörigkeiten 2006 – 2013.  Quelle: Do-Statistik

Je länger die Zuwanderungsgeschichte, desto höher die Beschäftigungsquote. Das ist die Quintessenz einer jetzt veröffentlichten Betrachtung von DortmundStatistik.

28.000 Dortmunderinnen und Dortmunder mit einem ausländischen Pass arbeiten

Rund 28.000 Dortmunderinnen und Dortmunder mit ausländischem Pass waren Mitte 2013 sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt. Das waren rund 6.000 mehr als noch Mitte 2008.

Die Beschäftigtenquote ist bei diesem Personenkreis um 5,9 Prozentpunkte und damit sogar etwas stärker gestiegen als bei der deutschen Bevölkerung.

Ungeachtet dessen bleibt das Beschäftigungsniveau mit einer Quote von 43,8 Prozent deutlich hinter dem der deutschen Bevölkerung mit 62,2 Prozent zurück.

Relation sozialversicherungspflichtig zu geringfügig Beschäftigten 2013. Quelle: Do-Statistik
Relation sozialversicherungspflichtig zu geringfügig Beschäftigten 2013. Quelle: Do-Statistik

Höhere Beschäftigungsquote bei Menschen aus klassischen „Gastarbeiter“-Ländern

Die Dortmunder Statistik hat diese Befunde jetzt um den Blick auf einzelne Staatsangehörigkeiten erweitert.

Dabei zeigt sich, dass die Integration in den Arbeitsmarkt mit der Zuwanderungstradition steigt: Fast die Hälfte der Italiener, Spanier, Griechen, Türken und Marokkaner im Erwerbsalter sind beschäftigt. „Menschen aus den klassischen Gastarbeiter-Ländern fällt es deutlich leichter, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, unterstreicht Rechtsdezernentin Diane Jägers.

Die polnischen und ukrainischen Staatsangehörigen haben 2013 die 40%-Quote überschritten. Dabei verzeichnen die Polen mit einer um mehr als 16 Prozentpunkte höheren Quote den stärksten Anstieg seit 2006. Deutlich dahinter zurück bleiben –  auch aufgrund der rechtlichen Restriktionen – die „jüngsten“ Zuwanderergruppen aus Bulgarien und Rumänien.

 Arbeitslosenraten nach Staatsangehörigkeiten 2007 - 2013 (Registrierte Arbeitslose in % der 15- bis unter 65-Jährigen) Quelle: Do-Statistik
Arbeitslosenraten nach Staatsangehörigkeiten 2007 – 2013. Quelle: Do-Statistik

Die Arbeitslosenquote unter zugewanderten Spaniern in Dortmund steigt an

Die nicht Beschäftigten können Arbeitslose oder Nicht-Erwerbspersonen sein. Beide Anteile sind bei der nicht-deutschen Bevölkerung höher als bei der deutschen. Bei den Arbeitslosen betrug der Abstand 2013 rund 7, bei den Nicht-Erwerbspersonen rund 11 Prozentpunkte.

Die Arbeitslosenraten sind mit ca. 20 Prozent vergleichsweise hoch bei ukrainischen, marokkanischen und türkischen Staatsangehörigen, bei den spanischen Staatsangehörigen dagegen erst seit 2013 höher als bei den Deutschen.

Als Ursachen sieht Jägers die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und den verstärkten Zuzug von Menschen aus Nordafrika, die mit spanischen Papieren nach Deutschland kämen. Teils hätten diese schon zehn Jahre in Spanien gelebt und gearbeitet. Wegen der Wirtschaftskrise hatten sie dort ihre Arbeit verloren.

Rechtliche Restriktionen bremsten bei „jüngsten“ Zuwanderergruppen aus Bulgarien und Rumänien

Dies ist auch ein Grund, warum verstärkt bulgarische und rumänische Roma in Deutschland und in Dortmund ankommen. Sie fanden zuletzt in Italien, Spanien und Portugal keine Arbeit mehr. Allerdings werden Zugehörigkeiten wie zur Roma-Community nicht erfasst. Die Statistik weist nur die Nationalitäten auf.

Insgesamt waren zum Jahreswechsel 6580 Menschen aus Bulgarien und Rumänien in Dortmund gemeldet. Sie verteilen sich sehr ungleichmäßig über das Stadtgebiet: 4009 von ihnen wohnen in der Nordstadt, 2640 davon sogar unmittelbar im Bereich des Nordmarkts.

Sie weisen allerdings bisher noch niedrige Arbeitslosen-Raten auf. Dies liegt allerdings an den bisherigen Zugangsbeschränkungen für Bulgaren und Rumänen. Für sie gilt erst seit dem 1. Januar 2014 die volle Freizügigkeit.

SGB II-Quoten nach Staatsangehörigkeiten 2007 - 2013 (in % der unter 65-Jährigen) Quelle: Do-Statistik
SGB II-Quoten nach Staatsangehörigkeiten 2007 – 2013. Quelle: Do-Statistik

Grundsicherung: Höchster Anteil bei Menschen aus der Ukraine und Morokko

Jeder sechste Deutsche und jeder dritte Nicht-Deutsche unter 65 Jahren ist auf Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II angewiesen. Die höchsten Anteile weisen mit rund 50 Prozent die Ukraine und Marokko auf, Rumänien und Bulgarien die niedrigsten.

Auffällig ist auch hier ein starker Anstieg bei der spanischen Bevölkerung zwischen 2011 (17,7 Prozent) und 2013 (38,7 Prozent).

Interessant ist der Vergleich zwischen den stadtweiten Zahlen für Dortmund und denen für die Nordstadt: Die Arbeitslosigkeit insgesamt liegt in Dortmund bei 12,8 Prozent, in der Nordstadt bei 25,1 Prozent. Die Quote der SGB II-Bezieher („Hartz IV“) liegt stadtweit bei 17,6 Prozent, in der Nordstadt bei 37 Prozent.

Zoerner: „Es gibt keine vernünftige Alternative zur Integration.“

Allerdings warnt Sozialdezernentin Birgit Zoerner – zuletzt  bei der Diskussionsveranstaltung „Watt Sache is“ der katholischen Kirche in der Nordstadt – vor einer Unterscheidung zwischen „guter und böser Zuwanderung“.

Während die Flüchtlinge eine Willkommenskultur erlebten, erlebten die Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien häufig Ablehnung. „Aber das sind Menschen wie wir. Mit einer eigenen Geschichte, Träumen und Hoffnungen“, so Zoerner. „Wir müssen mit der Zuwanderung umgehen. Es gibt keine vernünftige Alternative zur Integration.“

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